Garten im Herbst: Was dein Garten jetzt WIRKLICH braucht (und was nicht)
Für viele ist der Herbst ja so eine Art Abschied vom Garten. Alles wird braun, die Saison ist vorbei, Klappe zu. Aber ganz ehrlich? Für uns Gärtner ist das die wichtigste Zeit des Jahres. Was wir jetzt anpacken, entscheidet darüber, ob der Garten im nächsten Frühling explodiert oder eher müde vor sich hin dümpelt. Es geht dabei nicht nur ums Aufräumen – im Gegenteil!
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Ich sehe es leider immer wieder: Gärten, die im Herbst regelrecht „totgeräumt“ werden. Jeder Halm wird abgeschnitten, jedes Blatt panisch vom Boden gekratzt. Am Ende liegt die Erde nackt und schutzlos da. Das ist einer der größten Fehler, den man machen kann. Lass uns mal schauen, wie wir es richtig machen – mit Köpfchen und für einen gesunden Garten.
Der Boden: Das Fundament für die nächste Saison
Alles fängt beim Boden an. Ist der Boden fit, sind es die Pflanzen auch. Der Herbst ist die perfekte Gelegenheit, ihm etwas Gutes zu tun. Die Erde ist noch warm vom Sommer, aber es wird wieder feuchter. Ideale Bedingungen für all die kleinen Helfer – Regenwürmer und Mikroorganismen –, die jetzt für uns arbeiten.

Laub ist pures Gold, kein Müll!
Die meisten Leute hassen Laub. Sie rechen es zusammen und stopfen es in Säcke. Das ist, als würdest du den besten und kostenlosen Dünger einfach wegwerfen. Verrückt, oder? Wir nutzen es clever:
- Als schützende Decke (Mulch): Verteile eine 5-10 cm dicke Schicht Laub unter Hecken, auf den Staudenbeeten und um Bäume herum. Das schützt die Wurzeln vor starkem Frost, hält die Feuchtigkeit im Boden und unterdrückt Unkraut. Die Regenwürmer lieben das Zeug, ziehen es in die Erde und lockern dabei den Boden auf. Übrigens: Laub von Ahorn, Birke, Linde oder Obstbäumen zersetzt sich super schnell. Eichen- und Walnusslaub braucht wegen der Gerbsäure länger, das ist aber kein Problem – einfach dünner aufbringen oder für den speziellen Kompost nutzen.
- Für eigenen Laubkompost: Wenn du viel Eichen- oder Walnusslaub hast, mach einen separaten Haufen daraus. Ein einfacher Rahmen aus Drahtgeflecht in einer schattigen Ecke reicht schon. Laub rein, etwas anfeuchten, fertig. Kleiner Tipp: Mische eine Schaufel fertigen Kompost oder etwas Gesteinsmehl darunter, das beschleunigt den Prozess. Nach ein, zwei Jahren hast du perfekte, leicht saure Erde für Rhododendren, Azaleen oder Heidelbeeren.

Gründüngung: Die lebende Decke für deine Beete
Abgeerntete Gemüsebeete sollten niemals nackt über den Winter gehen. Wind und Regen würden die wertvolle Erde abtragen. Stattdessen säen wir eine Gründüngung. Das sind Pflanzen, die schnell wachsen und den Boden mit ihren Wurzeln lockern.
Meine Favoriten für die Aussaat im September sind:
- Phacelia (Bienenfreund): Die friert im Winter einfach ab und ihre Reste bleiben als Schutzschicht auf dem Beet liegen. Im Frühjahr arbeitest du sie einfach oberflächlich ein. Super unkompliziert. Rechne mit etwa 5 Gramm Samen pro Quadratmeter.
- Winterroggen: Extrem robust, wächst auch bei Kälte und lockert mit seinen tiefen Wurzeln selbst verdichteten Boden. Muss im Frühjahr aber vor der Blüte abgemäht werden.
Solche Saatmischungen findest du in jedem Gartencenter oder online, oft schon für unter 5 Euro pro Päckchen.
Kompost: Das schwarze Gold ausbringen
Jetzt ist auch die Zeit, den reifen Kompost zu verteilen. Guter Kompost riecht nach frischer Walderde. Wirf ihn einfach 2-3 cm dick auf die leeren Beete. Du musst ihn nicht mal einarbeiten, das erledigen die Regenwürmer für dich. Achtung: Nur wirklich reifen Kompost verwenden! Wenn er noch warm ist oder komisch riecht, lass ihn lieber noch liegen, sonst schadet er den Pflanzenwurzeln.

Pflanzen & Gehölze: Weniger ist jetzt oft mehr
Beim Thema Herbstschnitt wird viel falsch gemacht. Ein radikaler Kahlschlag sieht vielleicht ordentlich aus, schadet aber dem Garten. Viele Stängel bieten Insekten ein Winterquartier und sehen mit Raureif überzogen einfach fantastisch aus.
Stauden einfach mal stehen lassen
Hier gilt die Devise: Schneide nur, was weg muss. Also kranke Blätter oder von Pilz befallene Triebe – die gehören in den Hausmüll, nicht auf den Kompost. Alles andere, was noch Struktur hat, wie Sonnenhut, Fetthenne oder Gräser, bleibt stehen. Das gibt dem Garten im Winter ein Gesicht und die Vögel finden noch ein paar Samen.
Nur matschige Stauden wie Funkien schneiden wir eine Handbreit über dem Boden ab, damit nichts fault.
Rosen winterfest machen – aber richtig!
Bitte schneide deine Rosen im Herbst nicht stark zurück! Das regt sie nur zu neuem Wachstum an, das vor dem Frost nicht mehr reif wird und dann erfriert. Wir machen das anders:

- Nur das Nötigste kürzen: Lange Triebe, die im Wind peitschen und brechen könnten, werden etwa um ein Drittel eingekürzt. Mehr nicht.
- Blätter abstreifen: Alle Blätter entfernen, besonders wenn sie Flecken haben (Sternrußtau etc.). So verhinderst du, dass Pilzsporen im Boden überwintern.
- Anhäufeln: Das ist die Lebensversicherung für deine Rose! Häufle die Basis etwa 15-20 cm hoch mit einer Mischung aus Gartenerde und Kompost an. Das schützt die empfindliche Veredelungsstelle vor dem Durchfrieren. Ein paar Tannenzweige drüber bieten zusätzlichen Schutz.
Herbst ist Pflanzzeit!
Für wurzelnackte Gehölze, Hecken und Obstbäume ist jetzt die absolut beste Pflanzzeit. Der Boden ist noch warm, die Pflanzen können in Ruhe Wurzeln bilden und starten im Frühling voll durch.
Ein Profi-Tipp zur Pflanzung: Das Loch immer doppelt so breit wie der Wurzelballen. Bei schwerem Lehmboden mischst du etwas Sand unter die Aushuberde, um Staunässe zu vermeiden. Bei sehr sandigem Boden hilft reichlich Kompost, das Wasser besser zu halten. Nach dem Einpflanzen kräftig wässern (ruhig 10-20 Liter!), damit die Erde an die Wurzeln gespült wird.

Der Rasen: Ein letztes Verwöhnprogramm
Dein Rasen braucht jetzt eine andere Pflege als im Sommer, um gut durch den Winter zu kommen.
- Der letzte Schnitt: Mähe so lange, wie der Rasen wächst, oft bis in den November. Die letzte Schnitthöhe sollte bei etwa 4-5 cm liegen. Kürzer macht ihn frostempfindlich, länger fördert Pilzkrankheiten unter dem Schnee.
- Der richtige Dünger: Bloß keinen normalen Rasendünger mehr! Der Stickstoff darin würde ihn nur weich und anfällig machen. Nimm einen speziellen Herbstdünger mit viel Kalium. Such nach einem NPK-Verhältnis von etwa 5-5-15. Kalium wirkt wie ein Frostschutzmittel für die Gräserzellen. Ein Sack für 100 qm kostet je nach Marke zwischen 15 und 30 Euro.
- Laub muss runter: Anders als auf den Beeten hat Laub auf dem Rasen nichts zu suchen. Es nimmt Licht und Luft, darunter fault das Gras. Also regelmäßig abrechen.
Wasser im Garten: Frostsprengungen vermeiden
Gefrierendes Wasser hat eine unglaubliche Kraft. Wenn du hier nicht aufpasst, wird es im Frühjahr teuer.

Teich & Pumpen
Spann ein Laubschutznetz über den Teich, bevor die Blätter fallen. Das erspart dir mühsames Keschern. Schneide abgestorbene Wasserpflanzen zurück, aber lass Schilf stehen – die Halme sichern den Gasaustausch bei Eisdecke. Und jetzt kommt das Wichtigste: Nimm Pumpen und Filter aus dem Wasser! Ich hatte mal einen Kunden, der seine teure Pumpe (über 300 €!) im Teich gelassen hat. Im Frühling war sie vom Eis geplatzt. Totalschaden. Also: Raus damit, sauber machen und frostfrei lagern.
Keine Zeit für alles? Mein Quick-Win für den Herbst
Wenn du nur eine einzige Sache schaffst, dann diese: Drehe den Außenwasserhahn ab, entleere die Leitung und bring alle Schläuche, Sprinkler und Gießkannen ins Trockene. Leere auch die Regentonne komplett! Das dauert 15 Minuten und erspart dir geplatzte Rohre und kaputtes Zubehör. Versprochen.
Werkzeugpflege: Ein Ritual zum Saisonabschluss
Gönn deinen Werkzeugen zum Abschluss etwas Pflege. Das ist nicht nur Werterhalt, sondern macht auch die erste Gartenarbeit im Frühling viel angenehmer.

Unser Ablauf ist simpel: Erde von Spaten und Schaufeln mit einer Drahtbürste entfernen. Die Klingen von Scheren schärfen – wer sich unsicher ist, findet auf YouTube unzählige Videos, die das super erklären. Zum Schluss alle Metallteile mit einem öligen Lappen abreiben und Holzgriffe mit etwas Leinöl einlassen. Fertig.
Du siehst, die Gartenarbeit im Herbst ist eigentlich eine Vorbereitung auf die Freude, die kommt. Es ist eine ruhige, befriedigende Tätigkeit. Klar, im Voralpenland ticken die Uhren anders als an der Nordseeküste. Beobachte einfach deinen Garten. Er wird dir schon zeigen, was er braucht.
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Träumen Sie jetzt schon von einem Farbrausch im Frühling! Der Herbst ist die Zeit, um die Zwiebeln für das Blütenmeer des nächsten Jahres zu setzen. Für eine wochenlange, gestaffelte Blüte ist die richtige Kombination entscheidend:
- Frühe Starter (Feb/März): Krokusse (‚Ruby Giant‘) und zarte Schneeglöckchen.
- Haupt-Show (April): Tulpen wie die elegante ‚Queen of Night‘ gepaart mit leuchtenden Narzissen (‚Tête-à-Tête‘).
- Grandes Finale (Mai): Prächtiger Zierlauch (Allium ‚Globemaster‘), der über den welkenden Tulpenblättern thront.

Der letzte Rasenschnitt – ja oder nein?
Unbedingt! Mähen Sie Ihren Rasen Mitte bis Ende Oktober ein letztes Mal, aber nicht zu kurz. Eine Höhe von etwa 5 cm ist ideal. So ist das Gras kurz genug, um unter einer Schneedecke nicht zu faulen, aber lang genug, um die Wurzeln zu schützen. Entfernen Sie das Schnittgut und Laub gründlich, um Pilzkrankheiten wie Schneeschimmel vorzubeugen. Ein Herbstdünger mit hohem Kaliumanteil, z.B. von Compo, macht die Gräser zusätzlich fit für den Frost.

In einer einzigen Handvoll guten Komposts leben mehr Mikroorganismen als Menschen auf der Erde.
Genau diese Billionen von Helfern werden im Herbst aktiv, wenn die Erde noch warm und feucht ist. Indem Sie jetzt Grünschnitt und Laub auf den Kompost geben, starten Sie eine wahre Nährstoff-Fabrik, die Ihnen im Frühjahr reichhaltiges „schwarzes Gold“ für Ihre Beete liefert.

Ein Herz für Igel: Bevor Sie den letzten Laubhaufen entsorgen, denken Sie an die kleinen Gartenbewohner. Ein bewusst unaufgeräumter Haufen aus Laub und Ästen in einer ruhigen Ecke ist das perfekte Fünf-Sterne-Hotel für einen Igel. Er bietet Schutz vor Kälte und Fressfeinden und sorgt dafür, dass Ihr stacheliger Schneckenjäger im Frühling wieder fit für den Einsatz ist.

- Sorgt für klares Wasser im Frühling.
- Schützt Pumpen und Filter vor Verstopfung.
- Verhindert die Bildung von Faulgasen unter dem Eis.
Das Geheimnis? Ein einfaches Laubschutznetz, das im Herbst über den Gartenteich gespannt wird. Es fängt den Großteil der herabfallenden Blätter ab, bevor sie auf den Grund sinken und dort verrotten können. Eine kleine Mühe mit riesiger Wirkung für das ökologische Gleichgewicht.

Der häufigste Winter-Fehler: Durst
Gerade immergrüne Pflanzen wie Rhododendron, Kirschlorbeer oder Koniferen verdunsten auch im Winter Wasser über ihre Blätter. Wenn der Boden gefroren ist, können sie keinen Nachschub ziehen und vertrocknen buchstäblich – ein Schaden, den man oft erst im Frühling bemerkt. Gießen Sie diese Pflanzen daher an frostfreien Tagen vor dem ersten starken Bodenfrost noch einmal kräftig und durchdringend. Das ist ihre wichtigste Lebensversicherung für den Winter.

Wenn die letzten Astern verblühen, muss der Garten nicht farblos werden. Setzen Sie jetzt Akzente, die auch im tiefsten Winter leuchten. Die zarten Blüten der Christrose (Helleborus niger) trotzen sogar dem Schnee, während die leuchtenden Beeren einer Stechpalme (Ilex) oder die farbige Rinde des Hartriegels (Cornus) für Struktur und Leben im winterlichen Garten sorgen.

Der richtige Schnitt zur rechten Zeit: Nicht jeder Strauch mag einen radikalen Herbstschnitt. Man unterscheidet grob:
Der Pflegeschnitt: Hierbei entfernen Sie nur totes, krankes oder sich kreuzendes Holz. Das geht bei den meisten robusten Sträuchern wie Rosen oder Sommerflieder jetzt wunderbar. Nutzen Sie dafür eine scharfe und saubere Schere, etwa eine Felco 2.
Der Verjüngungsschnitt: Alte, verholzte Sträucher radikal zurückzuschneiden, um neuen Austrieb zu fördern, ist oft eine Sache für das späte Winterende. Ein früher Schnitt könnte die Pflanze zu sehr schwächen.

- Reinigen: Entfernen Sie Erde und Pflanzensaft von Spaten, Scheren und Harken. Ein Hochdruckreiniger oder eine Drahtbürste wirken Wunder.
- Schärfen: Eine scharfe Klinge schont die Pflanzen. Bringen Sie die Klingen von Scheren und die Blätter von Spaten wieder auf Vordermann.
- Ölen: Eine dünne Schicht Öl (z.B. Ballistol) auf allen Metallteilen schützt vor Rost und hält die Mechanik geschmeidig.
Der Herbst ist der beste Zeitpunkt, um den pH-Wert des Bodens zu korrigieren.
Warum? Weil Kalk, der zur Anhebung eines zu sauren pH-Wertes eingesetzt wird, mehrere Monate braucht, um sich im Boden aufzulösen und zu wirken. Eine Gabe von Gartenkalk im Herbst sorgt dafür, dass der Boden bis zum Frühling perfekt vorbereitet ist und die Pflanzen Nährstoffe optimal aufnehmen können. Ein einfacher pH-Bodentest aus dem Gartencenter gibt Ihnen schnell Gewissheit.




