Efeu gegen Husten: Was wirklich hilft und wovon du die Finger lassen solltest

von Romilda Müller
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Ich stehe schon gefühlt ewig in der Apotheke und hab in der Zeit so einige Pflanzen-Hypes kommen und gehen sehen. Aber ganz ehrlich? Manche Klassiker bleiben einfach, weil sie funktionieren. Efeu, also Hedera helix, ist genau so ein Fall. Für die meisten ist er ja nur das grüne Zeug, das an Hauswänden hochklettert oder im Wald den Boden bedeckt. Aber in diesen Blättern steckt eine echte Kraft – eine, vor der man aber auch Respekt haben sollte.

Ich muss da immer an einen jungen, super motivierten Azubi denken. Der kam eines Tages total begeistert zu mir und meinte, er hätte das „Geheimnis“ des Efeus gelüftet und wollte sich jetzt mal eben schnell einen Hustentee aus den Gartenblättern kochen. Da musste ich ihn ziemlich abrupt stoppen. Und genau das ist der Punkt: Efeu ist Heilpflanze und Giftpflanze in einem. Die Grenze ist hauchdünn. Dieser Beitrag hier ist also keine Anleitung zum Selbermachen. Auf keinen Fall! Er ist vielmehr eine ehrliche Einordnung, die dir zeigt, wie Efeu sicher und professionell wirkt und wann du besser die Finger davon lässt.

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Erst mal verstehen: Was kann diese Pflanze eigentlich?

Bevor wir über die Wirkung reden, müssen wir uns das „Werkzeug“ mal genauer anschauen. Was viele nämlich gar nicht auf dem Schirm haben: Efeu hat zwei komplett unterschiedliche Lebensphasen.

Da ist einmal die Jugendform, die wir alle kennen. Sie klettert mit ihren typischen drei- bis fünflappigen Blättern und kleinen Haftwurzeln an allem hoch, was ihr in den Weg kommt. In dieser Phase ist die Konzentration der wichtigen Wirkstoffe am höchsten. Wenn die Pflanze dann älter wird und genug Licht bekommt, verändert sie sich zur Altersform. Sie wächst dann eher buschig, die Blätter werden eiförmig und sie fängt an zu blühen – eine super wichtige, späte Nahrungsquelle für Bienen, übrigens.

Aus den Blüten entwickeln sich dann im Winter die kleinen, blau-schwarzen Beeren. Und hier kommt die erste, fette Warnung: Die Beeren sind giftig! Besonders für Kinder. Schon zwei, drei Beeren können fiese Bauchkrämpfe und Erbrechen auslösen. Also, da gilt: Anschauen ja, anfassen oder gar essen: niemals.

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Und die Blätter? Eine Frage der Dosis

Auch die Blätter enthalten Stoffe, die in hoher Dosis giftig sind, vor allem sogenannte Triterpensaponine. In kleiner, kontrollierter Dosis sind genau diese Stoffe für die Heilwirkung verantwortlich. Zu viel davon reizt aber die Schleimhäute und kann zu ernsten Magen-Darm-Problemen führen. Deshalb ist es so brandgefährlich, sich selbst einen Tee aufzubrühen. Du hast keine Ahnung, wie hoch die Konzentration in den Blättern aus deinem Garten gerade ist – das ist wie russisches Roulette.

Die Wissenschaft dahinter: Was Efeu in deiner Lunge macht

Die Wirkung von Efeu ist kein Hokuspokus, sondern reine Biochemie und von den deutschen Gesundheitsbehörden offiziell anerkannt. Die Inhaltsstoffe, allen voran eine Vorstufe namens Hederacosid C, die im Körper zum wirksamen α-Hederin wird, haben eine geniale Doppelwirkung.

Ich erklär das immer so:

1. Der Schleim wird flüssiger (Sekretolyse)
Stell dir festsitzenden, zähen Schleim in den Bronchien vor. Die Wirkstoffe im Efeu reizen auf dem Weg durch den Körper ganz leicht die Magenschleimhaut. Das klingt erstmal komisch, ist aber ein cleverer Trick der Natur. Der Magen sendet über einen Nervenreflex ein Signal an die Lunge: „Hey, produziert mal mehr dünnflüssiges Sekret!“ Dadurch wird der alte, zähe Schleim verdünnt und du kannst ihn viel leichter abhusten. Der Husten wird also produktiver.

efeu im blumentopf dekopflanze und heilpflanze

2. Die Bronchien entspannen sich (Spasmolyse)
Bei krampfartigem Husten verkrampft sich die Muskulatur um deine Bronchien. Das Atmen fällt schwer. Das α-Hederin sorgt dafür, dass sich diese Muskulatur wieder entspannt. Die Bronchien weiten sich, du bekommst besser Luft und der quälende Hustenreiz lässt nach.

Diese Kombination macht Efeu-Extrakt so wertvoll. Er bekämpft nicht die Ursache der Erkältung, aber er hilft deinem Körper enorm, mit den Symptomen fertigzuwerden.

Die richtige Anwendung: Sicher, geprüft und aus der Apotheke

Und hier kommen wir zum entscheidenden Punkt: die Verarbeitung. In der Apotheke verkaufen wir keine getrockneten Efeublätter, sondern hoch standardisierte Trockenextrakte. Das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht.

Der Wirkstoffgehalt in der Pflanze schwankt nämlich extrem – je nach Standort, Jahreszeit und Wetter. Bei der pharmazeutischen Herstellung wird das komplett ausgeschlossen. Die Extrakte werden nach strengen Vorschriften hergestellt und auf einen exakten Wirkstoffgehalt eingestellt. Jede Dosis ist gleich wirksam und sicher.

Was soll ich denn nun kaufen? Ein kleiner Wegweiser

Wenn du in der Apotheke stehst, hast du die Wahl. Die gängigsten Formen sind:

efeu im garten und als heilpflanze
  • Hustensaft: Der Klassiker, super für Kinder und wenn der Hals kratzt. Achte hier gezielt auf Produkte ohne Zucker und ohne Alkohol, das ist für die Kleinen (und auch für viele Erwachsene) einfach besser.
  • Tropfen: Oft etwas höher konzentriert und flexibel zu dosieren. Aber Achtung: Viele enthalten Alkohol als Lösungsmittel. Wenn du das vermeiden willst, frag gezielt nach einer Alternative.
  • Tabletten oder Lutschpastillen: Perfekt für unterwegs oder wenn du den Geschmack von Hustensaft einfach nicht magst.
  • Brausetabletten: Lösen sich in Wasser auf und sorgen so gleich für die wichtige Flüssigkeitszufuhr, die dein Körper bei einer Erkältung sowieso braucht.

Ganz ehrlich, die Form ist fast egal. Wichtig ist, dass du ein zugelassenes Arzneimittel aus der Apotheke kaufst. Produkte aus dem Drogeriemarkt sind oft nur Nahrungsergänzungsmittel mit ganz anderen, meist niedrigeren Dosierungen und ohne die strenge Prüfung. Für eine verlässliche Wirkung bei akutem Husten bist du in der Apotheke richtig.

Gut zu wissen: Rechne mal mit Kosten zwischen 8 und 15 Euro für ein Fläschchen oder eine Packung. Und normalerweise solltest du nach 2-3 Tagen eine deutliche Besserung spüren. Die übliche Dosis für Erwachsene liegt oft bei 3-mal täglich 5 ml Saft, aber schau IMMER in die Packungsbeilage – die hat das letzte Wort!

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Mein persönlicher Apotheker-Tipp: Trink zu jeder Dosis Efeu-Präparat ein großes Glas lauwarmes Wasser oder ungesüßten Tee. Das hilft dem Körper ungemein, den Schleim, den der Efeu lockert, auch wirklich abzutransportieren. Ein einfacher Trick mit großer Wirkung!

Efeu auf der Haut? Zwischen Mythos und Risiko

In alten Büchern liest man oft von Efeu-Umschlägen gegen alles Mögliche. Heute findet man ihn eher in Cremes gegen Cellulite. Da muss man aber realistisch sein. Die Inhaltsstoffe können die Hautdurchblutung anregen und das Gewebe leicht straffen. Das Hautbild kann sich dadurch etwas verbessern, aber eine Creme allein zaubert keine Cellulite weg.

Von selbstgemachten Umschlägen aus frischen Blättern rate ich dir aber dringend ab. Efeu kann bei Hautkontakt fiese allergische Reaktionen auslösen, die sogenannte „Efeu-Dermatitis“. Ich hatte mal einen Kunden in der Apotheke, der nach der Gartenarbeit ohne Handschuhe Hände hatte, die aussahen wie verbrannt. Wenn man die Blätter dann noch zerquetscht auf die Haut legt, provoziert man so eine Reaktion geradezu. Das Risiko ist den fraglichen Nutzen einfach nicht wert.

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Sicherheit geht vor: Wann ist Vorsicht geboten?

Auch bei geprüften Präparaten kann es selten zu Nebenwirkungen wie Übelkeit oder Magenproblemen kommen. Wenn das passiert, setz das Mittel ab.

In diesen Fällen solltest du auf Efeu verzichten oder vorher unbedingt mit einem Arzt sprechen:

  • In der Schwangerschaft und Stillzeit. Hier gibt es einfach nicht genug Daten, um die Sicherheit zu garantieren.
  • Bei Kindern unter zwei Jahren. Jeder Husten muss in diesem Alter ärztlich abgeklärt werden, um nichts Ernstes zu übersehen.
  • Wenn du eine bekannte Allergie gegen Efeu oder verwandte Pflanzen hast.

Wann gehört der Husten zum Arzt?

Efeu lindert Symptome, aber er ist kein Allheilmittel. Ein Arztbesuch ist ein Muss, wenn einer dieser Punkte zutrifft:

  • Der Husten wird nach einer Woche nicht besser oder sogar schlimmer.
  • Du bekommst hohes Fieber (über 39 °C).
  • Atemnot oder Schmerzen in der Brust kommen dazu.
  • Der Auswurf ist gelb-grünlich oder sogar blutig.

Das sind Warnsignale, dass vielleicht eine bakterielle Infektion oder etwas Ernsteres dahintersteckt, was eine andere Behandlung braucht.

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Fazit: Ein starkes Werkzeug – aber nur in den richtigen Händen

Efeu ist das perfekte Beispiel für moderne Pflanzenheilkunde. Er zeigt, wie wir die Kraft der Natur nutzen können, wenn wir es richtig und mit Verstand tun. Die Blätter aus dem Garten sind unberechenbar und potenziell gefährlich. Der standardisierte Extrakt aus der Apotheke ist dagegen ein sicheres und wirksames Mittel bei Husten und Bronchitis.

Behandle die Pflanze mit Respekt. Nutze ihre Kraft in der geprüften, sicheren Form und lass die Experimente sein. Dann ist sie ein fantastischer Helfer in der Erkältungszeit.

Bildergalerie

efeu im pflanzengefäß im garten

Warum ist der Efeu-Extrakt aus der Apotheke sicher, der Tee aus dem Garten aber nicht?

Der entscheidende Unterschied liegt im standardisierten Herstellungsverfahren. Für Arzneimittel wie Prospan® wird ein spezieller Trockenextrakt (EA 575®) verwendet. Dabei werden die Blätter unter kontrollierten Bedingungen angebaut, geerntet und mit einem genau definierten Alkohol-Wasser-Gemisch extrahiert. Dieser Prozess konzentriert die heilsamen Saponine, die den Schleim lösen und die Bronchien entspannen, und stellt sicher, dass jede Dosis exakt die gleiche Wirkstoffmenge enthält. Gleichzeitig werden unerwünschte oder potenziell reizende Stoffe entfernt. Bei einem selbst gemachten Aufguss schwankt die Konzentration der Inhaltsstoffe extrem – eine sichere und wirksame Dosierung ist unmöglich.

Romilda Müller

Mein Beruf macht mir echt viel Spaß! Selbst indem ich jeden Tag Beiträge über Themen aus den Bereichen Gartengestaltung, Dekoration, Innendesign, Mode und Lifestyle schreibe, entdecke ich viele interessante Tatsachen. Auch für mich selbst. Zudem schöpfe ich Inspiration für meine eigene Freizeit. Mein Ziel ist es, unserer Leserschaft nützliche Information und unendliche Anregung anzubieten und damit behilflich zu sein. Es freut mich, durch meine Artikel eine große Anzahl von Lesern für unterschiedliche Themen zu begeistern und zu neuen Projekten im Haus und Garten zu ermutigen. Außerdem will ich ihnen gleichzeitig damit Optionen für eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung bieten.