Pelargonien-Geheimnisse: So bringst du deinen Balkon zum Explodieren (im positiven Sinne!)
Ganz ehrlich? Ich habe in meiner Gärtner-Laufbahn unzählige Blumentrends miterlebt. Irgendwelche exotischen Diven, die beim ersten Windhauch beleidigt waren, oder seltene Züchtungen, die mehr Pflege als ein Neugeborenes brauchten. Und trotzdem lande ich am Ende jeder Saison wieder bei ihr: der guten, alten Pelargonie.
Inhaltsverzeichnis
- 0.1 Das A und O: Was eine Pelargonie zum Glücklichsein braucht
- 0.2 Von der Gärtnerei auf den Balkon: So geht’s richtig
- 0.3 Nicht jede Geranie ist gleich: Die richtige Sorte für dich
- 0.4 Erste Hilfe: Was tun, wenn’s mal nicht rund läuft?
- 0.5 Und wenn du im Urlaub bist?
- 0.6 Lohnt sich Überwintern?
- 1 Bildergalerie
Viele nennen sie ja hartnäckig „Geranie“, was botanisch gesehen nicht ganz korrekt ist, aber wen kümmert’s? Wir wissen ja alle, was gemeint ist. Für mich ist sie das Arbeitstier für jeden Balkon. Warum ich sie so liebe? Weil sie ehrlich ist. Sie jammert nicht rum, sondern zeigt dir klipp und klar, was sie braucht. Und wenn du ihr das gibst, belohnt sie dich mit einer Blütenpracht, die von Mai bis zum ersten Frost einfach nicht aufhören will.
Es geht nicht darum, blind eine Pflanze in die Erde zu stopfen. Es geht darum, das richtige Fundament zu schaffen. In diesem Guide verrate ich dir alles, was ich über die Jahre gelernt habe – nicht aus verstaubten Büchern, sondern mit Erde unter den Fingernägeln. Los geht’s!

Das A und O: Was eine Pelargonie zum Glücklichsein braucht
Stell dir vor, du baust ein Haus. Da fängst du ja auch nicht mit dem Dach an. Bei Pflanzen ist das genauso. Das Fundament muss stimmen, und das besteht aus Licht, Erde und Wasser in der richtigen Balance.
Licht, Licht und noch mehr Licht
Pelargonien sind Sonnenanbeterinnen durch und durch. Ihre Wurzeln liegen in den sonnigen Regionen Südafrikas, und das merkt man. Sie brauchen mindestens sechs Stunden direkte Sonne am Tag, um richtig in Fahrt zu kommen. Ein Südbalkon ist der absolute Jackpot. Westbalkon? Geht auch super. Beim Ostbalkon wird’s schon etwas magerer mit den Blüten, und ein Nordbalkon ist, ehrlich gesagt, verschwendete Lebensmühe für eine Pelargonie.
Bekommen sie zu wenig Licht, fangen sie an zu „vergeilen“. Das ist Gärtner-Slang für: Sie schießen in die Höhe, bilden lange, dünne Stängel mit mickrigen Blättchen und vergessen völlig, dass sie eigentlich blühen sollen. Sie strecken sich verzweifelt Richtung Sonne und haben keine Kraft für die Show. Wenn du das bei dir beobachtest, hilft auch der beste Dünger nichts – der Standort ist einfach falsch.

Die richtige Erde ist mehr als nur Dreck
Hier wird oft der erste große Fehler gemacht: Man greift zur billigsten Blumenerde aus dem Baumarkt-Angebot. Das Problem? Diese Erden sind oft wie ein nasser Schwamm – sie sacken schnell zusammen, halten entweder zu viel Wasser oder sind nach dem ersten Austrocknen steinhart. Das ist Stress pur für die Wurzeln.
Investier lieber ein paar Euro mehr in eine spezielle Pelargonien- oder Balkonblumenerde. Die kostet vielleicht zwischen 8 und 15 Euro für einen 40-Liter-Sack, aber der Unterschied ist gewaltig. Achte auf der Verpackung auf Begriffe wie „strukturstabil“ oder „mit hohem Tonanteil“. Der Ton wirkt wie ein kleiner Nährstoff-Akku, der die Düngergaben speichert und langsam an die Pflanze abgibt. Das sorgt für eine gleichmäßige Versorgung ohne böse Überraschungen.
Wasser marsch, aber bitte mit Gefühl!
Der häufigste Todesgrund für Pelargonien im Kasten? Ertrinken. Staunässe ist der absolute Endgegner. Wenn die Wurzeln permanent im Wasser stehen, bekommen sie keinen Sauerstoff und faulen einfach weg. Game Over.

Deshalb: Jeder Kasten und jeder Topf braucht zwingend Abzugslöcher! Kleiner Profi-Tipp: Ich lege immer eine zwei Zentimeter hohe Schicht Blähton oder alte Tonscherben ganz unten in den Kasten, bevor die Erde reinkommt. Das ist wie eine kleine Versicherung gegen nasse Füße.
Und wie oft gießen? Vergiss starre Pläne! Die einzig wahre Methode ist der Fingertest: Steck deinen Finger zwei bis drei Zentimeter tief in die Erde. Ist sie dort trocken, wird gegossen. Ist sie noch feucht, wartest du. Am besten gießt du morgens direkt auf die Erde. Wenn du ständig über Blätter und Blüten gießt, lädst du Pilzkrankheiten wie den Grauschimmel förmlich zur Party ein.
Von der Gärtnerei auf den Balkon: So geht’s richtig
Okay, die Theorie sitzt. Jetzt wird’s praktisch. Mit diesen Schritten klappt’s garantiert.
Der Einkauf: Augen auf beim Pflanzen-Kauf!
Schon im Gartencenter trennt sich die Spreu vom Weizen. Eine gute Jungpflanze ist die halbe Miete. Rechne mit Preisen zwischen 2,50 € und 5 € pro Pflanze, je nach Sorte. Achte auf Folgendes:

- Buschiger Wuchs: Die Pflanze sollte kompakt und gut verzweigt sein, nicht lang und staksig.
- Sattes Grün: Die Blätter sollten kräftig grün sein, ohne gelbe Ränder oder komische Flecken.
- Fester Wurzelballen: Wenn du die Pflanze vorsichtig aus dem Plastiktopf hebst, sollte der Ballen fest sein und von vielen hellen Wurzeln durchzogen sein.
- Keine Untermieter: Schau auch mal unter die Blätter. Siehst du kleine Fliegen oder klebrige Stellen? Finger weg, die hat schon Schädlinge!
Pflanzen wie ein Profi: Eine einfache Anleitung
Für einen Standard-Balkonkasten von 100 cm Länge brauchst du etwa fünf bis sechs Pflanzen. Als Faustregel gilt: eine Pflanze pro 15-20 cm Kastenlänge. So wird der Kasten schnell dicht, aber die Pflanzen haben noch genug Platz zum Atmen.
Kurze Einkaufsliste für einen 100-cm-Kasten:
- 5-6 Pelargonien deiner Wahl (ca. 15-25 €)
- 1 Sack gute Balkonblumenerde, 40 Liter (ca. 8-15 €)
- Optional: Ein kleiner Beutel Blähton für die Drainage (ca. 5 €)
Und so geht’s:

- Sauber machen: Alte Kästen kurz mit einer Bürste und Wasser schrubben.
- Drainage rein: Die 2 cm Schicht Blähton auf den Boden des Kastens geben.
- Erde auffüllen: Den Kasten zu etwa zwei Dritteln mit Erde füllen.
- Pflanzen baden: Tauch den Wurzelballen jeder Pflanze kurz in einen Eimer Wasser, bis keine Blasen mehr aufsteigen.
- Wurzeln lockern: Wenn der Ballen sehr fest ist, keine falsche Scheu! Locker die unteren zwei Zentimeter des Wurzelgeflechts mit den Fingern vorsichtig auf und zieh ein paar Wurzeln sanft auseinander. Das regt sie an, in die neue Erde zu wachsen.
- Einsetzen & auffüllen: Pflanzen in den Kasten setzen und die Zwischenräume mit Erde auffüllen. Oben etwa 2 cm Rand lassen, damit das Gießwasser nicht überläuft.
- Angießen: Zum Schluss einmal kräftig gießen, bis unten Wasser rauskommt. Das spült die Erde an die Wurzeln. Fertig!
Düngen: Das Kraftfutter für Dauerblüher
Pelargonien sind hungrig. Sehr hungrig. Die Nährstoffe in der frischen Erde reichen für etwa vier bis sechs Wochen. Danach musst du nachfüttern. Ich mache es meistens so:

Einmal pro Woche kommt ein guter Flüssigdünger für Blühpflanzen mit ins Gießwasser. Halte dich an die Dosierung auf der Flasche – mehr ist hier nicht besser! Achte darauf, dass der Dünger einen hohen Phosphor- (P) und Kaliumanteil (K) hat. Das ist quasi das Doping für die Blütenbildung.
Für Leute mit wenig Zeit (oder für die Vergesslichen) ist Langzeitdünger super. Das sind kleine Kügelchen, die du beim Pflanzen unter die Erde mischst. Sie geben ihre Nährstoffe über Monate langsam ab. Super praktisch!
Der wichtigste Handgriff des Sommers: Ausputzen
Das hier ist der ultimative Trick für eine unendliche Blütenpracht: Verblühtes muss weg! Und zwar komplett. Zupf nicht nur die welken Blüten ab, sondern brich den gesamten Blütenstiel ganz unten am Ansatz ab. Warum? Die Pflanze will eigentlich Samen bilden, das kostet sie Unmengen an Energie. Nimmst du ihr die verblühte Blüte weg, denkt sie sich: „Okay, hat nicht geklappt, dann produziere ich eben eine neue Blüte!“

Mach das alle zwei bis drei Tage zu deiner Routine, zum Beispiel beim morgendlichen Kaffee auf dem Balkon. Dauert nur wenige Minuten, der Effekt ist aber gigantisch.
Nicht jede Geranie ist gleich: Die richtige Sorte für dich
Es gibt unzählige Sorten, aber für den Hausgebrauch reichen ein paar Gruppen, die man kennen sollte.
- Stehende Pelargonien: Das sind die Klassiker, die aufrecht und buschig wachsen. Perfekt für Kübel, Töpfe und Beete. Sie sind robust, pflegeleicht und blühen wie verrückt.
- Hängende Pelargonien: Die Königinnen des Balkonkastens! Ihre Triebe können locker einen Meter lang werden und bilden richtige Blütenkaskaden. Die einfach blühenden Sorten (bekannt als „Tiroler Geranien“) sind extrem wetterfest und putzen sich quasi selbst, da Verblühtes von allein abfällt. Die mit gefüllten Blüten sehen zwar super edel aus, saugen sich bei Regen aber voll und können dann abbrechen. Sie mögen es lieber ein bisschen geschützt unterm Dachvorsprung.
- Duftpelargonien: Hier sind die Blätter die Stars. Wenn man sie berührt, duften sie intensiv nach Zitrone, Rose, Minze oder Apfel. Die Blüten sind eher klein und unauffällig. Ich setze sie gerne in Töpfe neben die Sitzecke. Angeblich vertreiben sie Mücken – verlassen würde ich mich darauf aber nicht.
- Edelpelargonien: Das sind die Diven. Riesige, oft mehrfarbige Blüten, die einfach umwerfend aussehen. Aber: Sie hassen pralle Mittagssonne, mögen keinen Regen auf den Blüten und blühen oft nur einmal im Frühsommer. Eher was für den geschützten Eingangsbereich.

Gute Nachbarn im Kasten
Pelargonien müssen nicht allein bleiben. Sie vertragen sich super mit anderen Sonnenkindern, die ähnliche Ansprüche haben. Gute Partner sind zum Beispiel:
- Zauberschnee (Euphorbia hypericifolia): Bringt eine luftig-leichte Wolke aus kleinen weißen Blüten in den Kasten.
- Verbenen (Eisenkraut): Gibt es hängend oder stehend in vielen Farben, extrem robust.
- Männertreu (Lobelia erinus): Bildet dichte blaue oder weiße Polster, die über den Kastenrand hängen.
- Husarenknöpfchen (Sanvitalia procumbens): Ein Teppich aus unzähligen kleinen, gelben, sonnenblumenartigen Blüten.
Erste Hilfe: Was tun, wenn’s mal nicht rund läuft?
Auch die robusteste Pflanze kann mal zicken. Hier die häufigsten Probleme und ihre Lösungen:
Gelbe Blätter? Werden die untersten, ältesten Blätter gelb, fehlt meist Dünger. Werden auch junge Blätter gelb und die Erde ist dauernass, hast du es mit dem Gießen zu gut gemeint (Staunässe!). Sofort trockener halten!
Rote Blattränder? Das ist oft eine Reaktion auf Kälte im Frühjahr oder auf Nährstoffmangel im Sommer. Wenn es warm ist und du schon länger nicht gedüngt hast, ist das ein klarer Hilferuf.

Keine Blüten? Die üblichen Verdächtigen: zu wenig Sonne, zu viel stickstoffbetonter Dünger (der fördert nur Blätter) oder du warst beim Ausputzen faul.
Blattläuse oder Weiße Fliege? Bei leichtem Befall hilft oft schon ein scharfer Wasserstrahl. Ansonsten misch dir eine einfache Lauge: 1 Esslöffel Schmierseife (wichtig: keine Spüli!) in 1 Liter Wasser auflösen und die Pflanzen damit einsprühen. Am besten abends machen, damit die Blätter in der Sonne nicht verbrennen.
Und wenn du im Urlaub bist?
Die größte Sorge jedes Balkongärtners! Für eine Woche Abwesenheit reicht es meist, die Kästen an einen schattigeren Platz zu rücken und vor der Abfahrt kräftig zu gießen. Für längere Reisen gibt es gute, günstige Bewässerungssysteme im Baumarkt, oft schon für unter 20 Euro. Der Klassiker ist die PET-Flasche: Einfach ein kleines Loch in den Deckel bohren, Flasche mit Wasser füllen und kopfüber in die Erde stecken. Funktioniert für ein paar Tage erstaunlich gut!
Lohnt sich Überwintern?
Meine ehrliche Meinung: Es ist eine Menge Arbeit und rechnet sich finanziell kaum. Neue, vitale Jungpflanzen im Frühjahr zu kaufen, ist oft der einfachere Weg. Aber wenn dir eine Sorte besonders am Herzen liegt, geht es so: Vor dem ersten Frost die Pflanzen auf ca. 10-15 cm zurückschneiden, fast alle Blätter entfernen und sie aus der Erde nehmen. Den Wurzelballen dann in einen kühlen (5-10 Grad), hellen Raum stellen, z.B. ein Kellerfenster oder ein unbeheiztes Treppenhaus. Über den Winter nur alle paar Wochen einen winzigen Schluck Wasser geben. Im März topfst du sie dann in frische Erde und stellst sie wärmer.

So, das war’s eigentlich schon. Du siehst, ein prächtiger Balkon ist kein Hexenwerk, sondern einfach nur gutes Handwerk und ein bisschen Aufmerksamkeit. Probier’s aus – es lohnt sich!
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Meine Pelargonien lassen die Blätter hängen – mehr Wasser, oder?
Nicht so schnell! Das ist der häufigste Trugschluss. Hängende Blätter können sowohl auf Trockenheit als auch auf Staunässe hindeuten, bei der die Wurzeln faulen. Bevor Sie zur Gießkanne greifen: Machen Sie den Fingertest. Stecken Sie einen Finger zwei Zentimeter tief in die Erde. Fühlt sie sich trocken an, hat die Pflanze Durst. Ist sie feucht oder gar nass, sind die Wurzeln am Ertrinken. Staunässe ist der sichere Tod für jede Pelargonie, also stellen Sie immer sicher, dass Ihr Topf ein Abflussloch hat und überschüssiges Wasser im Untersetzer nach 15 Minuten entfernt wird.

Wussten Sie, dass das Öl der Rosengeranie (Pelargonium graveolens) ein Grundpfeiler der Parfümindustrie ist und oft als erschwingliche Alternative zum echten Rosenöl dient?
Das erklärt, warum manche Pelargonien so intensiv duften, wenn man ihre Blätter berührt. Es sind nicht nur die Blüten, die verzaubern. Achten Sie beim Kauf mal auf spezielle Duftpelargonien mit Aromen von Zitrone, Minze oder Apfel – eine sinnliche Bereicherung für jeden Balkon.

Der Dünger-Check: Schnell und impulsiv oder entspannt und vergesslich?
Flüssigdünger: Ideal für alle, die gerne die Kontrolle behalten. Alle ein bis zwei Wochen wird er dem Gießwasser beigemischt, z.B. der „Geranien- und Balkonpflanzendünger“ von Compo. So können Sie auf den Bedarf der Pflanze direkt reagieren.
Langzeitdünger: Die Lösung für Pragmatiker. Düngeperlen oder -stäbchen wie die von Osmocote werden einmal beim Einpflanzen in die Erde gemischt und versorgen die Pelargonie über Monate. Perfekt, wenn man im Sommer auch mal verreisen möchte.

Pelargonien sind Stars, aber auch fantastische Teamplayer. Für einen dynamischen Kasten-Look kombinieren Sie sie mit:
- Hängenden Partnern: Zauberglöckchen (Calibrachoa) oder die Schneeflockenblume (Sutera cordata) schaffen üppige Kaskaden unter den aufrechten Pelargonien.
- Strukturellen Begleitern: Das silbrige Laub des Greiskrauts (Senecio cineraria) oder feine Ziergräser bringen Ruhe und Eleganz zwischen die kräftigen Blütenfarben.
- Farb-Kontrasten: Blaue Fächerblumen (Scaevola) oder Männertreu (Lobelia) sind ein echter Knaller zu leuchtend roten oder pinken Pelargonien.
Der Überwinterungs-Mythos: Viele werfen ihre Pelargonien am Ende der Saison weg. Ein Fehler! Ein Rückschnitt auf etwa 10-15 cm und ein helles, kühles Winterquartier bei 5 bis 10 Grad Celsius (z.B. ein Kellerfenster oder ein frostfreies Treppenhaus) genügen. Nur sehr sparsam gießen, gerade so, dass der Ballen nicht komplett austrocknet. Im nächsten Frühjahr danken es Ihnen die Pflanzen mit noch kräftigerem Wuchs.




