Laufen im Herbst: So meisterst du Wind und Wetter wie ein Profi

von Mareike Brenner
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Ich habe schon bei fast jedem Wetter meine Laufschuhe geschnürt. Ob in der brütenden Hitze des Hochsommers oder bei klirrender Kälte im tiefsten Winter. Aber ganz ehrlich? Keine Jahreszeit verlangt uns Läufern so viel ab wie der Herbst. Die Luft ist herrlich klar, der Wald riecht nach feuchter Erde – es ist eine absolut magische Zeit, um draußen zu sein.

Doch der Herbst hat auch seine Tücken. Ein eisiger Wind, ein überraschender Regenguss oder spiegelglattes Laub auf dem Weg können eine gute Runde schnell ruinieren. Aus meiner Erfahrung als Läufer und Coach weiß ich: Der Unterschied zwischen denen, die den Herbst lieben, und denen, die ihre Schuhe frustriert in die Ecke stellen, liegt fast immer in der Vorbereitung. Es geht nicht nur darum, eine dickere Jacke anzuziehen. Es geht darum, das Handwerk zu verstehen.

Und genau das möchte ich dir hier zeigen. Kein komplizierter Wissenschaftskram, sondern praktisches Wissen aus unzähligen Kilometern auf Waldwegen und Asphalt.

Fit und gesund durch den Herbst
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Warum sich Laufen im Herbst einfach anders anfühlt

Viele glauben, Laufen bei Kälte bedeutet nur „Laufen mit Jacke“. Ein fataler Irrtum. Dein Körper ist eine ziemlich schlaue Maschine und reagiert auf Kälte mit knallharten Mechanismen. Wenn du die verstehst, triffst du automatisch bessere Entscheidungen bei Ausrüstung und Training.

Dein Körper schaltet auf Notstrom

Sobald kalte Luft auf deine Haut trifft, macht dein Körper die Schotten dicht. Er verengt die Blutgefäße in Händen, Füßen und im Gesicht, um das warme Blut im Körperkern zu halten und deine lebenswichtigen Organe zu schützen. Ziemlich clever, oder? Für uns Läufer bedeutet das aber: Hände und Füße werden ratzfatz zu Eisklumpen, selbst wenn dir am Rumpf noch warm ist. Auch die Muskeln in den Beinen bekommen anfangs weniger „Sprit“ und sind dadurch anfälliger für Zerrungen. Ein gutes Aufwärmen ist deshalb keine Option, sondern absolute Pflicht.

Die unterschätzte Gefahr: Nasser Schweiß

Das größte Risiko im Herbst ist nicht die Kälte allein, sondern die Kombination aus Kälte und Nässe. Und diese Nässe produzieren wir meist selbst. Gut zu wissen: Wasser leitet Wärme etwa 25-mal schneller vom Körper weg als trockene Luft. Wenn dein Shirt also nassgeschwitzt ist und ein kühler Wind aufkommt, fühlst du dich nicht nur unwohl, du kühlst blitzschnell aus. Das kann im schlimmsten Fall zu einer handfesten Unterkühlung führen. Ein klassischer Fehler ist, nach dem Lauf noch ewig im nassen Shirt draußen zu dehnen. Tu das nicht!

Kalte Luft und deine Lunge

Das Einatmen von eisiger, trockener Luft kann die Bronchien ganz schön reizen und führt bei manchen zu einem fiesen Hustenreiz. Dein Körper versucht zwar, die Luft auf dem Weg zur Lunge anzuwärmen, aber du kannst ihm dabei helfen. Atme anfangs bewusst langsam durch die Nase ein. Wenn das bei Anstrengung nicht mehr klappt, ist ein dünnes Schlauchtuch (ein „Buff“) vor dem Mund Gold wert. Es schafft eine kleine Pufferzone mit angewärmter Luft und schont deine Atemwege.

Die richtige Ausrüstung: Das Zwiebelprinzip ist dein bester Freund

Die wichtigste Regel für Herbstläufer? Das Zwiebelprinzip. Das bedeutet, du trägst mehrere dünne Schichten übereinander, von denen jede eine bestimmte Aufgabe hat. So bleibst du flexibel. Wird dir zu warm, ziehst du eine Schicht aus und bindest sie um die Hüfte. Frischt der Wind auf, ziehst du sie wieder an. Das ist cleveres Handwerk, keine Modenschau.

Schicht 1: Die Basis (Baselayer)

Diese Schicht liegt direkt auf deiner Haut. Ihr einziger Job: Schweiß so schnell wie möglich von dir wegzuleiten. Und hier lauert der größte Fehler: Baumwolle. Ich sag’s immer wieder: „Baumwolle ist der Tod des Herbstläufers.“ Sie saugt sich voll wie ein Schwamm, klebt nass auf der Haut und kühlt dich aus. Lass die Baumwollshirts im Schrank!

  • Die Günstige: Kunstfaser (Polyester etc.): Leitet Schweiß super ab und hält dich trocken. Ein gutes Shirt bekommst du schon für 15-25 €. Nachteil: Es fängt relativ schnell an zu müffeln.

  • Die Edle: Merinowolle: Meine persönliche Empfehlung. Merino wärmt auch noch, wenn sie feucht ist, und hat natürliche antibakterielle Eigenschaften – riecht also kaum. Sie ist teurer (plane mal 40-70 € für ein gutes Shirt ein), aber für mich ist es die Investition absolut wert, gerade an kalten Tagen.

Achtung: Der Baselayer muss eng anliegen, sonst kann er den Schweiß nicht richtig aufnehmen.

Schicht 2: Die Isolation (Midlayer)

Diese Schicht sorgt für Wärme. Meistens ist das ein Langarmshirt aus dünnem Fleece oder mit einer aufgerauten Innenseite. Sie schafft ein isolierendes Luftpolster. Ehrlich gesagt brauchst du diese Schicht aber nur, wenn es wirklich kalt wird, also so unter 5 Grad Celsius.

Schicht 3: Der Schutzschild (Shell)

Deine äußere Schicht schützt dich vor Wind und Wetter. Hier gibt es zwei Varianten:

  • Für 90% der Fälle: Die Windjacke. Sie blockiert den fiesen Windchill-Effekt, der es gefühlt viel kälter macht. Leichten Nieselregen hält sie auch ab. Wichtig ist, dass sie atmungsaktiv ist. Eine solide Windjacke ist dein wichtigstes Werkzeug und kostet zwischen 40 und 80 €.

  • Für den Weltuntergang: Die Regenjacke. Eine wirklich wasserdichte Jacke (z.B. mit Gore-Tex) ist nur bei Dauerregen sinnvoll. Der Haken: Selbst die besten Modelle sind weniger atmungsaktiv. Man schwitzt darin oft mehr. Ich nehme sie wirklich nur, wenn ich weiß, es schüttet die ganze Zeit.

Der Spickzettel: Was anziehen bei welchem Wetter?

Okay, jetzt mal Butter bei die Fische. Viele stehen ratlos vor dem Kleiderschrank. Hier ist meine Faustregel, die du natürlich an dein persönliches Kälteempfinden anpassen musst:

  • Bei milden 10-15 °C und trockenem Wetter: Ein dünnes Langarm-Funktionsshirt reicht oft völlig aus. Dazu eine kurze oder 3/4-Laufhose. Simpel.

  • Bei kühlen 5-10 °C mit Wind: Jetzt kommt die Zwiebel ins Spiel. Ein Merino- oder Kunstfaser-Baselayer (Langarm) und darüber eine dünne Windjacke. Dazu eine lange, ungefütterte Tight. Ein Stirnband schützt die Ohren vor dem Wind.

  • Rund um den Gefrierpunkt (0-5 °C): Zeit, aufzurüsten. Merino-Baselayer, darüber eventuell ein dünnes Fleece-Shirt (Midlayer) und die Windjacke. Jetzt brauchst du eine gefütterte Tight, eine dünne Mütze und definitiv Handschuhe. Kalte Finger sind der absolute Motivationskiller!

Und was ist mit den Füßen?

Nasses Laub ist rutschig wie Schmierseife. Schau dir mal deine Schuhsohle an. Sieht sie flach und abgenutzt aus, fast wie ein alter Autoreifen? Dann ist sie ein Sicherheitsrisiko! Ein gutes Profil hat sichtbare Rillen und Stollen, die sich in den Untergrund krallen. Im Zweifel sind Trailschuhe mit ihrem griffigeren Profil eine super Wahl für rutschige Waldwege.

Sehen und gesehen werden: Deine Lebensversicherung im Dunkeln

Im Herbst wird es früher dunkel. Nebel und Dämmerung tun ihr Übriges. Du musst einfach davon ausgehen, dass Autofahrer dich NICHT sehen. Ich wurde mal in der Dämmerung fast von einem Auto erwischt, der Fahrer hat mich in meiner dunklen Kleidung schlicht übersehen. Das war eine Lektion.

  • Passiv leuchten (Reflektoren): Die sind gut, aber sie wirken nur, wenn sie direkt angestrahlt werden. Achte darauf, dass deine Kleidung Reflektoren an beweglichen Teilen wie Armen und Beinen hat. Das fällt auf.

  • Aktiv leuchten (Licht): Das ist der entscheidende Punkt. Eine Stirnlampe ist im Dunkeln Pflicht! Nicht nur, damit du was siehst, sondern damit du gesehen wirst. Für beleuchtete Wege im Park reichen 150-200 Lumen völlig aus, so was kriegst du bei Decathlon oder online schon für 20-30 €. Zusätzliche LED-Lichter zum Anklipsen sind super. Sei lieber ein „leuchtender Christbaum“ als ein unsichtbarer Schatten.

Kleiner Tipp für sofort: Schnapp dir jetzt deine Laufjacke und leuchte mal mit dem Handy drauf. Reflektiert sie noch ordentlich? Oft sind die Reflektoren nach vielen Wäschen kaputt. Wenn ja, investier die 5 € in ein LED-Anstecklicht. Das ist die beste Investition in deine Sicherheit.

So passt du dein Training an den Herbst an

Die beste Ausrüstung nützt nichts, wenn du im Herbst so trainierst wie im Sommer. Das ist ein Rezept für Verletzungen oder den nächsten Infekt.

Das Aufwärmen beginnt drinnen!

Renne niemals aus der warmen Wohnung direkt in die Kälte und sprinte los. Deine Muskeln sind kalt und unvorbereitet. Hier ist meine 5-Minuten-Routine, bevor ich überhaupt einen Fuß vor die Tür setze:

  1. 60 Sekunden locker auf der Stelle traben.

  2. 30 Sekunden Armkreisen (vorwärts und rückwärts).

  3. 30 Sekunden pro Seite Beinpendel (vor und zurück, dann seitlich).

  4. 60 Sekunden Kniehebelauf oder Anfersen.

Das bringt den Kreislauf in Schwung und weckt den Körper auf. Die ersten zehn Minuten deines Laufs draußen gehst du dann ganz bewusst langsam an.

Die kritischste Phase: Direkt nach dem Lauf

Der Moment nach dem Lauf ist der gefährlichste. Du bist verschwitzt, die Anstrengung lässt nach und dein Körper produziert kaum noch Wärme. Jetzt kühlst du rasend schnell aus. Also: Keine langen Dehnübungen draußen! Lauf die letzten Minuten locker aus und geh sofort ins Warme. Die wichtigste Regel von allen lautet: RAUS AUS DEN NASSEN KLAMOTTEN! Und zwar sofort. Bevor du duschst, bevor du was trinkst. Zieh dir zuerst trockene, warme Sachen an. Das ist der beste Schutz vor einer Erkältung.

Hör auf deinen Körper: Wann du eine Pause machen musst

Laufen stärkt das Immunsystem, aber nur, wenn du ihm auch Erholung gönnst. Ein hartes Training in der Kälte ist Stress für den Körper. Nach so einer Belastung ist dein Immunsystem für ein paar Stunden geschwächt (man nennt das den „Open-Window-Effekt“).

Und die wichtigste Regel, die jeder Läufer verinnerlichen sollte: Lauf niemals, wenn du krank bist! Merk dir die „Hals-Regel“:

  • Symptome nur oberhalb des Halses (leichter Schnupfen, Kratzen im Hals)? Ein ganz, ganz lockerer und kurzer Lauf kann eventuell in Ordnung sein.

  • Symptome auch unterhalb des Halses (Husten, Gliederschmerzen, Fieber)? ABSOLUTE SPORTPAUSE! Das ist nicht verhandelbar. Eine verschleppte Erkältung kann im schlimmsten Fall aufs Herz gehen.

Ein paar Tage Pause sind immer besser als wochenlanger Ausfall. Wenn du diese Grundregeln des Läufer-Handwerks beachtest, wirst du den Herbst als eine der schönsten Laufzeiten des Jahres erleben. Die frische Luft macht den Kopf frei und stärkt dich. Du fühlst dich lebendig und widerstandsfähig. Also, bleib vernünftig, lauf sicher und genieß jeden Kilometer!

Inspirationen und Ideen

  • Reflektierende Details an Schuhen und Kleidung nutzen.
  • Eine Stirnlampe (z.B. von Petzl oder Ledlenser) nicht nur für den eigenen Weg, sondern auch zum Gesehenwerden einsetzen.
  • Eine leichte, reflektierende Weste oder Bänder (wie von Nathan Sports) über die Jacke ziehen.

Das Geheimnis? Aktive und passive Sichtbarkeit kombinieren, denn im Herbst schwindet das Licht oft überraschend schnell.

Das Zwiebelprinzip ist dein bester Freund: Statt einer dicken Jacke sind drei dünne Schichten die klügere Wahl. Die erste Schicht (Baselayer) aus Funktionsmaterial oder Merinowolle leitet Schweiß ab. Die zweite (Midlayer) aus Fleece oder Thermo-Stoff isoliert die Wärme. Die dritte Schicht (Shell) schützt vor Wind und Regen. So kannst du unterwegs eine Schicht ausziehen, wenn dir zu warm wird, und bleibst trotzdem trocken.

Merinowolle kann bis zu 35 % ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen, ohne sich nass anzufühlen.

Für Läufer bedeutet das: Selbst wenn du schwitzt, kühlt dein Körper nicht aus. Shirts und Socken aus diesem Naturmaterial, wie sie von Marken wie Icebreaker oder Smartwool angeboten werden, sind eine Investition, die sich an kühlen, feuchten Tagen bezahlt macht, da sie die Körpertemperatur optimal regulieren und Geruchsbildung minimieren.

Die richtigen Schuhe für nasses Laub?

Wenn deine üblichen Straßenlaufschuhe auf nassem Laub oder matschigen Wegen ins Rutschen geraten, ist es Zeit für ein Upgrade. Trailschuhe sind nicht nur für die Berge gedacht. Modelle wie der „Salomon Speedcross“ oder der „Hoka Speedgoat“ bieten mit ihrem griffigeren Profil (oft mit Technologien wie Vibram® Megagrip) auch im herbstlichen Park oder Stadtwald entscheidend mehr Halt und Sicherheit. Die verstärkte Zehenkappe schützt zudem vor verborgenen Wurzeln und Steinen.

Winddichte Jacke: Ideal für trockene, aber windige Tage. Sie ist extrem atmungsaktiv und verhindert den „Windchill-Effekt“, bei dem der Wind die gefühlte Temperatur drastisch senkt. Perfekt für die meisten Herbstläufe.

Wasserdichte Jacke: Ein Muss bei Regen. Moderne Membranen wie GORE-TEX SHAKEDRY™ sind nicht nur absolut dicht, sondern auch erstaunlich atmungsaktiv. Sie sind teurer, aber bei Dauerregen unbezahlbar.

Für die meisten Läufer ist eine hochwertige Windjacke der vielseitigere Begleiter.

Der Moment nach dem Lauf ist entscheidend. Kaum gestoppt, beginnt der Körper auszukühlen. Das „Open-Window-Phänomen“ beschreibt die Phase direkt nach intensiver Belastung, in der das Immunsystem kurzzeitig geschwächt ist. Wer jetzt nassgeschwitzt in der Kälte verharrt, lädt Erkältungen förmlich ein. Die Regel ist einfach: Innerhalb von 15 Minuten raus aus den feuchten Sachen, eine warme Dusche und danach in trockene, bequeme Kleidung schlüpfen.

„Schlechtes Wetter gibt es nicht, nur schlechte Kleidung.“ – Eine alte Weisheit, die beim Laufen im Herbst zu 100 % zutrifft.

Der häufigste Fehler bei Handschuhen: Zu enge Passform. Wenn die Finger aneinandergepresst sind, kann die Luft nicht zirkulieren und als Isolationsschicht dienen. Bei extremer Kälte sind Fäustlinge oft wärmer als Fingerhandschuhe, da die Finger sich gegenseitig wärmen. Modelle von Marken wie GORE® Wear oder Leki bieten oft eine Windstopper-Membran an der Außenseite, die den Unterschied macht.

  • Ein leichtes Stirnband schützt die empfindlichen Ohren vor kaltem Wind, ohne dass der Kopf überhitzt.
  • Eine dünne Funktionsmütze (z. B. von Buff) ist perfekt, wenn die Temperaturen Richtung Gefrierpunkt fallen.
  • Eine Kappe mit Schirm ist der Geheimtipp bei Nieselregen – sie hält das Wasser effektiv aus dem Gesicht.

Schließe für einen Moment die Augen während deines Laufs (natürlich nur, wenn es sicher ist). Was hörst du? Das Rascheln von tausenden Blättern unter deinen Füßen. Was riechst du? Die feuchte Erde, das nahende Winterwetter. Laufen im Herbst ist ein Fest für die Sinne, das dich erdet und dir eine tiefe Verbindung zur Natur schenkt – ein mentaler Bonus, der genauso wichtig ist wie die körperliche Fitness.

Mareike Brenner

Mareike ist 1991 in Bonn geboren und hat ihr Diplom in der Fachrichtung Journalistik an der TU Dortmund erworben. Sie hat einen Hintergrund im Bereich Design, da sie an der HAW Hamburg Illustration studiert hat. Mareike hat aber einen Sprung in die Welt des Journalismus gemacht, weil sie schon immer eine Leidenschaft für kreatives Schreiben hatte. Derzeit ist sie in der Redaktion von Freshideen tätig und schreibt gern Berichte über Schönheitstrends, Mode und Unterhaltung. Sie kennt übrigens alle Diäten und das Thema „Gesund abnehmen“ wird von ihr oft bevorzugt. In ihrer Freizeit kann man sie beim Kaffeetrinken mit Freunden antreffen oder sie bleibt zu Hause und zeichnet. Neulich hat sie eine neue Leidenschaft entdeckt, und das ist Online-Shopping.