Massivholz für dein Zuhause: Der ehrliche Guide vom Profi – ohne Marketing-Blabla

von Mareike Brenner
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Mehr als nur Deko: Warum echtes Holz einen Raum verwandelt

Komm mal gedanklich mit in meine Werkstatt. Hier riecht es immer nach Holz. Mal nach frischer Fichte, mal nach schwerer, erdiger Eiche und manchmal nach dieser würzigen Zirbe, die einen sofort entspannt. Seit gefühlt einer Ewigkeit arbeite ich mit diesem Material, und ich habe gelernt, es zu lesen. Ich verstehe, wie es atmet, wie es sich je nach Jahreszeit bewegt und wie es einen ganzen Raum verändern kann. Holz ist eben nicht nur ein Baustoff. Holz lebt.

Du kennst sicher diese perfekten Bilder von Holz-Interieurs aus den Wohnmagazinen. Glatte Oberflächen, warme Farben, alles top. Aber was man nicht sieht, ist das Wissen und die Arbeit, die dahinterstecken. Warum eine Wandverkleidung ewig hält, während eine andere sich schon nach dem ersten Winter unschön wölbt? Genau das will ich dir hier erzählen. Kein Werbe-Gequatsche, sondern ehrliche Handwerkserfahrung. Worauf es wirklich ankommt, wenn du Holz in dein Zuhause holen willst.

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1. Das Wichtigste zuerst: Holz arbeitet – immer!

Das ist das Erste, was jeder Lehrling bei mir lernt: Holz arbeitet. Das ist keine Floskel, sondern pure Physik. Holz ist hygroskopisch, ein schickes Wort dafür, dass es Feuchtigkeit aus der Luft aufnimmt und wieder abgibt, wie ein Schwamm. Bei feuchter Luft dehnt es sich aus, bei trockener Heizungsluft im Winter zieht es sich zusammen. Diesen Prozess nennt man Quellen und Schwinden.

Gut zu wissen: Die richtige Holzfeuchte ist das A und O
Für den Innenausbau braucht das Holz eine Feuchte von etwa 9 % (plus/minus 2 %). Das ist perfekt für ein normales Raumklima. Das Problem? Wenn du Holz kaufst, das draußen oder in einer kalten Halle gelagert wurde, hat es vielleicht 15-20 % Feuchte. Verbaust du das direkt an deiner warmen Wohnzimmerwand, trocknet es schlagartig nach und schwindet. Das Ergebnis: unschöne Fugen und Risse. Ich habe schon so oft Köpfe schütteln müssen bei Kunden, die sich über billiges Baumarkt-Holz geärgert haben.

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Kleiner Tipp: Frag beim Holzhändler deines Vertrauens ganz gezielt nach „kammergetrockneter Ware für den Innenbereich“. Ein guter Händler kann dir die exakte Holzfeuchte nennen. Wenn er nur mit den Schultern zuckt, such dir lieber einen anderen.

Übrigens, auch die Schnittrichtung der Bretter spielt eine riesige Rolle für die Stabilität. Bretter mit stehenden Jahresringen (nennt man Riftschnitt) sind viel formstabiler als solche mit liegenden Jahresringen (Fladerschnitt). Sie sind zwar oft etwas teurer, aber für breite Tischplatten oder Dielenböden die absolut sicherere Bank.

2. Die Wahl des richtigen Holzes – Mehr als nur eine Frage des Geschmacks

Die Auswahl an Hölzern ist riesig, und es geht nicht nur um die Optik. Jedes Holz hat seinen eigenen Charakter, seine Stärken und Schwächen. Es muss zum Zweck passen!

Hier mal die gängigsten heimischen Hölzer im Überblick:

  • Fichte/Tanne: Der Klassiker, besonders im süddeutschen Raum. Weich, hell und mit lebendigen Ästen. Riecht herrlich harzig und macht eine gemütliche Atmosphäre. Fichte ist recht günstig, rechne mit ca. 15 bis 30 € pro Quadratmeter für einfaches Profilholz. Aber Achtung: Sie ist weich und bekommt schnell mal eine Delle. Ideal für Wand- und Deckenverkleidungen, aber für einen Boden eher ungeeignet.
  • Kiefer: Etwas härter als die Fichte und sehr harzreich. Was viele nicht wissen: Kiefer dunkelt unter Lichteinfluss extrem nach und bekommt mit der Zeit einen wunderschönen, warmen Honigton. Die markante Maserung macht sie sehr lebendig.
  • Eiche: Mein persönlicher Favorit für alles, was ewig halten soll. Eiche ist hart, schwer und extrem langlebig. Perfekt für Parkett, Treppen und Tischplatten. Sie strahlt eine unglaubliche Ruhe aus. Aber hier ein wichtiger Hinweis aus der Praxis: Eiche enthält Gerbsäure! Verwende IMMER Edelstahlschrauben. Ich hatte mal einen Kunden, der normale Stahlschrauben genommen hat. Nach dem ersten feuchten Winter hatte er überall schwarze Tintenflecken um die Schrauben. Eine riesige Arbeit, das zu sanieren! Eiche ist natürlich eine andere Preisklasse, für eine schöne Landhausdiele liegst du schnell bei 70 bis 150 €/m².
  • Buche: Ein sehr hartes Holz mit einer ruhigen, feinen Maserung. Oft für Arbeitsplatten und Treppen genutzt. Ihr großer Nachteil: Sie arbeitet extrem stark und neigt zum Verziehen. Muss also wirklich sorgfältig verarbeitet werden.
  • Zirbe (Arve): Die Königin der Alpen. Ein weiches Nadelholz mit diesem unverwechselbaren, wohltuenden Duft. Man sagt den ätherischen Ölen nach, dass sie den Schlaf verbessern. Deshalb wird sie fast ausschließlich unbehandelt für Schlafzimmermöbel und Wandverkleidungen genutzt. Ein Traum, aber nichts für mechanische Beanspruchung.
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3. Montage an Wand und Decke: So geht’s richtig!

Eine Holzverkleidung einfach an die Wand zu nageln, ist der häufigste Fehler, den Heimwerker machen. Das führt fast garantiert zu Problemen. Eine fachgerechte Montage braucht immer eine Unterkonstruktion.

Die unsichtbare, aber entscheidende Grundlage
Die Unterkonstruktion besteht aus Holzlatten, die du an die Wand schraubst. Darauf kommen dann erst die schönen Sichtbretter. Das hat drei entscheidende Vorteile:

  1. Ausgleich: Keine Wand ist perfekt gerade. Mit den Latten und kleinen Keilen schaffst du eine absolut plane Ebene.
  2. Hinterlüftung: Zwischen Wand und Holz muss Luft zirkulieren können! Stell dir vor, du müsstest eine gefaltete Zeitung dahinter durchziehen können – so etwa 2 cm Platz sind ideal. Das transportiert Feuchtigkeit ab und ist der beste Schutz gegen Schimmel.
  3. Bewegungsfreiheit: Das Holz kann arbeiten, ohne an der starren Wand zu zerren.

Für die Unterkonstruktion nimmst du einfache Fichtenlatten, z.B. im Format 24 x 48 mm. Die schraubst du im Abstand von 40 bis 60 cm an die Wand. Bei einer Ziegelwand mit passenden Dübeln, bei einer Gipskartonwand suchst du dir am besten die Ständer dahinter.

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Befestigung: Unsichtbar oder rustikal?
Die Profilbretter selbst werden meist unsichtbar mit sogenannten Profilbrettkrallen befestigt. Das sind kleine Metallklammern, die in die Nut greifen und auf der Lattung festgenagelt werden. Elegant und sauber. Alternativ kannst du sie auch sichtbar verschrauben, was einen rustikalen Look erzeugen kann. Hier musst du aber super exakt arbeiten und unbedingt vorbohren, damit das Holz nicht reißt.

Die lebenswichtige Dehnungsfuge
Ich kann es nicht oft genug sagen: Holz braucht Platz! An allen Rändern deiner Holzfläche – zu Wänden, Boden und Decke – musst du eine Dehnungsfuge von 10-15 mm lassen. Die wird später einfach von einer Sockel- oder Deckenleiste verdeckt. Ich habe mal eine 5 Meter breite Wandverkleidung gesehen, die sich im Sommer um einen ganzen Zentimeter ausgedehnt hat. Ohne diese Fuge hätte sich die ganze Wand wie ein Bogen gewölbt. Das ist keine Theorie, das passiert wirklich!

4. Die Oberfläche: Wie du dein Holz schützt und seinen Charakter betonst

Die Oberfläche entscheidet über Optik, Haptik und Langlebigkeit. Die zwei Hauptwege sind Ölen oder Lackieren.

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Ölen: Die natürliche, atmungsaktive Methode
Geölte Oberflächen sind mein persönlicher Favorit. Das Öl dringt tief ins Holz ein und schützt es von innen. Die Maserung wird richtig schön „angefeuert“. Der größte Vorteil: Das Holz bleibt offenporig und kann weiter atmen, was super für das Raumklima ist. Man spürt das echte, warme Material. Ein Kratzer lässt sich lokal abschleifen und nachölen. Der Nachteil: etwas mehr Pflegeaufwand.

Profi-Tipp: Beim Ölen ist weniger mehr! Stell dir einen Wecker: Trag das Öl dünn auf, lass es exakt 15-20 Minuten einziehen und nimm dann den GESAMTEN Überschuss mit einem sauberen Baumwolltuch ab. Wenn Öl auf der Oberfläche stehen bleibt und trocknet, hast du eine klebrige Sauerei, die Staub anzieht und nie richtig aushärtet.

Lackieren: Die robuste „Plastikschicht“
Lack bildet eine geschlossene Schicht auf dem Holz. Das macht die Oberfläche sehr widerstandsfähig und leicht zu reinigen, ideal für Küchentische. Der Nachteil: Man fühlt nicht mehr das Holz, sondern den Lack. Die natürliche Haptik ist weg. Und ist der Lack mal tief zerkratzt, ist eine Reparatur aufwendig – meist muss alles abgeschliffen und neu lackiert werden.

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Achte bei allen Produkten auf Gütesiegel wie den „Blauen Engel“, um Schadstoffe in der Raumluft zu vermeiden. Und beim Schleifen: Immer eine FFP2-Maske tragen! Feiner Holzstaub ist nichts für die Lunge.

5. Holz im Bad und in der Küche? Ja, aber nur vom Experten!

Viele haben Angst vor Holz in Feuchträumen. Zu Recht, wenn man es falsch macht. Aber mit dem richtigen Holz und der richtigen Verarbeitung ist es eine wunderbare, warme Alternative zu kalten Fliesen.

Man braucht Hölzer, die von Natur aus resistent gegen Feuchtigkeit sind, wie Lärche, Douglasie, Eiche oder der absolute Geheimtipp: Thermoholz. Das ist heimisches Holz, das durch eine spezielle Hitzebehandlung extrem formstabil und unempfindlich gegen Wasser wird.

Aber ganz ehrlich: Die Planung und Ausführung von Holzelementen im Bad ist eine Aufgabe für einen erfahrenen Fachbetrieb. Der konstruktive Schutz, die richtige Versiegelung, die Hinterlüftung – hier einen Fehler zu machen, kann zu massiven Bauschäden durch Schimmel führen. Das ist definitiv kein Projekt für Heimwerker.

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6. Was kostet der Spaß? Zeit, Geld und der Wert echter Handarbeit

Ein Innenausbau mit massivem Echtholz ist eine Investition, machen wir uns nichts vor. Es ist deutlich teurer als Tapete und Farbe.

Dein erstes Projekt: Eine Akzentwand selbst machen?
Eine einfache Akzentwand ist ein super Projekt für geübte Heimwerker. Hier mal eine grobe Einkaufsliste für eine 5 m² große Wand:

  • ca. 5,5 m² Profilholz (immer ca. 10 % für Verschnitt dazurechnen!)
  • ca. 15 Meter Latten (24×48 mm) für die Unterkonstruktion
  • 1 Päckchen Profilbrettkrallen & Nägel
  • Passende Schrauben & Dübel für deine Wand
  • 1 kleine Dose (0,75 l) Hartwachsöl
  • Schleifpapier (120er Körnung) und fusselfreie Baumwolltücher

Rechne für das Material, je nach Holzart, mit Kosten zwischen 150 € und 400 €. Und die Zeit? Plane dafür ruhig ein komplettes Wochenende ein: Ein Tag für die Unterkonstruktion und Montage, ein weiterer für den Feinschliff und das Ölen.

DIY oder Meisterbetrieb?
Die Akzentwand kriegst du mit Geduld vielleicht hin. Sobald es aber um ganze Räume, Böden oder gar Feuchträume geht, rate ich dringend zum Fachbetrieb. Die Fehler, die man als Laie machen kann (fehlende Dehnungsfuge, falsche Hinterlüftung), können richtig teure Folgeschäden verursachen.

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Dafür bekommst du aber einen Wert, der bleibt. Eine Oberfläche, die lebt, atmet und mit den Jahren sogar noch schöner wird. Ich habe schon uralte Holzböden saniert, die nach einer Überarbeitung wieder aussahen wie neu. Versuch das mal mit einer Vliestapete.

Schlusswort: Ein Freund für’s Leben

Holz ist ein ehrliches Material. Es verzeiht keine Hektik und keine Ignoranz. Wenn du seine Eigenschaften aber verstehst und respektierst, belohnt es dich mit einer Schönheit und Wärme, die kein anderer Baustoff erreicht. Es erzählt eine Geschichte.

Nimm dir also die Zeit, plane sorgfältig und arbeite mit Geduld. Dann wird das Holz in deinem Zuhause nicht nur Deko sein, sondern ein treuer Begleiter für viele, viele Jahre.

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Holz im Badezimmer – geht das wirklich gut?

Absolut, wenn man es richtig macht! Der Schlüssel liegt in der Holzauswahl und im konstruktiven Holzschutz. Vergessen Sie Fichte oder Buche, die bei Feuchtigkeit schnell quellen. Setzen Sie auf Hölzer mit hohem Eigenölanteil wie Teak oder auf die extrem resistente Robinie. Eine fantastische moderne Alternative ist Thermoholz, z.B. Thermo-Esche. Durch die Hitzebehandlung wird das Holz formstabil und quasi immun gegen Feuchtigkeit. Wichtig ist, dass Wasser immer ablaufen kann und keine stehende Nässe entsteht – das ist wichtiger als jede Oberflächenversiegelung.

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Einer Studie des Joanneum Research in Österreich zufolge kann Zirbenholz die Herzfrequenz im Schlaf um bis zu 3.500 Schläge pro Nacht reduzieren.

Dieser Effekt wird dem im Holz enthaltenen Pinosylvin zugeschrieben. Es ist der wissenschaftliche Beleg für das, was Handwerker schon lange wissen: Der Duft der Zirbe, der oft als harzig-würzig beschrieben wird, fördert aktiv Entspannung und einen tieferen Schlaf. Ein Bett oder eine Wandverkleidung aus massivem Zirbenholz ist also mehr als nur Optik – es ist eine Investition in Ihr Wohlbefinden.

Geölte Oberfläche: Sie lässt das Holz atmen und fühlt sich natürlich warm an. Kratzer oder Flecken können lokal angeschliffen und einfach nachgeölt werden, z.B. mit einem Hartwachs-Öl von Osmo oder Rubio Monocoat. Der Schutz ist tief im Holz, nicht nur an der Oberfläche.

Lackierte Oberfläche: Sie bildet eine geschlossene, sehr widerstandsfähige Kunststoffschicht. Die Reinigung ist oft einfacher, aber wenn der Lack einmal tief zerkratzt ist, ist eine Reparatur kaum unsichtbar möglich und erfordert meist das Abschleifen der gesamten Fläche.

Mareike Brenner

Mareike ist 1991 in Bonn geboren und hat ihr Diplom in der Fachrichtung Journalistik an der TU Dortmund erworben. Sie hat einen Hintergrund im Bereich Design, da sie an der HAW Hamburg Illustration studiert hat. Mareike hat aber einen Sprung in die Welt des Journalismus gemacht, weil sie schon immer eine Leidenschaft für kreatives Schreiben hatte. Derzeit ist sie in der Redaktion von Freshideen tätig und schreibt gern Berichte über Schönheitstrends, Mode und Unterhaltung. Sie kennt übrigens alle Diäten und das Thema „Gesund abnehmen“ wird von ihr oft bevorzugt. In ihrer Freizeit kann man sie beim Kaffeetrinken mit Freunden antreffen oder sie bleibt zu Hause und zeichnet. Neulich hat sie eine neue Leidenschaft entdeckt, und das ist Online-Shopping.