Dein Bad, deine Fliesen: So triffst du die richtige Wahl (Ein Profi packt aus)

von Aminata Belli
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Ich stehe seit Ewigkeiten auf Baustellen und hab schon unzählige Bäder gefliest. Von der winzigen Gästetoilette bis zur luxuriösen Wellness-Oase war alles dabei. Und glaub mir, eines ist immer gleich: Die Fliese ist das Gesicht des Raumes. Aber was bringt dir die schickste Designerfliese, wenn das, was dahintersteckt, Murks ist? Richtig, absolut gar nichts.

Ich werde nie diesen einen Kunden vergessen. Er war unglaublich stolz, weil er sein Bad mit edlen, großformatigen Fliesen selbst gestaltet hatte. Auf den ersten Blick sah es auch top aus. Aber ein paar Monate später kam der Anruf: ein Riss in der Wandfliese, und am Boden klangen einige Fliesen hohl, wenn man darauf klopfte. Tja, die Ursache war schnell gefunden. Der Untergrund war krumm und schief und die Abdichtung ein schlechter Witz. Die Reparatur war am Ende teurer, als es gleich richtig machen zu lassen. Solche Geschichten sind der Grund, warum ich dir das hier erzähle. Ein schönes, langlebiges Bad fängt nicht bei der Fliese an, sondern eine Schicht tiefer.

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Das Fundament: Warum die Abdichtung wichtiger ist als die Fliese

Das Erste, was meine Lehrlinge lernen, ist ein heiliger Grundsatz: Die Fliese selbst schützt nicht vor Wasser. Sie ist nur die schicke Hülle. Der eigentliche Bodyguard deines Bades ist die Abdichtung darunter. Genau hier trennt sich die Spreu vom Weizen, und Pfusch an dieser Stelle ist eine tickende Zeitbombe für Schimmel, Bauschäden und horrende Folgekosten.

Dafür gibt es sogar eine technische Norm (die DIN 18534), an die sich jeder Profi halten muss. Sie teilt das Bad in Zonen ein, je nachdem, wie viel Wasser dort hinkommt. Eine bodengleiche Dusche ist natürlich die höchste Risikozone, während eine Wand im Gäste-WC weniger Stress abbekommt. Für jede Zone gibt es klare Regeln.

Der alte Spruch „Fliesen sind doch dicht“ ist ein gefährlicher Mythos. Zementfugen sind es nämlich nicht. Wasser kann ganz langsam durchsickern und ohne eine vernünftige Verbundabdichtung landet die Feuchtigkeit direkt in der Wand. Das Ergebnis riecht man oft, bevor man es sieht – dieser typisch modrige Schimmelgeruch. Übrigens, geh doch mal in dein Bad und klopf sachte auf ein paar Bodenfliesen. Klingt eine hohl? Das könnte ein erstes Anzeichen für eine unzureichende Verklebung sein!

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Materialkunde für Selbermacher: Was kann deine Fliese wirklich?

So, der Untergrund ist perfekt vorbereitet? Dann kommt der spaßige Teil: die Fliesenauswahl! Aber bitte, entscheide nicht nur nach dem Aussehen. Jedes Material hat seinen eigenen Charakter und seine ganz speziellen Eigenheiten.

Steingutfliesen: Der Klassiker für die Wand

Steingut ist der Oldtimer unter den Fliesen – aber ein charmanter! Das Material ist recht porös und saugt Wasser, weshalb es ausschließlich an die Wand gehört. Der Vorteil: Es ist superleicht zu bearbeiten, man kann es einfach ritzen und brechen. Die Glasur auf der Oberfläche sorgt für den Nässeschutz.
Was kostet der Spaß? Steingut ist meist die günstigste Variante, rechne hier mit Preisen zwischen 15 € und 35 € pro Quadratmeter im Baumarkt.

Steinzeugfliesen: Der robuste Alleskönner

Steinzeug wird heißer gebrannt, wodurch die Poren verschmelzen. Das Ergebnis: eine dichte, harte Fliese, die kaum Wasser aufnimmt. Damit ist sie frostfest und perfekt für den Boden im Bad geeignet. Gibt’s glasiert oder unglasiert – bei den unglasierten ist das Material durchgefärbt, was super ist, weil ein Kratzer kaum auffällt.
Was kostet der Spaß? Qualitativ gutes Steinzeug bewegt sich meist im Bereich von 25 € bis 50 € pro Quadratmeter.

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Feinsteinzeug: Die Königsklasse für Boden und Wand

Das ist quasi der Hochleistungssportler unter den Fliesen. Extrem hoch gepresst und gebrannt, ist Feinsteinzeug unglaublich hart, dicht und robust. Flecken, Säure, Abrieb – das Zeug steckt fast alles weg. Aber diese Härte hat ihren Preis: Ohne Profi-Werkzeug wie einen Nassschneider und spezielle Diamantbohrer kommst du hier nicht weit. Der Versuch, mit dem normalen Akkuschrauber ein Loch für den Handtuchhalter zu bohren, endet garantiert mit einem glühenden Bohrer und null Fortschritt.
Was kostet der Spaß? Feinsteinzeug fängt bei etwa 30 €/m² an, kann aber für spezielle Designs und große Formate auch schnell 80 € oder mehr kosten.

Naturstein: Einzigartige Schönheit mit Bedürfnissen

Marmor, Granit, Schiefer – jede Platte ist ein Unikat von Mutter Natur. Wunderschön, aber auch eine Diva. Die meisten Natursteine sind porös und müssen regelmäßig mit einer speziellen Imprägnierung geschützt werden. Besonders Marmor hasst Säure! Ein Spritzer Zitronensaft oder der falsche Badreiniger können die Oberfläche dauerhaft verätzen und matte Flecken hinterlassen. Hier ist absolute Vorsicht geboten.
Was kostet der Spaß? Das ist schwer zu sagen. Günstiger Schiefer startet vielleicht bei 40 €/m², während exklusiver Marmor schnell bei über 150 €/m² liegen kann.

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Groß, klein, rutschfest? Format und Oberfläche entscheiden

Die Größe der Fliese verändert nicht nur die Optik, sondern auch den Aufwand und die Sicherheit.

Großformatfliesen (alles ab 60 cm Kantenlänge) sind voll im Trend. Klar, wenige Fugen sehen edel aus und sind leichter zu putzen. Aber Achtung! Große Platten verzeihen keine Fehler. Der Untergrund muss zu 100 % eben sein, sonst drohen Spannungsrisse. Außerdem brauchst du für den Transport und die Verlegung mindestens zwei Leute und spezielle Saugheber. Plane hier auch mehr Verschnitt (ca. 15-20 %) und höhere Verlegekosten ein.

Ein Thema, das Leben rettet: die Rutschhemmung

Ganz ehrlich, das ist superwichtig. Ein nasser, glatter Boden im Bad ist eine gefährliche Falle. Achte auf die „R-Klasse“. Für den normalen Badboden reicht R9. Aber für den Boden einer bodengleichen Dusche empfehle ich DRINGEND mindestens R10. Zusätzlich gibt es für Barfußbereiche die Bewertung A, B, C. Eine gute Duschfliese sollte also die Kennzeichnung R10/B tragen. Poliertes Feinsteinzeug sieht zwar schick aus, hat aber auf dem Boden eines Duschbereichs nichts zu suchen.

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Einblicke in die Werkstatt: Wie der Profi arbeitet

Gutes Werkzeug und die richtige Technik sind das A und O. Das lernt man nicht an einem Nachmittag bei YouTube, sondern über Jahre.

Der Kleber: Nicht nur draufklatschen

Gerade bei großen Fliesen reicht es nicht, den Kleber nur auf den Boden zu kämmen. Wir Profis arbeiten im „Buttering-Floating-Verfahren“. Das heißt: Kleber kommt auf den Untergrund (Floating) UND auf die Fliesenrückseite (Buttering). Nur so liegt die Fliese wirklich vollflächig und hohlraumfrei im Kleberbett. Hohlräume sind die Sollbruchstellen von morgen.

Kleiner Tipp: Lass den Fliesenkleber nach dem Anrühren 5 Minuten „reifen“. Dadurch können die chemischen Zusätze richtig wirken. Erst danach nochmal kurz durchrühren und loslegen!

Was ist mit Fußbodenheizung?

Ah, eine sehr gute Frage! Fliesen sind der ideale Partner für eine Fußbodenheizung, weil sie die Wärme exzellent leiten. Wichtig ist hierbei, einen hochflexiblen Fliesenkleber zu verwenden. Auf der Verpackung steht dann meist ein Kürzel wie „C2TE S1“ oder sogar „S2“. Dieses „S“ steht für die Flexibilität, die nötig ist, um die Spannungen durch die Temperaturwechsel auszugleichen. Billiger Standardkleber würde hier mit der Zeit reißen.

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Der letzte Schliff: Fugen, Silikon und Pflege

Die Fliesen kleben, der Kleber ist trocken (gib ihm mindestens 24, bei großen Formaten besser 48 Stunden!). Jetzt kommt das Finish.

Die Fuge: Mehr als nur Lückenfüller

Die Fugenfarbe ist ein mächtiges Design-Werkzeug. Eine dunkle Fuge zu heller Fliese betont das Raster, während eine Ton-in-Ton-Fuge die Fläche ruhiger wirken lässt. Für den normalen Hausgebrauch reicht ein flexibler, zementärer Fugenmörtel völlig aus. Epoxidharzfugen sind zwar extrem widerstandsfähig, aber in der Verarbeitung eine echte Qual und für den Privatbereich meist Overkill.

Die Silikonfuge: Deine wichtigste Wartungsfuge

Alle Ecken und Anschlüsse (Wand zu Boden, Wanne, Duschtasse) bekommen eine elastische Fuge aus Silikon. Warum? Weil ein Gebäude immer ein wenig „arbeitet“ und eine starre Mörtelfuge hier einfach brechen würde. Aber ganz wichtig: Eine Silikonfuge ist eine Wartungsfuge! Sie hält nicht ewig. Je nach Pflege und Belastung muss sie alle paar Jahre erneuert werden, um Schimmel vorzubeugen.

Gut zu wissen: So erneuerst du eine Silikonfuge selbst! Es ist einfacher, als du denkst: 1. Alte Fuge raus: Mit einem Fugenmesser oder Cuttermesser die alte Silikonfuge vorsichtig herausschneiden. 2. Säubern & Entfetten: Die Fugenflanken mit Silikonentferner und danach mit Spiritus gründlich reinigen. Alles muss staub- und fettfrei sein. 3. Abkleben: Klebe die Ränder der Fuge oben und unten mit Malerkrepp ab. So bekommst du eine saubere Kante. 4. Neu ausspritzen: Die Silikonkartusche schräg ansetzen und das Silikon gleichmäßig in die Fuge spritzen. 5. Abziehen & abziehen: Die Fuge mit einem Fugenglätter (oder dem Finger, getaucht in Spüli-Wasser) glattziehen. Danach sofort das Malerkrepp abziehen! Fertig.

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Die häufigsten Fehler von Heimwerkern (und wie du sie vermeidest)

Zum Schluss nochmal Klartext. Das sind die Top-Fehler, die ich ständig bei Sanierungen sehe:

  1. Miserabler Untergrund: Der teuerste Fehler von allen. Der Boden muss sauber, trocken, fest und vor allem EBEN sein.
  2. Fehlende oder falsche Abdichtung: Ein Garant für Schimmel und Bauschäden. Hier bitte nicht sparen!
  3. Falscher Kleber: Günstiger Dispersionskleber aus dem Eimer hat im Duschbereich nichts verloren. Nimm immer einen pulverförmigen, flexiblen Fliesenkleber (Flexkleber).
  4. Zu wenig Material: Kaufe immer 10-15 % mehr Fliesen als die reine Fläche. Du brauchst das für Verschnitt und falls mal eine bricht. Fliesen aus einer anderen Charge nachzukaufen ist riskant, da es Farbabweichungen geben kann.

Selbst machen oder den Profi rufen? Eine ehrliche Antwort

Ein kleines Gäste-WC mit einfachen Wandfliesen? Das traue ich einem geschickten Heimwerker zu. Hier ist eine kleine Einkaufsliste für den Baumarkt: Tiefengrund, Dichtbänder für die Ecken, Flüssigfolie (mind. 2 Anstriche), Flexkleber (z.B. C2TE S1), flexibler Fugenmörtel, Sanitärsilikon, eine passende Zahnkelle, Fugbrett und Schwamm.

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Aber sobald es um ein komplettes Bad mit bodengleicher Dusche, Großformaten oder Naturstein geht, rate ich dir ganz ehrlich: Hol dir einen Fachmann. Die Abdichtung nach Norm, der Umgang mit teurem Material – das erfordert Erfahrung. Ein Wasserschaden durch eine fehlerhafte Abdichtung wird von keiner Versicherung bezahlt. Die Kosten für die Sanierung gehen schnell in die Tausende.

Gute Arbeit kostet Geld, ja. Ein Fliesenleger verlangt je nach Region und Aufwand zwischen 45 € und 70 € pro Stunde oder Quadratmeter. Aber dafür bekommst du die Sicherheit, dass dein neues Bad nicht nur heute toll aussieht, sondern auch in zehn Jahren noch dicht und schön ist. Und das, mein Freund, ist unbezahlbar.

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Die Fuge ist zu 20 % die Fliese.

Dieser Satz unter Fliesenlegern bringt es auf den Punkt: Die Wahl der Fugenfarbe kann die Optik eines Raumes komplett verändern. Eine Fuge Ton-in-Ton mit der Fliese sorgt für eine ruhige, großzügige Flächenwirkung. Eine Kontrastfarbe hingegen betont das Verlegemuster und die Form jeder einzelnen Fliese – ideal, um zum Beispiel angesagten Metro-Fliesen im Ziegelverband Charakter zu verleihen. Für Duschbereiche ist eine Epoxidharzfuge eine überlegenswerte Investition: Sie ist nahezu porenfrei, wasserdicht und extrem resistent gegen Schimmel und Verfärbungen.

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Großformat oder filigranes Mosaik – was passt zu meinem Bad?

Das ist eine der zentralen Stilfragen. Großformatige Fliesen (z.B. 60×120 cm) liegen im Trend, da sie mit ihren wenigen Fugen für eine sehr ruhige und edle Ausstrahlung sorgen. Sie lassen kleine Bäder optisch größer wirken. Aber Achtung: Sie verzeihen keine Fehler und erfordern einen absolut ebenen Untergrund, wie der Profi im Artikel bereits betonte. Mosaikfliesen wiederum sind wahre Künstler, wenn es darum geht, Rundungen, Nischen oder bodengleiche Duschen elegant zu gestalten. Sie ermöglichen individuelle Muster, bringen aber durch den hohen Fugenanteil eine gewisse Lebhaftigkeit (und mehr Reinigungsaufwand) mit sich.

Oberfläche Matt: Die erste Wahl für einen modernen, dezenten Look. Matte Fliesen sind oft unempfindlicher gegen Kratzer und bieten eine bessere Rutschhemmung (achten Sie auf die Klassen R9 oder R10 für den Boden). Wasserflecken und Kalk sind hier weniger sichtbar.

Oberfläche Glänzend: Perfekt, um Licht zu reflektieren und kleine oder dunkle Bäder heller und größer wirken zu lassen. Die Reinigung ist denkbar einfach, da die Oberfläche glatt ist. Der Nachteil: Man sieht jeden Fingerabdruck und Wassertropfen, und sie können bei Nässe rutschiger sein.