Tapezieren für dein Wohnzimmer: Die ehrliche Anleitung, die dir den Handwerker spart
Ganz ehrlich? Ich hab in meinem Leben mehr Wohnzimmerwände gesehen als die meisten Leute Fernsehsendungen. Manche in Altbauten, krumm wie eine Banane, andere in Neubauten, so glatt, da hätte man drauf spiegeln können. Und eins hab ich gelernt: Eine Tapete kann einen Raum komplett verwandeln. Sie kann ihn aber auch ruinieren, wenn man’s falsch macht. Und dabei geht es nicht nur um ein hübsches Muster, sondern um solides Handwerk.
Inhaltsverzeichnis
- 0.1 Das Fundament: Warum die Wandvorbereitung 90 % des Erfolgs ausmacht
- 0.2 Welche Tapete für welchen Zweck? Ein kleiner Material-Check
- 0.3 Wie viele Rollen brauche ich eigentlich?
- 0.4 Dein Werkzeug: Hier solltest du nicht sparen
- 0.5 Jetzt geht’s los: Die Schritt-für-Schritt-Anleitung
- 0.6 Knifflige Stellen meistern wie ein Profi
- 0.7 Wann du lieber doch den Profi rufen solltest
- 0.8 Noch unsicher? Fang klein an!
- 0.9 Der Lohn der Mühe
- 1 Bildergalerie
Vergiss die Hochglanz-Ratgeber mit ihren „Stimmungswelten“. Ich zeig dir heute, wie es wirklich geht. Ohne Schnickschnack, dafür mit den Tipps und Tricks, die ich auch meinen Lehrlingen mit auf den Weg gebe. Wir reden über das A und O – den Untergrund. Wir klären, welche Tapete für dich die richtige ist. Und, ganz wichtig: Ich verrate dir die typischen Fehler, damit du sie gar nicht erst machst.
Das Fundament: Warum die Wandvorbereitung 90 % des Erfolgs ausmacht
Meine Azubis können diesen Satz schon nicht mehr hören, aber er ist heilig: „Die teuerste Tapete auf einem miesen Untergrund ist rausgeschmissenes Geld.“ Bevor du auch nur einen Gedanken an den Kauf einer Tapetenrolle verschwendest, musst du deine Wand kennenlernen. Nimm dir diese Zeit. Eine Stunde ehrliche Vorbereitung spart dir später ein ganzes Wochenende voller Ärger.
Zuerst die alte Tapete: Die muss runter. Immer. Über eine alte Schicht drüber zu kleben, ist Pfusch. Der alte Kleister löst sich durch die neue Feuchtigkeit an und am Ende hast du Blasen oder die ganze Bahn kommt dir wieder entgegen. Also, ran an die Arbeit! Meistens reichen Wasser und ein Schuss Spüli. Bei hartnäckigen Kandidaten leihst du dir für ca. 20 Euro pro Tag im Baumarkt einen Dampf-Tapetenablöser. Das Ding ist Gold wert.
Wenn die Wand nackt ist, machen wir drei simple Tests:
- Der Wischtest: Fahr mal mit der flachen Hand über die trockene Wand. Bleibt ein weißer, staubiger Film an deiner Hand? Dann „kreidet“ die Wand. Der Kleister würde hier einfach abperlen. Lösung: Einmal feucht abwaschen und nach dem Trocknen mit Tiefengrund (ein Kanister kostet um die 15-20 €) grundieren.
- Der Kratztest: Nimm einen Spachtel und kratz an einer unauffälligen Stelle. Bröckelt der Putz? Ist er weich und sandig? Dann ist er nicht tragfähig. Lose Stellen musst du abkratzen und neu verspachteln.
- Der Wassertest: Spritz mit einer Sprühflasche etwas Wasser auf die Wand. Perlt es ab wie an einer Regenjacke, ist die Wand nicht saugfähig. Zieht es sofort ein und hinterlässt einen dunklen Fleck, ist sie stark saugfähig. Beides ist Mist. Im ersten Fall hält der Kleister nicht, im zweiten Fall trocknet er zu schnell und verliert seine Klebkraft. Die Lösung für beides ist ein pigmentierter Tapetengrund. Der reguliert die Saugfähigkeit und sorgt für eine einheitliche Farbe, damit später keine alten Flecken durch die neue, helle Tapete schimmern.
Kleine Löcher von Dübeln oder feine Risse? Kein Problem. Für einzelne Löcher nehme ich am liebsten Fertigspachtel aus der Tube, sowas wie Moltofill. Das ist super praktisch. Für größere Flächen rührst du dir eine Gipsspachtelmasse an. Wichtig ist, dass du die Stelle danach mit feinem Schleifpapier (120er Körnung ist ideal) glatt schleifst. Fahr mit der Hand drüber – du darfst keinen Übergang mehr spüren.
Welche Tapete für welchen Zweck? Ein kleiner Material-Check
Im Baumarkt erschlägt dich die Auswahl, ich weiß. Aber im Grunde musst du nur ein paar Typen kennen, um die richtige Entscheidung zu treffen.
Papiertapete: Der günstige Klassiker. Sie ist atmungsaktiv, was super fürs Raumklima ist. Eine Rolle kriegst du oft schon für unter 10 Euro. Der Haken: Sie muss eingekleistert werden und eine bestimmte „Weichzeit“ einhalten. Hältst du dich nicht exakt an die Minutenangabe auf dem Zettel, zieht sie sich beim Trocknen zusammen und du hast unschöne Lücken an den Nähten. Ehrlich gesagt: Für Anfänger ist das oft frustrierend.
Vliestapete: Der moderne Alleskönner. Sie ist mein absoluter Favorit für Heimwerker. Sie besteht aus einer reißfesten Mischung aus Zellstoff und Textilfasern. Der entscheidende Vorteil: Du kleisterst die Wand ein, nicht die Tapete! Dann legst du die trockene Bahn ins Kleisterbett. Korrekturen sind kinderleicht und bei der nächsten Renovierung ziehst du sie meist in ganzen Bahnen trocken wieder ab. Rechne hier mit Preisen zwischen 20 € und 60 € pro Rolle, je nach Qualität und Design. Die Investition lohnt sich!
Vinyltapete: Die Unverwüstliche. Das ist quasi eine Tapete mit eingebauter Elefantenhaut aus Kunststoff. Super robust, abwaschbar und perfekt für den Flur oder die Küche. Im Wohnzimmer ist sie oft übertrieben, denn die Wand kann darunter nicht mehr „atmen“. Bei schlecht belüfteten Räumen oder an kalten Außenwänden kann das die Schimmelbildung fördern.
Textil- & Naturtapeten: Die edle Diva. Tapeten aus Gras, Kork oder Seide sehen fantastisch aus und schlucken Schall. Aber sie sind extrem empfindlich. Ein Kleisterfleck? Den kriegst du nie wieder raus. Das ist eher was für Fortgeschrittene mit viel Geduld oder wenn das Budget für einen Profi reicht.
Kleiner Tipp: Schau dir immer den Zettel an, der jeder Rolle beiliegt! Die Symbole verraten dir alles über Lichtbeständigkeit und ob du bei Mustern auf einen „Rapport“ (Musterversatz) achten musst. Das ist entscheidend für die Berechnung der Rollenanzahl!
Wie viele Rollen brauche ich eigentlich?
Gute Frage! Hier eine simple Faustregel:
(Raumumfang in m) x (Raumhöhe in m) / 5 = Anzahl der Rollen (für eine Standardrolle von 10m x 0,53m)
Bei einer Tapete mit Musterversatz (Rapport) solltest du zur Sicherheit immer 10-15% dazurechnen, also lieber eine Rolle mehr kaufen. Nichts ist ärgerlicher, als wenn dir am Sonntagnachmittag die letzte Bahn fehlt.
Dein Werkzeug: Hier solltest du nicht sparen
Vergiss diese billigen Tapeziersets für 9,99 €. Gutes Werkzeug ist die halbe Miete und macht den Unterschied zwischen Frust und Freude. Das brauchst du wirklich:
- Kleister & Eimer: Ein Paket guter Vliestapetenkleister kostet ca. 10 € und reicht für 4-5 Rollen.
- Cutter-Messer: Das wichtigste Werkzeug! Investiere 15 € in ein stabiles Messer mit einem Vorrat an Abbrechklingen. Und mein Ernst: Brich die Klinge nach jeder zweiten Bahn ab. Eine stumpfe Klinge reißt die nasse Tapete und das sieht furchtbar aus.
- Wasserwaage oder Senklot: Absolut unverzichtbar. Wände sind nie zu 100 % gerade. Ohne eine perfekt senkrechte erste Bahn wird die ganze Wand schief. Ich hatte mal einen Lehrling, der hat das ignoriert. Am Ende sah das Muster aus wie eine Skipiste. Seitdem gilt: Die erste Bahn ist heilig!
- Andrückspachtel & Nahtroller: Ein breiter Kunststoffspachtel (ca. 8 €) ist ideal, um Vliestapeten blasenfrei an die Wand zu drücken. Der kleine Nahtroller (ca. 5 €) sorgt für perfekte Übergänge.
- Zollstock, Bleistift und eine stabile Leiter. Das versteht sich von selbst.
Jetzt geht’s los: Die Schritt-für-Schritt-Anleitung
Okay, alles ist vorbereitet? Perfekt. Heizung auf moderate 18-20 Grad stellen und Fenster zu, Zugluft ist der Feind jeder sauberen Naht. Plane für eine 15 m² Wand als Anfänger ein komplettes Wochenende ein: Samstag für die Vorbereitung, Sonntag für das Tapezieren selbst.
Schritt 1: Kleister anrühren. Lies die Packungsanleitung. Das Pulver zügig in kaltes Wasser einstreuen und kräftig rühren, bis es klumpenfrei ist. Dann quellen lassen.
Schritt 2: Die erste Bahn ist entscheidend. Fang niemals direkt in einer Ecke an! Miss von der Ecke aus etwa 50 cm (etwas weniger als eine Bahnbreite) in den Raum und ziehe mit der Wasserwaage eine perfekte senkrechte Linie an die Wand. Das ist deine Startlinie.
Schritt 3: Die Wandklebetechnik (für Vliestapete). Rolle den Kleister satt und etwas breiter als eine Tapetenbahn auf die Wand. Nimm die zugeschnittene, trockene Bahn, setze sie oben an der Decke an und richte sie an deiner Hilfslinie aus. Streiche sie dann mit dem Andrückspachtel von der Mitte zu den Seiten hin fest. Luftblasen schiebst du einfach zu den Rändern raus.
Schritt 4: Kanten und Nähte. Drück die Tapete an der Decke und an der Fußleiste fest in die Kante. Den Überstand schneidest du mit dem Cutter sauber ab. Die Bahnen werden immer „auf Stoß“ geklebt, das heißt, die Kanten berühren sich exakt, ohne Lücke und ohne Überlappung. Zum Schluss rollst du vorsichtig mit dem Nahtroller drüber. Kleister, der an den Nähten austritt, sofort mit einem feuchten, sauberen Schwamm abtupfen – nicht reiben!
Knifflige Stellen meistern wie ein Profi
Keine Angst vor Steckdosen und Ecken. Mit der richtigen Technik ist das ganz einfach.
- Steckdosen: WICHTIG: Sicherung raus! Und zur Sicherheit mit einem Spannungsprüfer checken. Dann die Abdeckung abschrauben. Tapezier einfach drüber und schneide dann mit dem Cutter ein Kreuz über die Öffnung. Den Rest kannst du sauber ausschneiden, bevor die Abdeckung wieder draufkommt.
- Innenecken: Tapeziere eine Bahn niemals komplett „um die Ecke“. Das gibt Falten. Lass die Bahn stattdessen ca. 1-2 cm auf die nächste Wand überstehen. Die neue Bahn auf der anderen Wand klebst du dann überlappend auf diesen Streifen. Jetzt kommt der Profi-Trick, der Doppelnahtschnitt: Schneide mit dem Cutter und einem langen Lineal genau in der Ecke durch BEIDE Tapetenschichten. Ziehe dann den abgeschnittenen schmalen Streifen der unteren Bahn und den der oberen Bahn ab. Das Ergebnis ist eine perfekte, unsichtbare Naht.
Wann du lieber doch den Profi rufen solltest
Selbermachen ist toll, aber man muss auch seine Grenzen kennen. In diesen Fällen würde ich dir raten, einen Fachmann zu beauftragen:
- Wenn du dich für eine sehr teure Textil- oder Seidentapete entschieden hast. Hier ist kein Platz für Fehler.
- In einem sehr alten Haus mit extrem unebenen, rissigen oder feuchten Wänden.
- Wenn du eine komplizierte Fototapete über eine große Fläche anbringen willst.
Für alles andere gilt: Trau dich!
Noch unsicher? Fang klein an!
Mein Tipp für den absoluten Anfänger: Such dir nicht gleich die größte Wand im Wohnzimmer aus. Fang mit einer einzigen Akzentwand an, zum Beispiel hinter dem Sofa oder dem Bett. Das ist an einem Nachmittag erledigt, hat aber eine riesige Wirkung auf den Raum. Es ist die perfekte Übung, um ein Gefühl für das Material zu bekommen, und das Erfolgserlebnis ist garantiert.
Der Lohn der Mühe
Tapezieren ist mehr als nur Papier an die Wand kleben. Es ist ein Handwerk, das Sorgfalt belohnt. Wenn du am Ende einen Schritt zurücktrittst, die letzte Bahn sitzt, die Nähte perfekt sind und der Raum eine völlig neue Ausstrahlung hat – dieses Gefühl ist unbezahlbar. Das ist der Stolz des Selbermachers. Und den hast du dir dann redlich verdient.
Bildergalerie
Vlies oder Papier – was ist die bessere Wahl für Anfänger?
Ganz klar: Vliestapete. Der entscheidende Vorteil liegt in der Verarbeitung. Hier wird nicht die Tapetenbahn, sondern die Wand selbst eingekleistert. Das spart den Tapeziertisch, die Bahn verzieht sich nicht und kann trocken an die Wand angelegt und korrigiert werden. Papier-Tapeten müssen dagegen eine bestimmte Weichzeit einhalten und sind deutlich empfindlicher, wenn sie feucht sind. Wer sich also den ersten Tapezier-Frust sparen will, greift zu Vlies – Marken wie A.S. Création oder Rasch bieten hier riesige Auswahlen.
- Ein guter Tapezierspachtel aus Kunststoff (Andrückspachtel), um Blasen sanft auszustreichen.
- Ein Nahtroller aus weichem Moosgummi, um die Stöße perfekt und ohne Glanzstellen anzudrücken.
- Ein scharfes Cuttermesser mit Abbrechklingen – und zwar reichlich davon. Profis wechseln die Klinge nach jeder zweiten oder dritten Bahn!
Das Geheimnis makelloser Ergebnisse? Das richtige Werkzeug.
Der Rapport: Dieses kleine Symbol auf der Tapetenrolle ist entscheidend. Es gibt an, in welchem Abstand sich das Muster wiederholt. Ein „versetzter Ansatz“ von z.B. 64/32 cm bedeutet, das Muster wiederholt sich alle 64 cm, die nächste Bahn muss aber um 32 cm versetzt angesetzt werden. Das bedeutet mehr Verschnitt! Rechnen Sie bei Mustertapeten daher immer mindestens eine Rolle mehr ein als bei ansatzfreien.
Wussten Sie, dass vertikale Streifen einen Raum höher und horizontal verlaufende Streifen ihn breiter wirken lassen?
Dieser simple optische Trick ist eine der ältesten, aber wirkungsvollsten Waffen im Repertoire von Inneneinrichtern. Für niedrige Altbauräume sind dezente Längsstreifen oft ein Segen, während ein schmaler Flur durch Querstreifen an einer Stirnwand an Weite gewinnt.
Die Akzentwand ist ein moderner Klassiker. Statt den ganzen Raum zu tapezieren, wählt man nur eine Wand für ein auffälliges Muster. Aber welche?
- Die Wand hinter dem Sofa: Sie rahmt die Sitzecke ein und schafft einen optischen Ankerpunkt.
- Die Wand gegenüber der Tür: Sie ist das Erste, was man beim Betreten sieht – ein echter „Wow“-Effekt.
- Die TV-Wand: Ein ruhiges, nicht zu kleinteiliges Muster kann hier den Bildschirmbereich harmonisch integrieren, anstatt ihn als schwarzes Loch wirken zu lassen.
Fototapete: Ein einziges, großflächiges Motiv, wie eine Landschaft oder eine grafische Kunst. Perfekt für eine dramatische Statement-Wand, die wie ein riesiges Kunstwerk wirkt.
Mustertapete: Ein sich wiederholendes Muster (floral, geometrisch etc.). Schafft Rhythmus, Textur und eine durchgehende Atmosphäre im Raum.
Die Wahl hängt vom gewünschten Effekt ab: Ein einzelner Paukenschlag oder eine durchgehende Melodie.
Wenn es um die Ecken geht, trennt sich die Spreu vom Weizen. Versuchen Sie niemals, eine Tapetenbahn „um die Ecke“ zu kleben. Wände sind selten exakt 90 Grad. Die Bahn würde Falten werfen oder sich schief ziehen. Die Profi-Methode: Die Tapete so zuschneiden, dass sie etwa 1-2 cm um die Ecke ragt. Die nächste Bahn wird dann auf der neuen Wand lotrecht angesetzt und überlappt diesen kleinen Streifen. Der Schnitt erfolgt dann exakt in der Ecke mit dem Cuttermesser durch beide Bahnen hindurch.
Laut einer Umfrage des Deutschen Tapeten-Instituts verbinden über 70% der Befragten mit tapezierten Wänden ein Gefühl von „Gemütlichkeit“ und „Wertigkeit“, deutlich mehr als bei rein gestrichenen Wänden.
Das unterstreicht, was der Artikel sagt: Eine Tapete ist mehr als nur Farbe. Ihre Textur, sei es eine feine Leinenoptik oder eine spürbare Prägung, spricht unseren Tastsinn an und schafft eine wohnlichere, wärmere Atmosphäre, die eine glatte Putzwand oft vermissen lässt.
Blasen unter der Tapete – was nun?
Keine Panik! Kleine Bläschen verschwinden oft von selbst, wenn der Kleister vollständig trocknet. Bei hartnäckigen Luftblasen hilft der „Spritzen-Trick“: Mit einer feinen Injektionsnadel etwas Kleister direkt in die Blase spritzen. Kurz einwirken lassen und die Luft dann mit einem weichen Tuch und dem Nahtroller vorsichtig zum Rand hin ausstreichen. Der winzige Einstich ist später unsichtbar.
Der häufigste Fehler beim Kleister: Ungeduld. Jeder angerührte Pulverkleister, wie der Klassiker Metylan Normal, braucht eine angegebene Quellzeit. Werden diese 15-20 Minuten nicht eingehalten, entfaltet er nicht seine volle Klebkraft. Die Tapete hält schlechter, und es können sich an den Rändern unschöne offene Nähte bilden. Also: Anleitung lesen, Zeit stoppen und in Ruhe einen Kaffee trinken.
- Reste von Mustertapeten eignen sich perfekt, um die Rückwände von offenen Regalen oder Vitrinen zu bekleben.
- Schubladenböden oder die Innenseiten von Schranktüren bekommen mit einem Tapetenrest einen überraschenden, edlen Touch.
- Auf eine günstige Leinwand geklebt oder in einem großen Bilderrahmen wird ein besonders schönes Muster selbst zum Kunstwerk.
Botanische Prints: Große Blätter, exotische Blüten, Dschungelmotive – der Trend „Biophilic Design“, der die Natur ins Haus holt, ist ungebrochen. Marken wie `Cole & Son` mit ihrem berühmten „Palm Jungle“ oder günstigere Varianten bei `Erismann` bringen Lebendigkeit und Frische ins Wohnzimmer. Besonders wirkungsvoll als einzelne Akzentwand hinter einem schlichten Sofa.
Die Steckdose ist kein Hindernis, sondern eine Routineaufgabe. Wichtig: Vorher immer die Sicherung raus! Tapezieren Sie einfach über die Öffnung hinweg. Drücken Sie die Tapete an den Kanten der Dose fest an, sodass sich deren Umrisse abzeichnen. Schneiden Sie dann mit dem Cuttermesser von der Mitte aus diagonal zu den Ecken ein Kreuz. Die so entstehenden Dreiecke können Sie nun sauber entlang der Kante abschneiden. Blende wieder drauf – fertig!
„Die beste Tapete ist die, die eine Geschichte erzählt, ohne ein Wort zu sagen.“ – Kelly Wearstler, US-amerikanische Innenarchitektin
Kann ich eine dunkle, gemusterte Tapete in einem kleinen Raum verwenden?
Absolut! Das ist ein alter Mythos, dass kleine Räume immer hell sein müssen. Eine tiefblaue oder waldgrüne Tapete mit einem eleganten Muster kann einem kleinen Wohnzimmer eine ungeheure Tiefe und Geborgenheit verleihen, fast wie eine Schmuckschatulle. Der Trick ist, dies mit heller Einrichtung, einem großen Spiegel und guter Beleuchtung zu kombinieren, um das Licht im Raum zu reflektieren und für Balance zu sorgen.
- Langlebigkeit und einfache Reinigung
- Verdeckt kleine Risse und Unebenheiten im Putz
- Schafft eine wohnliche, warme Atmosphäre
Die Rede ist von Strukturtapeten, zum Beispiel in Leinen- oder Putzoptik.
Sie sind die perfekte Alternative für alle, denen eine glatte Wand zu kühl und eine Mustertapete zu unruhig ist. Sie bringen Tiefe und Haptik in den Raum und sind dabei wunderbar zeitlos.
Wichtig bei Stein- oder Holzoptik: Achten Sie auf eine hochwertige Druckqualität und eine leichte Prägung. Günstige, glatte Tapeten ohne fühlbare Struktur wirken schnell flach und künstlich. Marken wie `Marburg` haben hier oft sehr realistische Designs im Programm. Der Effekt ist am überzeugendsten, wenn nur eine Wand damit gestaltet wird – so entsteht der Eindruck einer echten Materialwand, ohne dass der Raum überladen wirkt.
Nach dem Tapezieren ist vor dem Trocknen. Und hier lauern Fehler. Vermeiden Sie unbedingt Zugluft oder zu starkes Heizen für die nächsten 24-48 Stunden. Wenn die Tapete zu schnell trocknet, ziehen sich die Nähte auseinander und es können unschöne Lücken entstehen. Also: Fenster zu, Heizung auf eine moderate, konstante Temperatur stellen und der Wand die nötige Ruhe zum Trocknen gönnen.
Der Blaue Engel: Ein Zeichen für Nachhaltigkeit.
Wer auf Wohngesundheit Wert legt, sollte bei der Tapetenwahl auf dieses Siegel achten. Es garantiert, dass die Tapeten überwiegend aus Altpapier hergestellt werden und bei der Produktion auf den Einsatz von schadstoffhaltigen Farben, Weichmachern und PVC verzichtet wird. Gut für die Umwelt und das Raumklima.
Glattvlies: Die Geheimwaffe der Maler. Diese ungemusterte Vliestapete wird geklebt, um einen perfekt glatten, einheitlichen und rissüberbrückenden Untergrund für einen späteren Anstrich zu schaffen. Ideal für rissige Altbauwände.
Raufaser: Der unsterbliche Klassiker. Preisgünstig, extrem robust und mehrfach überstreichbar. Ihre körnige Struktur verzeiht viele kleine Unebenheiten im Untergrund und ist daher bis heute eine pragmatische Lösung.
Licht ist der beste Freund Ihrer Tapete – oder ihr schlimmster Feind. Bevor Sie sich für ein Muster entscheiden, besorgen Sie sich ein Probestück und pinnen es für 24 Stunden an die vorgesehene Wand. Beobachten Sie, wie sich die Farben und der Effekt im Tageslicht am Morgen, im direkten Sonnenlicht am Nachmittag und bei künstlicher Beleuchtung am Abend verändern. Eine Tapete mit Metallic-Effekten kann bei Kerzenschein zauberhaft wirken, bei grellem Deckenlicht aber billig aussehen.
Was bedeutet „gestürztes Kleben“?
Bei manchen unifarbenen oder strukturierten Tapeten ohne klares Muster findet sich dieses Symbol auf der Rolle. Es bedeutet, dass jede zweite Bahn auf dem Kopf stehend geklebt werden muss. Das klingt seltsam, verhindert aber, dass durch minimale Farbunterschiede zwischen den Produktionskanten der Bahnen später leichte Schattierungen oder Streifen an den Nähten sichtbar werden.
- Retro-Muster (70er): Große, grafische Prints in warmen Tönen wie Orange, Braun und Senfgelb. Passen super zu Mid-Century-Möbeln und schaffen eine lässige, nostalgische Atmosphäre.
- Skandi-Chic: Helle, geometrische oder stilisierte florale Muster in Schwarz, Weiß und Pastelltönen. Wirkt luftig, modern und unkompliziert.
- Art-Déco-Eleganz: Fächer- oder Bogenmuster, oft mit goldenen oder silbernen Akzenten. Verleiht dem Raum einen Hauch von Luxus und Glamour.
Profi-Tipp für die letzte Bahn: Selten ist eine Wand so gerade, dass die letzte Bahn in voller Breite passt. Messen Sie die verbleibende Breite an mehreren Stellen (oben, mitte, unten) und addieren Sie 1-2 cm. Schneiden Sie die Bahn entsprechend zu und drücken Sie sie in die Ecke. Der überstehende Zentimeter wird dann mit dem Spachtel in die Ecke gedrückt und mit dem Cuttermesser sauber abgeschnitten. Das ergibt einen perfekten Abschluss.
Eine Tapete ist eine Investition. Fragen Sie sich bei der Auswahl nicht nur „Gefällt mir das jetzt?“, sondern auch „Kann ich mir vorstellen, damit die nächsten fünf bis zehn Jahre zu leben?“. Ein extrem lauter Trend kann schnell ermüden. Zeitlose Muster, wie feine Streifen, dezente grafische Designs oder florale Muster in gedeckten Farben, haben oft eine viel längere Halbwertszeit und lassen sich leichter mit neuen Möbeln oder Accessoires kombinieren.
