Rot, aber richtig: Dein ehrlicher Guide für rote Haare vom Profi

von Mareike Brenner
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Ich werde diese eine Begegnung in meiner langen Karriere wohl nie vergessen. Ein Teenager-Mädchen saß in meinem Stuhl, neben ihr die besorgte Mutter. Das Mädchen hatte dieses unglaublich prächtige, natürliche Kupferrot – ein Traum! Aber ihr Haar war auch widerspenstig, trocken und, ganz ehrlich, sie hasste es. „Mach es einfach braun“, flehte sie. In diesem Moment habe ich etwas Entscheidendes gelernt: Rotes Haar ist nicht einfach nur eine Farbe. Es ist eine eigene Persönlichkeit mit ganz eigenen Regeln.

Viele Artikel kratzen da nur an der Oberfläche. Sie listen Fakten auf, aber erklären nie das „Warum“. Warum ist rotes Haar so störrisch? Warum ist es so verdammt schwer zu färben und warum wäscht sich die Farbe so schnell wieder raus? Genau das will ich dir hier erklären – Wissen direkt aus dem Salon-Alltag, nicht aus dem Lehrbuch. Lass uns mal tief eintauchen, damit du deine roten Haare verstehst und lieben lernst, egal ob echt oder gefärbt.

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Die Biologie dahinter: Was rotes Haar so besonders macht

Keine Sorge, das wird keine trockene Chemiestunde. Aber um rotes Haar zu meistern, müssen wir kurz verstehen, was da eigentlich los ist. Alles fängt bei der Genetik an, genauer gesagt bei einem Gen namens MC1R.

Stell es dir wie einen Schalter vor. Bei den meisten Leuten ist der „an“ und produziert Eumelanin – das ist das Pigment für braune und schwarze Töne. Das sind große, dichte Moleküle, die für eine satte Farbe sorgen. Bei Menschen mit naturrotem Haar ist dieser Schalter quasi in einer anderen Stellung. Stattdessen wird hauptsächlich Phäomelanin hergestellt, das Pigment für rote und gelbe Nuancen. Diese Moleküle sind viel kleiner und weniger dicht. Und dieser winzige Unterschied hat gewaltige Folgen.

Dicker, aber weniger: Das Gefühl auf dem Kopf

Hast du dich schon mal gefragt, warum sich rotes Haar oft dicker und drahtiger anfühlt? Das ist keine Einbildung. Eine einzelne rote Haarsträhne ist im Schnitt tatsächlich dicker als eine blonde oder braune. Dafür haben Rothaarige aber spürbar weniger Haare auf dem Kopf. Nur mal so als grobe Hausnummer:

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  • Blonde Köpfe: haben um die 140.000 Haare
  • Brünette Köpfe: liegen bei ca. 110.000 Haaren
  • Rote Köpfe: kommen oft nur auf ca. 90.000 Haare

Das erklärt, warum rotes Haar oft von Natur aus mega Volumen hat, aber auch mal bockig sein kann. Beim Schneiden ist das super wichtig. Ein stumpfer Bob kann da schnell wie ein Helm wirken. Oft sind sanfte Stufen oder eine leichte Ausdünnung mit der Effilierschere der Schlüssel, um eine schöne Bewegung reinzubringen.

Die Königsdisziplin: Rotes Haar professionell färben

Ganz ehrlich? Am Färben von rotem Haar erkennt man einen guten Friseur. Ich habe schon so viele junge Kollegen an einer scheinbar simplen Braunfärbung auf rotem Haar verzweifeln sehen. Das Ergebnis war dann oft ein schlammiges, undefinierbares Etwas. Der Grund? Wieder dieses hartnäckige Phäomelanin.

Herausforderung 1: Naturrot überfärben

Wenn du versuchst, naturrotes Haar einfach braun zu übertünchen, scheint das natürliche Rot einfach immer durch. Das Ergebnis ist dann kein klares Braun, sondern hat diesen permanenten, warmen Rotschimmer, den die meisten ja gerade loswerden wollen.

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Die Profi-Lösung: Wir müssen das Rot neutralisieren. Im Farbkreis liegt Grün gegenüber von Rot. Also mischen die Profis ganz gezielt einen Asch-Ton (der auf Grünpigmenten basiert) in die braune Farbe. Das neutralisiert das natürliche Rot und am Ende kommt ein klares, kühles Braun raus. Achtung! Das ist Millimeterarbeit. Ein Tropfen zu viel vom Asch-Ton, und du hast einen unschönen Grünstich im Haar.

Herausforderung 2: Ein sattes Rot auf helles Haar färben

Andersherum ist es genauso knifflig. Viele kommen mit hellblonden Haaren und wollen ein sattes Kupferrot. Wenn man da einfach rote Farbe draufklatscht, wird es entweder schreiend Pink oder ein blasses Orange, das nach drei Wäschen Geschichte ist. Warum? Blondiertes Haar ist „leer“, die großen roten Farbmoleküle finden keinen Halt und fallen sofort wieder raus.

Die Profi-Lösung: Wir müssen das Haar „vorpigmentieren“. Das heißt, wir tönen das Haar zuerst mit Gold- oder Kupfertönen vor, um eine Basis zu schaffen. Wir füllen das leere Haar quasi wieder auf. Erst dann kommt die eigentliche rote Zielfarbe drauf. Nur so wird das Rot satt und langlebig.

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Bevor du den Friseur buchst: Die richtigen Fragen stellen

Um sicherzugehen, dass du in guten Händen bist, sei ruhig mutig und frage nach. Daran erkennst du, ob jemand wirklich Ahnung hat:

  • „Haben Sie Erfahrung damit, einen Rotschimmer zu neutralisieren?“
  • „Wie gehen Sie vor, um ein langlebiges Rot zu erzielen? Arbeiten Sie mit Vorpigmentierung?“
  • „Welche Pflege empfehlen Sie mir für zu Hause, damit die Farbe hält?“

Ein echter Profi wird diese Fragen lieben und dir alles genau erklären.

Die Henna-Falle: Natur pur mit einem großen Aber

Ach ja, Henna. Viele, die sich ein natürliches Rot wünschen, landen früher oder später dabei. Henna ist eine Pflanzenfarbe und kann auch wirklich tolle, natürliche Rottöne zaubern. Aber es gibt einen riesigen Haken, den du kennen musst: Henna legt sich wie ein Mantel um jedes einzelne Haar. Das macht es super haltbar, aber auch zu einem Albtraum für jede spätere chemische Behandlung.

Versucht ein Friseur, Henna-gefärbtes Haar aufzuhellen oder mit normaler Farbe zu färben, kann es zu unvorhersehbaren chemischen Reaktionen kommen. Im schlimmsten Fall bricht das Haar ab oder bekommt bizarre Farben wie Sumpfgrün. Wenn du also mit Henna gefärbt hast, musst du es entweder komplett rauswachsen lassen oder einen Profi finden, der sich auf den extrem schwierigen Farbabzug spezialisiert hat. Sei hier bitte immer zu 100 % ehrlich zu deinem Friseur!

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Deine Werkzeugkiste für zu Hause: So bleibt das Rot brillant

Die beste Arbeit im Salon ist umsonst, wenn die Pflege zu Hause nicht stimmt. Bei Rot ist das 50 % des Erfolgs. Hier ist deine ultimative Shopping-Liste:

  • Sulfatfreies Shampoo: Sulfate sind aggressive Reiniger, die Farbpigmente förmlich aus dem Haar reißen. Ein sulfatfreies Shampoo ist absolute Pflicht. Gute Optionen gibt es schon in der Drogerie (z.B. von L’Oréal EverPure oder Nature Box), aber auch im Premiumbereich.
  • Farbmaske mit Pigmenten: Das ist dein bester Freund! Das sind Kuren mit direkten Farbpigmenten. Bei jeder Anwendung lagerst du eine kleine Menge Farbe wieder an und frischst das Rot auf. Super Produkte sind zum Beispiel die Wella Color Fresh Masken oder die farbigen Conditioner von Maria Nila. Die kosten zwischen 15 € und 30 € und sind jeden Cent wert.
  • Guter Hitzeschutz: Föhn, Glätteisen & Co. über 180 Grad sind Gift für die Farbe. Ein Hitzeschutzspray ist keine Option, sondern ein Muss!
  • UV-Schutz für die Haare: Im Sommer ist ein UV-Schutz-Spray wie Sonnencreme für dein Haar. Die Sonne bleicht rote Pigmente gnadenlos aus. Alternativ tut’s natürlich auch ein schicker Hut.

Kleiner Tipp, der nichts kostet: Nach dem Waschen die Haare ganz kurz eiskalt abspülen. Das schließt die Schuppenschicht, versiegelt die Farbe und sorgt für extra Glanz. Dauert 10 Sekunden, bringt aber echt was!

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SOS-Hilfe: Was tun, wenn die Farbe kippt?

Manchmal passiert es einfach. Nach dem Urlaub am Meer ist dein schönes Kupferrot plötzlich messingfarben oder orange. Keine Panik! Als schnelle Erste-Hilfe-Maßnahme kann eine Silberspülung oder eine Maske mit blauen/violetten Pigmenten helfen. Diese neutralisieren die unerwünschten warmen Töne kurzfristig. Aber sei vorsichtig: Zu viel davon, und du bekommst einen leichten Blaustich. Für eine dauerhafte Lösung solltest du aber lieber zum Profi gehen.

Vom Desaster zur Traumfarbe: Komplexe Farbkorrekturen

Manchmal kommen Kunden mit echten Haar-Katastrophen in den Salon. Der Klassiker: der Versuch, von Rot auf Blond zu kommen.

Das ist einer der schwierigsten und teuersten Jobs überhaupt. Einfach Blondierung draufzuknallen, führt zu einem leuchtenden Kanarienvogel-Orange. Der Prozess ist aufwendig und braucht Zeit.

  1. Zuerst wird mit einem sanften Farbentferner versucht, die roten Pigmente zu lösen.
  2. Dann wird in mehreren, sehr vorsichtigen Schritten aufgehellt.
  3. Zum Schluss muss das verbleibende Gelb oder Orange mit einem Toner neutralisiert werden.

Plane dafür locker zwei bis drei Termine und ein Budget von 200 € bis 400 € pro Sitzung ein. Das ist der Moment, wo der Kostenvergleich glasklar wird: Eine Drogerie-Farbe für 10 €, die schiefgeht, kann schnell eine Korrektur für 500 € nach sich ziehen. Der direkte Weg zum Profi für 120-180 € ist da unterm Strich der günstigere und nervenschonendere.

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Gesundheit geht vor: Ein paar wichtige Hinweise

Als Profi ist mir deine Gesundheit heilig. Zwei Dinge sind daher nicht verhandelbar.

Erstens: der Allergietest. Gerade Menschen mit dem „Rothaar-Gen“ haben oft eine empfindlichere Haut. Ein Test 48 Stunden vor dem Färben, bei dem etwas Farbe in der Armbeuge aufgetragen wird, ist gesetzlich vorgeschrieben und überlebenswichtig. Ich habe schon schlimme allergische Reaktionen gesehen. Bei mir gilt: Kein Test, keine Farbe. Punkt.

Und noch etwas, das oft belächelt wird, aber wissenschaftlich immer mehr Beachtung findet: Es gibt Hinweise, dass die Gen-Mutation, die für rotes Haar verantwortlich ist, auch das Schmerzempfinden beeinflusst. Viele Rothaarige berichten, dass sie mehr Narkosemittel beim Zahnarzt oder bei OPs brauchen. Ich bin kein Arzt, aber sprich das ruhig proaktiv bei deinem Arzt an. Das ist keine Einbildung, sondern hat oft einen genetischen Hintergrund.

Rotes Haar ist wirklich eine Gabe. Es braucht ein bisschen extra Liebe und Wissen, aber der Aufwand lohnt sich. Und die Kundin von damals? Sie ist heute eine treue Stammkundin und trägt ihr Kupferrot mit einem unglaublichen Stolz. Und es sieht fantastisch aus. Solche Momente sind der schönste Lohn für meine Arbeit.

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Mein Kupferton strahlt nur eine Woche – was mache ich falsch?

Das ist der Klassiker! Rote Pigmente sind, wie der Artikel erklärt, launische Diven. Sie sind größer als andere Farbpigmente und können sich daher schwerer in der Haarstruktur verankern. Die Lösung ist eine sanfte, aber clevere Routine. Waschen Sie die Haare seltener und nur mit lauwarmem Wasser. Ein sulfatfreies Shampoo, zum Beispiel aus der Kérastase Chroma Absolu Serie, ist Pflicht. Der Game-Changer ist aber ein farbauffrischender Conditioner oder eine Maske wie die Wella Professionals Color Fresh Mask, die bei jeder zweiten Wäsche die verblassenden Pigmente wieder anlagert. So bleibt der Salon-Look wochenlang frisch.

Die passende Augenbraue: Ein häufig übersehenes Detail, das den gesamten Look verändert. Finger weg von rötlichen Brauenstiften – das wirkt fast immer unnatürlich.

  • Für einen weichen, natürlichen Look eignet sich ein aschiger Blond- oder heller Braunton. Er definiert, ohne mit der Haarfarbe zu konkurrieren. Perfekt dafür: der Anastasia Beverly Hills Brow Wiz in „Taupe“.
  • Für mehr Definition und einen eleganten Abend-Look kann ein etwas dunklerer, aber immer noch neutraler Braunton gewählt werden, der die tieferen Nuancen im Haar aufgreift.
Mareike Brenner

Mareike ist 1991 in Bonn geboren und hat ihr Diplom in der Fachrichtung Journalistik an der TU Dortmund erworben. Sie hat einen Hintergrund im Bereich Design, da sie an der HAW Hamburg Illustration studiert hat. Mareike hat aber einen Sprung in die Welt des Journalismus gemacht, weil sie schon immer eine Leidenschaft für kreatives Schreiben hatte. Derzeit ist sie in der Redaktion von Freshideen tätig und schreibt gern Berichte über Schönheitstrends, Mode und Unterhaltung. Sie kennt übrigens alle Diäten und das Thema „Gesund abnehmen“ wird von ihr oft bevorzugt. In ihrer Freizeit kann man sie beim Kaffeetrinken mit Freunden antreffen oder sie bleibt zu Hause und zeichnet. Neulich hat sie eine neue Leidenschaft entdeckt, und das ist Online-Shopping.