Wände in der Mietwohnung: So verleihst du ihnen Charakter, ohne die Kaution zu verlieren

von Augustine Schneider
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Hand aufs Herz: Die Wände in einer Mietwohnung sind Fluch und Segen zugleich. Sie sind die größte Leinwand für unsere Ideen, aber sie gehören uns nicht. Ich kenne das Dilemma nur zu gut, denn in meinem Job als erfahrener Handwerker habe ich beides unzählige Male gesehen: die Freudentränen von Mietern, die ihre Wohnung endlich persönlich gestaltet haben, und die Schweißperlen, wenn beim Auszug alles wieder in den Ursprungszustand versetzt werden muss.

Viele trauen sich deshalb gar nichts und leben jahrelang zwischen kahlen, weißen Wänden. Das muss aber nicht sein! Es geht nicht darum, auf alles zu verzichten. Es geht darum, clever zu arbeiten. Man muss einfach von Anfang an mitdenken und sich bei jeder Idee fragen: „Wie kriege ich das später wieder spurlos weg?“ In diesem Beitrag zeige ich dir die Tricks der Profis – ehrlich, praxiserprobt und ohne Fachchinesisch.

Teil 1: Die Basis – Kenne deine Wände, deinen Vertrag und die Gefahren

Bevor auch nur ein Tropfen Farbe die Wand berührt, müssen wir kurz die Hausaufgaben machen. Klingt langweilig, erspart dir aber später graue Haare und unnötige Kosten. Versprochen!

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Was für eine Wand hast du da eigentlich?

Nicht jede Wand ist gleich, und das hat massive Auswirkungen darauf, was du mit ihr anstellen kannst. In den meisten Wohnungen findest du einen dieser drei Typen:

  • Solides Mauerwerk mit Putz: Der Klassiker, vor allem in Altbauten. Klingt beim Klopfen satt und dumpf. Hier halten Dübel für schwere Regale bombenfest, wenn du es richtig machst. Die Wand verzeiht viel.
  • Brutaler Beton: Typisch für Neubauten oder Plattenbauten. Der Klopftest ergibt einen hohen, harten Ton. Hier brauchst du ordentliches Werkzeug – ein normaler Akkuschrauber kapituliert. Eine gute Schlagbohrmaschine oder ein Bohrhammer sind hier Pflicht.
  • Leichter Trockenbau (Gipskarton): Erkennt man sofort am hohlen Klang. Diese Wände sind quasi Leichtgewichte und nicht für schwere Lasten gemacht. Ein Bücherregal einfach so anzudübeln, ist eine ganz, ganz schlechte Idee. Dafür gibt es aber spezielle Hohlraumdübel.

Kleiner Tipp vom Profi: Mach die Klopfprobe! Und wenn du ganz sicher sein willst, bohre an einer unauffälligen Stelle (z. B. hinter einer zukünftigen Kommode) ein winziges Loch. Das Bohrmehl verrät alles: rotes Mehl = Ziegel, graues = Beton, feines weißes Mehl = Gipskarton.

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Ein ehrlicher Blick in den Mietvertrag

Ja, es ist nervig, aber lies die Klauseln zu „Schönheitsreparaturen“ und „baulichen Veränderungen“. Meistens läuft es darauf hinaus: Bei Auszug müssen die Wände wieder in einem neutralen, hellen Farbton gestrichen und alle Löcher fachgerecht verschlossen sein. „Fachgerecht“ heißt übrigens, dass man nach dem Streichen nichts mehr vom Loch sieht. Keine Hügel, keine Dellen.

Ganz wichtig: Mach beim Einzug Fotos vom Zustand der Wände und halte alles im Übergabeprotokoll fest. Das ist deine Versicherung gegen ungerechtfertigte Forderungen.

Achtung, Lebensgefahr! Leitungen in der Wand

Hier gibt es keine Kompromisse. Ein angebohrtes Stromkabel ist lebensgefährlich, eine Wasserleitung ein finanzielles Desaster. Es gibt zwar theoretische Installationszonen (ca. 30 cm über dem Boden und unter der Decke sowie ca. 15 cm neben Fenstern und Türen), aber verlass dich NIEMALS darauf. Besonders in Altbauten wurde oft kreativ verkabelt.

Investiere die 30 bis 50 Euro in ein vernünftiges Leitungssuchgerät aus dem Baumarkt. Das ist günstiger als jede Reparatur. Ich habe mal einen Fall miterlebt, wo jemand beim Aufhängen eines Bildes die Hauptleitung zum Nachbarn getroffen hat. Der Schaden und der Ärger waren gigantisch.

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Teil 2: Die besten Techniken für eine Veränderung auf Zeit

So, jetzt wird’s praktisch. Hier sind die gängigsten Wünsche und wie du sie umsetzt, ohne bleibende Schäden zu hinterlassen.

Löcher bohren und wieder verschwinden lassen

Ein Loch ist schnell gebohrt, aber es unsichtbar zu machen, ist die eigentliche Kunst. Der häufigste Fehler von Heimwerkern!

Die richtige Ausrüstung:

  • Der Bohrer muss exakt den gleichen Durchmesser haben wie der Dübel. Steht eine 6 auf dem Dübel, nimmst du einen 6er-Bohrer.
  • Für Gipskartonwände brauchst du spezielle Hohlraumdübel. Normale Spreizdübel drehen hier durch und machen aus dem Loch einen Krater, ohne Halt zu bieten.

Und so machst du es wieder gut: Kauf dir eine kleine Tube Fertigspachtel (ca. 5-8 €), einen kleinen Japan-Spachtel (ca. 4 €) und feines Schleifpapier (180er oder 240er Körnung, ca. 2 €). Drück die Spachtelmasse tief ins Loch, zieh sie glatt ab und lass sie trocknen. Achtung: Spachtelmasse schrumpft! Du musst also fast immer ein zweites Mal ran. Danach schleifst du die Stelle vorsichtig glatt, bis du mit den Fingern keinen Übergang mehr spürst. Erst dann wird drübergestrichen. Plane für 20 Löcher ruhig einen halben Tag ein, inklusive Trocknungszeiten.

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Farbe: Der schnelle Weg zu einem neuen Raumgefühl

Eine farbige Wand ist der einfachste Weg, einen Raum zu verwandeln. Aber bitte, tu dir selbst einen Gefallen und kauf keine Billigfarbe. Du streichst dich damit zu Tode.

Gute Farbe (ca. 50-70 € für 2,5 Liter) hat eine hohe Deckkraft (Klasse 1) und ist scheuerbeständig (Nassabriebklasse 1 oder 2). Damit reicht meist ein Anstrich und du kannst die Wand später sogar mal abwischen. Bei billiger Baumarkt-Plörre für 20 € brauchst du oft drei Anstriche und ärgerst dich nur.

Der Trick für gestochen scharfe Kanten: Kleb die Kante mit gutem Malerkrepp ab (hier nicht sparen, billiges Band reißt die Farbe mit ab!). Streiche dann einmal mit der alten Wandfarbe (meist Weiß) über die Kante des Kreppbands. Das versiegelt die Kante. Kurz trocknen lassen, dann mit der neuen Farbe drüber. Wenn du das Band im noch feuchten Zustand abziehst, hast du eine perfekte Linie. Genial, oder?

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Für den Auszug gilt: Eine kräftig rote oder dunkelblaue Wand wieder weiß zu bekommen, ist ein Kraftakt. Plane dafür mindestens eine Grundierung und zwei Deckanstriche ein. Das kann ein ganzes Wochenende in Anspruch nehmen!

Tapeten: Vlies ist dein bester Freund

Tapeten sind toll, aber der Satz „kann man einfach wieder abziehen“ gilt nur für einen bestimmten Typ: Vliestapeten. Und auch nur dann, wenn der Untergrund stimmt.

Vergiss Papiertapeten. Die müssen eingeweicht und mühsam abgekratzt werden. Ein Albtraum für jede Mietwohnung.

Nimm stattdessen Vliestapeten (ca. 20-40 € pro Rolle). Hier wird die Wand eingekleistert und die Tapete trocken angebracht. Der riesige Vorteil: Beim Auszug kannst du sie trocken und in ganzen Bahnen wieder abziehen. Das ist die einzig sinnvolle Wahl.

Profi-Tipp: Wenn du auf Nummer sicher gehen willst, streiche die Wand vorher mit einem „Tapeten-Wechselgrund“. Das bildet einen Trennfilm und macht das spätere Abziehen zum Kinderspiel.

Teil 3: Geniale Lösungen ganz ohne Bohren

Für alle, die wirklich null Spuren hinterlassen wollen, gibt es fantastische Alternativen.

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Kleben statt Bohren? Ja, aber mit Verstand!

Moderne Klebesysteme, wie die bekannten Klebestrips oder Klebenägel, sind erstaunlich gut – für leichte Dinge! Ein paar Bilderrahmen, eine Lichterkette, kein Problem. Reinige die Wand vorher gründlich und halte dich exakt an die Anleitung. Aber sei ehrlich zu dir selbst: Ein Regal mit Büchern würde ich dem Zeug niemals anvertrauen. Das Risiko, dass es runterkracht und ein riesiges Stück Tapete mitreißt, ist viel zu hoch. Ein repariertes Dübelloch ist am Ende der kleinere Schaden.

Galerieschienen: Einmal bohren, für immer flexibel sein

Wenn du gerne Bilder umhängst, ist das die beste Investition deines Lebens. Du montierst einmalig eine schmale Aluminiumschiene unter der Decke. Daran kannst du mit fast unsichtbaren Seilen und Haken Bilder aufhängen, verschieben und austauschen – so oft du willst, ohne ein einziges neues Loch. So eine Schiene kostet pro Meter etwa 15-25 €, aber der Komfort ist unbezahlbar.

Stoff an der Wand: Gemütlichkeit zum Aufhängen

Ein großer Wandteppich oder eine schöne Stoffbahn können eine Wand komplett verändern. Das bringt nicht nur Farbe, sondern auch Wärme und verbessert sogar die Akustik. Befestige den Stoff einfach an einer dünnen Holzleiste, die du mit ein paar winzigen Nägeln an der Wand fixierst. Diese kleinen Löcher sind später in einer Minute wieder unsichtbar gemacht.

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Wann sollte ich lieber einen Profi rufen?

Sei ehrlich zu dir selbst. Ein paar Bilder aufhängen oder eine Wand streichen? Das schaffst du. Aber wenn du noch nie tapeziert hast und eine ganze Wand mit einer teuren Vliestapete gestalten willst, rechne mal kurz nach: Ein Maler kostet pro Stunde zwischen 45 € und 65 €. Für die Wand braucht er vielleicht 3-4 Stunden, macht also rund 150-260 € plus Material. Was ist dir dein Wochenende ohne Stress, Ärger und mit einem perfekten Ergebnis wert? Manchmal ist professionelle Hilfe die günstigere Lösung.

Mein Fazit: Gestalten mit Köpfchen

Deine Mietwohnung ist dein Zuhause, dein Rückzugsort. Gestalte sie so, dass du dich wohlfühlst! Du musst es nur mit Verstand und Respekt vor fremdem Eigentum tun.

  1. Denk vom Ende her: Frag dich immer: „Wie kriege ich das beim Auszug easy wieder weg?“
  2. Investiere in Qualität: Gutes Werkzeug, gute Farbe und gutes Klebeband sparen dir am Ende Zeit, Geld und Nerven.
  3. Sei ehrlich: Wenn du dir unsicher bist, hol dir Hilfe. Ein Handwerker kostet Geld, ein großer Schaden kostet mehr.

Und jetzt? Dein Projekt für dieses Wochenende: Trau dich! Kauf dir für 10 € ein paar gute Klebenägel und häng endlich die Bilder auf, die seit Monaten in der Ecke stehen. Du wirst staunen, was für einen Unterschied das macht!

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Bildergalerie

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Wussten Sie schon? Moderne Vliestapeten, oft als „Peel & Stick“ bezeichnet, können in ganzen Bahnen trocken und rückstandslos von der Wand abgezogen werden.

Was wie Magie klingt, ist eine Revolution für Mietwohnungen. Statt auf die klassische Farbakzentwand zu setzen, können Sie einen Raum mit einem atemberaubenden Muster von Anbietern wie Photowall oder Wallpops komplett verwandeln. Beim Auszug wird die Tapete einfach an einer Ecke gelöst und langsam abgezogen – ganz ohne Kleisterreste oder Beschädigung des Untergrunds. So sind auch mutige Designs kein finanzielles Risiko mehr.

Sie träumen von einer üppigen Bilderwand, fürchten aber die Bohrmaschine? Hier sind zwei bewährte Alternativen:

  • Für maximale Flexibilität: Klebenägel & Haken. Moderne Klebelösungen, zum Beispiel von tesa® oder Command™, sind die Helden jedes Mieters. Sie sind speziell für raue Oberflächen wie Raufaser oder Putz konzipiert, halten je nach Modell bis zu 2 kg und lassen sich später spurlos wieder abziehen. Ideal, um eine Fotowand immer wieder neu zu arrangieren.
  • Für den professionellen Look: Die Galerieschiene. Sie wird einmalig und unauffällig direkt unter der Decke montiert. Von dort hängen Sie Ihre Bilder an transparenten Perlonseilen auf – die Position ist jederzeit horizontal und vertikal veränderbar. Perfekt für schwere Bilder und um unzählige Bohrlöcher über die Jahre zu vermeiden.
Augustine Schneider

Augustine ist eine offene und wissenshungrige Person, die ständig nach neuen Herausforderungen sucht. Sie hat ihren ersten Studienabschluss in Journalistik an der Uni Berlin erfolgreich absolviert. Ihr Interesse und Leidenschaft für digitale Medien und Kommunikation haben sie motiviert und sie hat ihr Masterstudium im Bereich Media, Interkulturelle Kommunikation und Journalistik wieder an der Freien Universität Berlin abgeschlossen. Ihre Praktika in London und Brighton haben ihren beruflichen Werdegang sowie ihre Weltanschauung noch mehr bereichert und erweitert. Die nachfolgenden Jahre hat sie sich dem kreativen Schreiben als freiberufliche Online-Autorin sowie der Arbeit als PR-Referentin gewidmet. Zum Glück hat sie den Weg zu unserer Freshideen-Redation gefunden und ist zurzeit ein wertvolles Mitglied in unserem motivierten Team. Ihre Freizeit verbringt sie gerne auf Reisen oder beim Wandern in den Bergen. Ihre kreative Seele schöpft dadurch immer wieder neue Inspiration und findet die nötige Portion innerer Ruhe und Freiheit.