Ein Blick, eine Legende: Die wahre Geschichte hinter den faszinierenden Augen eines Musikers

von Angela Schmidt
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Jeder kennt diesen Blick, oder? Von unzähligen Postern und Plattencovern starrte er uns entgegen, unverkennbar und irgendwie nicht von dieser Welt. Ein Auge hell und klar, das andere dunkel und unergründlich. Für Millionen von Menschen wurde genau dieser Blick zum Markenzeichen eines Künstlers, der es liebte, anders zu sein. Ein Symbol für Genialität und Extravaganz.

Ganz ehrlich? Als jemand, der sich beruflich jeden Tag mit Augen beschäftigt, ist diese Geschichte einfach faszinierend. Sie ist das perfekte Beispiel, wie aus einem medizinischen Vorfall eine Legende geboren werden kann. Die meisten Leute glauben ja immer noch, der Musiker hätte zwei verschiedenfarbige Augen gehabt – eine sogenannte Heterochromie. Aber das stimmt nicht. Die Wahrheit ist viel spannender und hat mit einer unglücklichen Rauferei in seiner Jugend zu tun.

Lasst uns mal mit dem Mythos aufräumen. Nicht, um die Magie zu zerstören, sondern um sie mit echtem Wissen zu füttern. Denn die wahre Geschichte ist mindestens genauso packend.

David Bowie Augen zwei augen
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Der große Irrtum: Verschiedenfarbige Augen?

Also, Klartext: Der Künstler hatte keine Heterochromie. Bei einer echten Heterochromie hat die Regenbogenhaut, die Iris, in beiden Augen eine andere Farbe. Ein Auge ist zum Beispiel blau, das andere grün oder braun. Das ist meistens angeboren, völlig harmlos und sieht oft ziemlich cool aus. Aber bei ihm war das nicht der Fall. Seine beiden Augen waren von Natur aus blau.

Der dramatische Unterschied, den die ganze Welt sah, lag woanders. Es ging nicht um die Farbe, sondern um die Größe seiner Pupillen. Und dafür gibt es einen Fachbegriff: Anisokorie.

Anisokorie: Das wahre Geheimnis seines Blicks

Anisokorie klingt kompliziert, bedeutet aber nur, dass die Pupillen nicht gleich groß sind. Das ist an sich gar nicht so selten. Ungefähr 20 Prozent aller Menschen haben das in leichter Form, oft merkt man es kaum. Bei dem berühmten Musiker war der Unterschied aber extrem und dauerhaft. Seine linke Pupille war ständig geweitet – eine sogenannte traumatische Mydriasis.

David Bowie Augen zwei augen aktuell
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Stell dir dein Auge wie eine Hightech-Kamera vor. Die Pupille ist die Blende, die regelt, wie viel Licht auf den Sensor (die Netzhaut) fällt. Bei Helligkeit wird sie winzig klein, im Dunkeln riesengroß. Gesteuert wird das von zwei winzigen Muskeln in der Iris. Einer zieht die Pupille zusammen (der Schließmuskel), der andere zieht sie auseinander (der Öffner-Muskel). Bei einer schweren Verletzung kann dieses System kaputtgehen.

Und genau das ist passiert. Durch einen Schlag wurde der Schließmuskel seines linken Auges gelähmt. Der Öffner-Muskel hatte also keinen Gegenspieler mehr und zog die Pupille permanent weit auf. Das Ergebnis: Das linke Auge reagierte kaum noch auf Licht und blieb immer offen. Deshalb sah es so dunkel, fast schwarz aus. Man schaute nicht auf eine dunkle Iris, sondern direkt in ein tiefes, schwarzes Loch – eine riesige Pupille.

Eine Prügelei mit Folgen

Die Ursache war übrigens keine mysteriöse Krankheit, sondern eine ziemlich banale Teenager-Geschichte. Als Jugendlicher geriet er mit einem guten Freund in einen Streit wegen eines Mädchens. Es kam zu einer Schlägerei, und sein Freund, der wohl einen Ring trug, traf ihn unglücklich am linken Auge. Eine Sache von Sekunden mit lebenslangen Folgen.

David Bowie Augen grau

Das war keine Kleinigkeit. Der junge Musiker musste ins Krankenhaus, es folgten mehrere Operationen, um sein Augenlicht zu retten. Die Ärzte hatten Sorge, er könnte auf dem Auge erblinden. Zum Glück konnten sie seine Sehkraft größtenteils erhalten, aber der Schaden an der Pupillenmuskulatur war irreparabel. Ironischerweise blieben die beiden übrigens Freunde fürs Leben und der Freund gestaltete später sogar einige seiner berühmtesten Albumcover.

Mehr als nur ein Look: So lebt es sich damit

Dieser Zustand war weit mehr als nur ein cooles Markenzeichen. Er hatte handfeste Nachteile im Alltag. Ich denke da sofort an drei Dinge:

1. Extreme Lichtempfindlichkeit: Eine ständig weite Pupille ist wie ein offenes Scheunentor für Licht. Jedes helle Bühnenlicht, jedes Kamerablitzlicht muss eine Qual gewesen sein. Das erklärt auch, warum er so oft Sonnenbrillen trug – das war keine Allüre, sondern medizinische Notwendigkeit.

2. Gestörte Tiefenwahrnehmung: Unser 3D-Sehen funktioniert nur, weil unser Gehirn zwei scharfe Bilder von beiden Augen bekommt. Sein linkes Auge lieferte aber durch die offene Pupille ein permanent unschärferes Bild. Stell dir vor, ein Auge sieht die Welt in 4K und das andere permanent wie durch eine beschlagene Scheibe. Das Gehirn weiß gar nicht, welchem Bild es trauen soll.

Kleines Experiment gefällig? Halt dir mal ein Auge zu und versuch, zügig nach deiner Kaffeetasse zu greifen. Merkst du dieses kurze Zögern, dieses Unsichersein beim Abstand? Das war für ihn der Dauerzustand.

David Bowie Augen aktuell

3. Verschwommenes Sehen in der Nähe: Die Pupille verengt sich auch, um beim Lesen zu helfen. Da sein linkes Auge das nicht konnte, war das Nahsehen damit wahrscheinlich sehr anstrengend und unscharf. Er musste sich fast komplett auf sein gesundes rechtes Auge verlassen.

Plötzlich ungleiche Pupillen – wann sollte ich zum Arzt?

Jetzt fragst du dich vielleicht: „Moment, ich habe auch manchmal ungleiche Pupillen, aber ich hatte nie einen Unfall!“ Das ist ein wichtiger Punkt. Eine leichte, schon immer bestehende Anisokorie ist meist harmlos. Aber Achtung! Wenn du bei dir plötzlich eine Veränderung feststellst, solltest du das sofort abklären lassen. Vor allem, wenn weitere Symptome dazukommen.

Geh bitte SOFORT zum Arzt oder in eine Notaufnahme, wenn:

  • Eine Pupille sich plötzlich weitet und so bleibt.
  • Du zusätzlich Kopfschmerzen, ein hängendes Augenlid, Doppeltsehen oder Nackenschmerzen hast.
  • Du plötzlich verschwommen siehst, Lichtblitze oder einen „Rußregen“ wahrnimmst.

Das kann in seltenen Fällen ein Hinweis auf ernste neurologische Probleme sein und gehört umgehend untersucht. Lieber einmal zu viel nachschauen lassen!

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Was würde man heute tun?

Die Verletzung passierte in einer Zeit, in der die medizinischen Möglichkeiten begrenzter waren. Heute gäbe es ein paar mehr Optionen, auch wenn eine vollständige Heilung des gelähmten Muskels immer noch extrem schwierig ist.

Man könnte zum Beispiel spezielle kosmetische Kontaktlinsen anfertigen lassen. Diese haben eine aufgedruckte, künstliche Pupille in der richtigen Größe, die das Auge normaler aussehen lässt und gleichzeitig die Lichtempfindlichkeit stark reduziert. Solche Linsen sind eine Maßanfertigung vom Optiker und können je nach Komplexität zwischen 150 € und 400 € pro Paar kosten. Eine chirurgische Reparatur des Schließmuskels ist zwar theoretisch möglich, aber sehr kompliziert und riskant – das wird nur in ausgewählten Fällen versucht.

Aus einem Makel wurde Kapital

Und hier schließt sich der Kreis. In der Welt der Popkultur, in der es um visuelle Reize und das Anderssein geht, wurde dieser medizinische Makel zu seinem größten Kapital. Der Blick passte perfekt zu seinen androgynen, außerirdischen Bühnenfiguren. Er wirkte geheimnisvoll, durchdringend und unnahbar.

David Bowie Augen sw

Ein kleiner Tipp am Rande für alle, die sich mit Augenverletzungen herumschlagen: Aus meiner Praxis kenne ich einen jungen Mann, der nach einem Squash-Unfall eine Woche gewartet hat. Er dachte, es sei nur ein „blaues Auge“. Als er endlich kam, war der Augeninnendruck schon gefährlich hoch und wir mussten um sein Sehvermögen kämpfen. Wir haben es geschafft, aber es war verdammt knapp. Bitte nehmt jede Verletzung am Auge ernst!

Am Ende ist es eine unglaubliche Geschichte darüber, wie man eine Schwäche nicht nur akzeptieren, sondern sie in eine unverkennbare Stärke verwandeln kann. Ein Beweis für die Verletzlichkeit unseres Körpers, aber auch für die geniale Kraft der Inszenierung.

Bildergalerie

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David Bowie Augen heterochromia

„Er war nicht nur Musiker, sondern eine lebende Leinwand. Sein Blick war ein zentrales Element seiner Kunst, eine ständige Erinnerung daran, dass Perfektion oft in der Unvollkommenheit liegt.“

Diese Einschätzung eines Kunstkritikers fasst es perfekt zusammen. Bowies Anisokorie wurde zu einem visuellen Markenzeichen, das von Fotografen wie Mick Rock und Anton Corbijn gezielt eingesetzt wurde, um seine androgynen und außerirdischen Personas wie Ziggy Stardust zu untermauern. Der „Defekt“ wurde zum entscheidenden Detail seiner mystischen Aura.

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War David Bowie der Einzige mit einem so markanten Augenmerkmal?

Ganz und gar nicht, auch wenn sein Fall durch die Ursache und den extremen Kontrast einzigartig ist. Die Schauspielerin Mila Kunis beispielsweise hat eine chronische Iris-Entzündung, die zu einer leichten Heterochromie führte – ein Auge ist grün, das andere deutlich dunkler. Auch Kiefer Sutherland und Kate Bosworth sind für ihre verschiedenfarbigen Augen bekannt. Bowies Fall bleibt jedoch besonders, da es sich nicht um eine angeborene Farbveränderung, sondern um eine erworbene, dauerhaft geweitete Pupille handelte.

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  • Ein fast schwarzes, unergründliches Auge.
  • Ein leuchtend blaues, präsentes Auge.
  • Ein direkter, hypnotischer Blick in die Kamera.

Das Geheimnis? Eine bewusste Inszenierung. Fotografen lernten schnell, dass die Beleuchtung alles war. Ein seitlich einfallendes Licht konnte das dunkle Auge noch geheimnisvoller wirken lassen, während direktes Licht beide Augen zum Strahlen brachte. Bowie selbst spielte meisterhaft mit diesem Effekt und wusste genau, wie er seinen Kopf neigen musste, um mal verletzlich, mal bedrohlich zu wirken.

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Die Geschichte hinter der Verletzung ist ein Stück Rock’n’Roll-Folklore. Der Faustschlag kam von seinem Freund und späteren künstlerischen Weggefährten George Underwood während eines Streits um ein Mädchen im Jahr 1962. Doch statt Groll entstand eine lebenslange Freundschaft. Underwood, der ein talentierter Künstler wurde, gestaltete später einige von Bowies ikonischsten Albumcovern, darunter die von „Hunky Dory“ und dem ersten Album „David Bowie“.

David Bowie Augen rotehaare

Heterochromie: Hierbei handelt es sich um eine unterschiedliche Pigmentierung der Iris. Die Augen haben von Natur aus zwei verschiedene Farben (z.B. ein blaues und ein grünes Auge). Dies ist meist genetisch bedingt.

Anisokorie: Hier sind die Pupillen unterschiedlich groß. Die Augenfarbe ist identisch, aber eine Pupille reagiert anders auf Licht als die andere. Bei Bowie wurde dies durch die Verletzung eines Augenmuskels verursacht.

Sein Blick war also nicht zweifarbig, sondern zweigeteilt in seiner Lichtreaktion – was ihn optisch noch dramatischer machte.

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Rund 20 % der Weltbevölkerung haben eine leichte, oft kaum wahrnehmbare Anisokorie.

Was bei Bowie wie ein überirdisches Merkmal wirkte, ist in milder Form ein weit verbreitetes Phänomen. Meist beträgt der Größenunterschied der Pupillen weniger als einen Millimeter und ist klinisch unbedeutend. Nur in seltenen Fällen, wie nach einer Verletzung oder bei bestimmten neurologischen Erkrankungen, ist der Unterschied so ausgeprägt und permanent wie bei der Musiklegende.

David Bowie Augen nah

Der „Alien-Faktor“: Bowies Blick war das perfekte Accessoire für seine Kunstfiguren. Ob als Ziggy Stardust, der vom Himmel gefallene Rockstar, oder als Thomas Jerome Newton im Film „Der Mann, der vom Himmel fiel“ – die asymmetrischen Augen verliehen ihm eine glaubwürdige, nicht-menschliche Qualität. Es war ein körperliches Merkmal, das seine künstlerische Botschaft von Andersartigkeit und dem „Fremden“ perfekt widerspiegelte, lange bevor es spezielle digitale Effekte gab.

  • Tiefenwahrnehmung: Eine permanent geweitete Pupille kann die Fähigkeit zur dreidimensionalen Sicht beeinträchtigen.
  • Lichtempfindlichkeit: Das betroffene Auge wird extrem blendempfindlich, da die Pupille den Lichteinfall nicht mehr regulieren kann.
  • Fokussierung: Das Scharfstellen auf nahe Objekte kann erschwert sein.

Bowie selbst erwähnte in Interviews gelegentlich, dass er auf seinem linken Auge eine eingeschränkte Sicht hatte. Doch statt es als Handicap zu sehen, machte er es zu einem unverwechselbaren Teil seiner Identität.

Angela Schmidt

Nach dem Abschluss meines Studiums für Journalismus an der Uni- München, arbeite ich freiberuflich für diverse Formate und Produktionen. Freshideen ist für mich ein gegenseitiges Langzeitprojekt, mit dem ich meinen Alltag viel schöner gestalte. Die Themen der Nachhaltigkeit und der Umwelt bewegen mich am meisten, aber auch die kreativen DIY Ideen finden Platz in meinem Herzen.