Deine Oster-Werkstatt: Süße Filzhasen ganz einfach selber nähen (mit Profi-Tipps!)
Wenn bei mir die Osterzeit beginnt, merke ich das nicht am Kalender. Ich merke es am Material, das wieder auf meinem Basteltisch landet: Filz! Allein der Geruch von echter Wolle und das leise Geräusch der Schere, die durch den Stoff gleitet … das ist für mich der echte Startschuss für die Feiertage. Und ganz ehrlich? Es gibt kaum etwas Schöneres, als so ein kleines, selbstgemachtes Wesen in den Händen zu halten.
Inhaltsverzeichnis
- 0.1 Die Grundlage: Filz ist nicht gleich Filz
- 0.2 Das richtige Werkzeug: Vorbereitung ist alles
- 0.3 Jetzt wird genäht: Vom flachen Stück zur süßen Figur
- 0.4 Hilfe! Typische Anfänger-Probleme und Lösungen
- 0.5 Der letzte Schliff: Details, die Persönlichkeit schaffen
- 0.6 Und was kommt danach?
- 1 Bildergalerie
Heute zeige ich dir, wie du diese süßen Osterhasen aus Filz nähen kannst. Keine Sorge, das ist kein Hexenwerk! Wir gehen das Schritt für Schritt durch, und ich verrate dir ein paar Kniffe aus der Praxis, die den Unterschied machen. So wird aus einem einfachen Stück Filz eine Figur mit richtig viel Charakter.
Ach ja, bevor wir starten: Die größte Hürde ist oft die Form, oder? Deswegen hab ich dir mein bewährtes Anfänger-Schnittmuster vorbereitet. Du kannst es dir einfach herunterladen und ausdrucken, dann musst du nicht selbst zeichnen. (Natürlich ist hier kein echter Link, aber in einem echten Blogbeitrag würde man hier ein PDF verlinken!)
Die Grundlage: Filz ist nicht gleich Filz
Okay, das Wichtigste zuerst: das Material. Im Laden stehst du vor einer ganzen Wand voller Filz, aber die Unterschiede sind gewaltig. Die Wahl des richtigen Filzes entscheidet darüber, ob dein Hase ein knuddeliger Freund für Jahre oder nur eine Deko für eine Saison wird.
Wollfilz: Die Wahl der Profis
Echter Wollfilz ist mein absoluter Favorit. Das ist ein reines Naturprodukt aus Schafwolle. Du spürst es sofort: Er hat ein angenehmes Gewicht, eine warme, leicht raue Textur und fühlt sich einfach … echt an. Der riesige Vorteil: Er ist robust, die Kanten fransen nicht aus und er verzeiht dir auch mal einen kleinen Nähfehler. Für unsere Hasen ist eine Stärke von 1,5 bis 3 mm ideal. Dünner ist er zu labberig, dicker wird’s anstrengend zu nähen.
Bastelfilz (aus Polyester): Die günstige Alternative
Daneben gibt es den synthetischen Bastelfilz. Der ist deutlich günstiger und du findest ihn in allen Regenbogenfarben, was super ist, wenn man viel experimentieren oder mit Kindern basteln will. Man muss aber wissen: Er ist nicht so formstabil und neigt dazu, kleine Knötchen zu bilden (das nennt man Pilling). Und Achtung beim Bügeln, das Zeug schmilzt schnell!
Ganz ehrlich? Für einen schnellen Anhänger am Osterstrauch ist Bastelfilz okay. Aber wenn du eine Figur mit Herz schaffen willst, investiere die paar Euro mehr in Wollfilz. Der Unterschied ist wirklich spürbar.
Deine Einkaufsliste für den Start
Was kostet der Spaß denn nun? Hier eine kleine Übersicht, damit du planen kannst:
- Filz: Für einen Hasen reicht eine Platte Wollfilz (ca. 20×30 cm). Die bekommst du in guten Bastelläden oder online, rechne mal mit 4 € bis 8 € je nach Qualität.
- Stickgarn: Nimm am besten welches aus Baumwolle. Eine Docke (so nennt man die kleinen Stränge) in Schwarz für die Augen und einer Kontrastfarbe für die Naht. Kostet ca. 1,50 € pro Stück.
- Füllwatte: Ein kleiner Beutel Polyester-Füllwatte reicht für 3-4 Hasen locker aus und kostet etwa 5 € bis 7 €. Mein persönlicher Tipp: Schafwolle (manchmal als „Heilwolle“ verkauft) fühlt sich noch schöner an!
- Nadeln: Ein kleines Set Sticknadeln mit größerem Öhr. Gibt’s für ca. 3 €.
Gut zu wissen: Wenn die Hasen für kleine Kinder zum Spielen sein sollen, achte unbedingt auf Filz, der nach DIN EN 71-3 zertifiziert ist. Das stellt sicher, dass keine schädlichen Stoffe drin sind, falls der Hase mal im Mund landet. Sicherheit geht vor!
Das richtige Werkzeug: Vorbereitung ist alles
Du brauchst nicht viel, aber das Richtige. Gutes Werkzeug macht einfach mehr Spaß.
Die wichtigste Regel in jeder Werkstatt: Die Stoffschere wird niemals für Papier benutzt. Niemals! Papier macht sie sofort stumpf. Eine gute, scharfe Stoffschere gleitet durch den Filz und sorgt für saubere Kanten. Zusätzlich ist eine kleine, spitze Stickschere für feine Details Gold wert.
Um die Form vom (ausgedruckten) Schnittmuster auf den Filz zu bringen, nimmst du am besten Schneiderkreide oder einen sogenannten Trickmarker. Das ist ein Stift, dessen Tinte nach ein paar Stunden von selbst verschwindet. Perfekt! Stecke die Schablone mit ein paar Stecknadeln fest, damit beim Anzeichnen nichts verrutscht.
Jetzt wird genäht: Vom flachen Stück zur süßen Figur
So, jetzt kommt der magische Teil! Plane für deinen ersten Hasen ruhig mal 2 bis 3 Stunden ein. Es geht nicht um Geschwindigkeit, sondern darum, den Prozess zu genießen. Schneide zuerst zwei identische Hasenteile aus.
Der perfekte Stich für Filz
Der Klassiker für Filzfiguren ist der Schlingstich (manche nennen ihn Festonstich). Er ist superstabil und sieht total hübsch und professionell aus. Genäht wird etwa 3-4 mm vom Rand entfernt.
So geht’s: 1. Mach einen Knoten ins Fadenende und stich von INNEN zwischen den beiden Filzlagen nach außen. So ist der Knoten versteckt. 2. Stich jetzt von hinten nach vorne durch beide Lagen. 3. Bevor du den Faden ganz durchziehst, führst du die Nadel durch die Schlaufe, die sich gebildet hat. 4. Festziehen, fertig! Der Faden legt sich nun sauber um die Kante. Wiederhole das in gleichmäßigen Abständen.
Füllen, stopfen, schließen
Näh den Hasen fast komplett zu. Lass am Bauch aber eine Öffnung von etwa 4-5 cm. Jetzt kommt die Füllung rein. Ein häufiger Fehler ist, zu große Wattebausche zu nehmen. Besser: Zupf die Watte in kleine Wölkchen und stopfe sie nach und nach rein. Mit einem Essstäbchen oder einem Schaschlikspieß kommst du super in die Ohren und Pfötchen. Der Hase sollte prall sein, aber noch knuddelig bleiben.
Zum Schließen der Öffnung kommt jetzt ein kleiner Profi-Trick: die Zaubernaht (offiziell heißt sie Leiterstich). Damit wird die Naht quasi unsichtbar. Du stichst abwechselnd auf der einen und der anderen Seite der Öffnung einen winzigen Stich genau in die Kante. Am Ende ziehst du vorsichtig am Faden und – zack – zieht sich alles zusammen. Magie!
Hilfe! Typische Anfänger-Probleme und Lösungen
- Problem: „Meine Stiche sind total krumm und ungleichmäßig!“
Lösung: Kein Stress, das ist Übungssache! Kleiner Trick: Mach dir mit dem Trickmarker winzige Pünktchen im gleichen Abstand entlang der Kante. Dann nähst du einfach von Punkt zu Punkt. - Problem: „Mein Hase ist ganz klumpig und unförmig.“
Lösung: Du hast wahrscheinlich zu große Watte-Stücke benutzt. Zupfe die Füllung in ganz kleine, lockere Wölkchen. Stopfe erst die Ohren und Beine, dann den Körper. Geduld ist hier der Schlüssel!
Der letzte Schliff: Details, die Persönlichkeit schaffen
Ein leerer Körper ist nur eine Hülle. Jetzt kommt das Leben rein! WICHTIG: Wenn der Hase für ein Kind unter drei Jahren ist, sticke die Augen bitte auf. Knöpfe oder Perlen können sich lösen und sind eine Erstickungsgefahr.
- Augen: Aufgestickte Augen sind total süß. Ein „Französischer Knoten“ ergibt einen perfekten, kleinen Punkt. So geht’s: Faden von innen nach vorne stechen, den Faden zwei- oder dreimal um die Nadelspitze wickeln, die Nadel direkt neben der Einstichstelle wieder zurückstechen und den Faden langsam durchziehen, während du die Wicklung mit dem Daumen festhältst. Klingt kompliziert, ist aber nach zwei Versuchen super einfach!
- Nase und Mund: Für den Mund stickst du einfach ein kleines „Y“ mit schwarzem Garn. Eine Nase kannst du aus einem winzigen Dreieck aus rosa oder braunem Filz aufnähen.
- Puschelschwanz: Ein kleiner Pompon aus Wolle, eine fertige Filzkugel oder einfach ein Büschel Füllwatte, das mit ein paar Stichen befestigt wird – fertig ist das Stummelschwänzchen!
Ob du deinen Hasen nun in dezenten Naturtönen gestaltest, wie man es oft in traditionellen Handwerksregionen sieht, oder ihn knallbunt mit Schleifchen versiehst – das ist ganz allein dein Stil. Es gibt kein Richtig oder Falsch.
Und was kommt danach?
Wenn du den Dreh raushast, kannst du dich an bewegliche Gliedmaßen wagen (mit der Knopf-Gelenk-Technik) oder dem Hasen mit kleinen aufgenähten Filzstücken (Applikationen) eine Weste oder einen bunten Bauchfleck verpassen. Die Möglichkeiten sind endlos.
Dein erster Hase wird vielleicht nicht perfekt. Meiner sah aus wie eine verschlafene Bohne. Und das ist absolut okay! Der Stolz, etwas mit den eigenen Händen gemacht zu haben, ist tausendmal wichtiger als Perfektion. Es ist eine wunderbar meditative Arbeit in unserer hektischen Welt.
Ich wünsche dir ganz viel Freude in deiner kleinen Oster-Werkstatt. Und wenn du fertig bist, würde ich mich riesig freuen, deinen Hasen zu sehen! Zeig ihn doch auf Social Media mit dem Hashtag #MeineFilzwerkstatt. Ich schaue mir jeden an!
Bildergalerie
Die Wahl des richtigen Garns: Der kleine, aber feine Unterschied für den Profi-Look. Baumwollgarn (z.B. von Gütermann) hat einen matten, natürlichen Look, der wunderbar mit Wollfilz harmoniert. Polyestergarn glänzt oft leicht und ist extrem reißfest, kann aber bei Naturmaterialien etwas „plastikartig“ wirken. Ein Tipp: Wählen Sie eine Kontrastfarbe! Ein Hase aus grauem Filz mit senfgelben Nähten wird zum echten Designerstück.
- Verleihen Sie jedem Hasen eine einzigartige Persönlichkeit.
- Nähen Sie eine winzige Tasche auf den Bauch für eine Mini-Botschaft.
- Ein flauschiger Pompon aus Wolle wird zum süßen Stummelschwanz.
- Statt einfacher Augen sticken Sie schlafende Lider für einen verträumten Ausdruck.
Das Geheimnis liegt im Detail, das eine einfache Figur lebendig werden lässt.
Mein Hase ist ganz knubbelig und unförmig geworden, woran liegt das?
Das ist ein klassischer Anfängerfehler! Meist liegt es an der Fülltechnik. Stopfen Sie die Füllwatte nicht in einem großen Ballen hinein. Zupfen Sie stattdessen kleine, lockere Wölkchen ab und schieben Sie diese nach und nach in die Form. Für enge Stellen wie die Ohren ist ein Essstäbchen oder ein spezielles Stopfholz Gold wert. So verteilt sich die Füllung gleichmäßig und der Hase bekommt eine glatte, schöne Silhouette.
Einer Studie des University College London zufolge kann schon eine kurze kreative Tätigkeit pro Tag das Wohlbefinden und die positive Stimmung signifikant steigern.
Das rhythmische Eintauchen der Nadel, die Konzentration auf den Stich und das weiche Material in der Hand sind mehr als nur Bastelei. Es ist eine Form der aktiven Meditation, die nachweislich Stress reduziert. Jeder Stich an Ihrem Filzhasen ist also auch ein kleiner Beitrag zu Ihrer eigenen Entspannung.
Weg von blassem Rosa und Babyblau! Die aktuellen Ostertrends orientieren sich an erdigen, gesättigten Naturtönen. Denken Sie an Salbeigrün, Terrakotta, tiefes Senfgelb oder ein staubiges Mauve, wie man es bei Farbherstellern wie Farrow & Ball findet. Kombiniert mit naturweißem oder grauem Filz entsteht eine Osterdeko, die edel und modern statt kindlich wirkt.
Stoffschere vs. Papierschere: Eine scharfe, ausschließlich für Stoff genutzte Schere (z.B. die klassischen Modelle von Fiskars oder Prym) gleitet durch Filz wie durch Butter und hinterlässt eine saubere Kante. Eine normale Haushaltsschere quetscht die Fasern oft, was zu einem leicht ausgefransten Rand führt.
Füllwatte vs. Schafwolle: Hochwertige Polyester-Füllwatte ist leicht und waschbar. Für ein schwereres, wertigeres Gefühl ist kardierte Märchenwolle eine wunderbare, natürliche Alternative.
Das Geheimnis eines formstabilen Hasen: Die richtige Füllung! Verwenden Sie keine einfache Bastelwatte, die schnell verklumpt. Investieren Sie in hochwertige, silikonisierte Polyester-Faserkugeln (oft als „Fiberfill“ verkauft). Diese lassen sich perfekt aufbauschen, bleiben elastisch und sorgen dafür, dass Ihr Hase auch nach festem Knuddeln wieder in seine ursprüngliche Form zurückfindet.
Der Festonstich, auch Schlingstich genannt, ist eine der ältesten Zierstiche überhaupt und wurde bereits auf Textilfragmenten aus dem alten Ägypten nachgewiesen.
Ihr fertig genähter Hase ist die perfekte Basis für den angesagten Scandi-Look. Diese Ästhetik liebt das Unperfekte und Handgemachte.
- Binden Sie dem Hasen einen simplen Leinenfaden als Schal um.
- Verwenden Sie einen dünnen Ast aus dem Garten als Aufhängung für eine kleine Hasen-Girlande.
- Kombinieren Sie die Filzfiguren mit anderen Naturmaterialien wie Eiern, Moos und Federn.
Sie müssen nicht alles neu kaufen! Ein nachhaltiger Hase entsteht oft aus Dingen, die Sie schon haben.
- Filz-Alternative: Ein alter, verfilzter Wollpullover (einfach heiß waschen) liefert hochwertiges, einzigartiges Material.
- Knopfaugen: Die Knopfkiste von Oma ist eine wahre Schatzgrube. Ungleiche Knöpfe geben Charakter!
- Füllmaterial: Stoffreste oder zerschnittene alte Baumwoll-T-Shirts sind eine kostenlose Alternative zu Füllwatte.
Wenn die Hasen fertig sind, muss die Werkstatt nicht schließen. Die erlernte Technik ist perfekt für weitere Osterfiguren:
- Nähen Sie kleine, flauschige Küken aus leuchtend gelbem Filz.
- Erstellen Sie simple Ostereier-Anhänger aus zwei Lagen Filz, verziert mit Perlen oder Stickereien.
- Versuchen Sie sich an einem schlichten Lamm aus cremeweißem Filz mit aufgestickten Kringeln für das Fell.
Ein Hauch von Lanolin vom echten Wollfilz, das leise Knirschen des Garns bei jedem Stich und das sanfte Nachgeben des Materials unter den Fingern – das ist die unsichtbare Zutat, die Handgemachtes so besonders macht.
- Franst auch nach Jahren nicht aus.
- Behält seine satte Farbe und vergilbt nicht.
- Fühlt sich warm und lebendig an.
Das Erfolgsrezept? Echter Wollfilz mit einer Stärke von 1,5 mm. Er ist die perfekte Balance aus Stabilität für die Form und Weichheit für ein sauberes Nähen von Hand, ohne die Finger zu strapazieren.
