Vom Schrott zum Schatz: Verwandle alte Porzellan-Sicherungen in geniale Kerzenhalter
Wegwerfen? Kommt gar nicht in die Tüte!
Ganz ehrlich? In meiner Werkstatt landen oft Kisten voller alter Schätze, die bei Haussanierungen übrig bleiben. Meistens sind das Teile von alten Elektroinstallationen. Viele sehen darin nur Schrott, aber ich sehe massive Handwerkskunst. Schwere Sockel aus Porzellan, gedrehte Schrauben aus echtem Messing und Kontakte aus massivem Kupfer. Das ist Material, das für die Ewigkeit gebaut wurde.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Wegwerfen? Kommt gar nicht in die Tüte!
- 2 Was ist das überhaupt für Zeug? Ein kleiner Material-Check
- 3 Schritt 1: Material jagen und (sicher!) beschaffen
- 4 Schritt 2: Die Vorbereitung – Putztag für die alten Schätze
- 5 Schritt 3: Jetzt wird’s kreativ – Drei Ideen für deine Kerzenhalter
- 6 Das Allerwichtigste zum Schluss: Sicherheit geht vor!
- 7 Bildergalerie
Besonders diese alten, schweren Schraubsicherungen aus Porzellan haben es mir angetan. Heute klickt man einfach einen Automaten wieder rein – praktisch, keine Frage. Aber die alte Technik hatte eine Seele. Diese Teile einfach in den Bauschutt zu werfen, fühlt sich falsch an. Es ist eine Missachtung der Arbeit und der Materialien von damals. Deswegen machen wir was Cooles draus: richtig stabile und einzigartige Kerzenhalter. Jedes Stück ein Unikat mit Geschichte.
Was ist das überhaupt für Zeug? Ein kleiner Material-Check
Bevor wir loslegen, schauen wir uns mal an, womit wir hier eigentlich arbeiten. Kein Hexenwerk, sondern einfach nur clever und solide. Dieses Wissen hilft, die Teile wertzuschätzen und richtig zu behandeln.
Porzellan & Messing – Ein starkes Team
Die Materialwahl war damals kein Zufall. Porzellan ist ein genialer elektrischer Isolator und dazu extrem hitzebeständig. Wenn mal eine Sicherung durchgebrannt ist, wurde es kurzzeitig richtig heiß. Das Porzellan hat das locker weggesteckt. Für einen Kerzenhalter sind das natürlich ideale Eigenschaften. Die Kerzenflamme kann dem Material nichts anhaben und die Wärme wird nur sehr langsam geleitet.
Die Gewinde und Kontakte sind meistens aus einer Messinglegierung. Messing leitet Strom gut, rostet nicht so schnell und lässt sich super verarbeiten. Für unsere Kerzenhalter ist das polierte Messing ein wunderschöner, warmer Kontrast zum kühlen, weißen Porzellan. Einfach eine zeitlose Kombi.
Kleiner Fun Fact: Vielleicht findest du in den Sockeln noch kleine farbige Ringe aus Keramik. Das war früher ein cleveres Sicherheitssystem, bei dem jede Farbe für eine bestimmte Stromstärke stand: Grün für schwache, Rot für mittlere und Grau oder Blau für stärkere Stromkreise. Ein nettes historisches Detail, das man ruhig drinlassen kann!
Schritt 1: Material jagen und (sicher!) beschaffen
Das Wichtigste zuerst, und das meine ich todernst: FINGER WEG VON AKTIVEN ELEKTROINSTALLATIONEN! Der Ausbau von Sicherungskästen ist ausschließlich Arbeit für ausgebildete Elektrofachkräfte. Da geht es um dein Leben, also kein falscher Ehrgeiz, bitte.
Wo du die alten Teile findest:
Die besten Quellen sind ganz klar Sanierungsprojekte. Frag einfach mal nett bei Elektrikern oder Baufirmen, die Altbauten entkernen. Oft sind die froh, wenn jemand den schweren Kram für sie entsorgt. Ansonsten sind Flohmärkte, Entrümpelungsfirmen und Online-Plattformen deine besten Freunde.
Profi-Tipp: Such auf Portalen wie eBay Kleinanzeigen mal gezielt nach „DIAZED Sicherung“, „alte Sicherungen Porzellan“ oder „Sicherungssockel Konvolut“. Da findest du oft ganze Kisten für kleines Geld, manchmal schon für 10 bis 15 Euro.
Schritt 2: Die Vorbereitung – Putztag für die alten Schätze
Die ausgebauten Teile sind meistens echt dreckig. Baustaub, Spinnweben und der Schmutz von Jahrzehnten kleben daran. Die Reinigung ist also ein wichtiger Schritt, der aber auch irgendwie befriedigend ist. Plane dafür ruhig mal eine gute Stunde ein, je nach Menge.
Was du zum Reinigen brauchst:
- Schutzhandschuhe & Schutzbrille (wichtig!)
- Eine feste Bürste (bitte keine Drahtbürste)
- Eine alte Zahnbürste für die fiesen Ecken
- Warmes Wasser mit etwas Spülmittel
- Fürs Messing: Essigessenz und Salz
- Weiche Lappen
Das Porzellan wieder zum Strahlen bringen
Leg die Porzellansockel einfach für eine halbe Stunde in warmes Seifenwasser. Der meiste Dreck löst sich dann fast von selbst. Danach schrubbst du mit der Bürste drüber und nimmst für die Gewinde die Zahnbürste. Gut abspülen, trocknen lassen, fertig. Das Porzellan ist super robust, aber scharfe Reiniger mag die Glasur auf Dauer nicht.
Messing polieren wie ein Profi (mit Hausmitteln!)
Die Messingteile haben oft eine dunkle Schicht, die sogenannte Patina. Kann man mögen, muss man aber nicht. Ich finde, poliertes Messing sieht einfach edler aus. Statt teurer Politur nehmen wir ein altes Hausmittel, das super funktioniert:
- Misch eine dicke Paste aus etwa 2 Teilen Salz und 1 Teil Essigessenz an.
- Nimm eine alte Zahnbürste, tauch sie in die Paste und schrubb die Messingteile damit kräftig ab. Du wirst sofort sehen, wie es heller wird!
- Ganz wichtig: Danach mit viel klarem Wasser abspülen und gut trocknen, sonst frisst der Essig weiter am Material.
Achtung, Sicherheitshinweis: In ganz alten elektrischen Bauteilen kann Blei enthalten sein, zum Beispiel in Lötstellen. Trage bei der Reinigung und Bearbeitung deshalb immer Handschuhe und wasch dir danach gründlich die Hände.
Schritt 3: Jetzt wird’s kreativ – Drei Ideen für deine Kerzenhalter
So, jetzt kommt der spaßige Teil! Ich zeige dir drei Varianten, von supereinfach bis etwas anspruchsvoller.
Variante 1: Der minimalistische Hingucker
Diese Methode ist perfekt für Anfänger, in unter einer Stunde fertig und kostet fast nichts. Sie bringt die Schönheit des einzelnen Sockels perfekt zur Geltung.
Was du brauchst:
- 1 gereinigter Sicherungssockel (Flohmarkt ca. 1-3 €/Stück)
- 1 kleines Stück Massivholz oder eine Schieferplatte (Restekiste im Baumarkt oft kostenlos oder für ein paar Euro)
- Guter 2-Komponenten-Kleber (z.B. UHU Plus, kostet im Baumarkt ca. 12 €)
- Eine handelsübliche Stabkerze
Der Sockel wird einfach auf die Basis geklebt, das gibt ihm einen sicheren Stand. Schleif das Holzstück schön glatt und öle es vielleicht, um die Maserung anzufeuern. Dann mischst du den Kleber nach Anleitung an, trägst ihn dünn auf die Unterseite des Sockels auf und drückst ihn mittig auf die Basis. Austretenden Kleber sofort wegwischen! Jetzt muss das Ganze nur noch aushärten (meist 24 Stunden, steht aber auf der Packung).
Kleiner Trick: Wackelt die Kerze ein bisschen? Tauch den Kerzenfuß kurz in heißes Wasser, um das Wachs weich zu machen, und drück sie dann fest in den Halter. So passt sie sich perfekt an.
Variante 2: Das flexible Ensemble
Hierfür nehmen wir ein längeres Brett und mehrere Sockel. Das wirkt besonders schön auf einem langen Esstisch oder einer Fensterbank und ist immer noch recht einfach umzusetzen.
Was du brauchst:
- Mehrere Sicherungssockel
- Ein altes Brett oder eine schöne Holzplatte
- Passende Holzschrauben
- Akkuschrauber mit Holzbohrer
Arrangiere die Sockel auf dem Brett, bis dir die Anordnung gefällt. Achte auf genug Abstand, die Flammen dürfen sich später nicht zu nahekommen! Markiere die Bohrlöcher, bohre sie vor und schraube die Sockel dann fest. Fertig ist dein modulares Kerzen-Kunstwerk.
Variante 3: Der robuste Industrie-Leuchter
Okay, das hier ist was für ambitionierte Bastler mit etwas Werkzeug. Wir kombinieren die Porzellanteile mit Metall. Das Ergebnis ist ein schwerer, cooler Leuchter im Industrial-Look.
Was du brauchst:
- 3 oder 5 Sicherungssockel
- Ein Stück Flachstahl (ca. 30 mm breit, 5 mm dick)
- Metallbohrer und Gewindeschneider
- Passende Maschinenschrauben, Metallsäge, Feilen
Du sägst den Flachstahl auf die gewünschte Länge und feilst die Kanten glatt. Dann werden die Löcher für die Sockel markiert. Bevor du bohrst, mach mit einem Körner (ein spitzer Metallstift) und einem Hammer eine kleine Delle ins Metall – so rutscht der Bohrer nicht weg. Nach dem Bohren schneidest du die Gewinde (mit etwas Schneidöl geht’s leichter) und schraubst die Sockel von unten fest. Als Fuß kann man eine schwere Metallplatte oder ein massives Stück Holz nehmen. Ich habe schon geniale Dinger gesehen, bei denen als Fuß eine alte Bremsscheibe vom Auto verwendet wurde – sah mega aus!
Für die ganz Eiligen: Der 2-Minuten-Teelichthalter
Keine Zeit oder kein Werkzeug? Kein Problem! Nimm einfach nur eine der alten Schraubkappen aus Porzellan, die oft bei den Sicherungen dabei sind. Stell ein normales Teelicht rein. Fertig ist der perfekte, kleine Mini-Leuchter für den Schreibtisch!
Das Allerwichtigste zum Schluss: Sicherheit geht vor!
Wir spielen hier mit Feuer. Ein selbstgebauter Kerzenhalter ist toll, aber Sicherheit hat absolute Priorität. Ich kann das nicht oft genug betonen.
Beachte deshalb unbedingt diese Regeln:
- Lass brennende Kerzen NIEMALS unbeaufsichtigt. Niemals. Auch nicht für fünf Minuten.
- Stell den Kerzenhalter immer auf eine stabile, ebene und feuerfeste Unterlage. Ein Steintablett oder ein großer Keramikteller sind perfekt. Weg von Vorhängen, Tischdecken oder Papiermüll.
- Sorg für einen festen Sitz der Kerze. Sie darf nicht kippen können.
- Denk dran: Diese Halter fangen kein tropfendes Wachs auf. Die feuerfeste Unterlage schützt also auch deine Möbel.
- Außerhalb der Reichweite von Kindern und Haustieren aufstellen. Ist klar, oder?
Haftungsausschluss: Diese Anleitung ist eine kreative Anregung. Du baust und verwendest die Kerzenhalter auf deine eigene Gefahr. Handle immer mit gesundem Menschenverstand.
Wenn du diese ehrlichen, alten Materialien mit Respekt behandelst, schaffst du etwas Bleibendes. Einen Kerzenhalter, der nicht nur Licht spendet, sondern auch eine Geschichte erzählt. Und jetzt bin ich gespannt: Hast du auch einen gebaut? Zeig ihn her! Poste ein Bild auf Social Media mit dem Hashtag #SicherungsLeuchter. Ich bin gespannt auf eure Unikate!
Bildergalerie
Wo findet man solche Vintage-Schätze überhaupt noch?
Die Jagd ist Teil des Vergnügens! Halten Sie auf Flohmärkten die Augen nach Kisten mit altem Elektro-Kram offen – oft wissen die Verkäufer gar nicht, was für massive Qualität sie da haben. Online ist eBay Kleinanzeigen eine Goldgrube; suchen Sie nach „alte Porzellansicherung“ oder „Diazed Sockel“. Der beste Tipp: Sprechen Sie mit Elektrikern, die Altbausanierungen durchführen. Oft sind sie froh, den vermeintlichen „Schrott“ loszuwerden, und Sie bekommen authentische Stücke mit Geschichte direkt von der Baustelle.
Die richtige Kerze macht den Look:
- Klassische Spitzkerzen: Sie unterstreichen die schlanke Form der Sicherungselemente. Achten Sie auf einen genormten Durchmesser von ca. 22 mm, damit sie stabil stehen. Marken wie „Eika“ bieten hier eine riesige Farbauswahl.
- Echte Bienenwachskerzen: Ihre warme, goldgelbe Farbe ist ein perfekter Partner für das polierte Messing. Sie duften dezent und unterstreichen den nachhaltigen Charakter des Upcycling-Projekts.
Unser Tipp: Ist eine Kerze etwas zu dünn, einfach das untere Ende kurz mit einem Feuerzeug erwärmen und in den Halter drücken. So sitzt sie bombenfest.
