Fassadensanierung: Dein Guide für Putz, Klinker & Holz – ohne böse Überraschungen

von Mareike Brenner
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Eine solide Fassade ist so viel mehr als nur eine hübsche Hülle. In all den Jahren auf dem Bau habe ich alles gesehen: Fassaden, die nach Jahrzehnten noch top aussahen, und andere, die schon nach kurzer Zeit verwittert und kaputt waren. Das Verrückte daran? Es lag selten nur am Material. Meistens waren es Fehler in der Planung oder bei der Ausführung.

Stell dir die Fassade wie die Haut deines Hauses vor. Sie schützt vor Regen, Wind und Sonne, ist entscheidend für die Wärmedämmung und gibt dem Ganzen natürlich sein Gesicht. Viele Leute kommen mit einem Foto und sagen: „So soll’s aussehen!“ Versteh ich total. Meine erste Frage ist aber immer: „Und was für eine Wand haben wir da drunter?“ Denn die beste Optik bringt nichts, wenn das System nicht zum Untergrund passt. Das kann zu Feuchtigkeit, Schimmel im Haus und echt teuren Folgeschäden führen. Aber keine Sorge, wir gehen das Schritt für Schritt an.

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Erstmal ein Check: Was deine Wand dir verrät

Bevor wir über schicke Farben oder edles Holz reden, müssen wir uns deine Wand anschauen. Das ist die wichtigste Vorarbeit, die du sogar selbst machen kannst. Nenn es den „5-Minuten-Fassaden-Check“:

  • Der Klopftest: Klopf die Wand an verschiedenen Stellen ab. Klingt es überall massiv oder hörst du hohle Stellen? Das deutet auf alten Putz hin, der sich vom Untergrund gelöst hat.
  • Der Kratztest: Nimm einen Schraubenzieher oder einen alten Schlüssel und kratze vorsichtig an einer unauffälligen Stelle. Lässt sich das Material ganz leicht abkratzen? Dann ist der alte Putz nicht mehr tragfähig.
  • Der Wischtest: Wische mit der flachen Hand über die Fassade. Bleibt ein staubiger, kreidiger Film an deiner Hand zurück? Das ist ein Zeichen für verwitterte, alte Anstriche, die runter müssen.

Je nachdem, was bei diesem kleinen Check rauskommt, entscheidet sich der Aufwand. Manchmal reicht eine gründliche Reinigung mit einem Hochdruckreiniger (den du im Baumarkt für ca. 50 € am Tag leihen kannst), manchmal muss aber auch der komplette alte Putz runter. Ehrlich gesagt, das ist oft die bessere, wenn auch anstrengendere Lösung.

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Ach ja, und dann gibt es da noch die Bauphysik – klingt kompliziert, ist aber entscheidend. Seit es das Gebäudeenergiegesetz (GEG) gibt, sind die Regeln klarer. Im Klartext heißt das: Wenn du mehr als 10 % deiner Fassade erneuerst, will der Staat in der Regel, dass du auch die Dämmung verbesserst. Das läuft meistens auf ein Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS) hinaus. Wichtig ist dabei, dass die Fassade „diffusionsoffen“ bleibt, also atmungsaktiv. Wie eine gute Regenjacke: von außen dicht, aber Feuchtigkeit von innen kann raus. Sonst sperrst du die Nässe ein und der Schimmel feiert eine Party an deinen Innenwänden.

Der Alleskönner: Die Putzfassade und ihre Geheimnisse

Als alter Stuckateur schlägt mein Herz natürlich für Putz. Kaum ein Material ist so vielseitig. Von spiegelglatt bis rustikal rau, von klassisch weiß bis knallbunt ist alles drin. Aber Putz ist nicht gleich Putz.

Mineralische Putze: Robust, atmungsaktiv und ehrlich

Das sind die Klassiker aus Sand, Kalk und/oder Zement. Ihr größter Vorteil: Sie können atmen. Sie nehmen Feuchtigkeit auf und geben sie langsam wieder ab. Das ist super für das Raumklima und hält die Wand trocken. Außerdem sind sie von Natur aus alkalisch, was Schimmelpilze überhaupt nicht mögen.

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  • Kalk-Zement-Putz: Das ist der absolute Allrounder und für die meisten Sanierungen und Neubauten die beste Wahl. Er kombiniert die Flexibilität von Kalk mit der Härte von Zement.
  • Reiner Kalkputz: Ein wunderbares Material, vor allem für ältere Häuser. Er ist extrem atmungsaktiv, aber auch etwas anspruchsvoller in der Verarbeitung. Nichts für Ungeduldige.

Kleiner Tipp: Eine gute Putzfassade hat immer zwei Schichten. Erst der Unterputz (ca. 15-20 mm dick), der alles ausgleicht. In ihn wird ein Glasfasergewebe, die Armierung, eingebettet. Das ist quasi die Versicherung gegen Risse. Spar hier bloß nicht an der Sorgfalt! Darauf kommt dann der dünne Oberputz, der für die Struktur und Farbe sorgt.

Die Sache mit der Farbe: Ein Fehler, der teuer wird

Ich hatte mal einen Kunden, der hat auf seinen schönen, atmungsaktiven Mineralputz eine billige Dispersionsfarbe aus dem Baumarkt geklatscht, weil die im Angebot war. Nach zwei Wintern blätterte alles ab und der Putz war feucht und bröselig. Das war, als hätte er eine Plastiktüte über die Wand gezogen. Ein fataler Fehler!

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Die Faustregel ist einfach: Auf einen mineralischen Putz gehört eine mineralische Farbe.

  • Silikatfarben: Die verbinden sich chemisch mit dem Putz. Das hält ewig und bleibt diffusionsoffen. Die Profi-Wahl.
  • Siliconharzfarben: Ein super Kompromiss. Extrem wasserabweisend (der berühmte Lotuseffekt), aber trotzdem gut atmungsaktiv. Ein Top-Schutz gegen Algen und Pilze.

Was kostet der Spaß? Für eine komplette Putzfassade mit einem modernen Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS) solltest du grob mit 150 € bis 250 € pro Quadratmeter rechnen. Das hängt natürlich stark von der Dicke der Dämmung und der Art des Putzes ab. Dafür hält sie dann aber auch 30 bis 40 Jahre. Ein neuer Anstrich wird dann etwa alle 15 bis 20 Jahre fällig, was dich je nach Gerüst und Fläche nochmal ein paar tausend Euro kostet.

Der norddeutsche Klassiker: Eine Klinkerfassade für die Ewigkeit

Gerade im rauen Norden schwört man auf Klinker. Und das zu Recht! Eine Klinkerfassade ist eine Investition, die dich überlebt. Sie ist quasi wartungsfrei. Der Grund dafür ist das Material und die geniale Konstruktion dahinter.

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Es handelt sich um ein zweischaliges Mauerwerk. Das heißt, du hast deine tragende Innenwand, dann eine Schicht Dämmung und eine Luftschicht, und erst davor kommt die äußere Klinkerschale. Diese äußere Schale schützt nur vor dem Wetter, sie trägt nichts vom Haus. Diese Trennung ist perfekt, weil Feuchtigkeit immer abtrocknen kann, bevor sie die Bausubstanz erreicht.

Aber Achtung: Die Qualität zeigt sich im Detail. Die Fugen müssen perfekt gefüllt sein, sonst dringt Wasser ein. Und es braucht Dehnungsfugen, damit die Fassade bei Temperaturschwankungen nicht reißt. Das ist absolute Profi-Arbeit.

Kosten und Nutzen: Ja, eine Klinkerfassade ist in der Anschaffung die teuerste Variante. Rechne hier mal mit 200 € bis 350 € pro Quadratmeter. Dafür sind die Folgekosten praktisch null. Du musst sie nie streichen. Alle paar Jahrzehnte mal eine Reinigung, das war’s. Auf lange Sicht kann sich das also absolut lohnen.

Die natürliche Alternative: Lebendige Holzfassaden

Holz gibt einem Haus einen unglaublich warmen und lebendigen Charakter. Damit die Freude aber lange hält, ist eine Regel wichtiger als jeder Pinselstrich: der konstruktive Holzschutz. Das Holz muss so verbaut werden, dass Wasser immer schnell abläuft und die Luft dahinter zirkulieren kann.

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Deshalb wird Holz nie direkt auf die Wand geschraubt. Dazwischen kommt immer eine Lattung, die für eine Hinterlüftung von mindestens 2-4 cm sorgt. Außerdem sollte die Fassade mindestens 30 cm über dem Boden enden, um sie vor Spritzwasser zu schützen.

Bei der Holzwahl sind heimische Arten wie Lärche oder Douglasie super, da sie von Natur aus sehr wetterfest sind. Die musst du nicht mal streichen. Sie bekommen mit der Zeit eine wunderschöne, silbergraue Patina. Das ist ein natürlicher Schutz, kein Mangel! Wer den ursprünglichen Holzton erhalten will, muss ran: Alle paar Jahre schleifen und mit einer pigmentierten Lasur behandeln. Das ist ein Wartungs-Abo, das man nicht unterschätzen sollte.

Preislich bewegt sich eine gut gemachte Holzfassade meist zwischen 150 € und 300 € pro Quadratmeter. Und ganz wichtig: Beim Thema Holzfassade ist der Brandschutz ein riesiges Thema! Hier gibt es je nach Bundesland strenge Vorschriften. Das ist nichts für Alleingänge, hier muss ein Fachplaner ran.

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Putz, Klinker oder Holz? Der schnelle Überblick für deine Entscheidung

Okay, das war jetzt viel Input. Lass uns das mal ganz einfach gegenüberstellen, damit du ein Gefühl dafür bekommst, was für dich passt.

Die Putzfassade mit Dämmung (WDVS)

  • Kosten: ca. 150 – 250 €/m²
  • Lebensdauer: 30 – 40+ Jahre
  • Pflege: Alle 15-20 Jahre ein neuer Anstrich nötig.
  • Ideal für: Energetische Sanierungen, wo eine Dämmung Pflicht ist und du maximale Gestaltungsfreiheit bei der Farbe willst.

Die Klinkerfassade

  • Kosten: ca. 200 – 350 €/m²
  • Lebensdauer: 80 – 100+ Jahre, im Grunde ewig.
  • Pflege: Praktisch keine. Eventuell mal reinigen.
  • Ideal für: Wertbeständige Häuser, Bauherren, die Ruhe haben wollen und einen robusten, zeitlosen Look lieben.

Die Holzfassade

  • Kosten: ca. 150 – 300 €/m²
  • Lebensdauer: 20 – 50+ Jahre, stark abhängig von Pflege und Konstruktion.
  • Pflege: Entweder lässt du sie vergrauen (pflegeleicht) oder du musst alle paar Jahre streichen/ölen.
  • Ideal für: Einen natürlichen, warmen Charakter, nachhaltiges Bauen und moderne Architektur-Akzente.
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Mein letzter Rat: Planung, Geduld und das richtige Team

Du siehst, die Fassade ist ein komplexes Projekt. Eine so große Investition will gut geplant sein. Nimm dir diese Tipps aus der Praxis zu Herzen:

  1. Hole dir Profis an Bord. Ein Energieberater sagt dir, was nach GEG Pflicht ist. Ein guter Handwerker oder Architekt hilft bei der Materialwahl und den Details.
  2. Plane die Bauzeit realistisch ein. Für ein normales Einfamilienhaus musst du mit 4 bis 6 Wochen rechnen, in denen das Gerüst steht und es laut und dreckig wird. Das ist wichtig für die Familienplanung!
  3. Sei pingelig beim Angebot. Ein gutes Angebot ist detailliert. Frag nach, wenn etwas unklar ist! Darauf solltest du achten:

Checkliste für dein Handwerker-Angebot

  • Sind die Kosten für das Gerüst (Auf- und Abbau, Mietdauer) extra ausgewiesen?
  • Sind alle Materialien mit genauer Bezeichnung aufgelistet (z.B. „Dämmplatte EPS 032, 160mm“ statt nur „Dämmung“)?
  • Ist die Entsorgung des alten Materials (z.B. alter Putz) enthalten?
  • Sind alle Arbeitsschritte beschrieben (Untergrundvorbereitung, Armierung, Oberputz, Anstrich)?
  • Ist die Mehrwertsteuer enthalten?

Und zu guter Letzt: Lass dir Referenzen zeigen. Ein Handwerker, der stolz auf seine Arbeit ist, zeigt sie dir gerne. Qualität hat ihren Preis, aber ein Billig-Angebot kommt dich am Ende durch Ärger und Folgeschäden oft viel teurer zu stehen.

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Nimm dir Zeit für diese Entscheidung. Eine Fassade machst du nur ein- oder zweimal im Leben. Wenn sie mit Verstand und Können gemacht ist, wirst du jeden Tag deine Freude daran haben. Also, packen wir’s an!

Bildergalerie

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Der richtige Anstrich für den neuen Putz – was ist der Unterschied?

Die Wahl der Fassadenfarbe ist mehr als eine Frage des Geschmacks; sie ist eine technische Entscheidung. Die beiden häufigsten Hightech-Optionen sind Silikat- und Siliconharzfarben.

Silikatfarbe: Sie ist der Klassiker für mineralische Untergründe. Anstatt nur eine Schicht auf der Oberfläche zu bilden, geht sie durch einen Prozess namens „Verkieselung“ eine unlösbare chemische Verbindung mit dem Putz ein. Das Ergebnis ist eine extrem langlebige und hochgradig dampfdiffusionsoffene Oberfläche – ideal, um Feuchtigkeit aus dem Mauerwerk entweichen zu lassen. Marken wie Keim sind hier führend.

Siliconharzfarbe: Sie ist der moderne Alleskönner. Diese Farbe kombiniert die besten Eigenschaften von Silikat- und Dispersionsfarben. Sie ist ebenfalls sehr diffusionsoffen, aber gleichzeitig extrem wasserabweisend – oft mit dem bekannten „Lotuseffekt“. Das hält die Fassade trockener und schützt besser vor Algen- und Pilzbefall. Ein Bestseller in diesem Bereich ist zum Beispiel AmphiSilan von Caparol.

Mareike Brenner

Mareike ist 1991 in Bonn geboren und hat ihr Diplom in der Fachrichtung Journalistik an der TU Dortmund erworben. Sie hat einen Hintergrund im Bereich Design, da sie an der HAW Hamburg Illustration studiert hat. Mareike hat aber einen Sprung in die Welt des Journalismus gemacht, weil sie schon immer eine Leidenschaft für kreatives Schreiben hatte. Derzeit ist sie in der Redaktion von Freshideen tätig und schreibt gern Berichte über Schönheitstrends, Mode und Unterhaltung. Sie kennt übrigens alle Diäten und das Thema „Gesund abnehmen“ wird von ihr oft bevorzugt. In ihrer Freizeit kann man sie beim Kaffeetrinken mit Freunden antreffen oder sie bleibt zu Hause und zeichnet. Neulich hat sie eine neue Leidenschaft entdeckt, und das ist Online-Shopping.