Bambus in der Werkstatt: Der ehrliche Guide vom Profi – ohne Blabla
In meiner langen Laufbahn als Tischler hab ich so einige Holz-Trends kommen und gehen sehen. Was gestern noch der letzte Schrei war, will heute keiner mehr. Aber ein Material hat mich irgendwie nie losgelassen: Bambus. Ganz ehrlich, die meisten kennen es nur als wucherndes Zeug im Garten oder von billigen Deko-Schalen. Das ist aber nur die halbe Wahrheit.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Erstmal klarstellen: Was ist Bambus eigentlich?
- 2 Vom Feld in die Werkstatt: Hier trennt sich die Spreu vom Weizen
- 3 Endlich in der Werkstatt: So packst du es richtig an
- 4 Dein erstes Bambus-Projekt: Ein einfaches Wandregal
- 5 Bambus im Einsatz: Die 3 größten Fehler und wie du Qualität erkennst
- 6 Ein letztes Wort aus der Werkstatt…
- 7 Bildergalerie
Wenn du Bambus wirklich verstehst und richtig anpackst, hast du einen absoluten Hochleistungswerkstoff in der Hand. Er ist anspruchsvoll, ja. Er verzeiht dir keine Fehler. Aber wenn du ihm mit Sorgfalt begegnest, belohnt er dich mit einer Optik und Stabilität, die ihresgleichen sucht.
Vergiss das Marketing-Gerede. Ich nehm dich heute mit in meine Werkstatt und zeig dir, worauf es wirklich ankommt. Das ist das Wissen, das ich auch meinen Azubis mitgebe – die Lektionen, die man oft nur durch Ausprobieren und, ja, auch durch Fehler lernt. Egal, ob du selbst was bauen oder einfach nur die Qualität eines Möbelstücks besser einschätzen willst. Also, lehn dich zurück, es geht los.

Erstmal klarstellen: Was ist Bambus eigentlich?
Die erste und wichtigste Lektion: Bambus ist kein Baum. Botanisch gesehen ist er ein Gras. Und das ist keine Klugscheißerei, sondern der Schlüssel zu allem, was danach kommt. Ein Baum wird über Jahre dicker und bildet Ringe. Ein Bambushalm hingegen schießt in ein paar Monaten auf seine volle Höhe und verholzt dann erst über die nächsten Jahre. Seine ganze Struktur ist von Grund auf anders.
Ein Blick ins Innere des Halms
Stell dir den Halm im Querschnitt vor: Er ist hohl. Diese Hohlräume werden durch Wände unterbrochen, die Profis Knoten oder Diaphragmen nennen. Genau diese Knoten sind wie Spanten in einem Schiffsrumpf – sie geben dem ganzen Ding die nötige Stabilität, damit es bei Belastung nicht einfach einknickt.
Die wahre Power steckt aber in der Wand des Halms. Dort verlaufen extrem dichte Zellulosefasern, alle in Längsrichtung, eingebettet in einer Art Klebstoff aus Lignin. Übrigens, die Dichte dieser Fasern ist außen am höchsten und nimmt nach innen ab. Die äußerste Haut ist extrem hart, fast wie Glas, weil sie Kieselsäure enthält. Das macht sie super widerstandsfähig, aber auch spröde und zur echten Qual für jedes Werkzeug. Deswegen muss diese Schicht meistens runter, bevor man überhaupt an eine Lackierung oder Ölung denken kann.

Vom Feld in die Werkstatt: Hier trennt sich die Spreu vom Weizen
Du kannst nicht einfach irgendeinen Bambus aus dem Gartencenter holen und ein Regal draus zimmern. Der Weg vom Halm zum fertigen Material ist entscheidend für die Qualität. Und genau hier wird bei den Billigprodukten am meisten gespart.
Ein Halm muss etwa 3 bis 5 Jahre wachsen, um die richtige Härte zu haben. Erntet man ihn zu früh, ist er weich und labberig. Erntet man ihn zu spät, wird er spröde. Profis ernten traditionell in der Trockenzeit, weil der Halm dann wenig Stärke enthält. Warum das wichtig ist? Weil Stärke und Zucker das Lieblingsessen von Schädlingen sind.
Und dann kommt der wichtigste Schritt: die Behandlung. Ein frischer Halm ist voll mit Wasser und Zucker. Lässt du ihn so liegen, schimmelt und reißt er dir weg oder wird von Insekten zerfressen. Ich hatte mal einen Kunden, der unbehandelte Stangen für ein Regal genutzt hat. Nach einem Jahr rief er mich panisch an: Überall kleine Löcher und feines Mehl, das rausrieselte. Ein klassischer Befall vom Pulverholzkäfer. Totalschaden. Das passiert, wenn man hier spart.

Wie wird Bambus haltbar gemacht?
Es gibt traditionelle Methoden wie Wässern oder Räuchern, aber die sind heute eher selten. In der Industrie gibt es effizientere Wege:
- Kochen oder Dämpfen: Tötet Schädlinge ab und zieht Stärke und Zucker raus.
- Karbonisieren: Das ist quasi Dämpfen für Fortgeschrittene, bei höherer Temperatur und längerem Druck. Der Zucker im Bambus karamellisiert, was ihm diese wunderschöne, warme Honig- bis Kaffeefarbe gibt. Aber Achtung: Dieser Prozess macht den Bambus etwa 15-20 % weicher. Karbonisierter Bambus ist also eher was fürs Auge oder für Flächen, die nicht so stark beansprucht werden. Der naturbelassene, helle Bambus ist der härtere von beiden. Preislich liegt der karbonisierte oft einen Ticken höher, so 10-15 % Aufpreis musst du meist rechnen.
- Behandlung mit Bor-Salzen: Das ist heute der Standard. Die Salze machen den Bambus für Insekten ungenießbar und schützen vor Pilzen. Das ist sicher und umweltverträglich.
Nach der Behandlung muss das Material langsam in speziellen Kammern trocknen, sonst gibt’s Risse.

Endlich in der Werkstatt: So packst du es richtig an
Wenn die vorbereiteten Stangen oder Platten bei mir ankommen, fängt der Spaß erst an. Und Bambus hat seine eigenen Spielregeln.
Das A und O: Scharfes Werkzeug!
Ich kann es nicht oft genug sagen: Die harten Fasern machen jedes Werkzeug im Rekordtempo stumpf. Ein stumpfes Sägeblatt ist bei Bambus nicht nur nervig, sondern brandgefährlich. Es schneidet nicht, es reißt. Das führt zu unschönen Ausrissen und erhöht die Gefahr von Rückschlägen an der Säge.
- Sägen: Nimm ein Sägeblatt mit vielen, feinen Zähnen (Hartmetall-bestückt ist Pflicht). Für Handschnitte ist eine japanische Zugsäge unschlagbar. Eine gute „Japansäge“ bekommst du schon für ca. 30 € im Baumarkt oder online, und die Investition lohnt sich tausendmal.
- Bohren: Immer scharfe Bohrer nehmen und auf der Rückseite ein „Opferholz“ unterlegen, damit nichts ausreißt. Kleiner Profi-Tipp: Wickel die Stelle, die du bohren willst, fest mit Malerkrepp ein. Das stützt die Fasern zusätzlich und verhindert Splitter auf der Oberseite.

Die Königsdisziplin: Verbindungen schaffen
Runde, hohle Stangen zu verbinden, ist die größte Herausforderung. Klassische Holzverbindungen funktionieren kaum. Hier ist Kreativität gefragt. Eine meiner liebsten Techniken für eine saubere T-Verbindung ist die „Fischmaul“-Verbindung.
Meister-Technik: Die Fischmaul-Verbindung in 3 Schritten
Stell dir vor, du willst eine Stange im 90-Grad-Winkel an eine andere ansetzen. Das Ende der ankommenden Stange muss perfekt an die Rundung der durchgehenden Stange angepasst werden.
- Anzeichnen: Halte die Stange an und zeichne die Rundung mit einem Bleistift exakt an.
- Grober Zuschnitt: Säge mit einer feinen Säge vorsichtig die grobe Form aus. Nicht zu viel wegnehmen!
- Feinschliff: Jetzt kommt die Feinarbeit. Mit einer halbrunden Raspel, einer Feile oder am besten einem Bandschleifer arbeitest du dich langsam an die angezeichnete Linie heran. Immer wieder anhalten und prüfen, bis die Verbindung satt und lückenlos sitzt. Dann verleimen und fixieren. Sieht super professionell aus!
Der Umgang mit Bambusplatten: Fast wie Holz, aber…
Heutzutage arbeiten wir oft mit massiven Bambusplatten. Die sind viel einfacher zu handhaben, fast wie eine Hartholzplatte. Du bekommst sie horizontal verleimt (breite Streifen, man sieht die Knoten) oder vertikal verleimt (feine, elegante Streifenoptik). Ideal für Tischplatten oder Regale.

Gut zu wissen: Was kostet der Spaß? Eine massive Bambusplatte (ca. 20 mm stark) kostet dich im Holzfachhandel zwischen 60 € und 90 € pro Quadratmeter. Zum Vergleich: Eine massive Eichenplatte in ähnlicher Qualität startet oft erst bei 120 € pro Quadratmeter. Bambus ist also eine echt attraktive und robuste Alternative!
Schleifen und die perfekte Oberfläche
Die Oberfläche von Bambus ist sehr dicht. Fang beim Schleifen mit einer 120er Körnung an und arbeite dich hoch bis 220. Ich persönlich bin ein riesiger Fan von geölten Oberflächen. Hartwachsöl feuert die Maserung wunderschön an und fühlt sich einfach lebendig an. Lack geht auch, aber er verzeiht keine Fehler.
SOS-Tipp: Kratzer im geölten Bambus entfernen
Ist doch mal ein Kratzer auf deiner geölten Tischplatte gelandet? Kein Problem! Schleife die betroffene Stelle vorsichtig mit feinem Schleifpapier (240er oder feiner) in Faserrichtung leicht an. Entferne den Staub gründlich und trage dann mit einem sauberen Tuch eine dünne Schicht vom gleichen Hartwachsöl auf. Kurz einziehen lassen, den Überschuss abwischen, trocknen lassen – fertig. Sieht aus wie neu!

Dein erstes Bambus-Projekt: Ein einfaches Wandregal
Theorie ist gut, aber jetzt wird’s praktisch. Ein kleines Regal ist perfekt, um ein Gefühl für das Material zu bekommen.
Deine Einkaufsliste (ungefähre Preise):
- Bambusrohre: 4 Stück, ca. 3-4 cm Durchmesser, behandelt! Gibt’s im Holzfachhandel oder online. (ca. 25-40 €)
- Regalbrett: Eine kleine Bambusplatte, z.B. 60×20 cm. (ca. 15-20 €)
- Werkzeug: Japansäge (falls nicht vorhanden, ab 30 €), scharfe Bohrer.
- Verbrauchsmaterial: Schleifpapier (120er, 220er), Malerkrepp, Holzleim, eine kleine Dose Hartwachsöl. (ca. 20 €)
Du sägst zwei Rohre auf die gewünschte Tiefe des Regals und zwei auf die gewünschte Höhe. Dann verbindest du sie mit der eben gelernten Fischmaul-Technik zu zwei L-förmigen Halterungen. Die Halterungen schleifst und ölst du. Zum Schluss wird das Regalbrett von unten durch die Halterungen verschraubt. Ein super Einstiegsprojekt, das richtig was her macht!
Bambus im Einsatz: Die 3 größten Fehler und wie du Qualität erkennst
Nicht jeder Bambus ist für alles geeignet. Gerade bei gekauften Produkten solltest du genau hinsehen.

Die 3 größten Bambus-Sünden (bitte vermeiden!)
- Unbehandelten Bambus draußen verwenden: Der größte Fehler überhaupt. Ohne speziellen Schutz gegen UV-Licht und Feuchtigkeit überlebt das schönste Möbelstück kaum zwei Sommer. Für den Garten gibt es nur speziell thermisch modifizierte Produkte (erkennbar an der sehr dunklen Farbe und dem deutlich höheren Preis), alles andere gehört nach drinnen.
- Mit stumpfem Werkzeug arbeiten: Wie gesagt, das ist nicht nur frustrierend, sondern gefährlich. Investiere in Schärfe!
- Den Staub einatmen: Der feine Bambusstaub ist fies und reizt die Atemwege. Der Silikatanteil wirkt wie Glasstaub. Also bitte, tu dir selbst den Gefallen: Immer mit Absaugung arbeiten und mindestens eine FFP2-Maske tragen. Deine Lunge wird es dir danken.
Deine Checkliste für den Möbelkauf
Stehst du im Laden vor einem Bambusmöbel? Geh im Kopf schnell diese Punkte durch:
- Oberfläche: Ist die Farbe gleichmäßig? Siehst du dunkle Flecken (Schimmel?) oder winzige Löcher (Alarm, Insekten!)?
- Risse: Feine Haarrisse sind okay. Tiefe, durchgehende Risse sind ein No-Go – Zeichen für schlechte Trocknung.
- Verarbeitung: Wackelt was? Sind die Verbindungen sauber und fest? Gibt es scharfe Kanten oder Splitter?
- Geruch: Riecht das Möbelstück stark nach Chemie? Das kann ein Hinweis auf billigen, formaldehydhaltigen Leim sein. Gute Produkte riechen neutral oder leicht holzig.

Ein letztes Wort aus der Werkstatt…
Bambus ist ein Material mit zwei Gesichtern. Einerseits das billige Trend-Image, andererseits ein anspruchsvolles Naturprodukt, das echtes Können verlangt. Sein wahrer Wert zeigt sich erst, wenn man ihn mit dem nötigen Respekt behandelt.
Er ist kein Allheilmittel, aber wenn du seine Eigenschaften kennst, seine Grenzen akzeptierst und seine Stärken nutzt, kannst du Dinge von unglaublicher Schönheit und Haltbarkeit schaffen. Ich hoffe, dieser kleine Rundgang hat dir geholfen, Bambus mit neuen Augen zu sehen – als das faszinierende Geschenk, das er ist.
Bildergalerie


Der richtige Schnitt: Das A und O bei Bambus ist ein sauberes Schnittbild ohne Ausfransungen. Vergessen Sie grobzahnige Sägeblätter, die die Fasern nur ausreißen. Investieren Sie in ein feinzahniges Hartmetall-Sägeblatt (mindestens 60 Zähne) für Ihre Tisch- oder Kappsäge. Für Handschnitte ist eine japanische Zugsäge, eine „Dozuki“ oder „Kataba“, unschlagbar. Sie schneidet auf Zug und sorgt für maximale Kontrolle und Präzision.

Wussten Sie schon? Bestimmte Bambusarten weisen eine höhere Zugfestigkeit als viele Stahllegierungen auf. Das macht ihn zu einem überraschend leistungsfähigen Material im konstruktiven Bereich, wenn die Kräfte richtig geleitet werden.


Welcher Leim für Bambusplatten?
Eine Frage, die in der Werkstatt immer wieder aufkommt. Bambus hat eine sehr dichte, fast glasige Oberfläche, an der herkömmlicher Weißleim (PVAc-Leim wie Ponal) oft nur oberflächlich haftet. Die sicherste Wahl ist ein Polyurethan-Leim (PU-Leim), wie z.B. Gorilla Glue. Er expandiert leicht beim Aushärten und dringt tiefer in die Poren ein. Wichtig: Die zu verleimenden Flächen vorher leicht mit Wasser benetzen, da PU-Leim Feuchtigkeit zum Abbinden benötigt. Und immer fest verpressen!

Heller Bambus: Das ist die natürliche, unbehandelte Farbe des Holzes, lediglich getrocknet und verleimt. Er bringt eine frische, skandinavisch anmutende Helligkeit in den Raum.
Gedämpfter (karamellisierter) Bambus: Hier wird der im Bambus enthaltene Zucker durch ein Dämpfverfahren karamellisiert. Das Ergebnis ist ein warmer, honig- bis bernsteinfarbener Ton. Aber Achtung: Dieser Prozess macht das Material auch etwas weicher.


- Vermeiden Sie Hammerschläge direkt auf das Material.
- Bohren Sie Löcher für Schrauben immer vor.
- Nutzen Sie scharfe, hochwertige Bohrer.
Das Problem? Sprödigkeit. Bambus neigt unter punktuellem, hartem Druck zum Spalten. Ein Gummihammer und das Vorbohren mit einem Durchmesser, der knapp unter dem Schraubenkern liegt, sind Ihre besten Freunde.

Die äußere Schicht eines Bambusrohrs enthält Kieselsäure, was sie extrem hart und wasserabweisend macht. Das ist toll in der Natur, aber ein Albtraum für die Oberflächenbehandlung. Bevor Sie ölen oder lackieren, muss diese Schicht gründlich abgeschliffen werden. Beginnen Sie mit einer 80er-Körnung und arbeiten Sie sich bis zu einer 180er-Körnung hoch, um eine aufnahmefähige Oberfläche zu schaffen.


„Bambus ist kein Ersatz für Holz, er ist eine eigenständige Materialklasse mit ganz eigenen Regeln und einer einzigartigen Ästhetik.“ – Ein oft gehörter Satz unter erfahrenen Tischlern.
Das zu verinnerlichen, ist der erste Schritt zum Erfolg. Man kann nicht einfach sein Wissen über Eiche oder Buche 1:1 auf Bambus übertragen. Die Faserstruktur, die Härte und die Reaktion auf Werkzeuge erfordern ein Umdenken und eine eigene Herangehensweise.

Die perfekte Oberfläche für Bambusmöbel zu finden, ist eine Frage des Geschmacks und der Beanspruchung.
- Hartwachsöle: Produkte von Marken wie Osmo oder Woca sind ideal. Sie dringen tief ein, feuern die Maserung wunderschön an und lassen das Material atmen. Die Oberfläche fühlt sich natürlich an und lässt sich bei Kratzern leicht partiell ausbessern.
- Lacke: Für stark beanspruchte Flächen wie Tischplatten kann ein 2K-PU-Lack sinnvoll sein. Er bildet eine extrem harte, geschlossene Schutzschicht, nimmt dem Bambus aber etwas von seiner natürlichen Haptik.

Achtung, Feuchtigkeit: Bambus reagiert extrem schnell auf Änderungen der Luftfeuchtigkeit – oft schneller als Massivholz. Lagern Sie Ihre Bambusplatten oder -rohre niemals in einem feuchten Keller oder einer zugigen Garage. Idealerweise akklimatisiert sich das Material für mindestens 48 Stunden in dem Raum, in dem es später auch stehen oder verbaut werden soll, um späteres Verziehen oder Reißen zu minimieren.


Kann man Bambus biegen?
Ja, und zwar hervorragend! Ähnlich wie bei Bugholz kann Bambus unter Einwirkung von Hitze und Dampf verformt werden. Profis nutzen dafür Dampfkästen, für kleinere DIY-Projekte kann aber schon eine Heißluftpistole ausreichen. Erhitzen Sie den Bereich, den Sie biegen möchten, langsam und gleichmäßig, bis er flexibel wird. Dann in die gewünschte Form spannen und vollständig auskühlen lassen. So entstehen die eleganten Kurven vieler Design-Stühle.

Kombinieren Sie Bambus mit kühlen Materialien wie pulverbeschichtetem Stahl, Beton oder Glas. Der Kontrast zwischen der warmen, natürlichen Struktur des Bambus und der industriellen Härte der anderen Werkstoffe erzeugt eine moderne, spannungsvolle Ästhetik, die in vielen zeitgenössischen Designs zu finden ist.


- Horizontal-Platten: Hier werden die Bambuslamellen flach liegend verleimt. Das Ergebnis ist eine breite, sehr charakteristische Maserung mit gut sichtbaren Knoten. Ideal für einen ausdrucksstarken Look.
- Vertikal-Platten: Die Lamellen stehen hochkant. Das ergibt eine feinere, dezentere Linienführung, die ruhiger und homogener wirkt.

Die Härte von Bambus wird oft mit der von Eichenholz verglichen. Nach der Brinell-Härteskala erreicht naturbelassener, hochverdichteter Bambus Werte von über 40 N/mm², während europäische Eiche bei etwa 34 N/mm² liegt. Das macht ihn zu einer ausgezeichneten Wahl für stark beanspruchte Oberflächen wie Arbeitsplatten oder Bodenbeläge.


Die Faszination japanischer Handwerkskunst zeigt sich oft in den Holzverbindungen. Bei Bambus werden traditionell komplexe Steck- und Keiltechniken sowie präzise gesetzte Bindungen mit Naturfaserschnüren verwendet. Diese Methoden kommen ganz ohne metallische Verbindungsmittel aus und zelebrieren die reine Kunst des Fügens. Eine große Inspirationsquelle für puristische Designs.

Ein Bambuswald kann bis zu 35 % mehr Sauerstoff produzieren und viermal mehr CO2 binden als eine vergleichbare Waldfläche mit Bäumen.
Dieses beeindruckende ökologische Potenzial macht Bambus zu einem Material der Zukunft. Achten Sie beim Kauf jedoch auf Zertifizierungen wie FSC (Forest Stewardship Council), um sicherzustellen, dass der Bambus aus nachhaltig bewirtschafteten Plantagen ohne Kahlschlag stammt.


Der häufigste Fehler? Ungeduld beim Schleifen. Wer zu früh mit feinem Schleifpapier beginnt, poliert die Oberfläche nur, anstatt sie für die Aufnahme von Öl oder Lack vorzubereiten. Die Poren schließen sich, das Finish kann nicht eindringen und das Ergebnis wird fleckig. Halten Sie die Reihenfolge der Körnungen (z.B. 80 -> 120 -> 180) konsequent ein.

Hinter dem Begriff „Plyboo“ verbirgt sich nichts anderes als Bambussperrholz. Dabei werden dünne Bambusfurniere kreuzweise miteinander verleimt. Das Ergebnis ist eine Platte mit extrem hoher Formstabilität und Festigkeit in alle Richtungen – perfekt für Regalsysteme, Korpusse oder dünne, aber tragfähige Tischplatten.

Schon mal das Geräusch gehört, wenn eine scharfe Klinge durch Bambus gleitet? Es ist kein weiches Schaben wie bei Fichte, sondern ein klares, fast klingendes „Zisch“. Diese akustische Rückmeldung gibt Ihnen ein direktes Gefühl für die Dichte und die Faserstruktur des Materials. Ein fast meditativer Prozess für jeden, der das Handwerk liebt.


- Die einzigartige, lineare Maserung.
- Die hohe Stabilität bei geringem Gewicht.
- Ein moderner, heller und warmer Look.
Das Geheimnis liegt oft in der Verwendung von Bambusfurnier. Für filigrane oder großflächige Anwendungen, bei denen massiver Bambus zu schwer oder zu teuer wäre, bieten Echtholzfurniere auf einem Trägermaterial wie MDF die perfekte Lösung, um die edle Optik zu erzielen.

Ist Moso-Bambus die beste Wahl?
Ja, für Möbel und Bauprojekte ist der Riesenbambus (Phyllostachys edulis), auch Moso-Bambus genannt, die mit Abstand wichtigste Art. Er wächst extrem schnell, erreicht große Durchmesser und hat die nötige Wandstärke und Dichte für die industrielle Verarbeitung zu Platten, Balken und Furnieren. Fast alle kommerziell erhältlichen Bambusprodukte basieren auf dieser einen Sorte.


Tipp für Kanten: Die Kanten von Bambusplatten sind oft scharf und spröde. Ein leichter 45-Grad-Fase mit einem Handhobel oder einer kleinen Fräse bricht nicht nur die Kante, sondern verhindert auch unschöne Absplitterungen bei Stößen. Das verleiht dem Werkstück zudem eine hochwertigere, professionellere Anmutung.

„Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann.“ – Antoine de Saint-Exupéry
Dieser Gedanke passt perfekt zur klaren, reduzierten Ästhetik von Bambus. Seine geradlinige Struktur lädt zu minimalistischen Entwürfen ein, bei denen die Form und das Material selbst im Mittelpunkt stehen, ohne überflüssige Ornamente.


Die Pflege von geölten Bambusoberflächen ist denkbar einfach. Meist genügt ein nebelfeuchtes Tuch. Vermeiden Sie scharfe Reiniger. Bei stärkerer Abnutzung oder Kratzern wird die betroffene Stelle einfach leicht angeschliffen und mit einem Pflegeöl, z.B. dem Woca Maintenance Oil, nachbehandelt. Die Oberfläche sieht danach wieder aus wie neu, ohne dass die ganze Fläche renoviert werden muss.

Outdoor-Möbel aus Bambus: Hier ist Vorsicht geboten. Unbehandelter Bambus vergraut schnell und kann durch Feuchtigkeit reißen. Für den Außenbereich eignen sich nur thermisch modifizierte oder speziell imprägnierte Bambusprodukte, die für diesen Zweck explizit ausgewiesen sind. Eine regelmäßige Nachbehandlung mit einem pigmentierten Außenöl ist unerlässlich, um den UV-Schutz und die Widerstandsfähigkeit zu erhalten.
Denken Sie über den Tellerrand hinaus. Bambus ist nicht nur für Möbel da. Wie wäre es mit einer Messerleiste für die Küche, einer individuellen Laptop-Halterung, stilvollen Untersetzern oder sogar dem Rahmen für einen Spiegel? Aufgrund seiner Härte und feinen Struktur eignet sich Bambus hervorragend für kleinere, präzise gefertigte Accessoires, die einen Hauch von Eleganz in den Alltag bringen.




