Wachsgießen für den Jahreswechsel: Dein Guide für magische Figuren – Sicher & mit Wow-Effekt

von Adele Voß
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In meiner Werkstatt duftet es die meiste Zeit des Jahres nach Holz und Öl. Aber wenn sich das Jahr dem Ende zuneigt, mischt sich ein ganz besonderer Geruch darunter: der von schmelzendem Bienenwachs. Wenn die großen Projekte abgeschlossen sind und endlich etwas Ruhe einkehrt, sitzen wir oft zusammen. Familie, Freunde, einfach eine gute Runde. Dann holen wir die alten Dosen mit den Kerzenresten hervor und für uns beginnt der Jahreswechsel – ganz ohne lauten Knall, dafür mit dem leisen Zischen von heißem Wachs in eiskaltem Wasser.

Klar, viele kennen das noch als Bleigießen. Ich auch. Ich erinnere mich noch gut daran, wie faszinierend es als Kind war, die schweren, silbrigen Figuren zu schmelzen. Aber die Zeiten ändern sich, und wir wissen heute einfach mehr. Blei ist giftig, die Dämpfe sind gesundheitsschädlich, besonders für Kinder. Die alten Bleigieß-Sets sind deshalb schon lange aus den Regalen verschwunden, und das ist auch gut so. Als Handwerker lernt man vor allem eins: Respekt vor dem Material und der eigenen Gesundheit. Deshalb war der Umstieg auf Wachs für uns eine Selbstverständlichkeit. Der Zauber? Der ist absolut derselbe, die Freude auch. Nur die Sorgen sind weg.

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Wachsgießen ist so viel mehr als ein Partyspiel. Es ist eine kleine Übung in Geduld, im genauen Hinsehen und bringt Menschen an einem Tisch zusammen, um gemeinsam zu rätseln und zu lachen. Ich zeige dir hier, wie du es richtig und vor allem sicher angehst – ohne Schnickschnack, aber mit dem Wissen aus vielen Jahren Erfahrung.

Das richtige Material: Wachs ist nicht gleich Wachs

Bevor wir loslegen, müssen wir über das Herzstück reden: das Wachs. Wer glaubt, jeder Kerzenstummel sei gleich, irrt sich gewaltig. Die Wachsart entscheidet über alles – wie klar die Details werden, wie stabil die Figur ist und wie sie sich anfühlt. Es ist wie beim Holz: Jede Sorte hat ihren eigenen Charakter.

Ganz ehrlich, die Auswahl kann am Anfang etwas überfordern. Hier ist ein kleiner Überblick:

  • Paraffinwachs: Das ist der Standard in den meisten günstigen Kerzen. Es wird aus Erdöl gewonnen, schmilzt super schnell, ist aber auch sehr weich. Figuren daraus werden oft etwas unförmig und brechen leicht. Für den Start okay, aber es geht besser.
  • Stearinwachs: Das wird aus pflanzlichen oder tierischen Fetten gemacht. Es ist härter, etwas spröder und hat einen höheren Schmelzpunkt. Der Vorteil: Die Figuren bekommen oft viel schärfere Konturen. Viele hochwertige Tafelkerzen sind übrigens eine Mischung aus Paraffin und Stearin.
  • Bienenwachs: Mein persönlicher Favorit! Allein schon dieser wunderbare, natürliche Duft … Es ist elastischer als Stearin und ergibt sehr stabile, fast schon zähe Figuren mit einer tollen goldgelben Farbe. Der einzige Nachteil: Es ist etwas teurer. Rechne mal mit 5-10 € für ein Päckchen Pastillen, das aber für einen Abend locker reicht.
  • Soja- oder Rapswachs: Das sind die modernen, pflanzlichen Alternativen. Die sind oft sehr weich und super für Duftkerzen im Glas, aber fürs Wachsgießen, ehrlich gesagt, nicht ideal. Die Figuren werden oft zu weich und die Details verschwimmen.

Kleiner Profi-Tipp: Die absolut besten Ergebnisse bekommst du mit einer Mischung. Nimm Reste von guten Tafelkerzen (also Paraffin-Stearin-Mix) und gib ein kleines Stück Bienenwachs dazu. Das macht die Figur elastischer und verleiht ihr diesen tollen Geruch. Experimentieren ist hier alles!

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Deine Einkaufsliste für den Start (falls du keine Reste hast)

Keine Kiste voller Kerzenstummel im Keller? Kein Problem! Hier ist, was du wirklich brauchst, um von Null zu starten:

  • Wachs: Am einfachsten sind Bienenwachs-Pastillen. Die kriegst du im Bastelladen, online oder manchmal sogar in gut sortierten Drogerien für ca. 5-10 €. Ein Beutel mit 200g reicht für eine ganze Gruppe.
  • Eine Schmelzquelle: Eine dicke, stabile Stumpenkerze ist perfekt. Die kostet 2-5 € und steht viel sicherer als ein Teelicht.
  • Ein alter Löffel: Frag mal bei Oma oder schau auf dem Flohmarkt. Wichtig ist: Er muss aus Metall sein und am besten einen langen Stiel haben. Achtung: Niemals Plastik verwenden!
  • Eine Schale: Eine alte Suppenschüssel aus Keramik oder Glas tut’s. Sie sollte tief genug sein, damit nichts spritzt (ca. 15 cm Wasserstand).
  • Eine feuerfeste Unterlage: Das ist nicht verhandelbar! Ein altes Backblech oder eine große Bodenfliese sind perfekt, um deinen Tisch zu schützen.
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Die Vorbereitung: Ein sicherer Arbeitsplatz ist alles

In der Werkstatt gilt: Erst der Arbeitsplatz, dann die Arbeit. Das gilt auch im Wohnzimmer. Nimm dir fünf Minuten für den Aufbau, das erspart dir später eine Menge Ärger.

Stell deine feuerfeste Unterlage auf den Tisch. Darauf kommen die stabile Kerze, die Schüssel mit eiskaltem Wasser (wirklich eiskalt, am besten mit Eiswürfeln drin!) und dein Schmelzlöffel. Leg dir auch ein paar Papiertücher zum Abtropfen der Figuren und einen Holzspieß zum Herausfischen bereit. Und für den absoluten Notfall: Hab einen Eimer Sand oder eine Löschdecke in der Nähe. Nur zur Sicherheit. Denk dran: Niemals Wasser auf brennendes Wachs kippen! Das gibt eine gefährliche Fettexplosion.

Wenig bekannter Trick für einen entspannten Abend: Bereite kleine Wachs-Portionen vor. Du kannst natürlich einfach Stummel auf dem Löffel schmelzen, aber das dauert und der Docht stört. Besser ist es, alle deine Reste in einer alten Konservendose im Wasserbad auf dem Herd schonend zu schmelzen, die Dochtreste rauszufischen und das saubere Wachs in eine Silikon-Eiswürfelform zu gießen. So hat jeder Gast seine eigenen, sauberen Wachs-Pralinen. Rechne mal mit 3-4 Portionen pro Person, dann habt ihr eine Weile Spaß.

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Jetzt wird’s spannend: Der Guss Schritt für Schritt

Alles ist bereit? Super, dann kann die Magie beginnen.

  1. Schmelzen: Leg eine Wachsportion auf den Löffel und halte ihn über die Kerzenflamme. Der Trick ist der Abstand: Halte den Löffel nicht direkt in die Flamme (das gibt Ruß!), sondern 1-2 cm über die Spitze. Dort ist die Hitze am größten. Warte, bis alles flüssig und klar ist. Wenn es anfängt zu rauchen, ist es zu heiß – nimm den Löffel kurz weg.
  2. Gießen: Jetzt brauchst du eine ruhige Hand. Bring den Löffel zügig zur Wasserschale, etwa 5-10 cm über die Oberfläche. Deine Bewegung entscheidet über die Form: Ein schneller, beherzter Guss auf eine Stelle ergibt meist kompakte, runde Formen. Ein langsamer Guss, bei dem du den Löffel etwas bewegst, führt zu langen, filigranen Figuren.
  3. Abkühlen & Bergen: Widersteh dem Drang, die Figur sofort rauszuholen! Auch wenn sie fest aussieht, ist sie im Kern oft noch weich. Gib ihr eine Minute zum Durchhärten. Dann fisch sie vorsichtig mit einem Holzspieß raus und leg sie zum Trocknen auf ein Papiertuch.
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Die Deutung: Mehr als nur Kaffeesatzleserei

Da liegt sie nun, deine kleine, seltsame Skulptur. Was soll das sein? Bevor du jetzt nach Deutungslisten googelst, probier mal eine alte, fast vergessene Technik aus.

Der Schatten-Trick ist der Schlüssel!

Nimm deine trockene Figur und halte sie vor eine Lichtquelle. Eine Kerze geht, aber ganz ehrlich? Die Taschenlampe deines Handys erzeugt einen viel schärferen und klareren Schatten an der Wand. Dreh die Figur jetzt langsam in deinen Fingern. Du wirst staunen! Ein unförmiger Klumpen verwandelt sich plötzlich in das klare Profil eines Gesichts, ein Tier oder einen Gegenstand. Der Schatten reduziert die Komplexität und hilft deinem Gehirn, Muster zu erkennen. Das ist fast immer aussagekräftiger als die Figur selbst.

Und dann? Dann geht es um deine Fantasie. Die wichtigste Frage ist nicht „Was bedeutet das?“, sondern „Was sehe ich?“. Oft ist die erste Assoziation die beste. Das Tolle ist das Gespräch am Tisch. Zeig deine Figur herum – jeder wird etwas anderes sehen. Und genau diese Diskussion macht den Spaß aus.

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Typische Fehler (und wie du sie vermeidest)

Über die Jahre habe ich so einiges gesehen. Hier die häufigsten Pannen:

  • Problem: Es entsteht nur ein platter Wachs-Fladen. Das Wasser ist wahrscheinlich zu warm geworden. Lösung: Frische Eiswürfel rein! Oder du hast zu langsam aus zu geringer Höhe gegossen. Trau dich, etwas schwungvoller zu sein.
  • Problem: Die Figur zerfällt in tausend kleine Kügelchen. Passiert, wenn du aus zu großer Höhe gießt oder das Wachs viel zu heiß war. Lösung: Gießhöhe unter 10 cm halten und nach dem Schmelzen 2-3 Sekunden warten, bevor du gießt.
  • Problem: Es spritzt wie verrückt! Ein Klassiker. Du hattest noch einen Wassertropfen im Löffel. Wasser in heißem Wachs verdampft explosionsartig. Glaub mir, den Fehler macht man nur einmal. Meine Tischdecke von damals kann ein Lied davon singen… Also: Löffel immer gut abtrocknen, bevor neues Wachs reinkommt.

Ein letztes Wort zur Sicherheit und Nachhaltigkeit

Ich kann es nicht oft genug sagen: Wir hantieren mit Feuer und heißer Flüssigkeit. Aber keine Panik, mit ein paar Regeln ist das Ganze absolut sicher.

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Stabile, feuerfeste Unterlage ist Pflicht. Kinder müssen beaufsichtigt werden – das Schmelzen und Gießen ist Erwachsenensache. Und sorge für gute Lüftung, wenn ihr länger dabei seid. Einfach mal kurz das Fenster aufreißen.

Und was passiert mit den Figuren und Resten? Gieß das Wachswasser bloß nicht in den Abfluss! Das Wachs wird im Rohr fest und sorgt für eine üble Verstopfung. Lass alles abkühlen, sammle das feste Wachs ein und entsorge es im Restmüll. Oder noch besser: Heb die Figuren auf! Du kannst sie im nächsten Jahr einfach wieder einschmelzen. Das ist nachhaltig und passt perfekt zum Geist des Wiederverwertens.

Am Ende ist Wachsgießen ein wunderbarer Brauch, der uns daran erinnert, dass die Zukunft ungewiss ist, aber wir ihr mit Fantasie und Humor begegnen können. Es verwandelt etwas Altes – einen Kerzenstummel – durch Feuer und Wasser in etwas völlig Neues und Einzigartiges. Eine schönere Metapher für den Jahreswechsel gibt es kaum, oder?

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Ich wünsche dir ganz viel Freude dabei! Und jetzt du: Was war die seltsamste Figur, die du je gegossen hast? Schreib es doch mal in die Kommentare!

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Wie gelingt der perfekte Schmelzpunkt, ohne dass das Wachs raucht?

Geduld ist hier der Schlüssel. Erhitzen Sie das Wachs langsam über einer Kerzenflamme – niemals direkt auf einer Herdplatte. Ein alter Esslöffel funktioniert wunderbar, aber spezielle Schmelzlöffel, wie sie oft in Wachsgieß-Sets von Marken wie Brauns-Heitmann enthalten sind, haben eine ideale Form. Sobald das Wachs komplett flüssig und klar ist, ist es perfekt. Beginnt es zu qualmen, war die Hitze zu groß. Ein kleiner Trick aus der Werkstatt: Ein winziger Tropfen neutrales Pflanzenöl im Wachs kann die Fließeigenschaften verbessern und für noch detailreichere Figuren sorgen.

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Klangwunder selber machen: Der ultimative Guide zum Rasseln bauen – sicher, kreativ und mit Geling-Garantie

  • Jahres-Orakel im Glas: Sammeln Sie die schönsten Figuren aller Gäste in einem großen Einmachglas. Beschriften Sie es mit der Jahreszahl – eine wunderbare, greifbare Erinnerung an den gemeinsamen Abend.
  • Persönlicher Glücksbringer: Montieren Sie eine besonders gelungene Figur mit etwas Heißkleber auf einem schönen Stein oder einem kleinen Stück Treibholz vom letzten Urlaub.
  • Ein Mobile der Wünsche: Wenn einige Figuren zufällig eine Öse oder ein Loch haben, fädeln Sie sie auf dünne Nylonfäden und hängen Sie sie an einen kleinen Ast.

So werden die vergänglichen Momente des Orakels zu einem dauerhaften Schmuckstück für das neue Jahr.

Option A – Der kreative Upcycling-Trick: Geben Sie einfach eine kleine Flocke eines alten Wachsmalstifts mit in den Schmelzlöffel. Hochwertige Stifte wie die von Stockmar enthalten reine, ungiftige Pigmente und sorgen für intensive Farben. Perfekt für ein spontanes, farbenfrohes Experiment mit Kindern.

Option B – Die professionelle Lösung: Spezielle Wachs-Farbpigmente in Pastillenform aus dem Bastelbedarf garantieren ein makelloses Ergebnis. Sie lösen sich vollständig auf und erzeugen brillante, durchscheinende Farben ohne Schlieren – ideal, um echte kleine Kunstwerke zu gießen.

Unsere Empfehlung: Für den reinen Spaßfaktor genügen Wachsmalstifte, für ästhetische Deko-Objekte lohnen sich die Pigmente.

Adele Voß

Adele Voß ist 1979 in Wien geboren und hat dort Kunstgeschichte studiert. Deshalb sind ihre Interessen als Online-Autorin auf die Bereiche Kunst und Kultur gerichtet.  Ihrer Meinung nach muss man Mode und Design ebenso als Quellen kreativer Inspiration betrachtet und als Ausdruck der menschlichen Persönlichkeit. Adele macht ihre Leser gerne aufmerksam auf die tiefere Bedeutung der Trends im Innendesign im Konkreten und auch in der modernen Lebensweise im Allgemeinen. Adele Voß schreibt darüber hinaus gerne übers Thema Gesundheit. Es umfasst Artikel über gesundes Abnehmen, gesunde Speisen und Getränke und auch über sportliche Aktivitäten in jedem Alter. In ihrer Freizeit kocht sie gern für die Familie und sie alle reisen oft zusammen.