Deine Schamblume lässt alles hängen? So bringst du sie wieder zum Blühen!

von Julia Steinhoff
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Hand aufs Herz: Wir alle haben sie schon mal im Baumarkt gesehen. Diese wunderschöne Schamblume, botanisch Aeschynanthus, die wie ein blühender Wasserfall von der Decke hängt. Man nimmt sie mit, freut sich riesig, und ein paar Wochen später… Ernüchterung. Die Blätter werden gelb, die Blüten fallen ab und der Frust ist groß. Ich kenne das nur zu gut aus meiner Zeit als Gärtner – unzählige Kunden kamen mit genau diesem Problem zu mir. Aber keine Sorge, das muss nicht sein!

Das Problem bist meistens nicht du, sondern ein kleines Missverständnis zwischen dir und deiner Pflanze. Die Schamblume ist nämlich keine gewöhnliche Zimmerpflanze, sondern eine kleine Diva mit speziellen Wünschen. Sie ist ein sogenannter Epiphyt, also eine „Aufsitzerpflanze“. Stell dir vor, sie wächst in den tropischen Regenwäldern Asiens nicht in der Erde, sondern klammert sich hoch oben an die Äste von Baumriesen. Sie lebt von dem, was Regen und Wind ihr bringen. Wenn man das einmal verstanden hat, ist die richtige Pflege plötzlich total logisch.

Schamblume Blumenampel zu Hause grüne eiförmige Blätter rote kelchförmige Blüten Hingucker
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Lass uns gemeinsam dafür sorgen, dass deine Schamblume nicht nur überlebt, sondern zur absoluten Königin deiner Wohnung wird.

Gerade eine gekauft? Das ist dein allererster Schritt!

Du stehst also mit deiner neuen Errungenschaft aus dem Gartencenter zu Hause. Meistens kostet so ein Prachtstück in einer Hängeampel zwischen 15 und 30 Euro. Der erste Impuls vieler ist: Sofort umtopfen! Aber halt, stopp! Das ist oft ein Fehler.

Diese Pflanzen stecken meist in reiner Torferde, die für den Transport super ist, aber zu Hause schnell zur Todesfalle wird. Dein erster Schritt heute ist viel einfacher: Heb den Topf mal an. Fühlt er sich schwer an wie ein nasser Schwamm, obwohl die obere Erdschicht schon trocken aussieht? Dann lass ihn erstmal komplett in Ruhe! Gieße auf keinen Fall nach. Gib ihr ein paar Tage Zeit, sich an ihr neues Zuhause zu gewöhnen, bevor du über größere Aktionen nachdenkst.

Die Pflanze verstehen: Ein kleiner Ausflug in den Dschungel

Um eine Pflanze glücklich zu machen, müssen wir ein bisschen wie sie denken. Stell dir einen warmen, feuchten Regenwald vor. Das Licht ist hell, aber durch das Blätterdach der Bäume sanft gefiltert. Auf den Ästen gibt es keine Blumenerde, nur ein lockeres Gemisch aus Rinde, Moos und herabgefallenen Blättern. Das ist die Welt, aus der deine Schamblume kommt.

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Ihre Wurzeln sind also nicht dafür gemacht, in dichter, nasser Erde zu stecken. Sie dienen primär zum Festhalten und brauchen vor allem eins: Luft! Wenn die Wurzeln keine Luft bekommen, ersticken sie und können kein Wasser mehr aufnehmen – selbst wenn die Erde klatschnass ist. Die Pflanze vertrocknet quasi im Wasser. Das erklärt, warum die Blätter oft welk aussehen, obwohl du fleißig gießt.

Die Triebe können locker 60 Zentimeter oder länger werden, perfekt für Hängeampeln. Und die Blüten? Ein Traum! Meist sind sie röhrenförmig und leuchten in den tollsten Rot- und Orangetönen. Diese Form ist übrigens eine Einladung für Vögel, die in ihrer Heimat für die Bestäubung sorgen. Der deutsche Name „Schamblume“ kommt daher, dass die Blüte oft ein wenig schüchtern aus einem dunkleren Kelch herausschaut.

Im Handel findest du meist Kreuzungen, die besonders blühfreudig sind. Da gibt es die klassische Variante mit knallroten Blüten, die aus einem dunklen Kelch blitzen, oder auch ausgefallenere Züchtungen mit Blättern, die sich wie kleine Locken eindrehen. In der Pflege sind sie sich aber zum Glück alle sehr ähnlich.

Schamblume Blumenampel zu Hause immergrüne eiförmige Blätter dunkelrote röhrenförmige Blüten leicht behaart

Der perfekte Standort: Hier entscheidet sich alles

Den richtigen Platz zu finden, ist die halbe Miete. Die Wünsche der Schamblume sind da ganz klar.

Licht: Hell ja, pralle Sonne nein!

Für eine reiche Blüte braucht sie viel Licht. Aber Achtung! Direkte Mittagssonne, wie an einem ungeschützten Südfenster, verbrennt ihre Blätter. Das siehst du dann an hässlichen, braunen Flecken. Denk an den Regenwald – da ist das Licht immer gefiltert.

Ein Ost- oder Westfenster ist ideal. Hier bekommt sie die sanfte Morgen- oder Abendsonne ab. Ein sehr helles Nordfenster geht auch. Ein guter Tipp aus der Praxis: Wenn deine Pflanze um die Mittagszeit einen harten, scharfkantigen Schatten wirft, steht sie zu sonnig. Der Schatten sollte immer weiche Ränder haben.

Wohlfühltemperatur und Dschungel-Feeling

Die Schamblume ist eine Frostbeule. Alles zwischen 20 und 25 Grad ist perfekt. Dauerhaft unter 15 Grad sollte es nicht werden. Zugluft ist der absolute Horror für sie. Und bitte, stell sie im Winter nicht direkt über eine aufgedrehte Heizung. Die trockene, heiße Luft ist eine Einladung für Schädlinge.

Schamblume zu Hause auf einem Holzhocker platziert einen ganzjährig warmen und sonnigen Standtort auswählen

Viel wichtiger ist die Luftfeuchtigkeit. In unseren Wohnungen ist die Luft oft viel zu trocken. So schaffst du Abhilfe:

  • Sprühnebel-Party: Gönn ihr alle paar Tage eine Dusche aus der Sprühflasche. Nimm am besten kalkarmes, zimmerwarmes Wasser. Aber sprüh nicht direkt in die offenen Blüten, das gibt Flecken.
  • Luftbefeuchter für Arme: Stell eine Schale mit Wasser und Kieselsteinen neben die Pflanze. Das verdunstende Wasser wirkt Wunder.
  • Gruppenkuscheln: Stell mehrere Pflanzen zusammen. Sie schaffen sich so ihr eigenes kleines, feuchtes Mikroklima.

Ein helles Badezimmer oder die Küche sind oft geniale Standorte, weil die Luftfeuchtigkeit dort von Natur aus höher ist.

Das richtige Substrat: Warum normale Blumenerde ein No-Go ist

Okay, das ist der Punkt, an dem sich Profis von Anfängern unterscheiden. Pflanzt du deine Schamblume in normale Blumenerde, ist das Drama vorprogrammiert. Diese Erde ist viel zu dicht und speichert Wasser wie ein Schwamm – Gift für die luftliebenden Wurzeln.

Die Profi-Mischung zum Selbermachen

Keine Sorge, das ist kein Hexenwerk. Mit ein paar Zutaten aus dem Gartencenter mischst du das perfekte Zuhause für deine Pflanze. Hier ist die Einkaufsliste:

Schamblume zu Hause im Topf an einem warmen und sonnigen Platz
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Grünes Glück in der Luft: Dein Guide für Hängepflanzen, die wirklich halten (und leben!)

  • Grobe Orchideenerde: Meist Pinienrinde. Sorgt für Stabilität und Luft. (ca. 5-10 € pro Beutel)
  • Kokosfasern: Eine super Alternative zu Torf, lockert auf und speichert Feuchtigkeit, ohne zu verdichten. (ca. 3-5 € pro Ziegel)
  • Perlit: Kleine weiße Vulkangestein-Kügelchen, die für dauerhafte Belüftung sorgen. (ca. 5 € für einen großen Sack)

Mische diese drei Komponenten zu gleichen Teilen. Das fertige Substrat sollte sich grob und locker anfühlen. Wenn du es in der Hand zusammendrückst, darf es nicht zu einem festen Klumpen werden. Wenn du nicht selbst mischen willst, ist hochwertige Orchideenerde pur auch schon eine viel bessere Wahl als Blumenerde.

Gießen und Düngen: Die hohe Kunst des Fingerspitzengefühls

Die häufigste Todesursache? Zu viel Liebe in Form von Wasser. Hier ist weniger definitiv mehr.

Tauchgang statt Gießkanne

Ich rate dir dringend von der klassischen Gießkannen-Methode ab. Viel besser ist das Tauchen. So wird der ganze Wurzelballen gleichmäßig feucht, ohne dass Staunässe entsteht.

  1. Warte, bis das Substrat sich oben deutlich trocken anfühlt. Der Topf sollte sich spürbar leichter anfühlen.
  2. Stell den kompletten Topf in einen Eimer mit zimmerwarmem, kalkarmem Wasser (Regenwasser ist der absolute Luxus!).
  3. Lass ihn so lange drin, bis keine Luftblasen mehr aufsteigen. Das dauert meist so 10-15 Minuten.
  4. Danach extrem wichtig: Rausheben und gründlich abtropfen lassen! Es darf kein Wasser mehr unten rauslaufen.
  5. Erst dann kommt die Pflanze zurück in ihren Übertopf.

Im Winter braucht die Pflanze viel weniger Wasser, also die Abstände zwischen den Tauchgängen deutlich vergrößern.

Schamblume Blumenampel zu Hause grüne eiförmige Blätter rote kelchförmige Blüten einzelartige Blütenkaskaden

Dünger: Nur ein Snack, kein Festmahl

Als Aufsitzerpflanze ist die Schamblume an Nährstoffarmut gewöhnt. Zu viel Dünger verbrennt die empfindlichen Wurzeln.

  • Wann? Nur in der Wachstumsphase von etwa März bis August.
  • Wie oft? Alle zwei bis drei Wochen reicht völlig.
  • Womit? Nimm einen flüssigen Blühpflanzendünger, aber – und das ist der Trick – nimm nur die Hälfte der auf der Flasche angegebenen Konzentration. Wenn da also steht „1 Verschlusskappe auf 2 Liter Wasser“, nimmst du einfach nur eine halbe Kappe auf 2 Liter. Ganz einfach!

Im Herbst und Winter wird die Düngung komplett eingestellt. Gib ihr eine Pause!

Formschnitt, Umtopfen und Babys machen

Ein bisschen Pflege hält deine Pflanze fit, buschig und blühfreudig.

Ein Rückschnitt nach der Hauptblüte wirkt Wunder. Kürze zu lang gewordene Triebe einfach um etwa ein Drittel. Das regt die Verzweigung an und die Pflanze wird schön buschig. Umgetopft wird nur, wenn es absolut notwendig ist, also alle zwei bis drei Jahre, wenn der Topf vor Wurzeln platzt. Wähle den neuen Topf nur ein kleines bisschen größer.

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Rosenschnitt ohne Angst: Dein einfacher Guide für eine atemberaubende Blütenpracht

Und das Beste: Du kannst ganz einfach Babys von deiner Pflanze ziehen! Schneide im Frühjahr einfach 10-15 cm lange Triebspitzen ab, entferne die unteren Blätter und stelle sie ins Wasserglas. Nach ein paar Wochen bilden sich Wurzeln. Oder du steckst sie direkt in lockeres Anzuchtsubstrat, stülpst eine Plastiktüte drüber (täglich lüften!) und hältst sie warm. Geduld ist hier der Schlüssel. Ich erinnere mich an einen meiner Azubis, der so ungeduldig war und die Stecklinge zu früh bewegt hat – dabei sind die zarten neuen Wurzeln direkt abgerissen. Also, gib ihnen Zeit!

Erste Hilfe: Was tun, wenn’s kriselt?

Manchmal läuft es trotz aller Mühe nicht rund. Hier die häufigsten Probleme und deine Rettungsaktionen – ganz ohne Tabelle.

Problem: Blätter werden gelb und fallen ab.
Was ist da los? Das ist zu 99% ein Zeichen für nasse Füße. Die Wurzeln faulen.
Deine Rettungsaktion: Sofort raus aus dem Topf! Prüfe die Wurzeln. Gesunde Wurzeln sind fest und hell. Faule Wurzeln sind braun-schwarz, matschig und riechen, ehrlich gesagt, wie modriger Waldboden. Schneide alles Matschige weg und topfe die Pflanze in frisches, trockenes Substrat. Und dann: Weniger gießen!

Schamblume Blumenampel zu Hause grüne eiförmige Blätter zarte rote Blüten einzelartige Blütenkaskaden

Problem: Die Pflanze blüht einfach nicht.
Was ist da los? Die häufigsten Gründe sind zu wenig Licht oder eine fehlende Ruhephase im Winter.
Deine Rettungsaktion: Such ihr einen helleren Platz. Und gönn ihr im Winter eine kleine Auszeit von vier bis sechs Wochen bei etwas kühleren Temperaturen (so um die 15-18 Grad). In dieser Zeit fast gar nicht gießen. Das ist wie ein Weckruf für die Knospenbildung im Frühjahr.

Problem: Kleine weiße Wattebäusche oder feine Spinnweben an der Pflanze.
Was ist da los? Das sind Woll- oder Spinnmilben, die trockene Heizungsluft lieben.
Deine Rettungsaktion: Ab unter die Dusche mit der Pflanze! Brause sie gründlich ab. Eine hohe Luftfeuchtigkeit ist die beste Vorbeugung. Bei hartnäckigem Befall hilft eine simple Lösung aus Wasser und Kaliseife.

Ein letztes Wort zur Sicherheit

Ist die Schamblume giftig? Sie gilt als leicht giftig. Der Pflanzensaft kann bei manchen Menschen die Haut reizen. Also einfach zur Sicherheit außer Reichweite von knabbernden Haustieren und neugierigen Kinderhänden platzieren und nach dem Schneiden die Hände waschen.

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Hortensien schneiden ohne Panik: So klappt’s garantiert mit der Blütenpracht

Ganz ehrlich, die Schamblume ist keine Pflanze für absolute Anfänger. Aber sie ist eine unglaublich lohnende Herausforderung. Wenn du ihre Sprache einmal gelernt hast, belohnt sie dich mit einer Blütenpracht, die jedes Wohnzimmer in ein kleines Dschungelparadies verwandelt. Du schaffst das!

Jetzt du! Was ist dein größtes Problem mit deiner Schamblume? Oder hast du vielleicht einen Geheimtipp, der hier noch fehlt? Schreib’s mir in die Kommentare!

Bildergalerie

Schamblume Blumenampel zu Hause nicht weit vom Fenster platziert grüne eiförmige Blätter zarte rote Blüten

Meine Luft ist zu trocken, aber ein Luftbefeuchter ist mir zu teuer. Gibt’s einen Trick?

Absolut! Kreieren Sie eine persönliche Wellness-Oase für Ihre Schamblume mit einer einfachen „Feuchtigkeitsschale“. Nehmen Sie einen tiefen Untersetzer oder eine flache Schale, die breiter als der Topf ist. Füllen Sie diese mit einer Schicht Kieselsteinen oder Blähton (z.B. von Seramis) und geben Sie Wasser hinzu, bis die Steine knapp bedeckt sind. Stellen Sie den Topf Ihrer Aeschynanthus darauf. Wichtig: Der Topf selbst darf nicht im Wasser stehen, um Wurzelfäule zu vermeiden! Das verdunstende Wasser erhöht lokal die Luftfeuchtigkeit direkt um die Pflanze herum – wie eine Mini-Version ihres heimatlichen Regenwaldes. Ein weiterer Profi-Tipp: Gruppieren Sie sie mit anderen luftfeuchtigkeitsliebenden Pflanzen wie Farnen oder Calatheas, um ein feuchtes Mikroklima zu schaffen.

Julia Steinhoff

Meine Interessen für Design haben im großen Teil meine berufliche Laufbahn bestimmt. Zuerst habe ich einen Hochschulabschluss in Journalistik (BJO) an der Universität Hannover erworben, wo ich anschließend ein Magisterstudium in Fernsehjournalismus und Dokumentarfilm (MTV) gemacht habe. Gleich nach diesem Studium habe ich meine Arbeitskarriere als Journalistin bei verschiedenen Medien begonnen. Im Jahr 2017 habe ich ein interessantes Arbeitsangebot von Freshideen.com erhalten und es sofort angenommen. So hat meine Karriere bei Freshideen begonnen. Als Online-Autorin schreibe ich seit Jahren spannende Artikel über Innendesign, Outdoor-Gestaltung, Dekoration, Mode und Lifestyle. Genau in diesen Themenbereichen liegen auch meine beruflichen Interessen. Ich bemühe mich ständig darum, unsere Leser/innen über die Neuigkeiten und die letzten Trends im Interieur und Exterieur zu informieren und sie zu neuen kreativen Projekten zu motivieren. In meiner Freizeit gehe ich gern schwimmen, jogge oder spiele Tennis. Natürlich finde ich auch Zeit für Bücher lesen und fernsehen.