Bilderrahmen selber bauen: So klappt’s garantiert (auch ohne Profi-Werkstatt!)

von Mareike Brenner
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Schon mal vor einem Bild gestanden und gedacht: Irgendwas fehlt? Oft ist es der Rahmen. Ein guter Rahmen ist wie die perfekte Begleitung – er drängt sich nicht auf, aber ohne ihn wirkt alles nur halb so gut. Er schafft den Übergang von der Wand zum Kunstwerk und gibt dem, was uns wichtig ist, den Raum, den es verdient.

Klar, man kann schnell in den nächsten Laden rennen und sich einen Billig-Rahmen schnappen. Das geht fix und schont den Geldbeutel, keine Frage. Aber ehrlich gesagt, oft merkt man schon nach kurzer Zeit, woran gespart wurde: Die Ecken klaffen auseinander, die Folie wirft Blasen oder das „Holz“ entpuppt sich als Pappe mit dünnem Furnier. Das muss nicht sein!

Ganz ehrlich: Mit ein bisschen Geduld und dem richtigen Know-how kannst du einen Rahmen bauen, der nicht nur fantastisch aussieht, sondern auch richtig was aushält. Ich zeig dir hier nicht nur ein paar nette Bastelideen, sondern die Grundlagen, auf die es wirklich ankommt. So baust du etwas, das bleibt.

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Bevor du zur Säge greifst: Die Planung ist alles!

Das Wichtigste zuerst, denn hier scheitern die meisten, bevor sie überhaupt angefangen haben: die richtige Berechnung der Leistenlänge. Klingt kompliziert, ist es aber nicht. Versprochen!

Stell dir vor, du hast ein Bild im A4-Format (also 21 cm x 29,7 cm) und deine Holzleisten sind 3 cm breit. Die wichtigste Regel lautet: Du musst von innen nach außen denken. Der Falz (die Nut auf der Rückseite deiner Leiste) muss das Bild aufnehmen. Du rechnest also:

Bildmaß + (2 x Leistenbreite) – (2 x Falzbreite) = Gesamtlänge der Leiste

In der Praxis ist es aber viel einfacher. Miss die Länge der Bildkante (z.B. 21 cm) und gib auf jeder Seite die Breite deiner Leiste dazu. Das ist die Außenkante deines Rahmens. Von diesem Punkt sägst du dann die 45-Grad-Winkel nach innen. So passt es am Ende immer perfekt.

Dein erstes Projekt: Ein einfacher A4-Rahmen

Für den Anfang brauchst du keine teure Werkstattausrüstung. Hier ist eine realistische Einkaufsliste für deinen ersten Versuch:

Bilderrahmen basteln Bilderrahmen mit Folie bekleben
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  • Holzleisten: Eine einfache 4-Kant-Leiste aus Kiefer (ca. 2-3 Meter) ist perfekt zum Üben. Die kostet im Baumarkt meistens unter 10 €. Achte darauf, dass sie möglichst gerade ist, wenig Äste hat und keine Risse zeigt. Einfach mal auf den Boden legen und drüberpeilen!
  • Gehrungslade & Säge: Ein einfaches Set aus Kunststoff oder Holz bekommst du schon für 20-30 €. Damit gelingen dir die 45-Grad-Schnitte sauber genug.
  • Holzleim: Eine kleine Flasche Ponal oder ein ähnlicher Weißleim (D3-Qualität) reicht völlig. Kostenpunkt: ca. 5 €.
  • Gurtspanner: Das ist dein bester Freund, um die Ecken sauber zu verleimen. Einsteigermodelle gibt’s für 15-20 €.

Rechne mal durch: Für dein erstes komplettes Setup liegst du bei etwa 50-60 €. Aber das Werkzeug hast du danach ja für viele weitere Projekte! Und plane dir für deinen ersten Rahmen ruhig mal einen entspannten Nachmittag ein. Es geht nicht um Geschwindigkeit, sondern um saubere Arbeit.

Das A und O: Das richtige Holz und das passende Profil

Jedes Holz hat seinen eigenen Charakter. Für den Anfang ist Kiefer super, aber wenn du mal was anderes ausprobieren willst, hier ein kleiner Überblick:

Bilderrahmen basteln Pinnwand aus Bilderrahmen und Stoff basteln
  • Lindenholz: Super weich und gleichmäßig. Ideal, wenn du später mal mit Schnitzereien experimentieren oder einen Rahmen vergolden willst. Für einen schlichten Natur-Look fast zu schade.
  • Ahornholz: Hell, hart und sehr edel. Perfekt für moderne, minimalistische Rahmen. Eine geölte Ahornleiste fühlt sich unglaublich samtig an.
  • Eichenholz: Schwer, robust und mit einer tollen Maserung. Eiche strahlt eine gewisse Würde aus und passt super zu alten Urkunden oder Schwarz-Weiß-Fotografien. Kleiner Profi-Tipp: Eiche enthält Gerbsäure. Verwende deshalb unbedingt rostfreie Nägel oder Schrauben, sonst gibt’s unschöne Verfärbungen.
  • Kiefernholz: Der günstige Allrounder. Leicht zu bearbeiten und perfekt für den Einstieg. Achte aber darauf, möglichst astfreies Holz zu erwischen, sonst kann später Harz austreten und dein Bild ruinieren.

Ach ja, und das Profil! Die Form der Leiste bestimmt die Wirkung. Eine simple Flachleiste ist modern, eine nach innen gewölbte Leiste (Hohlkehle) zieht den Blick förmlich ins Bild. Wichtig ist immer der Falz auf der Rückseite. Das ist die Stufe, in der Glas, Bild und Rückwand liegen. Ein Falz von 8-10 mm Tiefe ist ein gutes Standardmaß.

Bilderrahmen basteln Holzapplikationen an Pinnwand aus Bilderrahmen

Die Königsdisziplin: Die perfekte 45-Grad-Ecke

Die Ecke. Das ist der Moment der Wahrheit. Hier entscheidet sich, ob dein Rahmen professionell aussieht oder eben… selbstgemacht. Ein halbes Grad Abweichung, und schon hast du einen sichtbaren Spalt.

Ein scharfes Sägeblatt ist dabei die halbe Miete. Ein stumpfes Blatt reißt die Holzfasern aus und der Schnitt wird fransig. Mach immer erst einen Probeschnitt an einem Reststück und leg die beiden Teile zu einer Ecke zusammen. Passt der 90-Grad-Winkel? Perfekt. Schneide deine Leisten immer einen Hauch länger zu und taste dich dann an das exakte Maß heran.

Und wie hält das Ganze? Leim allein reicht bei dieser Verbindung (man nennt sie Hirnholzverbindung) oft nicht aus. Hier gibt’s verschiedene Methoden für jedes Level:

  • Für Anfänger: Leim & Spanner. Das ist die einfachste Methode. Trage dünn Holzleim auf beide Schnittflächen auf, setze die Ecken zusammen und ziehe alles mit dem Gurtspanner fest. Austretenden Leim sofort mit einem feuchten Tuch abwischen! Getrockneter Leim nimmt später keine Farbe oder Öl an und hinterlässt hässliche Flecken.
  • Für Profis: V-Nails. Das sind gewellte Metallklammern, die von unten in die Ecke geschossen werden. Das geht blitzschnell und hält bombenfest, aber die Geräte dafür sind ziemlich teuer.
  • Für Fortgeschrittene: Fremdfedern. Das ist die stabilste und eleganteste Methode. Man sägt einen kleinen Schlitz quer in die Gehrung und leimt ein dünnes Holzplättchen (die Feder) ein. Das ist ideal für große, schwere Rahmen.
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Der letzte Schliff: Oberflächen, die begeistern

Ein roher Holzrahmen ist schön, aber erst die richtige Behandlung der Oberfläche gibt ihm Charakter. Und das fängt mit sauberem Schleifen an.

Beginne mit 120er-Schleifpapier, arbeite dich zu 180er hoch und nimm für das Finish ein 240er. Immer schön in Richtung der Maserung schleifen! Ein wenig bekannter Trick: Nach dem ersten Schliff das Holz mit einem feuchten Schwamm kurz abwischen. Dadurch stellen sich winzige Holzfasern auf. Wenn es getrocknet ist, schleifst du diese mit dem feinsten Papier sanft weg. Das Ergebnis ist eine Oberfläche, die so glatt ist wie ein Babypopo.

Danach kannst du das Holz entweder ölen, wachsen oder lackieren. Öle und Wachse (wie der Klassiker Leinölfirnis) feuern die Maserung an und geben dem Holz eine warme, natürliche Haptik. Lacke bilden eine schützende Schicht und sind ideal, wenn du Farbe ins Spiel bringen willst. Hier gilt: Lieber zwei dünne Schichten als eine dicke!

Bilderrahmen basteln Schlüsselbrett mit Bilderrahmen selber basteln

ACHTUNG, WICHTIG: Lappen, die du mit Leinöl benutzt hast, können sich selbst entzünden! Leg sie nach der Arbeit immer flach zum Trocknen im Freien aus oder pack sie in ein luftdichtes Glas mit Wasser. Ich habe schon von Werkstattbränden gehört, die genau so entstanden sind.

Die inneren Werte: Glas, Rückwand und Aufhängung

Was nützt der schönste Rahmen, wenn das Innenleben nicht stimmt? Hier solltest du nicht sparen.

Beim Glas gibt es riesige Unterschiede. Normales Floatglas aus dem Baumarkt ist günstig, spiegelt aber wie verrückt. Besser ist Antireflexglas, dessen eine Seite mikrogeätzt ist. Das reduziert Spiegelungen deutlich, kostet aber auch etwas mehr. Die Luxusvariante ist sogenanntes Museumsglas. Es ist fast unsichtbar, entspiegelt und hat einen UV-Schutz, der die Farben deines Bildes vor dem Verblassen schützt. Das ist die beste Wahl für wertvolle Kunstwerke, aber auch die teuerste. Fürs Kinderzimmer oder sehr große Formate ist leichtes und bruchsicheres Acrylglas (Plexiglas) eine gute Alternative, aber Vorsicht: Es zerkratzt leicht.

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Die Rückwand sollte stabil sein. Einfache Pappe ist ein No-Go, da sie Säure enthält, die dein Bild über die Jahre vergilben lässt. Nimm mindestens eine 3 mm starke MDF-Platte. Und für die Aufhängung gilt: Bei kleinen Rahmen reicht ein Zackenaufhänger. Bei allem, was größer als A4 ist, solltest du zwei stabile Klappösen an den Seiten anbringen und diese mit einem Draht verbinden. So hängt der Rahmen immer gerade.

Keine Lust auf Sägen? Der geniale Trick für den Einstieg

Fühlt sich das alles noch zu kompliziert an? Kein Problem! Hier ist ein super Tipp, um ein Gefühl für die Techniken zu bekommen, ganz ohne den Stress des Zuschnitts: Kauf dir einen billigen, aber massiven Echtholz-Rahmen. Deine Mission: Veredle ihn!

Nimm ihn auseinander, schleife die Ecken sauber nach und verleime sie mit dem Gurtspanner neu und ordentlich. Danach schleifst du die gesamte Oberfläche ab und verpasst ihm einen neuen Anstrich mit Öl, Wachs oder einer coolen Lackfarbe. Du wirst staunen, was für ein hochwertiges Einzelstück du aus einem 10-Euro-Rahmen machen kannst!

Und jetzt? Leg einfach los!

Einen Bilderrahmen selbst zu bauen, ist unglaublich befriedigend. Es lehrt dich Geduld und Genauigkeit. Fang klein an, sei nicht zu streng mit dir selbst und freu dich über das, was du mit deinen eigenen Händen geschaffen hast. Jeder Profi hat mal klein angefangen und Fehler gemacht. Das gehört dazu. Also, schnapp dir eine Leiste und leg los!

Mareike Brenner

Mareike ist 1991 in Bonn geboren und hat ihr Diplom in der Fachrichtung Journalistik an der TU Dortmund erworben. Sie hat einen Hintergrund im Bereich Design, da sie an der HAW Hamburg Illustration studiert hat. Mareike hat aber einen Sprung in die Welt des Journalismus gemacht, weil sie schon immer eine Leidenschaft für kreatives Schreiben hatte. Derzeit ist sie in der Redaktion von Freshideen tätig und schreibt gern Berichte über Schönheitstrends, Mode und Unterhaltung. Sie kennt übrigens alle Diäten und das Thema „Gesund abnehmen“ wird von ihr oft bevorzugt. In ihrer Freizeit kann man sie beim Kaffeetrinken mit Freunden antreffen oder sie bleibt zu Hause und zeichnet. Neulich hat sie eine neue Leidenschaft entdeckt, und das ist Online-Shopping.