Bonsai für Einsteiger: Wie dein kleiner Baum wirklich überlebt (und glücklich wird)
Ganz ehrlich? Ein Bonsai ist keine Sukkulente.
In letzter Zeit sehe ich sie überall: kleine, süße Bäumchen in schicken Wohnungen, auf Instagram und in Werbeanzeigen. Schnell kommt der Gedanke auf, ein Bonsai wäre einfach die nächste coole Deko-Pflanze. Aber dieser Vergleich könnte falscher nicht sein. Aus meiner jahrzehntelangen Erfahrung in der Werkstatt, umgeben von hunderten Formgehölzen, kann ich dir eines sagen: Einen Bonsai mit einer Sukkulente zu vergleichen, ist wie einen handgefertigten Massivholzstuhl mit einem Plastikhocker zu vergleichen. Beides hat seinen Zweck, aber es sind zwei völlig verschiedene Welten.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Ganz ehrlich? Ein Bonsai ist keine Sukkulente.
- 2 Was ist ein Bonsai eigentlich? Die Grundlagen kurz erklärt
- 3 Der richtige Start: Den ersten Baum wählen (und nicht gleich umbringen)
- 4 Das tägliche Handwerk: Die fünf Säulen der Pflege
- 5 Bonsai in unserem Klima: Der Winter ist entscheidend
- 6 Und was kostet der Spaß? Eine realistische Einschätzung
- 7 Bildergalerie
Eine Sukkulente ist ein netter Mitbewohner. Man gießt sie ab und zu, und sie nimmt einem fast nichts übel. Ein Bonsai hingegen ist kein fertiges Produkt. Er ist ein lebendiger Partner, ein Stück Natur, das tägliche Aufmerksamkeit, ein bisschen Wissen und vor allem Geduld erfordert. Das hier ist also keine schnelle Anleitung für ein neues Deko-Objekt, sondern eine ehrliche Einführung in ein Handwerk, das deine Sicht auf die Natur für immer verändern kann. Versprochen.

Was ist ein Bonsai eigentlich? Die Grundlagen kurz erklärt
Der Begriff „Bonsai“ beschreibt im Grunde nur einen „Baum in einer Schale“. Das ist schon das ganze Geheimnis. Es ist keine spezielle Zwergenart, die von Natur aus klein bleibt. Theoretisch kann fast jeder Baum – von der heimischen Kiefer bis zum tropischen Ficus – zu einem Bonsai geformt werden. Die Kunst liegt darin, ihn durch gezielte Pflege klein zu halten und ihm dabei das Aussehen eines alten, ehrwürdigen Baumes zu verleihen.
Die Logik dahinter: Wie bleibt ein Baum klein?
Stell dir einen Baum in der Natur vor. Seine Wurzeln breiten sich aus, um Wasser und Nährstoffe zu suchen. Je größer das Wurzelsystem, desto größer die Krone. Ganz einfach. Bei einem Bonsai begrenzen wir diesen Wurzelraum durch die Schale ganz bewusst. Das allein reicht aber nicht. Zwei Techniken sind entscheidend, um den Baum gesund zu halten:
- Der Wurzelschnitt: Alle paar Jahre wird der Baum aus der Schale genommen und ein Teil der alten, dicken Wurzeln wird gekappt. Das regt ihn an, unzählige neue, feine Haarwurzeln zu bilden. Und genau diese sind super effizient bei der Nährstoffaufnahme. So bleibt er fit, auch auf engstem Raum.
- Der Formschnitt: Was du oben siehst, ist immer ein Spiegelbild dessen, was unten in der Schale passiert. Wenn wir die Triebe und Äste regelmäßig schneiden, halten wir die Krone kompakt. Das reduziert den Wasserbedarf und stellt sicher, dass das kleine Wurzelsystem die Versorgung schafft. Wir lenken die Energie des Baumes genau dorthin, wo wir sie haben wollen.
Das Ziel ist eine perfekte Miniatur eines alten Riesen – mit dickem Stamm, feinen Ästen und kleinen Blättern.

Der richtige Start: Den ersten Baum wählen (und nicht gleich umbringen)
Der häufigste Fehler, den ich sehe? Leute kaufen im Baumarkt einen niedlichen kleinen Baum für 15 Euro und wundern sich, dass er nach drei Wochen alle Blätter abwirft. Das liegt meist nicht an dir, sondern an der „Massenware“.
Drinnen oder draußen? Die wichtigste Entscheidung zuerst
Bevor du losziehst, musst du wissen, wo dein Baum leben soll. Es gibt keine „sowohl als auch“-Bäume.
- Freilandbonsai (Outdoor): Das sind unsere heimischen oder winterharten Arten wie Ahorn, Lärche, Kiefer oder Wacholder. Diese Jungs brauchen die Jahreszeiten. Sie müssen im Winter Kälte abbekommen, um im Frühling wieder voll durchzustarten. Stellt man sie ins warme Wohnzimmer, bringt man sie um. Sie gehören ganzjährig auf den Balkon, die Terrasse oder in den Garten.
- Zimmerbonsai (Indoor): Hier sprechen wir von tropischen oder subtropischen Arten wie der Chinesischen Ulme oder diversen Ficus-Arten. Die vertragen absolut keinen Frost und müssen drinnen an einem sehr, sehr hellen Platz stehen – am besten direkt am Fenster.
Kleiner Tipp für Anfänger: Eine Chinesische Ulme ist oft eine super Wahl. Sie ist robust, wächst schnell und verzeiht auch mal einen kleinen Fehler. Man kann an ihr wunderbar das Schneiden und Drahten üben. Sie kann im Sommer raus und muss im Winter nur frostfrei stehen.

Erste Hilfe für deinen Baumarkt-Bonsai
Okay, du hast den Artikel zu spät gelesen und schon einen Baumarkt-Bonsai zu Hause? Kein Problem, atme tief durch. Viele davon kann man retten!
- Befreie die Erde: Oft ist die Oberfläche mit Kies verklebt. Das sieht zwar ordentlich aus, ist aber der Tod für den Baum, weil du die Feuchtigkeit nicht prüfen kannst. Nimm einen alten Schraubenzieher und heble den Kram vorsichtig ab.
- Fühl die Erde: Meistens stehen diese Bäume in fester, lehmiger Pampe, die kaum Wasser durchlässt. Die Wurzeln ersticken darin regelrecht.
- Plan zum Umtopfen: Dein Ziel sollte sein, den Baum so bald wie möglich (am besten im nächsten Frühjahr) in richtiges Bonsai-Substrat umzutopfen. Bis dahin musst du extrem vorsichtig gießen, damit die Wurzeln nicht faulen.
Ganz ehrlich, investiere lieber etwas mehr und kauf deinen ersten Baum in einer spezialisierten Bonsai-Gärtnerei oder online bei einem Fachhändler. Rechne für einen guten Anfängerbaum mit etwa 40 bis 80 Euro. Dafür bekommst du eine gesunde Pflanze in gutem Substrat und eine ehrliche Beratung. Das erspart dir eine Menge Frust.

Das tägliche Handwerk: Die fünf Säulen der Pflege
Die Gestaltung ist die Kunst, die Pflege aber ist solides Handwerk. Wenn du diese fünf Punkte im Griff hast, wird dein Baum dich viele Jahre begleiten.
1. Gießen: Die häufigste Todesursache
Zu viel oder zu wenig Wasser – das ist der Grund, warum 90% aller Anfänger-Bonsai sterben. Ein fester Gießplan wie „jeden zweiten Tag“ funktioniert nicht. Du musst lernen, deinen Baum zu lesen.
Dein schneller Erfolg für heute: Geh zu deinem Baum und steck einen Finger etwa einen Zentimeter tief in die Erde. Fühlt sie sich trocken an? Dann braucht er Wasser. Fühlt sie sich noch feucht an? Dann warte. Das ist die wichtigste Lektion, die du heute lernen kannst!
Wenn gegossen wird, dann richtig! Nimm eine Gießkanne mit feiner Brause und wässere so lange, bis das Wasser unten aus den Löchern der Schale wieder herausläuft. Alternativ hat sich für Anfänger die Tauchmethode bewährt: Stell die ganze Schale in ein Waschbecken mit Wasser, bis keine Luftblasen mehr aufsteigen. Danach aber gut abtropfen lassen! Staunässe ist tödlich – die Schale darf niemals im Wasser stehen.

2. Substrat: Das Fundament des Lebens
Normale Blumenerde ist für Bonsai ungeeignet. Wir brauchen spezielle Mischungen, die luftig sind und Wasser gut speichern, aber Überschuss schnell ableiten. Die Hauptzutaten sind meist Akadama (ein Lehmgranulat), Bims (Vulkangestein) und Lava.
Ein Substrat-Rezept für Faule: Für die meisten Laubbäume in unserem Klima hat sich eine Mischung aus 2 Teilen Akadama, 1 Teil Bims und 1 Teil Lava bewährt. Das ist ein super Ausgangspunkt. Fertige Mischungen vom Fachhändler (ca. 10€ pro Beutel) sind für den Anfang aber auch perfekt.
3. Schneiden: Form geben und erhalten
Wir unterscheiden zwei Arten von Schnitt. Der Formschnitt im Winter korrigiert die Grundstruktur. Viel wichtiger für dich ist aber der Erhaltungsschnitt während der Wachstumsphase.
Mini-Tutorial zum Blattschnitt: Stell dir vor, ein neuer Trieb wächst. Lass ihn ruhig wachsen, bis er etwa 6 bis 8 neue Blätter gebildet hat. Dann nimm eine scharfe Schere und schneide den Trieb so zurück, dass nur die untersten ein oder zwei Blätter stehen bleiben. Genau an diesen Stellen werden dann zwei neue Triebe entstehen. So baust du über die Zeit eine dichte und feine Verzweigung auf. Simpel, aber extrem wirkungsvoll!

Übrigens: Investiere in gutes Werkzeug. Eine scharfe Schere ist das Minimum. Die beste Anschaffung ist eine Konkavzange (ca. 30-50€). Sie schneidet Äste so sauber am Stamm ab, dass die Wunde schön verheilt.
4. Düngen: Ohne Futter keine Power
In der kleinen Schale sind die Nährstoffe schnell aufgebraucht. Deshalb müssen wir regelmäßig düngen! Ohne Dünger wird dein Baum kümmerlich wachsen und anfällig für Krankheiten. In der Wachstumsperiode, also von Frühling bis Herbst, solltest du deinen Baum regelmäßig füttern.
- Organischer Dünger: Das ist die beste Wahl. Meistens sind das kleine Pellets, die man auf die Erde legt. Bei jedem Gießen geben sie langsam Nährstoffe ab. Alle 4-6 Wochen neue auflegen, fertig.
- Flüssigdünger: Geht auch. Den mischst du nach Anleitung ins Gießwasser. Das machst du dann etwa alle 1-2 Wochen. Ist etwas mehr Aufwand, wirkt aber schneller.
Wichtig: Im Winter, wenn der Baum ruht, wird nicht oder nur sehr wenig gedüngt.
5. Umtopfen: Neue Kraft für die Wurzeln
Alle 2 bis 5 Jahre, je nach Baumart, braucht dein Bonsai frische Erde. Der beste Zeitpunkt ist das zeitige Frühjahr, kurz bevor die Knospen schwellen. Dabei wird der Baum aus der Schale geholt, die alte Erde vorsichtig entfernt und etwa ein Drittel der Wurzeln zurückgeschnitten. Das klingt brutal, ist aber ein lebenswichtiger Frischekick für den Baum.

Bonsai in unserem Klima: Der Winter ist entscheidend
Ein Baum, der im Garten metertiefen Frost überlebt, kann in der flachen Bonsaischale erfrieren. Der Wurzelballen hat dem Frost nichts entgegenzusetzen. Deine Freilandbonsai brauchen also Winterschutz!
- Die sicherste Methode: Grab die Schale an einer geschützten Stelle im Garten ein. Die Erde isoliert perfekt.
- Die Balkon-Methode: Stell die Bäume auf den Boden an eine Hauswand. Pack sie in eine Kiste und fülle die Zwischenräume mit Rindenmulch oder Laub.
- Die Luxus-Methode: Ein unbeheiztes Gewächshaus oder eine kühle, helle Garage sind ideal. Wichtig: Auch im Winter darf der Ballen nie komplett austrocknen! An frostfreien Tagen kontrollieren und bei Bedarf gießen.
Und was kostet der Spaß? Eine realistische Einschätzung
Bonsai muss kein teures Hobby sein, aber ein paar Grundinvestitionen sind sinnvoll.
- Der Baum: 40-80 € für ein gutes Anfängermodell.
- Werkzeug: Eine gute Schere (ca. 20€) und eine Konkavzange (ca. 30€).
- Material: Ein Sack Substrat (10€), etwas Draht (10€) und Dünger (10€).
Mit etwa 100-150 Euro bist du also gut dabei und hast eine solide Basis für die ersten Jahre. Zeitlich solltest du täglich ein paar Minuten für die Gießkontrolle einplanen und vielleicht am Wochenende mal eine halbe Stunde für kleine Schnittarbeiten. Es ist weniger Arbeit, als viele denken – aber es muss regelmäßig sein.

Sei nicht entmutigt, wenn der erste Versuch nicht klappt. Mein erster Ahorn ist mir damals im Winter erfroren, weil ich dachte „der ist ja winterhart“. Aus diesen Fehlern lernt man. Such dir Unterstützung! In vielen Städten gibt es Bonsai-Arbeitskreise. Online findest du sie schnell mit der Suche nach „Bonsai Arbeitskreis [deine Stadt]“. Der Austausch mit anderen ist Gold wert. Wenn du bereit bist, dich auf diesen lebendigen Partner einzulassen, wirst du mit einem einzigartigen Kunstwerk belohnt, das sich mit dir gemeinsam entwickelt.
Bildergalerie


Die Wahl des Standorts ist kein Detail, sondern die Grundlage für alles. Dein Bonsai ist kein Höhlenbewohner. Die meisten Arten, selbst Zimmerbonsai wie der Ficus, lieben Helligkeit. Ein Platz direkt am Fenster ist oft ideal, aber Vorsicht vor der prallen Mittagssonne im Hochsommer, die die kleinen Blätter verbrennen kann. Noch wichtiger: Sorge für Luftzirkulation. Stehende, stickige Luft fördert Krankheiten. Ein gekipptes Fenster in der Nähe wirkt oft Wunder.


Für den Anfang brauchst du kein Arsenal. Investiere lieber in wenige, aber hochwertige Werkzeuge. Das zahlt sich aus.
- Eine scharfe Konkavzange: Sie hinterlässt beim Schneiden von Ästen eine Wunde, die sauber verheilt und kaum sichtbare Narben bildet. Modelle von Kaneshin oder Masakuni sind der Goldstandard.
- Eine lange, feine Schere: Perfekt für den Blattschnitt und das Auslichten der Krone.
- Ein Satz Stäbchen: Simpel, aber essenziell, um das Substrat beim Umtopfen schonend von den Wurzeln zu lösen.


Der häufigste Anfängerfehler: Zu viel Liebe in Form von Wasser. Bonsai-Wurzeln hassen Staunässe, sie faulen regelrecht weg. Statt nach einem festen Zeitplan zu gießen, lerne, die Erde zu fühlen. Stecke einen Finger etwa einen Zentimeter tief ins Substrat. Fühlt es sich trocken an? Dann ist es Zeit zu gießen – und zwar reichlich, bis das Wasser unten aus den Drainagelöchern läuft.


Ein Exemplar einer Japanischen Mädchen-Kiefer im National Bonsai & Penjing Museum in Washington, D.C. ist fast 400 Jahre alt. Es überlebte die Atombombe von Hiroshima.


Welcher Baum für den Anfang? Nicht jede Art verzeiht Fehler. Für den Einstieg eignen sich robuste Pflanzen, die auch mal eine ungeschickte Handhabung überleben.
- Ficus (Feigenbaum): Der Klassiker für die Wohnung. Er ist tolerant gegenüber trockener Heizungsluft und wächst schnell, sodass du bald erste Schnitt-Erfolge siehst.
- Chinesische Ulme (Ulmus parvifolia): Gilt als nahezu unzerstörbar. Sie kann drinnen oder draußen gehalten werden und bildet schnell eine feine Verästelung.


Hilfe, mein Baum verliert alle Blätter! Ist er tot?
Nicht unbedingt! Viele Laubbäume werfen im Herbst natürlich ihr Laub ab, auch als Bonsai. Bei immergrünen Arten kann es ein Zeichen von Stress sein (z.B. nach einem Standortwechsel). Mache den Vitalitätstest: Kratze vorsichtig mit dem Fingernagel an einem kleinen Stück Rinde an einem Ast. Ist das Gewebe darunter grün und saftig, lebt der Baum. Ist es braun und trocken, ist dieser Teil wahrscheinlich abgestorben.

Zimmerbonsai: Meist tropische Arten wie Ficus oder Carmona, die ganzjährig warme Temperaturen benötigen. Sie sind praktisch für die Stadtwohnung, fordern aber eine hohe Luftfeuchtigkeit.
Outdoor-Bonsai: Heimische Arten wie Ahorn, Kiefer oder Lärche. Sie müssen die Jahreszeiten draußen erleben, inklusive einer kalten Winterruhe, um gesund zu bleiben. Sie sind oft charakterstärker, aber benötigen einen Balkon oder Garten.


Das Geheimnis vieler Bonsai-Profis heißt Akadama.
Dieses spezielle, gebrannte Lehmgranulat aus Japan ist kein gewöhnliches Substrat. Seine Körnchen sind hart, aber porös. Sie speichern Wasser im Inneren, während der Raum dazwischen für eine perfekte Belüftung der Wurzeln sorgt. Das verhindert Wurzelfäule und fördert die Bildung feiner Haarwurzeln. Mit der Zeit zerfällt es und zeigt an, wann es Zeit zum Umtopfen ist.


- Ein Ast wächst exakt in die gewünschte Richtung.
- Eine unschöne Biegung im Stamm wird korrigiert.
- Die Krone erhält Tiefe und Struktur.
Das Geheimnis? Bonsai-Draht. Mit eloxiertem Aluminium- oder ausgeglühtem Kupferdraht werden Äste und Stämme vorsichtig umwickelt und in Form gebogen. Nach einigen Monaten bis zu einem Jahr hat der Ast die neue Form


Die Schale ist nicht nur ein Topf, sie ist die Bühne für deinen Baum. Ihre Farbe, Form und Textur sollten den Charakter des Bonsai unterstreichen. Eine raue, unglasierte Schale passt zu einer knorrigen Kiefer, während eine elegant glasierte Schale die zarten Blüten einer Azalee hervorhebt. Die Wahl der Schale ist der letzte Pinselstrich am lebenden Kunstwerk.


- Der Wurzelballen hebt sich aus der Schale, weil er von Wurzeln durchdrungen ist.
- Wasser sickert beim Gießen kaum noch in die Erde, sondern läuft am Rand ab.
- Das Wachstum des Baumes stagniert trotz guter Pflege und Düngung.
Wenn du einen dieser Punkte beobachtest, ist es wahrscheinlich Zeit für das Umtopfen und einen Wurzelschnitt. Für die meisten Laubbäume ist der beste Zeitpunkt das frühe Frühjahr.


Die goldene Dünger-Regel: Weniger ist mehr. Statt seltener, starker Düngergaben schwören viele Meister auf die „weakly weekly“-Methode. Das bedeutet, du mischst einen organischen Flüssigdünger wie BioGold in sehr schwacher Konzentration an und gibst ihn einmal pro Woche während der Wachstumsphase. Das sorgt für eine stetige, sanfte Nährstoffversorgung ohne die Wurzeln zu verbrennen.

Ein Teppich aus sattgrünem Moos auf der Erdoberfläche sieht nicht nur wunderschön aus, er erfüllt auch wichtige Funktionen.
- Feuchtigkeitsspeicher: Moos hilft, die oberste Erdschicht länger feucht zu halten.
- Indikator: Die Farbe des Mooses kann ein Hinweis auf den Wasserbedarf sein.
- Ästhetik: Es vervollständigt das Bild einer natürlichen Landschaft im Miniaturformat.


Kann ich nicht einfach normale Blumenerde nehmen?
Bitte nicht! Das ist einer der schnellsten Wege, einen Bonsai zu ruinieren. Standard-Blumenerde ist viel zu fein, verdichtet sich beim Gießen und speichert zu viel Wasser. Die Wurzeln bekommen keine Luft und fangen an zu faulen. Spezielle Bonsai-Substrate sind grobkörnig und garantieren die lebenswichtige Drainage, also den schnellen Abfluss von überschüssigem Wasser.


Unglasierte Schalen: Meist in Erd- und Grautönen, aus Ton gebrannt. Sie wirken rustikal und natürlich. Ihr poröses Material ist atmungsaktiver, was gut für die Wurzelgesundheit ist. Ideal für Nadelbäume und maskuline, starke Laubbäume.
Glasierte Schalen: In allen erdenklichen Farben erhältlich, oft leuchtend blau, grün oder cremefarben. Sie wirken eleganter und werden oft für Laubbäume, blühende Arten (wie Azaleen) oder Bäume mit feinen Früchten verwendet, um deren Farben zu komplementieren.


Der Trend geht zum Zweit-Bonsai: Shohin.
Shohin-Bonsai sind Bäume, die nicht höher als 25 cm sind. Diese Miniatur-Kunstwerke erfordern noch mehr Fingerspitzengefühl, belohnen aber mit einem unvergleichlichen Charme. Sie sind perfekt für Sammler, die auf kleinem Raum – wie einem Balkonregal – eine ganze Landschaft aus verschiedenen Bäumchen erschaffen wollen. Ihre Pflege ist intensiver, da die winzigen Schalen extrem schnell austrocknen.


Das wichtigste Werkzeug in deiner Sammlung ist unsichtbar: Geduld. Bonsai ist kein Sprint, es ist ein Marathon über Jahrzehnte. Du arbeitest nicht an einem Objekt, du begleitest ein Lebewesen. Die Freude liegt nicht im fertigen Baum, sondern im täglichen Prozess des Beobachtens, Schneidens und Pflegens. Diese ruhige, konzentrierte Arbeit kann zu einer tiefen, meditativen Erfahrung werden.


Winter-Checkliste für Outdoor-Bonsai
- Standort: Schütze deinen Baum vor eisigen Winden und starkem Frost. Eingraben im Gartenbeet oder das Einstellen in eine Kiste mit Rindenmulch sind gute Methoden.
- Gießen: Auch im Winter benötigen die Wurzeln Feuchtigkeit. Gieße an frostfreien Tagen sparsam, um den Ballen nicht komplett austrocknen zu lassen.
- Düngen: Im Winter wird nicht gedüngt. Der Baum befindet sich in einer Ruhephase und benötigt keine zusätzlichen Nährstoffe.

Das A und O jeder Schale: Die Drainagelöcher. Ohne sie ertrinkt dein Baum garantiert. Achte beim Kauf einer Schale darauf, dass sie mindestens ein, bei größeren Schalen mehrere, ausreichend große Löcher am Boden hat. Diese werden vor dem Befüllen mit einem kleinen Netz abgedeckt, damit das Substrat nicht herausgespült wird, das Wasser aber frei abfließen kann.


Wie oft muss ich eigentlich schneiden?
Man unterscheidet zwei Arten von Schnitt: Der Formschnitt ist ein radikalerer Eingriff, der meist im Frühjahr oder Herbst erfolgt, um die Grundstruktur des Baumes zu gestalten oder zu korrigieren. Der Erhaltungsschnitt findet während der gesamten Wachstumsperiode statt. Dabei werden ständig neue, lange Triebe auf ein oder zwei Blattpaare zurückgeschnitten, um die Form kompakt zu halten und die Feinverzweigung zu fördern.


Schon mal von Wabi-Sabi gehört? Dieses japanische Konzept der Ästhetik feiert die Schönheit im Unvollkommenen, Vergänglichen und Bescheidenen. Ein Bonsai muss nicht perfekt symmetrisch sein. Eine abgebrochene Astspitze, eine moosbewachsene Rinde oder eine leicht asymmetrische Form erzählen eine Geschichte und verleihen dem Baum Charakter und Authentizität. Lerne, diese kleinen „Makel“ zu lieben.


Leitungswasser: Ist oft hart und kalkhaltig. Auf Dauer kann der Kalk die Poren des Substrats verstopfen und unschöne weiße Ränder an Stamm und Schale hinterlassen. Für robuste Arten meist kein Problem.
Regenwasser: Die absolute Luxusbehandlung für deinen Bonsai. Es ist weich, mineralarm und hat die perfekte Temperatur. Eine einfache Regentonne im Garten oder auf dem Balkon ist eine lohnende Investition.


Gerade Zimmerbonsai leiden unter trockener Heizungsluft. Ein einfaches Luftfeuchtigkeitstablett (Humidity Tray) schafft Abhilfe und lässt sich leicht selbst bauen.
- Nimm eine flache, wasserdichte Schale, die etwas größer ist als deine Bonsai-Schale.
- Fülle sie mit einer Schicht Blähton, feinem Kies oder Lavagranulat.
- Gieße Wasser hinein, bis die Steine knapp bedeckt sind.
- Stelle deinen Bonsai auf die Steine. Wichtig: Die Bonsai-Schale darf nicht im Wasser stehen! Das verdunstende Wasser erhöht die Luftfeuchtigkeit direkt um den Baum.
- Die Blätter werden kleiner und die Abstände zwischen ihnen kürzer.
- Die Verzweigung der Äste wird feiner und dichter.
- Die Nährstoffaufnahme wird trotz kleinem Topf maximiert.
Das Ergebnis? Ein gesunder, kompakter Wuchs. All das wird durch den regelmäßigen Wurzelschnitt erreicht, bei dem alte, dicke Wurzeln entfernt werden, um das Wachstum unzähliger feiner Faserwurzeln anzuregen.




