Kastanienfiguren, die wirklich halten: Die Tricks vom Profi für stabilen Bastelspaß
Jedes Jahr im Herbst ist es dasselbe Spiel. Die Luft wird kühler, die Blätter an den Bäumen leuchten in den verrücktesten Farben und in meinen Händen fängt es an zu kribbeln. Das ist die Zeit, in der ich mit meinen Enkeln durch den Park ziehe, auf der Suche nach den perfekten Kastanien. Glatt, rund und ohne einen einzigen Riss müssen sie sein.
Inhaltsverzeichnis
Für viele ist das Kastanienbasteln ja eine nette Beschäftigung für einen verregneten Nachmittag. Für mich ist es aber viel mehr – es ist quasi die erste Lektion in Sachen Holzbearbeitung, die ein Kind lernen kann. Es geht um Materialgefühl, den sicheren Umgang mit Werkzeug und eine gute Portion Geduld.
Ganz ehrlich? In meiner Werkstatt habe ich schon mit den edelsten Materialien gearbeitet. Aber die einfache, ehrliche Kastanie hat einfach einen besonderen Platz. Sie erdet uns. Sie ist ein Naturprodukt mit eigenen Regeln, das man nicht zu irgendetwas zwingen kann. Wer da einfach blind drauflos stochert, erntet nur Frust und kaputte Figuren. Aber wer das Material versteht und das richtige Werkzeug zur Hand hat, kann kleine Kunstwerke schaffen, die mehr als nur eine Saison überleben.

In diesem Beitrag zeige ich euch nicht nur, wie man ein Männchen zusammensteckt. Ich erkläre euch, warum frische Kastanien Gold wert sind, welches Werkzeug wirklich sicher ist und wie eure Figuren so stabil werden, dass sie auch mal eine kleine Rauferei überstehen.
1. Das A und O: Das Material verstehen
Bevor wir auch nur ein Werkzeug anrühren, müssen wir über die Hauptdarstellerin sprechen: die Kastanie selbst. Das ist die absolute Grundlage für jede gute handwerkliche Arbeit.
Rosskastanie vs. Esskastanie – Bitte nicht verwechseln!
Zuerst mal die Basics: In unseren Parks und Alleen finden wir fast immer die Rosskastanie. Ihre Früchte sind diese wunderschönen, glänzend braunen Kugeln in einer dicken, stacheligen Schale. Für uns Bastler sind die perfekt. Aber Achtung, und das ist die wichtigste Regel überhaupt: Rosskastanien sind für uns Menschen ungenießbar und sogar leicht giftig! Erklärt das euren Kindern ganz klar und deutlich. Bastelkastanien sind nur zum Anschauen da.

Die Esskastanie, auch Marone genannt, sieht anders aus. Sie ist flacher, hat eine kleine Spitze und ihre Schale ist mit viel feineren Stacheln besetzt. Die kann man lecker im Ofen rösten, aber zum Basteln taugen sie wegen ihrer Form und der weicheren Schale nicht so gut.
Frisch ist Trumpf: Die Physik der Kastanie
Eine frisch vom Baum gefallene Kastanie ist ein Traum. Sie steckt voller Wasser, was ihre Schale und ihr Inneres weich und elastisch macht. Wenn man da ein Loch bohrt, gleitet der Bohrer sauber hindurch. Das Loch franst nicht aus und die Kastanie reißt nicht.
Und was passiert, wenn die Kastanien wochenlang im Wohnzimmer liegen? Sie trocknen aus, das Wasser verdunstet. Das Material wird steinhart und spröde. Wer dann versucht, ein Loch zu bohren, rutscht entweder ab (Verletzungsgefahr!) oder die ganze Kastanie platzt unter dem Druck einfach auseinander. Super frustrierend.
Kleiner Tipp aus der Praxis: Ihr habt einen riesigen Eimer voll gesammelt, könnt aber nicht alles sofort verarbeiten? Lagert die Kastanien einfach ein paar Tage in einem Eimer mit feuchtem Sand oder in einem leicht feuchten Jutesack im kühlen Keller. So bleiben sie länger frisch.

Was tun, wenn…? Die zwei häufigsten Kastanien-Probleme
Ach ja, da wären noch zwei Fragen, die mir immer wieder gestellt werden.
- Hilfe, meine Kastanien sind schon steinhart! Kann man die retten? Jein. Ihr könnt versuchen, sie für ein paar Stunden in lauwarmes Wasser zu legen. Das macht sie wieder etwas weicher, aber an die Qualität von frischen Kastanien kommen sie nicht mehr heran. Es ist eher eine Notlösung.
- Und was ist mit den kleinen weißen Würmern? Igitt! Ja, das sind oft die Larven des Kastanienbohrers (ein Käfer, nicht unser Werkzeug). Das ist Natur. Um ungebetene Gäste loszuwerden, könnt ihr die Kastanien nach dem Sammeln kurz in eine Schüssel mit heißem (nicht kochendem!) Wasser legen, für etwa 10-15 Minuten. Das sollte die meisten Larven abtöten. Danach gut abtrocknen.
2. Die Werkstatt: Gutes Werkzeug für gute Ergebnisse
Vergesst stumpfe Scheren oder das Gemüsemesser aus der Küche. Gutes Handwerk braucht gutes Werkzeug – auch im Kleinen. Und Sicherheit hat immer, wirklich immer, Vorrang, besonders wenn Kinder mitbasteln.

Der Bohrer: Klassiker vs. Profi-Tool
Das Standardwerkzeug ist der simple Kastanienbohrer. So ein Ding mit Holzgriff und einer kurzen Metallspitze. Achtet darauf, dass die Spitze ein kleines Gewinde hat. Das sorgt dafür, dass sich der Bohrer richtig in die Kastanie „frisst“ und nicht nur drückt. Ihr braucht weniger Kraft und die Gefahr abzurutschen ist viel geringer. So ein Bohrer kostet im Bastelladen oder online um die 5 Euro.
Wenn ihr aber vorhabt, öfter zu basteln und wirklich stabile Verbindungen wollt, dann mein ehrlicher Rat: Investiert in einen kleinen Handbohrer (auch Drillbohrer genannt) mit auswechselbaren Aufsätzen. Damit könnt ihr die Lochgröße perfekt an eure Holzspieße anpassen. Das Ergebnis sind bombenfeste Verbindungen. Rechnet hier mal mit 15 bis 25 Euro. Für Anfänger und kleine Kinder reicht der normale Bohrer, für alle anderen ist der Handbohrer ein echtes Upgrade.
Sicherheit geht vor: So haltet ihr die Kastanie richtig
Hier sehe ich die meisten Fehler und die größte Gefahr. Haltet die Kastanie NIEMALS, wirklich NIEMALS, in der freien Hand, während ihr bohrt! Die Oberfläche ist glatt, ihr rutscht ab und der Bohrer landet im Finger oder in der Handfläche. Glaubt mir, ich spreche aus Erfahrung – eine winzige Narbe erinnert mich bis heute daran, warum das eine dumme Idee ist.

Besser und sicherer geht’s so:
- Die Profi-Lösung: Spannt die Kastanie vorsichtig in einen kleinen Tischschraubstock. Ein Stück Stoff dazwischen schützt die Schale.
- Die Küchen-Lösung: Ein stabiler Nussknacker leistet ebenfalls gute Dienste, um die Kastanie zu fixieren.
- Die Heimwerker-Lösung: Nehmt ein altes Holzbrett und bohrt eine kleine Mulde hinein. In diese Mulde legt ihr die Kastanie – so kann sie nicht mehr wegrollen.
Verbindungsmaterial: Weg mit den Zahnstochern!
Zahnstocher sind der Klassiker, aber ehrlich gesagt brechen sie ständig. Bessere Alternativen gibt’s zuhauf:
- Streichhölzer: Zündkopf unbedingt vorher abknipsen! Sie sind kurz und etwas stabiler.
- Schaschlikspieße: Mein absoluter Favorit. Die sind aus Hartholz, super stabil und man kann sie mit einer Zange perfekt auf die gewünschte Länge kürzen. Eine Packung kostet kaum mehr als einen Euro.
- Dünne Zweige: Für den rustikalen Look. Einfach die Enden kurz anspitzen (das ist aber ein Job für die Erwachsenen).
Kurz zusammengefasst, was der Start kostet: Rechnet mit einer Erstinvestition von etwa 20 Euro. Dafür bekommt ihr einen guten Bohrer, eine Packung Spieße und eine kleine Flasche Holzleim (z.B. Ponal) im Baumarkt oder Bastelladen. Die Kastanien gibt’s ja zum Glück umsonst in der Natur.

3. Anleitung: Ein Männchen, das nicht wackelt
So, jetzt aber ran an die Arbeit! Wir bauen ein klassisches Männchen, aber richtig. Plant für die erste Figur mit Kindern ruhig eine halbe Stunde ein. Mit etwas Übung geht’s dann in 10-15 Minuten.
Materialliste:
- 2 große Kastanien (Körper & Kopf)
- 4 kleinere, flachere Kastanien (Füße & Hände)
- 1 Eichel mit Hütchen
- Schaschlikspieße & eine kleine Zange
- Euer Bohrer
- Ein winziger Tropfen Holzleim
Schritt 1: Die Basis – die Füße
Ein Männchen muss stehen können! Sucht euch zwei möglichst flache Kastanien als Füße aus. Bohrt von oben jeweils ein Loch, aber nicht kerzengerade, sondern leicht schräg nach innen. Dadurch bekommen die Beine später eine leichte V-Stellung, was die Figur viel stabiler macht. Ein simpler Trick aus der Statik!
Schritt 2: Körper und Beine
Nehmt die Körper-Kastanie und bohrt an der Unterseite zwei Löcher, ebenfalls leicht schräg nach außen. Schneidet zwei Stücke vom Schaschlikspieß ab (ca. 4-5 cm lang). Gebt einen winzigen Tropfen Holzleim in die Löcher des Körpers und steckt die Beine fest hinein. Dann die Füße draufstecken.

Schritt 3: Kopf und Hals
Bohrt oben in den Körper und unten in den Kopf jeweils ein Loch. Ein kurzes Stück Spieß (ca. 1-2 cm) wird zum Hals. Auch hier hilft ein Pünktchen Leim. Kopf aufsetzen, fertig.
Schritt 4: Arme und Hände
Bohrt seitlich die Löcher für die Arme in den Körper. Verbindet alles mit passend gekürzten Spieß-Stücken. Lasst die Arme leicht nach vorne zeigen, das wirkt lebendiger.
Schritt 5: Der Feinschliff
Setzt das Eichelhütchen als Hut auf (ein Tropfen Leim schadet nicht). Ein Gesicht könnt ihr mit einem feinen Permanentmarker aufmalen. Fertig ist eine Figur, die steht wie eine Eins!
4. Für Fortgeschrittene: Herbstdeko, die Eindruck macht
Wenn ihr den Dreh raushabt, könnt ihr euch an größere Projekte wagen.
Der Kastanienkranz: Ein Hingucker für die Tür
Ein Kranz aus Kastanien ist der Hammer, braucht aber etwas Geduld. Mein Tipp ist die Klebe-Methode. Besorgt euch einen Rohling aus Stroh im Bastelladen (ca. 5-10 Euro). Mit einer Heißklebepistole klebt ihr die Kastanien dicht an dicht auf den Rohling. Aber Vorsicht: Heißkleber ist extrem heiß! Das ist keine Arbeit für Kinder. Füllt die Lücken mit Eicheln oder Bucheckern. Für einen Kranz mit 30 cm Durchmesser braucht ihr etwa 2-3 Kilo Kastanien und eine gute Handvoll Heißklebestifte – kauft lieber eine Packung mehr, die sind schneller leer als man denkt.

Malen und Lackieren für die Ewigkeit
Bemalte Kastanien sehen toll aus, aber Wasserfarben perlen einfach ab. Nehmt Acrylfarben, die haften super. Wenn ihr wollt, dass eure Kunstwerke richtig lange halten, versiegelt sie mit Klarlack. Am besten eignet sich seidenmatter Sprühlack auf Wasserbasis. Tragt ihn draußen in zwei dünnen Schichten auf. Wichtig: Lasst den Lack an einem staubfreien Ort für mindestens ein paar Stunden, am besten über Nacht, komplett aushärten. Nichts ist ärgerlicher als Fingerabdrücke im frischen Lack.
Abschließende Gedanken
Ich hoffe, dieser kleine Ausflug in meine Kastanien-Werkstatt hat euch gefallen. Es geht nicht darum, alles super kompliziert zu machen. Es geht darum, ein Gefühl für das Material zu bekommen und die Freude am Selbermachen zu entdecken.
Nehmt euch die Zeit. Geht raus, sammelt nicht nur Kastanien, sondern auch Eindrücke. Und dann setzt euch zusammen, legt die Handys weg und erschafft mit euren Händen etwas Einzigartiges. Das Gefühl, am Ende eine ganze Familie selbstgebauter Figuren auf der Fensterbank stehen zu sehen, ist einfach unbezahlbar.

Eine letzte, ganz wichtige Anmerkung: Auch wenn die Figuren stabil gebaut sind, bestehen sie aus Kleinteilen. Für Kinder unter drei Jahren sind sie wegen der Verschluckungsgefahr absolut ungeeignet. Das Basteln selbst sollte bei den Kleinen immer unter wachsamer Aufsicht stattfinden. Sicherheit zuerst, dann der Spaß!
Bildergalerie



Der heimliche Star jeder stabilen Kastanienfigur ist nicht die Kastanie selbst, sondern der Bohrer. Ein guter, scharfer Kastanienbohrer mit Holzgriff, wie man ihn oft in Bastelsets von Marken wie Folia findet, ist Gold wert. Er gibt Kindern ein gutes Gefühl für den Widerstand des Materials und verhindert, dass die Schale unkontrolliert splittert. Eine Investition, die Frust erspart und die Sicherheit deutlich erhöht.


- Eichelhütchen: Perfekt als Hüte, Nasen oder kleine Schüsseln.
- Bucheckern: Geben ausgezeichnete Füße oder spitze Ohren ab.
- Getrocknete Hagebutten: Sorgen für leuchtend rote Farbtupfer als Nasen oder Knöpfe.
- Kleine Ästchen: Ideal für Arme, Beine oder Geweihe, die natürlicher aussehen als Streichhölzer.


Der Wackel-Effekt nach wenigen Tagen: Frisch gesammelte Kastanien sind prall und feucht. Bohrt man sie und steckt Verbindungen hinein, sitzt anfangs alles fest. Doch innerhalb einer Woche verlieren sie Wasser und schrumpfen minimal. Das Ergebnis: Arme und Beine werden locker. Der Profi-Trick ist, die gebohrten Löcher mit einem winzigen Tropfen Holzleim (z.B. Ponal Express) zu versehen, bevor man die Stäbchen einsetzt. Das gleicht den Schwund aus.



Die Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) ist botanisch nicht mit der Esskastanie verwandt. Ihr Name stammt angeblich daher, dass ihre Früchte früher als Pferdefutter und Heilmittel gegen Husten bei Pferden verwendet wurden.


Welcher Kleber hält wirklich? Nicht jeder Bastelkleber ist für die glatte, wachsartige Oberfläche einer Kastanie geeignet. Für dauerhaften Halt haben sich einige Spezialisten bewährt:
- Heißklebepistole: Unschlagbar für das schnelle Anbringen von Augen, Hüten oder anderen Dekoelementen. Aufsicht durch Erwachsene ist hier Pflicht!
- UHU Hart: Ein Modellbau-Klebstoff, der glasklar aushärtet und eine sehr feste Verbindung schafft. Ideal, um filigrane Teile permanent zu fixieren.
- Sekundenkleber (Gel-Form): Perfekt für winzige Reparaturen, wenn mal ein Bein abbricht. Die Gel-Form verhindert, dass der Kleber zu schnell verläuft.


Müssen die fertigen Figuren lackiert werden?
Ein Muss ist es nicht, aber für eine längere Haltbarkeit ist es eine tolle Option. Ein transparenter Sprühlack auf Wasserbasis (z.B. von edding Permanent Spray) versiegelt die Oberfläche, schützt vor Austrocknung und gibt einen schönen, dezenten Glanz. Er lässt die Farben der Kastanien tiefer und satter wirken und verhindert, dass aufgetragene Farbe abblättert. So werden aus den Saisonfiguren kleine Andenken fürs ganze Jahr.



Streichholz: Der Klassiker. Leicht zu bekommen und einfach zu verarbeiten. Ideal für starre Verbindungen und für jüngere Kinder, die noch keine spitzen Drähte nutzen sollten.
Blumendraht: Die Profi-Wahl. Er ist biegsam und ermöglicht dynamische Posen. Ein Drahtbein kann angewinkelt, ein Arm zum Winken gebogen werden. Mit einem kleinen Seitenschneider lässt er sich perfekt kürzen.
Für Stabilität bei gleichzeitig einfacher Handhabung sind Zahnstocher die perfekte Mitte.


Eine frische Rosskastanie kann bis zu 40% ihres Gewichts aus Wasser bestehen.
Dieser enorme Wasseranteil ist der Grund, warum frische Kastanien so weich und leicht zu bohren sind. Es bedeutet aber auch, dass sie beim Trocknen deutlich schrumpfen. Deshalb ist es so wichtig, Verbindungen entweder nachträglich zu verkleben oder die Figuren an einem gut belüfteten Ort langsam trocknen zu lassen, damit das Material gleichmäßig arbeitet.


- Die Kastanie rutscht beim Bohren nicht mehr weg.
- Beide Hände sind frei, um den Bohrer gerade zu führen.
- Die Verletzungsgefahr sinkt drastisch.
Das Geheimnis? Ein kleiner Mini-Schraubstock oder eine einfache Schraubzwinge, mit der die Kastanie sanft am Tisch fixiert wird. Das ist der sicherste Weg für präzise Löcher.



Ein einfaches Männchen ist der Anfang, doch die Magie entsteht im Detail. Kombinieren Sie die glatten Kastanien mit anderen Texturen aus der Natur. Ein Hut aus einer rauen Eichelkappe, Schuhe aus den stacheligen Hüllen von Bucheckern oder ein Schal aus einem weichen Stück Moos. Dieser Kontrast der Oberflächen macht die Figuren lebendig und interessant. Es ist eine kleine Lektion in Design, die direkt aus dem Wald kommt.


Wie bohre ich, ohne dass die Kastanie platzt?
Der häufigste Fehler ist, zu nah am Rand zu bohren. Die Schale ist dort am schwächsten. Setzen Sie den Bohrer immer eher mittig an. Beginnen Sie mit sanftem Druck und drehen Sie langsam, fast wie bei einem Korkenzieher. Wenn der Bohrer einmal gefasst hat, können Sie den Druck leicht erhöhen. Geduld ist hier wichtiger als Kraft. Ein Vorstechen mit einer Ahle oder einer dicken Nadel kann bei sehr harten Kastanien helfen, dem Bohrer eine Führung zu geben.


Handbohrer vs. Akku-Bohrer: Für Kinder ist ein klassischer Handbohrer (Kastanienbohrer) die einzig sichere Wahl. Für Erwachsene oder ambitionierte Bastler kann ein kleiner Akku-Bohrschrauber wie ein Dremel oder ein Bosch IXO mit einem dünnen Holzbohrer (2-3 mm) die Arbeit aber enorm erleichtern. Damit gelingen perfekt runde und saubere Löcher, besonders in schon etwas angetrockneten Kastanien.



„Die Natur ist das einzige Buch, das auf allen Blättern großen Inhalt bietet.“ – Johann Wolfgang von Goethe


Ein Gesicht verleiht jeder Figur sofort eine Persönlichkeit. Statt nur auf Wackelaugen aus dem Bastelladen zurückzugreifen, gibt es spannendere Alternativen:
- Permanentmarker: Ein feiner, wasserfester Stift (z.B. ein Stabilo OHPen) ist ideal für präzise Augen, Münder und Augenbrauen.
- Kleine Samen: Hagebutten- oder Apfelkerne, mit einem Tropfen Kleber fixiert, ergeben natürliche und plastische Augen.
- Anritzen: Mit einer Prickelnadel oder der Spitze eines kleinen Messers lassen sich vorsichtig kleine Gesichter in die Schale ritzen (nur für Erwachsene!).


Achtung, Schimmelgefahr! Werden die frisch gebastelten Kunstwerke in einer geschlossenen Kiste aufbewahrt, kann sich durch die Restfeuchte schnell Schimmel bilden. Lassen Sie die Figuren nach dem Basteln mindestens eine Woche lang an einem trockenen, luftigen Ort stehen, zum Beispiel auf einer Fensterbank über der Heizung. Erst wenn sie sich deutlich leichter anfühlen, sind sie bereit für die ‚Überwinterung‘.



Acrylfarben: Sie decken hervorragend und leuchten intensiv. Kleine Farbtuben von Marabu oder Hobby Line sind perfekt. Nach dem Trocknen sind sie wasserfest und robust.
Nagellack: Alte Fläschchen eignen sich wunderbar, um glänzende Akzente zu setzen – ein roter Marienkäfer oder eine glitzernde Schnecke bekommen so einen tollen Effekt.
Ein Tipp: Raue die glatte Kastanienschale mit feinem Schleifpapier leicht an, bevor du malst. So hält die Farbe noch besser.


Denken Sie über die einzelne Figur hinaus und erschaffen Sie eine ganze Welt. Eine große Baumscheibe wird zur Bühne für eine ganze Kastanienfamilie beim Herbstspaziergang. Ein Bett aus Moos in einem alten Schuhkarton wird zum Waldlager. Mit getrockneten Blättern, kleinen Steinen und Gräsern entsteht eine Landschaft, die zum Spielen und Geschichtenerzählen einlädt. So wird aus einem einfachen Bastelprojekt ein Tor in eine Fantasiewelt, das die Kreativität viel nachhaltiger anregt.


Der Standfestigkeits-Check: Damit die Figuren nicht bei jedem Lufthauch umfallen, brauchen sie eine solide Basis.
- Eine kleine Scheibe aus Modelliermasse (z.B. FIMO air, das an der Luft trocknet), in die die Füße gedrückt werden.
- Ein Klecks Heißkleber auf einer kleinen Holzscheibe oder einem flachen Stein.
- Für Spinnen oder andere Tiere mit vielen Beinen: Einfach die Drahtbeine etwas breiter auseinanderbiegen.



Wussten Sie schon? Die glänzende braune Farbe der Kastanie ist eine Schutzschicht. Sobald die Kastanie trocknet, wird diese Schicht matt und etwas schrumpelig. Ein Hauch von einfachem Speiseöl, mit einem Tuch aufpoliert, bringt den Glanz im Handumdrehen zurück.


Meine Kastanien sind schon alt und hart. Kann ich sie noch verwenden?
Auf keinen Fall wegwerfen! Harte, schrumpelige Kastanien sind eine Herausforderung, aber nicht unbrauchbar. Legen Sie sie einfach für ein paar Stunden in lauwarmes Wasser. Die Schale saugt sich wieder voll, wird weicher und lässt sich deutlich leichter bearbeiten. Nach dem Bohren und Basteln trocknen sie dann wieder in ihre ursprüngliche, harte Form zurück – was die Verbindungen extra fest macht!


- Ein wackeliger Kopf, der zur Seite kippt.
- Unterschiedlich lange Beine, die die Figur schief stehen lassen.
- Ein Bohrloch, das ein bisschen ausgefranst ist.
Perfekt! Genau diese kleinen ‚Fehler‘ sind es, die den handgemachten Figuren ihren einzigartigen Charakter und Charme verleihen. Sie erzählen die Geschichte ihrer Entstehung und sind der Beweis für echte, kreative Handarbeit.



Tipp für Fortgeschrittene: Gelenke einbauen. Wer bewegliche Figuren bauen möchte, kann statt einfacher Stäbchen kurze Pfeifenreiniger verwenden. Bohren Sie die Löcher in Kastanien für Rumpf, Arme und Beine. Führen Sie den Pfeifenreiniger hindurch und verdrehen Sie ihn auf der anderen Seite zu einer kleinen Öse. So entstehen Gelenke, mit denen die Kastanienmännchen sitzen, winken und tanzen können.


Die schönste Sammeltasche ist und bleibt ein einfacher Weidenkorb oder eine Jutetasche. Plastiktüten sind ungeeignet, da die Kastanien darin ’schwitzen‘. Die entstehende Feuchtigkeit fördert Schimmelbildung und lässt die Schalen weich und unansehnlich werden. Ein luftiger Korb sorgt dafür, dass die Schätze des Waldes sicher und trocken nach Hause kommen.


Wichtiger Sicherheitshinweis: Betonen Sie immer wieder, dass der Bohrer das einzige Werkzeug ist, das Kraft braucht. Messer oder Scheren sind zum Bearbeiten von Kastanien tabu. Die runde, harte Form macht sie extrem unberechenbar und die Abrutschgefahr ist viel zu hoch. Für alles, was geschnitten werden muss (Stoffreste, Wolle, Draht), sollte eine passende Schere oder Zange bereitliegen.

Wenn die Kastanienfiguren-Saison vorbei ist, müssen die kleinen Kunstwerke nicht im Müll landen. Da sie vollständig aus Naturmaterialien bestehen, können sie einfach auf dem Kompost oder im Biomüll entsorgt werden. So kehren sie in den Kreislauf der Natur zurück und werden im nächsten Jahr zu Erde, aus der wieder Neues wächst. Ein schöner, letzter Akt für die kleinen Herbstboten.




