Schluss mit kahlen Wänden: So klappt deine Bilderwand im Salon-Stil garantiert
Ich baue seit Ewigkeiten Bilderrahmen und habe schon unzählige Wände gestaltet – von der cleanen Anwaltskanzlei bis zum gemütlichen Wohnzimmer. Aber ganz ehrlich? Nichts hat mehr Seele als eine richtig gut gemachte Petersburger Hängung, auch Salonhängung genannt. Das ist weit mehr als nur ein paar Nägel in die Wand zu hauen. Es ist die Kunst, aus einer leeren Fläche eine Wand zu machen, die lebt und deine ganz persönliche Geschichte erzählt.
Inhaltsverzeichnis
Ich erinnere mich an ein Projekt in einem Hamburger Altbau mit diesen wahnsinnig hohen Decken und altem Stuck. Die Kundin hatte eine bunte Mischung aus Grafiken, Ölbildern und alten Familienfotos geerbt. Unterschiedliche Rahmen, wilde Formate. Ihre größte Sorge war: „Das wird doch ein einziges Chaos!“ Ich hab ihr dann erklärt, dass genau dieses „geordnete Chaos“ den Charme ausmacht. Als wir fertig waren, stand sie einfach nur davor und war sichtlich gerührt. Jedes Bild hatte seinen perfekten Platz gefunden und trotzdem wirkte alles wie ein großes, harmonisches Kunstwerk. Genau das ist das Ziel. Und ich zeig dir jetzt, wie du das auch hinbekommst.

Übrigens, der Name kommt daher, dass früher in den prunkvollen Palästen von St. Petersburg die Wände vom Boden bis zur Decke mit Kunstwerken vollgehängt wurden. Das war eine echte Zurschaustellung von Reichtum und gutem Geschmack!
Das Geheimnis dahinter: Warum es einfach gut aussieht
Bevor du jetzt aber voller Tatendrang zum Akkuschrauber greifst, lass uns kurz verstehen, warum diese Hängung so eine Wirkung hat. Es geht um visuelles Gleichgewicht. Laien sehen nur eine wilde Ansammlung von Bildern. Profis sehen eine unsichtbare Struktur, die das Auge führt.
Das Auge hängt mit: Kontrolliertes Durcheinander
Vergiss die Regel, alles auf einer exakten Linie auszurichten. Harmonie entsteht hier anders. Dein Auge sucht automatisch nach Verbindungen: Ein kräftiges Rot in einem Bild hier unten korrespondiert mit einem zarten Rotton in einem anderen Bild dort oben. Die senkrechte Kante eines großen Rahmens wird von einem kleineren Rahmen weiter links wieder aufgegriffen. So entsteht ein Netz aus unsichtbaren Beziehungen.

Der Trick ist, mit einem sogenannten „Ankerbild“ zu starten. Das ist meistens das größte, farbintensivste oder einfach dein Lieblingsbild. Platziere es aber nicht plump in die Mitte, sondern leicht versetzt – das schafft Spannung. Von dort aus wächst deine Komposition dann organisch nach außen. Stell es dir wie eine Waage vor: Eine Gruppe kleinerer Bilder links kann ein einzelnes, mittelgroßes Bild rechts ausbalancieren. Es geht nicht um Symmetrie, sondern um gefühlte Balance.
Ein häufiger Fehler, den ich oft sehe: Leute hängen alles mit dem exakt gleichen Abstand auf. Das sieht schnell aus wie im Schulflur. Sei mutiger! Bei der Petersburger Hängung darf und soll der Abstand variieren. Mal 3 cm, mal 8 cm – genau das macht es lebendig und professionell.
Jetzt wird’s praktisch: Die Schritt-für-Schritt-Anleitung vom Profi
Eine gute Bilderwand entsteht nicht zufällig. Wer bei der Planung Zeit investiert, erspart sich später eine Wand, die aussieht wie ein Schweizer Käse. Also, lass uns das richtig angehen.

Phase 1: Die Trockenübung auf dem Boden
Häng niemals das erste Bild auf und überleg dann, wie es weitergeht. Das ist der sichere Weg ins Verderben. Wir machen es wie die Profis und simulieren die Wand auf dem Fußboden.
- Spielfeld abstecken: Miss die Wandfläche aus, die du gestalten willst. Klebe diese Maße mit Malerkrepp auf dem Boden ab. Das ist jetzt deine Leinwand.
- Schablonen basteln: Schnapp dir Packpapier oder alte Zeitungen. Zeichne jeden Bilderrahmen nach und schneide die Form exakt aus. Ganz wichtig: Markiere auf jeder Schablone mit einem Kreuz die genaue Position des Aufhängepunktes (also da, wo später der Nagel oder die Schraube hinkommt).
- Kreativ werden: Jetzt kommt der spaßige Teil. Leg die Papierschablonen auf deiner Boden-Leinwand aus. Starte mit deinem Ankerbild. Von dort arbeitest du dich nach außen. Schieb die Papierschnipsel hin und her, probiere verschiedene Anordnungen aus. Achte auf die Abstände (denk dran: variieren!).
- Alles festhalten: Zufrieden? Perfekt! Mach ein Foto mit deinem Handy. Das ist deine exakte Vorlage für die Wand.
Kleiner Tipp: Kein Platz auf dem Boden? Kein Problem. Du kannst die Schablonen auch direkt mit kleinen Malerkrepp-Streifen an der Wand befestigen und dort arrangieren. Das ist etwas fummeliger, geht aber auch.

Gut zu wissen: Für die Planung und das Herumschieben solltest du dir locker zwei bis drei Stunden Zeit nehmen. Glaub mir, diese Zeit ist die beste Investition in dein Projekt.
Phase 2: Das richtige Werkzeug (ohne geht’s nicht)
Mit schlechtem Werkzeug wird selbst der beste Plan zur Qual. Du brauchst keine Werkstatt im Keller, aber ein paar solide Basics sind unerlässlich.
- Bohrmaschine: Für die meisten Wände reicht ein guter Akkuschrauber mit Schlagfunktion. Bei Stahlbeton (typisch für viele Wohnblöcke) kommst du um einen Bohrhammer nicht herum. Der Unterschied ist wirklich Tag und Nacht.
- Wasserwaage & Co.: Eine klassische Wasserwaage (mindestens 60 cm) ist Pflicht. Ein Zollstock und ein spitzer Bleistift sowieso.
- Leitungssuchgerät: Ein ABSOLUTES MUSS! Ich kann das nicht genug betonen. Diese kleinen Helfer spüren Strom- und Wasserleitungen in der Wand auf. Gute Geräte von Bosch oder Stanley bekommst du schon für 30 bis 40 Euro im Baumarkt. Das ist viel billiger als ein Wasserschaden.
- Dübel und Schrauben: Finger weg von den Billig-Sets! Investier ein paar Euro mehr in Markenqualität von Fischer oder Tox. Der „Fischer Duopower“ ist zum Beispiel ein genialer Universaldübel, der in fast jeder Wand bombig hält.

Phase 3: Ab an die Wand!
Dank der Vorbereitung geht das jetzt erstaunlich schnell. Für eine Wand mit etwa 15 Bildern solltest du als Ungeübter etwa 3 bis 4 Stunden für die reine Montage einplanen.
- Wand scannen: Fahr die ganze Fläche mit dem Leitungssuchgerät ab. Markiere dir gefundene Leitungen ganz leicht mit Bleistift.
- Schablonen übertragen: Befestige deine Papierschablonen mit Malerkrepp an der Wand – exakt so wie auf deinem Foto. Überprüfe mit der Wasserwaage, ob die wichtigsten Kanten gerade sind.
- Löcher markieren: Drück durch das Kreuz auf jeder Schablone mit einem Nagel eine kleine Delle in die Wand. Das ist deine Bohrposition.
- Bohren: Schablonen abnehmen und bohren. Ein Stück Klebeband am Bohrer hilft dir als Tiefenanschlag. Halt dabei direkt den Staubsauger drunter, dann ersparst du dir das große Putzen.
- Dübel rein: Der Dübel sollte stramm im Loch sitzen und mit leichten Hammerschlägen versenkt werden.
- Schrauben & Aufhängen: Dreh die Schraube so weit ein, dass sie noch genug heraussteht, um den Rahmen sicher zu halten. Fang wieder mit dem Ankerbild an und hänge dann Stück für Stück den Rest auf.
Wenig bekannter Trick, der dir viel Messerei erspart: Wenn ein Bild zwei Aufhänger hat, klebe einen Streifen Malerkrepp auf die Rückseite und markiere die Position der Aufhänger. Dann ziehst du das Klebeband ab, papps es mit der Wasserwaage an die Wand und bohrst genau auf deinen Markierungen. Genial einfach!

Jede Wand ist anders: Ein kleiner Material-Guide
Der beste Dübel nützt nichts, wenn er nicht zur Wand passt. Hier eine kleine Übersicht aus meiner Erfahrung:
- Altbauwand (oft Ziegel mit sandigem Putz): Hier musst du durch den weichen Putz hindurch bis ins feste Mauerwerk bohren. Nimm dafür lange Dübel (z.B. 8×80 mm). Normale, kurze Dübel halten hier oft nicht.
- Betonwand (typisch für Nachkriegs- & Plattenbauten): Hier brauchst du schwere Geschütze. Ein Bohrhammer ist Pflicht. Ein 8er Universaldübel wie der erwähnte Duopower plus eine 5-mm-Schraube ist eine bombenfeste Kombination.
- Gipskarton / Trockenbau (moderner Standard): Achtung, Hohlraum! Normale Dübel drehen hier durch. Für leichte Bilder (bis ca. 3 kg) gibt es spezielle Gipskartondübel. Für alles Schwerere brauchst du unbedingt Metall-Hohlraumdübel. Die klappen hinter der Platte auf und verteilen das Gewicht. Deine Mini-Einkaufsliste hierfür: Ein Paket Metall-Hohlraumdübel (ca. 15€ für 20 Stück), ein Akkuschrauber – fertig!
Zum Abschluss: Ein paar ehrliche Worte zur Sicherheit
Bitte nimm diese Punkte ernst. Ein Bild, das von der Wand fällt, kann richtig gefährlich werden, besonders mit Kindern oder Haustieren im Haus.

Trage beim Bohren immer eine Schutzbrille. Ein Putzsplitter im Auge ist kein Spaß. Steig auf eine sichere Leiter, nicht auf einen wackeligen Stuhl. Und bei Bildern über 10 kg: Hol dir eine zweite Person zur Hilfe und nutze immer zwei Aufhängepunkte, um die Last zu verteilen.
Und wenn du dir bei der Wand unsicher bist oder ein riesiges, schweres Teil aufhängen willst: Ruf einen Profi. Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Verantwortung. Eine Handwerkerstunde kostet vielleicht 50-70 Euro, aber ein reparierter Wasserschaden kostet Tausende.
So, und jetzt ran an die Wand! Sieh es nicht als Arbeit, sondern als kreatives Projekt. Mit ein bisschen Planung und Sorgfalt schaffst du eine Bilderwand, die nicht nur fantastisch aussieht und sicher hängt, sondern dir jeden Tag aufs Neue Freude macht.
Bildergalerie


„Die Kunst besteht darin, eine Sammlung zu haben, nicht nur eine Ansammlung.“
Dieser Leitsatz ist bei der Salonhängung entscheidend. Bevor Sie den ersten Nagel einschlagen, suchen Sie nach einem roten Faden. Das kann eine wiederkehrende Farbe sein, ein thematischer Bogen wie „Reiseerinnerungen“ oder eine bestimmte Epoche. Selbst die unterschiedlichsten Motive und Rahmen wirken harmonisch, wenn sie durch eine unsichtbare Idee zusammengehalten werden.

Der richtige Rahmen-Mix – wie geht das?
Die Mischung macht’s, aber mit System! Der Trick, um Chaos zu vermeiden, liegt in der Wiederholung. Kombinieren Sie nicht willkürlich, sondern schaffen Sie Verbindungen. Ein schlichter, schwarzer Rahmen von Nielsen kann beispielsweise wunderbar neben einem verschnörkelten Goldrahmen vom Flohmarkt bestehen, wenn beide ein Passepartout in einem ähnlichen Off-White-Ton haben. Oder mischen Sie verschiedene Holzarten, die aber alle eine warme Unterton-Familie teilen. So entsteht eine spannende, aber dennoch stimmige Komposition.

Der Ankerpunkt: Jede großartige Bilderwand hat einen heimlichen Star. Das ist oft das größte oder farbintensivste Bild. Hängen Sie dieses zuerst auf – leicht außermittig auf Augenhöhe (ca. 1,55 m). Von diesem zentralen Ankerpunkt aus können Sie dann die weiteren Bilder spielerisch nach außen hin anordnen. So geben Sie dem „geordneten Chaos“ eine klare visuelle Basis und verhindern, dass die Anordnung beliebig wirkt.

- Vermeidet unschöne Reflexionen auf Glas und Motiven.
- Bringt Farben und Details erst richtig zum Leuchten.
- Schafft eine professionelle, museale Atmosphäre.
Das Geheimnis? Die richtige Beleuchtung! Statt einer zentralen Deckenleuchte setzen Sie auf gezielte Lichtakzente. Verstellbare Strahler an einer Stromschiene oder klemmbare Bilderleuchten, beispielsweise von Paulmann, ermöglichen es, einzelne Werke oder Bildergruppen gezielt anzustrahlen und ihnen Tiefe zu verleihen.

Bevor es an die Wand geht, wird auf dem Boden geprobt. Das ist der wichtigste Schritt, um Enttäuschungen zu vermeiden. Legen Sie Ihre finale Bildauswahl auf einer großen Fläche aus und schieben Sie die Rahmen so lange hin und her, bis die Komposition stimmig ist.
- Nutzen Sie Packpapier oder Zeitung, um für jeden Rahmen eine Schablone zu erstellen.
- Markieren Sie auf der Schablone exakt die Position des Nagels oder der Schraube.
- Kleben Sie die Papierschablonen mit wiederablösbarem Malerkrepp an die Wand.
So können Sie das Gesamtbild beurteilen und Korrekturen vornehmen, ohne ein einziges Loch bohren zu müssen.

Ein Fakt aus der Praxis: Der ideale Abstand zwischen den einzelnen Rahmen in einer dichten Hängung beträgt zwischen 5 und 10 Zentimetern.
Wird der Abstand zu groß, zerfällt die Gruppe in Einzelteile. Ist er zu klein, wirken die Bilder gequetscht und können ihre individuelle Wirkung nicht entfalten. Halten Sie diesen Abstand möglichst konsistent, auch wenn die Rahmenformate stark variieren. Das ist eines der subtilen Geheimnisse, die eine chaotische Anordnung in eine kuratierte Sammlung verwandeln.

Für Unentschlossene: Die Bilderleiste. Eine schmale Leiste, wie die „Mosslanda“ von IKEA, erlaubt eine flexible Salonhängung ohne Dutzende Bohrlöcher. Mehrere Leisten versetzt übereinander montiert, schaffen die Basis für ein sich ständig wandelndes Arrangement. Bilder können einfach ausgetauscht, neu gruppiert oder durch kleine Objekte ergänzt werden.
Für Mutige: Die Ecklösung. Wer sagt, dass eine Bilderwand flach sein muss? Eine Salonhängung, die sich über eine Raumecke erstreckt, bricht mit Konventionen und schafft einen beeindruckenden 3D-Effekt. Beginnen Sie mit einem größeren Bild direkt in der Ecke und arbeiten Sie sich von dort aus an beiden Wänden nach außen.

- Hammer und eine Auswahl an Bildnägeln/Schrauben
- Wasserwaage (eine Laser-Wasserwaage ist hier Gold wert!)
- Maßband oder Zollstock
- Bleistift mit weicher Mine
- Malerkrepp (Washi Tape) zum Markieren
Eine Salonhängung ist mehr als nur Deko; sie ist ein wachsendes Archiv Ihrer Persönlichkeit. Trauen Sie sich, neben Kunstdrucken und Fotos auch persönliche Erinnerungsstücke zu integrieren: die schönste Postkarte aus dem letzten Urlaub, ein getrockneter Blumenstrauß hinter Glas, das erste Gekritzel Ihres Kindes in einem hochwertigen Rahmen. Genau diese persönlichen, unerwarteten Elemente machen die Wand lebendig und erzählen eine Geschichte, die nur Sie erzählen können.




