Vom Profi enthüllt: Haar-Geheimnisse, die dein Leben (und deine Frisur) verändern
Kennst du das? Du sitzt im Friseurstuhl, hältst ein Bild von Pinterest in der Hand und sagst: „Genau so!“ Ich sehe das jeden Tag. Und ganz ehrlich? Meine erste Frage ist nie „Okay, legen wir los“, sondern immer: „Erzähl mir von deinem Alltag und deinem Haar.“ Nach vielen Jahren im Salon weiß ich eines ganz sicher: Die schönste Frisur der Welt ist nutzlos, wenn sie nicht zu dir passt.
Inhaltsverzeichnis
Trends sind eine tolle Inspiration, keine Frage. Aber am Ende des Tages ist die beste Grundlage für jeden Look gesundes, gepflegtes Haar, das du auch selbst bändigen kannst. Und genau darum geht es hier. Ich will dir keine komplizierten Techniken aufschwatzen, sondern dir das grundlegende Wissen an die Hand geben. Damit du verstehst, was dein Haar wirklich braucht, und die richtigen Entscheidungen triffst – ob zu Hause vor dem Spiegel oder beim nächsten Friseurbesuch.
Die Basis für alles: Lerne dein Haar richtig kennen
Bevor wir über Lockenstäbe und Haarspray reden, müssen wir einen Schritt zurückgehen. Zu den Basics. Wer sein Material nicht kennt, kann nicht damit arbeiten. Das ist das Erste, was jeder Azubi bei uns lernt. Und dein Haar ist ein ziemlich faszinierendes Material.

Ein kurzer Blick unter die Lupe
Stell dir ein einzelnes Haar wie ein Seil vor. Ganz außen liegt die Schuppenschicht (Cuticula). Das sind winzige, überlappende Plättchen, fast wie bei einem Tannenzapfen. Wenn diese Plättchen glatt anliegen, glänzt dein Haar, weil es Licht reflektiert. Stehen sie ab, wirkt es stumpf, strohig und neigt zu Frizz. Die meisten Pflegeprodukte zielen genau darauf ab: diese Schuppenschicht zu glätten und zu schützen.
Darunter liegt die dicke Faserschicht (Cortex), die für Stärke, Farbe und Elastizität zuständig ist. Und ganz innen ist das Mark (Medulla), das bei sehr feinem Haar manchmal sogar fehlt. Warum ist das wichtig? Weil ein Glätteisen oder eine Blondierung tief in diese Struktur eingreift. Einmal beschädigt, ist der Cortex nicht mehr zu reparieren. Der Schaden muss rauswachsen. Autsch.
Dein persönlicher Haartyp: Mehr als nur „glatt“ oder „lockig“
Eine schnelle Diagnose kannst du easy zu Hause machen:
- Die Dicke: Nimm ein einzelnes Haar zwischen Daumen und Zeigefinger. Spürst du es kaum? Dann hast du feines Haar, das leichte Volumenprodukte liebt. Spürst du es deutlich? Dann ist es dick und verträgt auch mal reichhaltigere Pflege, zum Beispiel eine Keratin-Maske.
- Die Struktur: Glatt, gewellt oder lockig? Glattes Haar wird schneller fettig, weil das Kopfhautfett einfach runterrutschen kann. Lockiges Haar hingegen ist von Natur aus trockener – die vielen Biegungen machen es der Feuchtigkeit schwer, bis in die Spitzen zu kommen.
- Die Porosität (Wichtiger als du denkst!): Das beschreibt, wie gut dein Haar Feuchtigkeit aufnimmt und hält. Der Wassertest ist super simpel: Leg ein sauberes, trockenes Haar in ein Glas Wasser. Sinkt es schnell, ist die Porosität hoch (die Schuppenschicht ist offen). Schwimmt es lange oben, ist sie gering (geschlossen). Schwimmt es irgendwo in der Mitte? Perfekt, dann ist die Porosität normal. Poröses Haar saugt Pflege auf wie ein Schwamm, verliert sie aber auch wieder schnell. Es braucht also regelmäßig intensive Feuchtigkeitskuren.
Dieses Wissen erklärt, warum die teure Maske bei deiner Freundin Wunder wirkt und bei dir nur platte, schwere Haare macht. Ihr habt einfach unterschiedliche Bedürfnisse.

Die Gretchenfrage: Wie oft soll ich waschen?
Ach ja, die ewige Diskussion. Eine pauschale Antwort gibt es nicht, aber eine gute Faustregel, die sich am Haartyp orientiert:
- Feines oder schnell fettendes Haar: Hier ist tägliches oder zweitägiges Waschen oft nötig, um frisch und voluminös auszusehen.
- Normales bis dickes Haar: Alle 2 bis 3 Tage reicht meistens völlig aus.
- Lockiges oder sehr trockenes Haar: Hier kann man den Abstand ruhig auf 3 bis 5 Tage oder sogar eine Woche ausdehnen. Zu häufiges Waschen würde nur wertvolle Öle entfernen und die Trockenheit verstärken.
Das Handwerk: Profi-Techniken für dein Badezimmer
Gutes Styling beginnt beim Waschen. Klingt langweilig, ist aber die halbe Miete. Die meisten Fehler, die ich sehe, passieren schon unter der Dusche.
Richtig waschen, clever pflegen
Lauwarmes Wasser ist dein Freund. Zu heißes Wasser stresst die Kopfhaut und raut die Schuppenschicht unnötig auf. Konzentrier das Shampoo wirklich nur auf die Kopfhaut – dort sitzen Schmutz und Talg. Sanft mit den Fingerkuppen einmassieren, nicht mit den Nägeln kratzen! Der Schaum, der beim Ausspülen durch die Längen läuft, reinigt diese völlig ausreichend.

Und jetzt der wichtigste Tipp: Conditioner oder Kur gehören NUR in die Längen und Spitzen. Niemals auf den Ansatz, sonst ist die Frisur schon platt, bevor du überhaupt mit dem Föhnen angefangen hast. Zum Schluss alles gut ausspülen und, wenn du mutig bist, ein kurzer kalter Guss zum Schluss. Das schließt die Schuppenschicht und sorgt für einen tollen Glanz. Ein alter Trick, der immer funktioniert!
Die Kunst des Föhnens: So geht’s wirklich
Ein Föhn ist dein wichtigstes Styling-Werkzeug, nicht nur ein Trockner. Wildes Herumpusten ohne Aufsatz? Bitte nicht! Das ist die sicherste Methode für Frizz und Chaos.
Dein Starter-Kit für die perfekte Föhnfrisur:
Für ein Ergebnis wie im Salon brauchst du gar nicht viel. Das A und O ist ein Föhn mit mindestens zwei Hitze-Stufen und einer Zentrierdüse. Solide Geräte findest du schon ab ca. 50 €, nach oben sind kaum Grenzen gesetzt. Dazu eine gute Keramik-Rundbürste (plane hier mal 15-30 € ein), ein Hitzeschutzspray – das ist nicht verhandelbar und kostet zwischen 8 € in der Drogerie und 25 € im Salon – und ein paar große Abteilklammern, die du für wenige Euro bekommst.

Die 3 größten Föhn-Fehler (und wie du sie vermeidest): 1. Ohne Düse föhnen: Der schmale Aufsatz bündelt die Luft und glättet die Haaroberfläche. Ohne ihn pustest du die Schuppenschicht nur durcheinander. -> Frizz-Alarm! 2. Keinen Hitzeschutz benutzen: Das ist, als würdest du ohne Topflappen in den heißen Ofen fassen. Hitzeschutz ist deine Versicherung gegen Haarbruch. Punkt. 3. Viel zu nass anfangen: Drück das Wasser sanft mit einem Mikrofaserhandtuch aus. Wenn das Haar noch tropft, dauert es ewig und die Hitze schädigt es viel mehr.
Die Profi-Technik in 4 Schritten:
Teile dein Haar in Partien ab und beginne im Nacken. Setz die Rundbürste am Ansatz an und richte den Föhn (mit Düse!) parallel zur Strähne auf die Bürste. Führe beides langsam und mit leichter Spannung zu den Spitzen. Wichtig: Der Luftstrom geht immer vom Ansatz zur Spitze, um die Schuppenschicht zu schließen. Wenn eine Strähne trocken ist, drück die Kaltstufe des Föhns. Der „Kaltschock“ fixiert die Form und sorgt dafür, dass die Frisur hält.

Übrigens: Plane am Anfang ruhig mal 25-30 Minuten ein. Keine Sorge, mit etwas Übung schaffst du das bald in 15 Minuten und willst es nie wieder anders machen.
Haaröl: Deine flüssige Allzweckwaffe
Wenn ich nur ein einziges Stylingprodukt auf eine einsame Insel mitnehmen dürfte, wäre es Haaröl. Ernsthaft! Ein paar Tropfen können so viel bewirken:
- Als Soforthilfe gegen Frizz: Einfach eine winzige Menge in den Handflächen verreiben und sanft über die trockenen Längen und Spitzen streichen.
- Für extra Glanz: Nach dem Styling als Finish verwenden, um das Licht besser zu reflektieren.
- Als Pre-Wash-Kur: Vor dem Waschen großzügig in die Längen geben, 30 Minuten einwirken lassen und dann wie gewohnt waschen. Eine Wohltat für trockenes Haar!
- Zum Spitzen versiegeln: Regelmäßig in die Spitzen einmassiert, kann es helfen, Spliss vorzubeugen.
Beliebte Looks und wie sie wirklich gelingen
Trends sind super, aber man muss wissen, wie man sie umsetzt, damit es nicht nach „gewollt und nicht gekonnt“ aussieht.

Lässige Beach Waves:
Hier ist Perfektion fehl am Platz. Am besten klappt’s mit einem konischen Lockenstab (ohne Klemme). Wickle einzelne Strähnen locker darum und – ganz wichtig – lass die letzten paar Zentimeter der Spitzen gerade. Das macht den Look modern. Drehe die Strähnen mal zum Gesicht hin, mal davon weg, das wirkt natürlicher. Nach dem Abkühlen mit den Fingern durchkämmen, etwas Salzwasserspray rein, fertig. Aber Achtung: Zu viel Salzspray trocknet aus!
Kleiner Geheimtipp, der alles verändert: Wenn deine Locken nie halten, ist dein Haar wahrscheinlich zu „sauber“ und glatt. Sprüh vor dem Hitzestyling etwas Trockenshampoo oder Texturspray ins trockene Haar. Das gibt den nötigen Griff, und die Wellen halten bombenfest.
Der aufgetupfte Zopf:
Ein einfacher geflochtener Zopf sieht gleich zehnmal besser aus, wenn du ihn am zweiten Tag nach der Haarwäsche machst. Flechte ihn normal und ziehe dann vorsichtig an den äußeren Schlaufen jeder Flechtung. So wird der Zopf breiter, voluminöser und sieht sofort super edel aus. Fliegende Härchen am Ansatz? Sprüh etwas Haarspray auf eine alte Zahnbürste und streich damit sanft drüber.

Wenn’s mal schiefgeht: Erste Hilfe aus dem Salon
Manchmal ist einfach ein „Bad Hair Day“. Kein Problem, hier sind die schnellen Lösungen:
- Problem: Platter Ansatz ohne Volumen.
Lösung: Föhne dein Haar kopfüber, bis es fast trocken ist. Das richtet die Wurzeln auf. Ein Ansatz-Lifting-Spray, direkt auf die Kopfhaut gesprüht, wirkt Wunder. Oder große Klettwickler, die du nach dem Föhnen für 10 Minuten am Oberkopf eindrehst. - Problem: Frizz! Überall Frizz!
Lösung: Frizz ist ein Schrei nach Feuchtigkeit. Eine regelmäßige Feuchtigkeitsmaske ist Pflicht. Für den Notfall: ein paar Tropfen Haaröl in den Spitzen verteilen. Und ein Seiden- oder Satinkissenbezug kann über Nacht einen riesigen Unterschied machen, weil er die Haaroberfläche nicht aufraut.
Die größte Gefahr: DIY bei Farbe & Schnitt
Ganz ehrlich, bei manchen Dingen hört der Spaß auf. Ich habe schon Haare gesehen, die nach missglückten Blondier-Experimenten zu Hause die Konsistenz von Kaugummi hatten. Das Ergebnis ist dann oft ein radikaler Kurzhaarschnitt und ein monatelanger Weg zurück zu gesundem Haar. Besonders bei Aufhellungen und präzisen Schnitten solltest du immer einen Profi ranlassen. Wir arbeiten nicht ohne Grund nach strengen Vorschriften (der sogenannten Gefahrstoffverordnung) – diese Chemie ist kein Spielzeug.

Am Ende geht es darum, einen Look zu finden, mit dem DU dich wohlfühlst. Behandle dein Haar gut, gib ihm, was es braucht, und hab Spaß dabei. Und für den Rest gibt es ja uns Profis. Dafür sind wir da.
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Spliss, fachsprachlich Trichoptilosis, ist keine spaltbare Krankheit, sondern ein physikalischer Bruch der Haarstruktur.
Das bedeutet: Kein Serum der Welt kann gespaltene Spitzen wieder „zusammenkleben“. Produkte können den Spliss zwar optisch kaschieren und vor weiterer Spaltung schützen, aber die einzige echte Lösung ist die Schere. Regelmässige Micro-Trims, bei denen nur wenige Millimeter abgeschnitten werden, halten das Haar gesund, ohne dass man an Länge verliert.

Trockenshampoo: Sein Job ist es, Öl und Talg am Ansatz zu absorbieren. Es ist der Retter für den zweiten oder dritten Tag nach der Wäsche, um das Haar frisch und voluminös aussehen zu lassen. Ein Klassiker wie das von Batiste wirkt hier Wunder.
Texturizing Spray: Dieses Produkt verleiht dem Haar Griffigkeit, Volumen und eine „undone“ Struktur, vor allem in den Längen und Spitzen. Es ist ideal für feines Haar, das mehr Fülle braucht, oder um Wellen aufzulockern. Marken wie Moroccanoil oder Oribe bieten hier legendäre Sprays an.
Kurz gesagt: Trockenshampoo für den Ansatz, Texturspray für die Längen.

Träumen Sie auch vom spiegelglatten „Glass Hair“-Look, der auf den roten Teppichen dominiert?
Das Geheimnis liegt in der Kombination aus Feuchtigkeit und Versiegelung. Starten Sie mit einer intensiv feuchtigkeitsspendenden Haarwäsche. Der Game-Changer ist danach ein Hitzeschutz-Produkt, das die Haaroberfläche versiegelt, wie zum Beispiel das virale „Dream Coat“ von Color Wow. Föhnen Sie das Haar strähnchenweise mit einer Paddelbürste komplett trocken und glatt. Für das Hochglanz-Finish mit einem Glätteisen bei niedriger Temperatur nacharbeiten und mit einem leichten Glanzspray abschliessen.

- Richtung ist alles: Föhnen Sie immer vom Ansatz zu den Spitzen und halten Sie die Düse auf den Föhn aufgesetzt. Das glättet die Schuppenschicht und sorgt für Glanz, anstatt sie aufzurauen.
- Nicht zu heiss: Die höchste Hitzestufe ist für schnelles Trocknen, nicht fürs Styling. Schalten Sie für die Formgebung auf mittlere Hitze zurück, um Hitzeschäden zu vermeiden.
- Der Kälte-Kick: Beenden Sie jede Strähne mit einem kurzen Kaltluftstoss. Das fixiert die Form und versiegelt die Schuppenschicht für extra Glanz.

Dieses Gefühl, wenn man den Salon mit perfekt geföhntem, seidig-schwingendem Haar verlässt? Unbezahlbar. Um diesen „Fresh-from-the-salon“-Effekt zu verlängern, gibt es einen simplen Trick für die Nacht: Tauschen Sie Ihren Baumwoll-Kopfkissenbezug gegen einen aus Seide oder Satin. Die glatte Oberfläche reduziert die Reibung, verhindert Frizz und Knicke und erhält den Glanz Ihrer Frisur bis zum nächsten Morgen.

- Er wirkt sofort edgy und high-fashion.
- Er bändigt Frizz und fliegende Haare zuverlässig.
- Er hält stundenlang, perfekt für eine lange Partynacht.
Das Geheimnis hinter dem perfekten Wet-Look, wie ihn die Models tragen? Es ist nicht Wasser! Für den Halt sorgt ein starkes Haargel (z.B. L’Oréal Professionnel Tecni.ART Wet Domination), das mit einem Glanzserum oder Haaröl gemischt und in das trockene oder handtuchtrockene Haar eingearbeitet wird.

Schon mal von „Co-Washing“ gehört? Für Frauen mit sehr trockenen, spröden oder stark gelockten Haaren kann das die Rettung sein. Statt Shampoo wird das Haar nur mit einer Spülung (Conditioner) gewaschen. Das reinigt sanft, ohne die natürlichen Öle der Kopfhaut zu entfernen, die bei diesen Haartypen so wertvoll sind. Das Ergebnis: weniger Frizz, mehr Definition und intensive Feuchtigkeit. Marken wie As I Am oder Cantu haben spezielle Co-Washes im Sortiment.
Intensive Pflege muss nicht teuer sein. Während luxuriöse Keratin-Behandlungen im Salon ihre Berechtigung haben, finden sich in der Drogerie wahre Schätze für die wöchentliche Pflegeroutine. Halten Sie Ausschau nach Haarmasken mit nährenden Inhaltsstoffen wie Sheabutter, Argan- oder Kokosöl. Eine Kur wie die „Hair Food“-Maske von Garnier Fructis oder eine der „Elvital Öl Magique“-Masken von L’Oréal Paris versorgt das Haar tiefenwirksam mit Feuchtigkeit und Nährstoffen – für weniger als 10 Euro.




