Vom alten Karton zum Design-Hocker: Deine Anleitung für Möbel aus Papiermasse

von Mareike Brenner
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Ich bin Handwerker durch und durch. Mein Leben lang arbeite ich schon mit Holz. Ich kenne das Material, wie es sich anfühlt, wie es riecht, wie es auf Werkzeug reagiert. Holz ist ehrlich, es zeigt dir sofort, wenn du Mist baust. Als mir also mal jemand von Möbeln aus Altpapier erzählte, hab ich ehrlich gesagt nur müde gelächelt. Papier? Das Zeug, mit dem man beim Lackieren den Boden abdeckt? Daraus soll man einen Hocker bauen, der einen erwachsenen Menschen trägt? Kaum zu glauben.

Meine Meinung hat sich aber komplett gedreht, als ich einige Arbeiten von echten Profis auf diesem Gebiet sah. Das waren keine filigranen Basteleien aus dem Kunstunterricht. Nein, das waren massive, schwere Objekte mit einer unglaublichen Ausstrahlung, fast wie Felsbrocken oder versteinertes Holz. Und das alles aus etwas so Banalem wie alter Pappe. Da war mein Handwerkerstolz geweckt. Ich wollte das nicht nur verstehen, ich wollte es selbst können. Also habe ich meine Werkstatt aufgeräumt, einen riesigen Stapel alter Versandkartons gesammelt und einfach mal losgelegt. Dieser Artikel ist das Ergebnis meiner Experimente – was funktioniert hat, was grandios schiefging und was ich dabei gelernt habe. Eine Anleitung für jeden, der dieses faszinierende Material selbst ausprobieren will.

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Erstmal verstehen: Das ist mehr als nur Papiermaché

Klar, Papiermaché kennen wir alle aus der Schulzeit, wo wir mit Kleister und Zeitungspapier Masken geformt haben. Aber das hier spielt in einer anderen Liga. Wir stellen einen echten Faserverbundwerkstoff her. Stell es dir im Grunde wie eine Spanplatte vor, nur dass unsere „Späne“ eben die Zellulosefasern aus Altpapier sind.

Wenn Papier nass wird, lösen sich die Verbindungen zwischen den Fasern. Lässt man das Wasser dann ganz langsam wieder verdunsten, haken sich die Fasern wieder ineinander und bilden neue, ultrastarke Verbindungen. Je fester wir die Masse pressen, desto mehr Kontaktpunkte gibt es und desto stabiler wird das Ganze. Ein guter Kleber als Bindemittel macht die Sache dann endgültig bombenfest.

Welches Papier ist das richtige?

Ganz wichtig: Nicht jedes Papier ist gleich gut. Die besten Ergebnisse bekommst du mit unbehandelter Pappe und Kartons – braune Versandkartons sind der absolute Jackpot. Die haben lange, stabile Fasern.

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Was du meiden solltest:

  • Hochglanzmagazine: Die enthalten zu viel Füllstoffe wie Kreide und Druckfarben, die die Faserbindung stören.
  • Thermopapier: Kassenbons und Ähnliches sind chemisch beschichtet und haben in der Masse nichts verloren.
  • Beschichtete Kartons: Milch- oder Safttüten haben Kunststoff- und Aluschichten, die du zu Hause nicht abbekommst.

Eine gute Faustregel: Fühlt es sich wie normaler Karton an und saugt schnell Wasser auf, ist es perfekt. Kleiner Tipp aus der Praxis: Entferne wirklich ALLE Klebebänder und Versandetiketten. Diese Fummelarbeit am Anfang erspart dir später eine Menge Ärger.

Dein Einkaufszettel und die Vorbereitung

Gutes Handwerk beginnt immer mit sauberem Material. Das ist hier nicht anders als bei einer teuren Eichenbohle. Bevor wir loslegen, hier eine kleine Liste, was du für dein erstes Projekt, zum Beispiel eine schöne Schale, wirklich brauchst.

Deine „Was-du-brauchst“-Liste:

  • Material: Ca. 5-6 mittelgroße, saubere Versandkartons.
  • Werkzeug: Ein großer Eimer (mindestens 10 Liter), ein alter, stabiler Pürierstab oder – für größere Mengen – eine Bohrmaschine mit einem Farb- und Mörtelquirl (bekommst du für ca. 10-15€ im Baumarkt).
  • Verbrauchsmaterial: Eine Flasche wasserfester Holzleim (D3-Qualität, kostet ca. 7-9€), stabile Gummihandschuhe, ein alter Kissenbezug zum Auswringen.
  • Fürs Finish: Etwas Schleifpapier in verschiedenen Körnungen (z.B. 80er, 120er, 240er) und eine kleine Dose Hartwachsöl oder wasserbasierter Klarlack.
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Schritt 1: Zerkleinern & Einweichen

Reiß die Pappe in etwa postkartengroße Stücke. Reißen ist besser als schneiden, weil es die Fasern aufbricht und sie sich später besser verhaken. Für größere Mengen ist ein Aktenvernichter mit Partikelschnitt Gold wert. Aber Achtung: Gönn dem Gerät Pausen, die können schnell überhitzen und zur Brandgefahr werden!

Die Schnipsel kommen dann in den Eimer, und du füllst ihn mit Wasser auf – heißes Wasser aus dem Hahn beschleunigt den Prozess. Lass das Ganze mindestens 24 Stunden, bei dicker Pappe auch mal 48 Stunden, einweichen. Ab und zu mal umrühren. Ziel ist ein weicher Brei ohne erkennbare Papierschichten.

Die Pulpe herstellen: Jetzt wird’s anstrengend

Jetzt verwandeln wir den aufgeweichten Brei in eine feine, homogene Pulpe. Das ist der anstrengendste Teil, entscheidet aber über die Qualität deines Werkstücks.

Für kleine Mengen reicht ein Pürierstab. Für Möbelprojekte brauchst du aber den Mörtelquirl in der Bohrmaschine. Das ist eine kraftraubende und schmutzige Arbeit! Unbedingt Schutzbrille tragen, die Masse spritzt ordentlich. Die fertige Pulpe ist noch viel zu nass. Schütte sie in den alten Kissenbezug und wringe sie mit aller Kraft aus, bis kaum noch Wasser tropft. Übrig bleibt eine feuchte, krümelige Masse, die sich anfühlt wie kühler, fester Lehm. Das ist dein Rohstoff.

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Der Kleber: Was die Welt im Innersten zusammenhält

Die Fasern allein würden nicht für ein Möbelstück reichen. Wir brauchen ein starkes Bindemittel.

Für rein dekorative Objekte, die nie nass werden, kannst du einfachen Tapetenkleister nehmen. Er ist billig, aber ehrlich gesagt nicht mein Fall für stabile Dinge.

Mein klarer Favorit für alles, was halten muss, ist wasserfester D3-Holzleim. Der macht die Masse nicht nur steinhart, sondern schützt sie auch von innen gegen Feuchtigkeit. Hier kommt das entscheidende Rezept: Ich mische auf fünf Teile feuchter Pulpe etwa einen Teil Leim. Gemessen wird ganz pragmatisch nach Volumen, nicht nach Gewicht. Nimm also zum Beispiel fünf Joghurtbecher Pulpe und einen Joghurtbecher Leim. Knete das Ganze mit Handschuhen gut durch, bis eine homogene, klebrige Masse entsteht.

Es gibt auch eine Öko-Variante aus selbst gekochter Stärke, aber Vorsicht: Dieser Kleber ist ein Festmahl für Schimmel, wenn das Objekt nicht absolut perfekt und schnell durchtrocknet. Für den Anfang würde ich davon abraten.

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Formen und Gestalten: Jetzt wirst du kreativ

Die fertige Masse lässt sich formen wie Ton. Für organische, steinähnliche Objekte formst du einfach mit den Händen. Drücke das Material dabei immer wieder fest zusammen, um Luft einzuschließen.

Einfacher ist es, eine Schüssel als Negativform zu nutzen. Leg sie mit Frischhaltefolie aus (wichtig!) und drücke dann eine 1-2 cm dicke Schicht der Papiermasse hinein.

Um eine stabile Platte für einen Hocker zu bauen, nutze ich eine simple Presse aus zwei beschichteten Spanplatten. Dazwischen kommt die Masse, und dann wird das Ganze mit Schraubzwingen langsam zusammengepresst. Für einen Hocker solltest du eine Dicke von mindestens 4-5 cm anpeilen. Und wie viel Material brauchst du dafür? Rechne mal mit dem Inhalt eines großen blauen Müllsacks voller trockener Papierschnipsel.

Das Trocknen: Deine wichtigste Lektion in Geduld

Das ist der kritischste Schritt, bei dem die meisten Fehler passieren. Ich erinnere mich gut an eine meiner ersten großen Schalen. Voller Ungeduld habe ich sie in die Sonne gestellt, um den Prozess zu beschleunigen. Das Ergebnis war ein Haufen unbrauchbarer, gerissener Scherben.

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Das Problem sind Spannungsrisse. Die Oberfläche trocknet schneller als der Kern, zieht sich zusammen und reißt. Das Geheimnis ist also: extrem langsames und gleichmäßiges Trocknen.

Der ideale Ort ist ein Raum mit konstanter Temperatur um die 20°C und guter, aber sanfter Luftzirkulation. Niemals auf die Heizung, in die pralle Sonne oder in den Zug eines Ventilators stellen! Lege dein Werkstück auf ein Gitter (ein Kuchengitter ist perfekt), damit von allen Seiten Luft herankommt, und wende es jeden Tag. Eine kleine Schale braucht gut eine Woche, eine 5 cm dicke Hockerplatte kann auch mal vier Wochen oder länger brauchen. Geduld, junger Padawan!

Der letzte Schliff: Von rau zu samtweich

Das trockene Werkstück ist hart wie Holz, aber noch rau. Geschliffen wird genauso wie bei Holz: mit 80er-Papier anfangen, um die Form zu glätten, und sich dann über 120er bis zu 240er-Körnung hocharbeiten. Das Ergebnis ist eine erstaunlich glatte, fast samtige Oberfläche.

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Ganz wichtiger Sicherheitshinweis: Bei diesem Prozess entsteht extrem feiner Staub. Trage UNBEDINGT eine hochwertige Atemschutzmaske (mindestens FFP2). Der Staub aus Papierfasern und Leim ist lungengängig und wirklich ungesund!

Zum Schluss muss die Oberfläche versiegelt werden. Mein Favorit ist Hartwachsöl (eine kleine Dose für ca. 15-20€ im Baumarkt reicht ewig). Es feuert die Farbe an und schafft eine widerstandsfähige, natürliche Oberfläche. Alternativ geht auch ein umweltfreundlicher, wasserbasierter Acryllack.

Hilfe, was nun? Schnelle Lösungen für typische Probleme

Keine Sorge, nicht alles klappt auf Anhieb. Hier ein paar schnelle Tipps:

  • Problem: Kleine Haarrisse nach dem Trocknen.
    Lösung: Kein Drama! Rühre etwas von der restlichen Pulpe mit einem Klecks Holzleim zu einer Spachtelmasse an. Fülle die Risse, lass es trocknen und schleife es glatt. Sieht man später nicht mehr.
  • Problem: Das Ding schimmelt oder riecht muffig.
    Lösung: Achtung, hier gibt es keine Rettung. Das bedeutet, es ist innen nicht durchgetrocknet. Das Stück ist ein Gesundheitsrisiko und muss leider entsorgt werden. Lektion gelernt: Nächstes Mal noch langsamer trocknen.
  • Problem: Mein Hocker ist viel zu schwer!
    Lösung: Das ist kein Fehler, das ist ein Feature! Ein fertiger, trockener Hocker aus Papiermasse ist überraschend massiv. Rechne mit einem Gewicht, das locker mit dem eines Hockers aus massivem Kiefernholz mithalten kann. Das ist ein Zeichen für gute Verdichtung und Stabilität!
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Die Grenzen des Materials und abschließende Gedanken

Seien wir ehrlich: Papiermasse kann Holz nicht in allen Bereichen ersetzen. Filigrane Stuhlbeine würde ich daraus nicht bauen. Die Stärke des Materials liegt in voluminösen, massiven Formen. Die Druckfestigkeit ist enorm, die Biegefestigkeit aber begrenzt. Sicherheit geht immer vor, also im Zweifel lieber etwas dicker bauen.

Dieses Material hat meinen Horizont als Handwerker wirklich erweitert. Es ist nachhaltig, fordert Kreativität und lehrt Geduld. Fang klein an, mit einer einfachen Schale, um ein Gefühl dafür zu bekommen. Der Weg vom wertlosen Pappkarton zu einem soliden, schönen Objekt, das du selbst geschaffen hast, ist eine der befriedigendsten Erfahrungen überhaupt. Viel Spaß beim Ausprobieren!

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„Für die Herstellung von Recyclingpapier werden im Vergleich zu Frischfaserpapier bis zu 70 Prozent Wasser und 60 Prozent Energie eingespart.“ – Umweltbundesamt

Jeder Hocker, den Sie aus alten Kartons formen, ist also nicht nur ein Design-Statement, sondern auch ein kleiner, aber spürbarer Beitrag zur Ressourcenschonung. Sie geben einem Wegwerfprodukt einen neuen, langlebigen Zweck und eine völlig neue Wertigkeit.

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Wie schütze ich meinen fertigen Hocker vor Feuchtigkeit und Flecken?

Ist Ihr Objekt komplett durchgetrocknet, kommt das Finish. Für einen natürlichen, seidenmatten Schutz, der die Haptik des Materials bewahrt, eignet sich Hartwachsöl, wie man es von Holzböden kennt. Marken wie Osmo oder Biofa bieten hier tolle Produkte. Für eine quasi unzerstörbare, wasserfeste Oberfläche, zum Beispiel für einen Beistelltisch, ist farbloser Bootslack (auch Yachtlack genannt) die robusteste Wahl.

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Die wahre Magie dieses Materials liegt in seiner Formbarkeit. Nutzen Sie das! Statt nur einen perfekten Zylinder zu gießen, probieren Sie es mit einer asymmetrischen Form. Eine Beule hier, eine Delle dort – was bei Holz ein Makel wäre, verleiht Papiermasse Charakter und erinnert an die organischen Formen von Felsen oder Treibholz. Diese Ästhetik knüpft an die japanische Wabi-Sabi-Philosophie an, die Schönheit im Unvollkommenen und Vergänglichen findet.

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Fasching mit Kids: Eure Bastel-Anleitung gegen Langeweile (und für wenig Geld)

  • Fühlt sich an wie ein Kieselstein, den das Meer rundgeschliffen hat.
  • Besitzt die Dichte und das beruhigende Gewicht eines massiven Objekts.
  • Zeigt eine einzigartige, unregelmäßige Oberflächenstruktur.

Das Geheimnis? Es ist die pure Masse. Das überraschend hohe Gewicht Ihres fertigen Werkstücks ist der beste Beweis für die extreme Verdichtung der Papierfasern. Ein leichter Karton wird zu einem schweren, erdigen Möbelstück, das man einfach anfassen muss.

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Profi-Tipp für die Mischung: Geben Sie einen Schuss weißen Essig oder eine Handvoll Salz in Ihre nasse Papiermasse. Das verändert die Eigenschaften des Endprodukts nicht, hemmt aber wirksam die Bildung von Schimmel und Bakterien während der oft tagelangen Trocknungsphase, besonders wenn Sie in einem feuchteren Keller arbeiten.

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Der brasilianische Designer Domingos Tótora, dessen Arbeiten Sie hier sehen, gilt als Meister dieser Technik. Er trocknet seine Objekte unter der kräftigen Sonne von Minas Gerais und hat einen Prozess perfektioniert, der Nachhaltigkeit und skulpturale Ästhetik vereint. Seine Inspiration? Die Landschaft und die Felsformationen seiner Heimat, die er in seinen Möbeln aus Pappe nachbildet.

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Leim ist nicht gleich Leim. Die Wahl des Bindemittels ist entscheidend für die Stabilität:

Option A: Klassischer Tapetenkleister. Gut für leichtere, eher dekorative Objekte wie Schalen. Er ist günstig, aber nicht wasserfest und bietet weniger strukturelle Festigkeit.

Option B: Wasserfester Holzleim (D3/D4). Die beste Wahl für Möbel. Produkte wie Ponal Wasserfest oder UHU Holzleim Wasserfest vernetzen die Zellulosefasern und schaffen einen extrem harten, widerstandsfähigen Verbundwerkstoff. Die Investition lohnt sich!

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Experimentieren Sie mit der Farbe direkt in der Masse, anstatt später zu streichen. So erhalten Sie eine viel authentischere, durchgefärbte Stein-Optik.

  • Erdpigmente: Ocker, Siena oder Umbra (z.B. von Kreidezeit Naturfarben) sorgen für natürliche, warme Töne. Einfach als Pulver in die feuchte Masse einrühren.
  • Zementfarbpulver: Für kühle Grau- oder Anthrazittöne, die an Beton erinnern.
  • Tusche: Schwarze oder farbige Tusche ergibt intensive, gleichmäßige Färbungen.
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„Papier in dieser Form ist kein fragiles Material mehr. Es ist eine geologische Formation, die man mit den eigenen Händen erschafft.“

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Der häufigste Fehler am Anfang: Zu wenig Geduld beim Pressen. Man neigt dazu, aufzuhören, wenn nur noch wenig Wasser austritt. Pressen Sie aber weiter! Jeder zusätzliche Tropfen, den Sie aus der Masse zwingen, bedeutet mehr Faserkontakt, mehr Dichte und damit eine erheblich höhere Endfestigkeit Ihres Hockers. Nutzen Sie Ihr Körpergewicht und stabile Klemmen.

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Die Form, in die Sie die Papiermasse füllen, bestimmt das Ergebnis. Sie brauchen etwas Stabiles, das dem Druck standhält.

  • Der Klassiker: Ein robuster 10-Liter-Baueimer aus Kunststoff. Er ist leicht konisch, was das spätere Entformen erleichtert.
  • Für eckige Formen: Bauen Sie eine einfache Kiste aus beschichteten Spanplatten, die Sie nach dem Trocknen auseinanderschrauben können.
  • Organische Formen: Ein alter Gymnastikball oder große, stabile Schüsseln können als Negativform für außergewöhnliche Objekte dienen.
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Wie zerkleinere ich die Kartons am effektivsten?

Das ist der anstrengendste Teil! Ein guter Aktenvernichter ist für dünnere Pappe eine Option, kapituliert aber bei dicken Versandkartons. Die beste Methode für große Mengen: Weichen Sie die grob zerrissene Pappe über Nacht in einem Eimer ein und bearbeiten Sie die Masse dann mit einem Farbrührer (Quirl) auf einer starken Bohrmaschine. Das zerfasert die Pappe in Minuten zu einem perfekten Brei.

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Die Trocknungszeit ist der kritischste Faktor und kann je nach Größe und Dicke Ihres Objekts eine bis drei Wochen dauern. Um den Prozess zu beschleunigen und Risse zu vermeiden, ist ein langsamer, aber stetiger Wasserentzug entscheidend. Stellen Sie Ihr Werkstück an einen luftigen, warmen Ort – aber niemals in die pralle Sonne oder direkt auf eine Heizung, da es sonst zu schnell trocknet und reißt.

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Haben Sie den Hocker gemeistert? Das Material kann noch viel mehr. Denken Sie an:

  • Massive, skulpturale Buchstützen.
  • Einen organisch geformten Lampenfuß.
  • Eine große, schwere Dekoschale für den Couchtisch.
  • Wandpaneele mit einer reliefartigen 3D-Struktur.
  • Einen kleinen Beistelltisch (mit einer Glasplatte als Schutz).
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In der experimentellen Architektur gibt es den Begriff „Papercrete“ – ein Baustoff aus Papier, Zement und Sand. Dieses Prinzip können Sie im Kleinen nutzen: Mischen Sie etwas feinen Quarzsand oder Gips in Ihre Papiermasse. Das erhöht nicht nur die Druckfestigkeit, sondern verleiht der Oberfläche auch eine spürbar rauere, mineralischere Textur, die noch stärker an Stein oder Beton erinnert.

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„Der Wert liegt nicht im Material selbst, sondern in der Arbeit und der Idee, die es verwandelt.“

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Einer der schönsten Aspekte dieser Arbeit ist der Prozess selbst. Das Zerreißen der Pappe, das Mischen der Masse mit den Händen, das langsame Formen – all das hat eine zutiefst meditative Qualität. Es ist eine taktile, fast archaische Tätigkeit, die einen erdet und einen willkommenen Kontrapunkt zu unserer schnellen, digitalen Welt setzt.

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Was kostet ein selbstgemachter Design-Hocker? Die Schönheit dieses Projekts liegt in seinem Minimalismus. Die Pappe ist Abfall und somit kostenlos. Ein großer Eimer wasserfester Holzleim (z.B. von Ponal) kostet ca. 15-20 Euro und reicht für mehrere Objekte. Die teuersten Zutaten sind Ihre Zeit, Geduld und ein wenig Muskelkraft.

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Kann ich persönliche Elemente einarbeiten?

Ja, unbedingt! Bevor die Oberfläche vollständig trocknet, können Sie einzigartige Details in die noch leicht feuchte Masse drücken. Denken Sie an kleine Kieselsteine, Scherben von farbigem Glas oder sogar flache Metallstücke. So wird Ihr Hocker zu einem echten Unikat mit einer ganz persönlichen Geschichte.

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Eine kleine Macke oder ein Riss im trockenen Objekt ist kein Weltuntergang. Im Gegenteil, die Reparatur ist einfach und oft unsichtbar.

  • Mischen Sie eine winzige Menge frischer Papiermasse mit Leim an.
  • Befeuchten Sie die beschädigte Stelle mit einem Pinsel und etwas Wasser.
  • Spachteln Sie die Reparaturmasse in die Kerbe und glätten Sie sie mit dem Finger.
  • Langsam trocknen lassen – fertig!
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Lassen Sie sich nicht von der braunen Standardfarbe der Kartons einschränken. Die Wahl des Papiers beeinflusst das Ergebnis. Nutzen Sie zum Beispiel alte Eierkartons (meist grau) oder das graue Füllmaterial aus Paketen, um von vornherein eine hellere, steinigere Grundfarbe zu erzielen, die sich wunderbar mit Pigmenten einfärben lässt.

Die Stabilität Ihres Hockers hängt von der Länge der Papierfasern ab. Deshalb sind braune Wellpappe-Kartons ideal – sie enthalten lange, starke Frischfasern. Vermeiden Sie hingegen hochglanzbeschichtete Magazine oder Zeitungen. Deren Fasern sind durch das Recycling bereits sehr kurz und die Druckfarben und Beschichtungen können die Bindung des Leims stören.

Mareike Brenner

Mareike ist 1991 in Bonn geboren und hat ihr Diplom in der Fachrichtung Journalistik an der TU Dortmund erworben. Sie hat einen Hintergrund im Bereich Design, da sie an der HAW Hamburg Illustration studiert hat. Mareike hat aber einen Sprung in die Welt des Journalismus gemacht, weil sie schon immer eine Leidenschaft für kreatives Schreiben hatte. Derzeit ist sie in der Redaktion von Freshideen tätig und schreibt gern Berichte über Schönheitstrends, Mode und Unterhaltung. Sie kennt übrigens alle Diäten und das Thema „Gesund abnehmen“ wird von ihr oft bevorzugt. In ihrer Freizeit kann man sie beim Kaffeetrinken mit Freunden antreffen oder sie bleibt zu Hause und zeichnet. Neulich hat sie eine neue Leidenschaft entdeckt, und das ist Online-Shopping.