Hochbett im Kinderzimmer: Der ehrliche Guide für sicheren Schlaf und maximalen Spielspaß
Ganz ehrlich? Kaum ein Möbelstück sorgt für so leuchtende Kinderaugen wie ein Hochbett. Es ist ja auch mehr als nur ein Bett – es ist eine Festung, ein Piratenschiff, ein geheimes Hauptquartier. Wir als Eltern sehen natürlich sofort den praktischen Nutzen, vor allem, wenn die Zimmer nicht gerade riesig sind. Aber als jemand, der seit Jahren mit Holz arbeitet und unzählige dieser Betten gebaut, repariert und leider auch schlecht gebaute gesehen hat, sehe ich vor allem eines: eine riesige Verantwortung.
Inhaltsverzeichnis
Ein Hochbett schwebt nun mal in der Luft. Deshalb geht es hier nicht nur um ein hübsches Design. Es geht um knallharte Physik, um Stabilität und um die Sicherheit unserer Kinder. Dieser Guide ist keine bunte Bildergalerie. Er ist mein gesammeltes Wissen aus der Werkstatt, damit du eine wirklich gute und sichere Entscheidung treffen kannst – egal, ob du kaufst, selbst baust oder einen Profi ranlässt. Denn am Ende des Tages wollen wir doch alle nur eins: dass die Kleinen sicher schlafen und wir auch.

Warum ein Hochbett wackelt: Die unsichtbaren Kräfte im Kinderzimmer
Viele unterschätzen, was so ein Hochbett aushalten muss. Es ist ja nicht nur das Gewicht von Kind und Matratze. Kinder toben. Freunde kommen zu Besuch. Es wird gesprungen. Diese plötzlichen, ruckartigen Bewegungen erzeugen enorme Hebelkräfte, die an den Pfosten und Eckverbindungen zerren. Ein Bett, das stillstehend noch stabil wirkt, kann sich bei Action in eine gefährlich wackelige Angelegenheit verwandeln.
Die Basis für alles: Stabile Pfosten
Die Pfosten sind das Fundament. Hier darf auf keinen Fall gespart werden. Für ein normales Bett (ca. 90×200 cm) sollten die Pfosten mindestens einen Querschnitt von 60×60 Millimetern haben. Besser, und mein persönlicher Standard, sind 80×80 Millimeter. Das Material? Unbedingt Massivholz. Spanplatten oder MDF haben hier absolut nichts zu suchen, die können brechen oder die Schrauben halten auf Dauer nicht.
Bei den Holzarten gibt es klare Unterschiede in Preis und Leistung. Kiefer ist oft die günstigste Option und ganz okay, aber eben auch sehr weich. Da hat man schnell Dellen und Macken drin. Mein Favorit für Kindermöbel ist ganz klar Buche. Die ist extrem hart, zäh und unglaublich stabil. Die Luxusvariante wäre dann Eiche – super edel und hält für Generationen, ist aber natürlich auch ein gutes Stück teurer.

Verbindungen, die wirklich halten
Die schwächsten Glieder in der Kette sind oft die Verbindungen. Einfache Winkel aus dem Baumarkt oder direkt ins Holz gedrehte Schrauben sind für die Belastung nicht gemacht. Im professionellen Handwerk setzt man auf massive Schlossschrauben mit Unterlegscheiben und Muttern oder auf klassische, stabile Holzverbindungen. Wenn du ein Bett kaufst, schau dir die Beschläge genau an. Sind das dicke Metallverbinder und durchgehende Bolzen oder nur dünne Schräubchen?
Achtung, Pflichtprogramm: Die Wandverankerung!
Ich kann es nicht oft genug sagen: Jedes Hochbett muss fest mit einer tragenden Wand verbunden werden. An mindestens zwei Punkten. Das ist keine nette Empfehlung, das ist eine absolute Sicherheitsregel. Nur so verhinderst du, dass das Bett kippen kann, wenn mal etwas wilder getobt wird.
Aber wie macht man das richtig? Zuerst musst du eine tragende Wand finden. Der simple „Klopf-Test“ hilft oft schon: Klingt es hohl, ist es wahrscheinlich eine leichte Gipskartonwand. Klingt es dumpf und massiv, super, das ist Beton oder Ziegel. Um ganz sicher zu sein, gibt es im Baumarkt für rund 20 € simple Ortungsgeräte, die nicht nur Stromleitungen, sondern auch die Balken in Leichtbauwänden finden.

- Für Beton- oder Ziegelwände: Hier nimmst du am besten stabile Winkel und hochwertige Allzweckdübel (z.B. fischer DuoPower) in der Größe 8 oder 10.
- Für Gipskartonwände: Das ist kniffliger. Du musst entweder die Holz- oder Metallständer in der Wand treffen oder spezielle Hohlraumdübel aus Metall verwenden, die sich hinter der Platte verspreizen. Einfache Plastikdübel halten hier auf keinen Fall!
Wenn du dir hier unsicher bist, frag bitte einen Fachmann. Das ist wirklich der falsche Ort für Experimente.
Sicherheit hat Regeln: Was wirklich zählt
Im Handwerk gibt es für alles klare Normen. Für Hochbetten ist das die DIN EN 747. Wenn du ein Bett kaufst, achte unbedingt auf dieses Zeichen und am besten noch auf das GS-Siegel für „Geprüfte Sicherheit“. Das sind keine sinnlosen Vorschriften, sondern handfeste Vorgaben, die aus Tests und leider auch Unfallanalysen entstanden sind.
Die wichtigsten Punkte im Klartext:
- Absturzsicherung: Die Brüstung muss an allen Seiten (ja, auch an der Wandseite!) mindestens 16 cm über die Oberkante der Matratze hinausragen. Aus Erfahrung baue ich sie lieber 20-25 cm hoch. Achtung: Eine zu dicke Matratze kann diesen Schutz zunichtemachen! Halte dich also an die maximale Matratzenhöhe des Herstellers.
- Spaltmaße: Alle Öffnungen sind genau bemessen, damit nirgends ein Kopf oder ein Bein durchrutschen und stecken bleiben kann. Der Abstand zwischen den Latten der Brüstung muss zum Beispiel zwischen 6 und 7,5 cm liegen.
- Die Leiter: Die Stufen müssen griffig und breit genug sein (mindestens 20 cm). Eine leicht schräge Leiter ist viel sicherer und einfacher zu besteigen als eine senkrechte. Flache Trittstufen sind für kleine Füße außerdem viel angenehmer als runde Sprossen.
Ach ja, und was viele vergessen: der Lattenrost! Ein simpler Rollrost aus dem Angebot ist für ein Hochbett oft zu wackelig. Wenn oben getobt wird, können die Latten brechen oder aus der Halterung rutschen. Investiere hier lieber ein paar Euro mehr in einen stabilen Rahmenrost mit fest verschraubten oder in Kappen gelagerten Leisten. Das ist nicht nur sicherer, sondern sorgt auch für eine bessere Belüftung der Matratze von unten – ein wichtiger Punkt gegen Feuchtigkeit und Schimmel.

Die Qual der Wahl: Kaufen, Selberbauen oder Machen lassen?
Es gibt drei Wege zum Traum-Hochbett. Welcher der richtige für dich ist, hängt von deinem Budget, deinem handwerklichen Geschick und deiner Zeit ab.
1. Das Bett von der Stange (Kaufen)
Das ist der schnellste und oft günstigste Weg. Aber die Qualitätsunterschiede sind riesig. Rechne bei einem guten Massivholzbett aus dem Handel mit 500 € bis 1.200 €. Mach im Möbelhaus unbedingt den Rütteltest und frage aktiv nach den Sicherheitszertifikaten. Fühlen sich die Pfosten mickrig an? Finger weg!
2. Das Abenteuer Selbstbau (DIY)
Eine ehrliche Warnung vorweg: Ein Hochbett zu bauen ist kein Anfängerprojekt. Du trägst hier die 100%ige Verantwortung für die Sicherheit deines Kindes. Wenn du unsicher bist, lass es lieber.
Wenn du es WIRKLICH selbst wagen willst, dann spare bitte nicht am Material. Hier eine grobe Einkaufsliste für ein solides 90x200cm Bett als Orientierung:
- Konstruktionsholz (Buche oder Eiche): 4 Kanthölzer 80x80mm für die Pfosten, dazu Rahmenhölzer und Bretter für Brüstung und Leiter. Rechne hierfür mit ca. 250-400 €.
- Schrauben & Verbinder: Ein Satz hochwertiger Schlossschrauben (M8 oder M10), Unterlegscheiben, Muttern und Winkel für die Wand. Ca. 50-80 €.
- Lattenrost: Ein stabiler Rahmenrost. Ca. 80-150 €.
- Oberflächenbehandlung: Öl oder Lack (speichelfest!). Ca. 30-50 €.
Zusammen landest du schnell bei 400 € bis 700 € nur für gutes Material. Und plane die Zeit ein: Als Laie brauchst du dafür locker zwei bis drei volle Wochenenden.

3. Die Maßanfertigung vom Profi
Das ist die sicherste, hochwertigste und natürlich auch teuerste Lösung. Ein maßgefertigtes Hochbett aus massiver Buche vom Tischler startet meist bei 2.000 bis 3.500 €, je nach Ausstattung. Dafür bekommst du ein perfektes Unikat mit voller Gewährleistung. Die Vorlaufzeit beträgt vom ersten Gespräch bis zum Aufbau meist 6 bis 10 Wochen.
Kleiner Tipp: Woran erkennt man einen guten Handwerker?
- Er kommt zum Ausmessen vorbei und berät dich vor Ort.
- Er spricht von sich aus Sicherheitsaspekte und die DIN-Norm an.
- Er kann dir Referenzbilder von ähnlichen Projekten zeigen.
- Er gibt dir Holz- und Oberflächenmuster, damit du die Qualität fühlen kannst.
Planung ist alles: Das Bett im Raum
Bevor es losgeht, schnapp dir den Zollstock. Die wichtigste Faustregel: Zwischen Matratze und Decke sollten mindestens 80 cm Platz sein, damit sich dein Kind aufrecht hinsetzen kann. Der Platz unter dem Bett ist pures Gold. Stell dir das mal vor: Vorher ein kleines, vollgestopftes Zimmer. Nachher ist der Schreibtisch unter dem Bett integriert, der Boden ist frei und das Zimmer wirkt doppelt so groß!

Denk an eine gute Beleuchtung unter dem Bett, am besten eine flache LED-Leiste. Das gibt schattenfreies Licht zum Malen und Hausaufgaben machen. Mit ein paar Vorhängen, einem Sitzsack und einer Lichterkette wird der Bereich darunter zur gemütlichsten Kuschel- und Lesehöhle der Welt.
Der Hochbett-TÜV: So bleibt es sicher (Checkliste)
Ein Hochbett braucht ein bisschen Pflege. Mach am besten alle sechs Monate einen kurzen Sicherheitscheck, zum Beispiel immer dann, wenn du die Bettwäsche wechselst. Das dauert nur 5 Minuten!
- Der Rüttel-Test: Fass einen der Hauptpfosten an und rüttle kräftig. Wackelt das Bett stark oder knarzt es verdächtig?
- Schrauben-Check: Nimm einen passenden Schlüssel und ziehe die Hauptverbindungsschrauben an den Ecken nach. Oft lockern sie sich durch die Bewegung mit der Zeit ein wenig.
- Leiter-Inspektion: Sitzt die Leiter noch bombenfest? Sind alle Stufen intakt?
- Wandverankerung: Prüfe, ob die Winkel noch fest an der Wand sitzen.
Ein letztes Wort von mir: Gehe bei der Sicherheit keine Kompromisse ein. Ein stabiles, gut geplantes und sicher gebautes Hochbett ist eine riesige Freude. Es ist der sichere Hafen, in den dein Kind jeden Abend zurückkehrt. Und das sollte uns jede Mühe und jeden Euro wert sein.

Inspirationen und Ideen
Die unsichtbare Gefahr: Die Matratzenhöhe. Eine Absturzsicherung ist nur so hoch wie der Abstand zur Matratzenoberkante. Die europäische Sicherheitsnorm (EN 747) schreibt einen Mindestabstand von 16 cm vor. Viele Eltern kaufen eine dicke, bequeme Matratze und hebeln damit unwissentlich die Sicherheit aus. Achten Sie auf die Markierung am Bettpfosten, die die maximal erlaubte Matratzenhöhe anzeigt. Marken wie Micasa oder Livique bieten oft passende, flachere Matratzenmodelle an.
„Hochbetten müssen der Norm DIN EN 747 entsprechen.“
Dieser Satz ist mehr als nur Bürokratie – er ist Ihr Sicherheitsnetz. Diese Norm regelt alles: die Höhe der Absturzsicherung, die Abstände zwischen den Latten des Rausfallschutzes (damit kein Kopf durchpasst), die Stabilität der Leiter und die Belastbarkeit. Achten Sie beim Kauf unbedingt auf dieses Zertifikat. Seriöse Hersteller wie Paidi, De Breuyn oder Flexa weisen es prominent aus.
Was tun mit dem Platz unter dem Hochbett?
Hier liegt das wahre Potenzial! Statt ihn zur Rumpelkammer verkommen zu lassen, schaffen Sie eine zweite Ebene im Zimmer. Eine gemütliche Leseecke mit einem weichen Sitzsack und einer Klemmlampe ist ein Klassiker. Für Schulkinder wird der Platz zum perfekten, ablenkungsfreien Arbeitsbereich mit einer schmalen Schreibtischplatte. Oder wie wäre es mit einem Vorhang, befestigt mit einer einfachen Gardinenstange, der den Bereich in eine geheime Höhle oder ein Puppentheater verwandelt?
- Sitzen alle Schrauben noch bombenfest?
- Gibt es Risse im Holz, besonders an den Verbindungen?
- Ist die Leiter stabil und sicher am Bett befestigt?
Unser Tipp: Machen Sie diesen schnellen „Hochbett-TÜV“ halbjährlich zur Routine, am besten beim Wechsel der Bettwäsche. Ein Akkuschrauber mit dem passenden Bit macht das Nachziehen der Schrauben zur Minutensache.
Denken Sie langfristig! Viele hochwertige Hochbetten sind heute Teil eines modularen Systems. Das bedeutet, das Bett wächst mit den Bedürfnissen Ihres Kindes mit.
- Am Anfang ist es ein niedriges Spielbett mit Rutsche.
- Später wird es zum klassischen Hochbett mit Schreibtisch darunter.
- Und im Teenageralter lässt es sich zu einem normalen, coolen Einzelbett zurückbauen.
Marken wie Billi-Bolli oder das „FLEXA Classic“ System sind Pioniere auf diesem Gebiet und bieten die Möglichkeit, Teile über Jahre hinweg nachzukaufen.
Geölte Oberfläche: Das Holz wird mit natürlichen Ölen behandelt, die tief einziehen. Die Poren bleiben offen, das Holz kann atmen und fühlt sich warm und natürlich an. Kleine Kratzer lassen sich oft einfach ausschleifen und nachölen.
Lackierte Oberfläche: Eine Lackschicht versiegelt das Holz. Die Oberfläche ist härter und sehr pflegeleicht. Achten Sie hier auf den Vermerk „speichelfest nach DIN EN 71-3“, der die Sicherheit für Kinderspielzeug garantiert.
Für ein natürliches Gefühl ist Öl unschlagbar, für maximale Robustheit und Farbe ist ein zertifizierter Lack die bessere Wahl.
Ein häufig übersehener, aber kritischer Punkt: die Deckenhöhe. Messen Sie nicht nur, ob das Bett ins Zimmer passt, sondern auch den Abstand nach oben. Zwischen Matratze und Decke sollten mindestens 80-90 cm Platz sein, damit das Kind aufrecht sitzen kann, ohne sich den Kopf zu stoßen. Und prüfen Sie unbedingt, ob eine Deckenlampe oder – noch gefährlicher – ein Deckenventilator im Weg ist!
Lassen Sie sich vom skandinavischen Design inspirieren. Marken wie Oliver Furniture aus Dänemark zeigen, wie Sicherheit und minimalistische Ästhetik Hand in Hand gehen. Statt verspielter Applikationen setzen sie auf klare Linien, hochwertige Materialien wie massive Birke und Eiche und ein durchdachtes, zurückhaltendes Design. Ihre Betten beweisen, dass ein Hochbett kein Fremdkörper sein muss, sondern ein elegantes und langlebiges Möbelstück sein kann.
Der häufigste Notfalleinsatz im Zusammenhang mit Hochbetten betrifft Stürze aus dem Bett, oft bei Kindern unter sechs Jahren.
Diese Statistik des Robert Koch-Instituts unterstreicht die Bedeutung einer ausreichend hohen und stabilen Absturzsicherung. Es geht nicht darum, ob Ihr Kind ein „ruhiger Schläfer“ ist. Im Schlaf bewegen sich Kinder unkontrolliert. Die Barriere muss verlässlich sein, Nacht für Nacht.
Oben zu schlafen kann sich exponiert anfühlen. Schaffen Sie ein Gefühl von Geborgenheit! Flexible LED-Lichtbänder unter dem oberen Rahmen sorgen für indirektes, blendfreies Licht. Eine kleine Ablage oder ein an die Wand geschraubter Organizer für das Lieblingsbuch und die Wasserflasche machen das Nest perfekt und verhindern riskante Kletteraktionen in der Nacht.

