Kinderzimmer tapezieren wie ein Profi: Dein Guide für Wände, die alles mitmachen
Ein Kinderzimmer zu gestalten, ist schon was Besonderes, oder? Ich liebe es, wenn aus einer langweiligen, weißen Wand plötzlich eine Abenteuerlandschaft, ein Dschungel oder ein Sternenhimmel wird. Die leuchtenden Augen der Kleinen sind einfach unbezahlbar. Aber, ganz ehrlich, ich kenne auch die andere Seite: die Sorgen der Eltern. Hält die Tapete auch wirklich? Ist das Material gesundheitlich unbedenklich? Und was, wenn die Dino-Phase in zwei Jahren vorbei ist und plötzlich Raketen angesagt sind?
Inhaltsverzeichnis
- 1 Das A und O: Das richtige Material – Gesundheit vor Optik!
- 2 Bevor es losgeht: Deine Einkaufs- und Checkliste
- 3 Die Vorbereitung: 80% der Arbeit für 100% Ergebnis
- 4 Ran an die Wand: Die Technik für ein Top-Ergebnis
- 5 SOS – Was tun, wenn…? Kleiner Erste-Hilfe-Kasten
- 6 Ganz wichtig zum Schluss: Das richtige Trocknen
- 7 Bildergalerie
Genau deshalb ist das Tapezieren eines Kinderzimmers so viel mehr als nur Deko. Es ist eine Investition in die Sicherheit und das Wohlbefinden deines Kindes. Ich zeige dir heute nicht nur, wie du eine Tapete an die Wand bekommst. Ich verrate dir die Tricks aus dem Handwerk, auf die es wirklich ankommt – von der Materialwahl bis zur Rettung kleiner Pannen.
Das A und O: Das richtige Material – Gesundheit vor Optik!
Die Auswahl an Kindertapeten im Baumarkt oder online ist riesig. Wunderschöne Motive, wohin man schaut. Doch bevor du dich in ein süßes Design verliebst, mach bitte einen kleinen Umweg zum Etikett auf der Rückseite. Dein erster Blick als verantwortungsbewusster Heimwerker sollte immer der Gesundheit gelten.

Worauf du beim Kauf achten solltest
Lass dich nicht von bunten Bildern allein überzeugen. Echte Qualität und Sicherheit erkennst du an diesen Siegeln:
- Der Blaue Engel: Das ist für mich die absolute Mindestanforderung im Kinderzimmer. Dieses Zeichen garantiert, dass die Tapete besonders emissionsarm ist. Das bedeutet, es dünsten kaum schädliche Stoffe in die Luft aus, die dein Kind einatmet.
- RAL-Gütezeichen für Tapeten: Hier wird’s noch genauer. Das RAL-Institut checkt, dass keine schwermetallhaltigen Pigmente oder fiesen Weichmacher drin sind. Ein super Indikator für eine hochwertige, sichere Tapete.
Ganz ehrlich: Gib lieber 5 bis 10 Euro mehr pro Rolle für eine zertifizierte Tapete aus. Du investierst damit direkt in eine gesunde Raumluft. Das ist es wert.
Vlies oder Papier? Eine Entscheidung mit Folgen
Das Material entscheidet nicht nur über die Optik, sondern vor allem darüber, ob das Projekt zum Erfolg oder zum Frust wird. Fürs Kinderzimmer gibt es einen klaren Favoriten.
Die Vliestapete – Meine klare Empfehlung für dich!
Vliestapeten sind die moderne Lösung und für Heimwerker ein echter Segen. Sie bestehen aus einer Mischung aus Zellstoff und Textilfasern, was sie super robust macht. Der größte Vorteil liegt aber in der Verarbeitung: Du kleisterst einfach die Wand ein, nicht die Tapetenbahn! Das spart Platz, Nerven und verhindert Kleisterflecken. Vliestapeten müssen nicht einweichen, verziehen sich nicht und du kannst sie später meistens „restlos trocken abziehen“. Das ist Gold wert, wenn sich der Geschmack deines Kindes ändert. Einziger kleiner Nachteil: Sie sind oft etwas teurer, so ab 20€ pro Rolle aufwärts.

Die Papiertapete – Der günstige Klassiker mit Tücken
Papiertapeten sind oft günstiger (manchmal schon für 10-15€ pro Rolle zu haben), aber die Verarbeitung ist, ehrlich gesagt, eine Kunst für sich. Du musst die Bahn einkleistern und eine exakte Weichzeit einhalten. Weicht eine Bahn nur eine Minute länger als die andere, passt an der Wand nichts mehr zusammen. Außerdem reißen sie leichter und das spätere Entfernen ist eine echte Strafarbeit mit viel Wasser und Spachtel. Für Anfänger rate ich davon ab, der Frust ist oft vorprogrammiert.
Achtung bei Vinyltapeten!
Diese Tapeten sind zwar extrem robust, weil sie eine Kunststoffschicht (PVC) haben. Aber genau das ist das Problem: Sie versiegeln die Wand. Die ist dann nicht mehr atmungsaktiv, was die Feuchtigkeitsregulierung im Raum stört. Im schlimmsten Fall kann sich dahinter sogar Schimmel bilden. Für Schlaf- und Kinderzimmer sind sie deshalb ein absolutes No-Go.
Bevor es losgeht: Deine Einkaufs- und Checkliste
Nichts ist ärgerlicher, als mittendrin festzustellen, dass etwas fehlt. Lass uns das mal durchgehen.

Wie viele Rollen brauche ich eigentlich?
Das ist die Schicksalsfrage! Hier die einfache Profi-Formel:
(Raumumfang in m x Raumhöhe in m) / 5 = Ungefähre Rollenanzahl
Der Raumumfang ist einfach alle Wandlängen addiert. Die „5“ in der Formel kommt daher, dass eine Standard-Eurorolle (10,05 m lang, 0,53 m breit) für ca. 5 m² Wandfläche reicht.
WICHTIG: Hast du eine Mustertapete mit versetztem Ansatz (das steht auf dem Etikett, z.B. 64/32 cm), musst du mehr Verschnitt einplanen. Kaufe dann IMMER mindestens eine Rolle mehr als Reserve! Sicher ist sicher.
Deine Einkaufsliste (ungefähre Preise)
- Vliestapetenkleister: Am besten Markenqualität, ca. 8-15€ pro Paket (reicht für mehrere Rollen).
- Tiefengrund/Tapeziergrund: Absolut unverzichtbar! Ca. 15-25€ für einen 5-Liter-Eimer.
- Spachtelmasse: Fertigspachtel aus der Tube für kleine Löcher (ca. 5-8€).
- Tapezierwischer oder Andrückrolle: Zum blasenfreien Andrücken (10-20€).
- Cutter-Messer mit Abbrechklingen: Nimm was Gutes, das lohnt sich. Plane 10-15€ ein.
- Kleisterbürste (Quast): Um den Kleister auf die Wand zu bringen (5-10€).
- Wasserwaage & Zollstock: Hast du wahrscheinlich schon.
- Nahtroller: Ein kleines, aber feines Werkzeug für perfekte Übergänge (ca. 5-10€).
- Eimer, Rührholz, Schwamm: Kleinkram, den du vielleicht schon hast.
Beispielrechnung: Für ein 12m²-Kinderzimmer (ca. 14m Umfang) mit 2,50m Höhe brauchst du grob 7 Bahnen pro Wand, also ca. 3-4 Rollen. Rechnen wir mit 4 Rollen Vliestapete à 25€ (100€) + Kleister (10€) + Tiefengrund (20€) + Werkzeug (falls du nichts hast, ca. 40€). Dann landest du bei rund 170€ Materialkosten für ein Ergebnis, das hält und gesund ist.

Die Vorbereitung: 80% der Arbeit für 100% Ergebnis
Ich kann es nicht oft genug sagen: Die schönste Tapete ist nur so gut wie die Wand darunter. Nimm dir für die Vorbereitung wirklich Zeit, am besten einen ganzen Nachmittag. Es lohnt sich!
Der Wand-Check: Drei schnelle Tests
- Saugfähigkeit: Spritz etwas Wasser an die Wand. Perlt es ab? Nicht saugfähig. Zieht es blitzschnell ein und wird dunkel? Stark saugfähig. Zieht es langsam und gleichmäßig ein? Perfekt!
- Festigkeit: Drück ein Stück starkes Malerkrepp fest auf die Wand und reiß es ruckartig ab. Bleibt Farbe oder Putz kleben? Dann muss die alte Farbe runter oder zumindest angeschliffen werden.
- Wischfestigkeit: Reib mit einer feuchten Hand über die Wand. Färbt die Hand? Alte Leimfarbe! Die muss komplett abgewaschen werden, sonst hält kein Kleister der Welt.
Schritt für Schritt zur perfekten Wand
Schritt 1: Sicherheit zuerst! Schalte die Sicherung für den Raum aus. Prüfe mit einem Spannungsprüfer nach, ob wirklich kein Saft mehr auf den Steckdosen ist. Dann schraubst du die Abdeckungen ab. Das ist keine Empfehlung, sondern ein Muss!

Schritt 2: Alles muss runter. Alte Tapeten müssen weg. Immer. Übertapezieren ist Pfusch. Vliestapeten kannst du meist trocken abziehen. Papiertapeten musst du mit Wasser und Tapetenlöser einweichen und abkratzen.
Schritt 3: Löcher füllen. Kleine Dübellöcher mit Fertigspachtel füllen, glatt ziehen, trocknen lassen und mit feinem Schleifpapier (120er Körnung) eben schleifen. Wenn du mit der Hand drüberfährst, darfst du keinen Übergang mehr spüren.
Schritt 4: Grundieren – Das Geheimnis der Profis! Dieser Schritt wird am häufigsten vergessen und ist die Ursache für 90% aller Tapezier-Probleme. Tiefengrund reguliert die Saugfähigkeit der Wand. So trocknet der Kleister gleichmäßig und du kannst die Tapete noch ein wenig an der Wand verschieben. Außerdem sorgt die Grundierung dafür, dass du die Tapete später wieder easy abbekommst. Also: nicht optional, sondern ESSENZIELL!
Ran an die Wand: Die Technik für ein Top-Ergebnis
So, jetzt kommt der spaßige Teil. Mit der richtigen Technik schaffst du das locker.
Die erste Bahn ist die wichtigste
Verlass dich NIEMALS darauf, dass Wandecken oder Türrahmen gerade sind. Die erste Bahn muss absolut senkrecht sein, sonst wird alles schief. Nimm eine Wasserwaage und zeichne dir vom Fenster weg eine perfekte senkrechte Linie an die Wand. An dieser Linie legst du deine erste Bahn an.

Vliestapete anbringen (Wandklebetechnik)
- Rühr den Vliestapetenkleister genau nach Anleitung an.
- Trage den Kleister mit dem Quast satt und gleichmäßig auf die Wand auf, immer nur für eine Bahn plus ein paar Zentimeter.
- Setze deine zugeschnittene Bahn oben mit ca. 5 cm Überstand an deiner Hilfslinie an.
- Streiche die Tapete von oben nach unten und von der Mitte zu den Seiten mit dem Tapezierwischer fest. Arbeite alle Luftblasen raus.
- Die nächste Bahn klebst du direkt Kante an Kante an die erste. Das nennt man „auf Stoß“ kleben. Nicht überlappen!
- Kleisterreste an den Nähten SOFORT mit einem sauberen, feuchten Schwamm abtupfen. Nicht reiben!
- Die Überstände an Decke und Boden schneidest du mit dem Cutter-Messer entlang eines Tapezierspachtels sauber ab. Tipp: Brich die Klinge oft ab, eine scharfe Klinge ist alles!
Knifflige Stellen wie Ecken und Steckdosen
Tapeziere niemals mit einer vollen Bahn um eine Ecke! Das spannt und wirft Falten. Tapeziere bis zur Ecke, lass die Bahn ca. 2 cm auf die nächste Wand überstehen. Die neue Bahn auf der angrenzenden Wand klebst du dann leicht überlappend auf diesen Streifen.

Bei Steckdosen (Strom ist aus, oder?) tapezierst du einfach drüber. Ertaste die Dose und mach einen Kreuzschnitt mit dem Cutter. Dann kannst du das Loch sauber ausschneiden.
SOS – Was tun, wenn…? Kleiner Erste-Hilfe-Kasten
Auch Profis passiert mal was. Keine Panik, hier sind die Lösungen:
- …ich eine Blase entdecke? Nimm eine feine Kanüle (aus der Apotheke oder im Bastelladen) und zieh etwas Kleister in eine Spritze. Spritz den Kleister vorsichtig in die Blase und drücke sie mit einem sauberen Lappen sanft an. Weg ist sie!
- …sich am nächsten Tag eine Naht leicht öffnet? Das passiert bei Zugluft. Dafür gibt es im Baumarkt speziellen Nahtkleber in einer kleinen Tube. Vorsichtig unter die Naht geben, andrücken, Kleisterreste sofort abwischen. Problem gelöst.
Ganz wichtig zum Schluss: Das richtige Trocknen
Wenn die letzte Bahn hängt, ist die Arbeit noch nicht ganz vorbei. Der wichtigste Tipp kommt jetzt: Fenster zu und Heizung nur auf lauwarm stellen! Zugluft oder zu starke Hitze trocknen die Tapete, besonders die Nähte, zu schnell. Dann können sie aufplatzen. Gib der Wand 24 Stunden Zeit, in Ruhe und gleichmäßig durchzutrocknen.

Und siehst du? Mit der richtigen Vorbereitung und ein paar Profi-Tricks ist das gar nicht so schwer. Du schaffst eine langlebige, sichere und wunderschöne Basis für unzählige Abenteuer im Kinderzimmer. Und das Beste: Dank der Vliestapete ist die nächste Umgestaltung in ein paar Jahren kein Albtraum, sondern ein Kinderspiel.
So, jetzt aber ran an die Wand! Mach doch mal die drei Tests zur Saugfähigkeit und Festigkeit. Ich bin gespannt, womit du es zu tun hast!
Bildergalerie


Hilfe, mein kleiner Künstler hat die neue Tapete bemalt! Was nun?
Keine Panik! Bei modernen, waschbeständigen Vliestapeten ist das oft kein Drama. Buntstift- oder Wachsmalkreiden lassen sich häufig mit einem sogenannten Schmutzradierer (z.B. von Meister Proper) sanft wegrubbeln. Bei Flecken von wasserfesten Stiften kann ein Tuch mit etwas Reinigungsalkohol helfen. Wichtig: Testen Sie jede Methode zuerst an einer unauffälligen Stelle, etwa hinter einem Möbelstück, um die Farbechtheit zu prüfen. Bei empfindlichen Papiertapeten ist leider oft nur ein Austausch der betroffenen Bahn die Rettung.
Die Wand als Spielplatz: Moderne Tapeten sind mehr als nur Dekoration. Sogenannte interaktive Tapeten laden aktiv zum Mitmachen ein. Denken Sie an magnetische Varianten (wie von Groovy Magnets), an denen Spielfiguren haften, oder an riesige Ausmal-Tapeten (z.B. von OMY), die sich über die Zeit in ein einzigartiges Kunstwerk verwandeln. So wird die Wand selbst zum kreativsten Spielzeug im Zimmer und passt sich der Fantasie Ihres Kindes immer wieder neu an.


