Gartenmöbel richtig abdecken: Warum die meisten Planen Schrott sind und wie du es besser machst
Jedes Frühjahr das gleiche Bild in meiner Werkstatt: Teakholz-Tische mit tiefen Wasserflecken, sprödes Polyrattan, das beim ersten Anfassen bricht, und rostige Metallgestelle. Die Ursache? Fast immer eine billige oder falsch genutzte Schutzhülle. Ehrlich gesagt, die einfache Plane aus dem Baumarkt ist ein teurer Irrtum. Man merkt es nur erst, wenn der Schaden schon da ist und die teuren Möbel gelitten haben.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Das Geheimnis einer guten Abdeckung: Warum Atmen wichtiger ist als Dichtheit
- 2 Material-Check: Was taugt wirklich was?
- 3 Maßanfertigung vs. Stange: Eine ehrliche Rechnung
- 4 Die kleinen Details, die den Unterschied machen
- 5 Die häufigsten Fehler in der Praxis (und wie du sie vermeidest)
- 6 Für die Mutigen: Die Haube selbst nähen?
- 7 Ein letztes, wichtiges Wort zur Sicherheit
- 8 Bildergalerie
Letzte Woche erst war ein Kunde hier, dessen 2.000-Euro-Holztisch unter so einer Billigplane komplett verschimmelt ist. Die Sanierung kostet ihn jetzt mehr, als eine vernünftige, maßgefertigte Haube je gekostet hätte. Eine gute Schutzhülle ist keine Ausgabe, sie ist die beste Versicherung für deine Gartenmöbel.
Das Geheimnis einer guten Abdeckung: Warum Atmen wichtiger ist als Dichtheit
Viele denken, eine Hülle muss vor allem eins sein: 100% dicht. Klingt logisch, ist aber der größte Fehler. Der wahre Feind deiner Möbel entsteht nämlich direkt unter der Plane – wir Profis nennen das Schwitzwasser oder Kondensat.

Stell es dir so vor: Tagsüber heizt die Sonne die Luft unter der Hülle auf. Warme Luft speichert viel Feuchtigkeit. Nachts kühlt alles ab, die kalte Plane kühlt auch die Luft darunter. Und weil kalte Luft weniger Feuchtigkeit halten kann, kondensiert das Wasser. Es perlt an der Innenseite der Plane und tropft auf deine Möbel. Eine komplett dichte Plastikfolie wird so zum perfekten Gewächshaus für Schimmel und Fäulnis. Das Holz quillt auf, Lack wirft Blasen, Metall rostet. Ein Albtraum.
Deshalb ist Atmungsaktivität das A und O. Eine hochwertige Schutzhülle funktioniert wie eine gute Funktionsjacke: Sie lässt Wasserdampf von innen raus, aber Regentropfen von außen nicht rein. Das schaffen spezielle Stoffe mit winzigen Poren, die groß genug für Dampfmoleküle, aber zu klein für Wassertropfen sind. So bleibt das Klima unter der Haube trocken.
Und dann ist da noch die Sonne. UV-Strahlung zerlegt nicht nur Holz und bleicht Farben aus, sie zerstört auch das Gewebe der Hülle selbst. Billiges Material wird nach ein, zwei Wintern spröde und reißt wie Papier. Dazu kommt der Wind, der an der Hülle zerrt, und der Schnee, der sie platt drückt. Du siehst, das Material muss einiges aushalten.

Material-Check: Was taugt wirklich was?
Wenn Kunden mich nach dem „besten“ Material fragen, gibt es keine pauschale Antwort. Es kommt immer drauf an. Aber es gibt klare Qualitätsmerkmale, die jeder kennen sollte. Statt einer trockenen Tabelle, hier mal meine Einschätzung aus der Praxis:
- Polyestergewebe (PES): Das ist heute der Goldstandard. Achte auf Bezeichnungen wie „600D“. Das „D“ steht für Denier, also die Fadenstärke. Ein 600D-Gewebe ist ein super Kompromiss aus Robustheit und Flexibilität. Preislich liegt das im soliden Mittelfeld und ist für die meisten Zwecke die beste Wahl.
- Beschichtungen (PU oder PVC): Das Gewebe allein ist nicht dicht. Innen braucht es eine Beschichtung. Polyurethan (PU) ist mein Favorit, weil es flexibel und leicht ist und auch bei Kälte nicht bricht. PVC ist zwar super robust, kann bei Frost aber steif werden.
- Polypropylen (PP): Findet man oft bei den ganz günstigen Hüllen für 20-30 Euro. Ist leicht, aber nicht besonders UV-stabil oder reißfest. Für einen windgeschützten Balkon vielleicht okay, für den freien Garten rate ich dringend davon ab.
- Segeltuch (Canvas): Der Klassiker. Extrem robust und von Natur aus atmungsaktiv. Aber: Segeltuch ist schwer und kann, wenn die Imprägnierung nachlässt, Wasser aufsaugen und Stockflecken bilden. Eher was für Traditionalisten mit Pflegebereitschaft.
Gut zu wissen: Achte auf die „Wassersäule“. Dieser Wert gibt an, wie wasserdicht ein Stoff ist. Ab 1.500 mm gilt er als dicht, aber für eine Hülle, die monatelang draußen bleibt, solltest du auf mindestens 3.000 mm bestehen. Und die UV-Beständigkeit sollte auf der Skala von 1-8 mindestens eine 6 oder 7 haben.

Maßanfertigung vs. Stange: Eine ehrliche Rechnung
Klar, eine Standardhülle ist billiger und sofort verfügbar. Für einen einfachen Stapelstuhl reicht eine gute aus. Rechne hier mit 50 bis 150 Euro. Schau dich mal bei Anbietern um, die auch im Camping- oder Bootsbereich unterwegs sind, deren Qualität ist oft besser als die reine Baumarktware.
Der Nachteil: Die Passform ist immer ein Kompromiss. Oft hängt die Hülle durch und es bilden sich riesige Wassersäcke. Die Lebensdauer liegt meist bei nur zwei, drei Wintern.
Eine Maßanfertigung vom Profi passt dagegen wie ein Handschuh. Kein Flattern im Wind, keine Wassersäcke. Du kannst Material und Details selbst bestimmen. So eine Hülle kostet natürlich mehr, je nach Größe und Material musst du mit 250 bis über 500 Euro rechnen. Aber sie hält bei guter Pflege locker 10 Jahre oder länger. Wenn du also eine teure Lounge-Garnitur im Wert von mehreren Tausend Euro hast, ist die Maßanfertigung die einzig sinnvolle Investition.

So findest du einen guten Sattler in deiner Nähe
Gib bei Google mal Suchbegriffe wie „Sattlerei Bootsverdeck“, „Persenning anfertigen“ oder „Polsterer Outdoor Möbel“ ein. Ruf dort an und frag gezielt nach: „Verarbeiten Sie doppelte Kappnähte?“ und „Werden die Nähte von innen mit Dichtband versiegelt?“. Wer da stottert, ist vielleicht nicht der richtige Ansprechpartner.
Die kleinen Details, die den Unterschied machen
Eine gute Hülle erkennt man am Handwerk. Das fängt beim richtigen Maßnehmen an.
Der alte Werkstatt-Spruch „Miss zweimal, schneide einmal“ gilt hier absolut. Miss die größte Länge, Breite und Höhe und gib dann überall 2-3 cm dazu. Das sorgt für Luftzirkulation und erleichtert das Überziehen. Bei komplizierten Formen wie einer L-förmigen Lounge hilft eine einfache Skizze: Miss die längste Seite (A), die lange Tiefe (B), die kurze Seite (C), die kurze Tiefe (D) und die Höhe (E). Damit kann jeder Profi – oder du selbst – etwas anfangen.
Die Achillesferse jeder Hülle ist die Naht. Jeder Nadelstich ist ein potenzielles Loch. Deshalb verwenden Profis doppelte Kappnähte und versiegeln sie von innen zusätzlich mit einem Dichtband. Genauso wichtig sind verstärkte Ecken, damit nichts durchscheuert, und kleine, überdachte Lüftungsklappen, die bei Billighüllen fast immer fehlen.

Die häufigsten Fehler in der Praxis (und wie du sie vermeidest)
Die beste Hülle bringt nichts, wenn man sie falsch benutzt. Hier meine Top-Tipps direkt aus der Schadensanalyse in der Werkstatt:
- Niemals nasse Möbel abdecken! Das ist die goldene Regel. Die Feuchtigkeit wird eingeschlossen und Schimmel ist vorprogrammiert. Warte einen trockenen Tag ab.
- Wassersäcke aktiv verhindern. Das ist so einfach und wird so oft vergessen. Stell einfach einen umgedrehten Eimer oder einen großen Ball auf die Tischmitte unter die Plane. Das erzeugt eine Kuppel, von der das Wasser abläuft.
- Für Abstand sorgen. Die Hülle sollte nicht platt auf dem Holz aufliegen. Schieb die Stühle so an den Tisch, dass die Hülle über die Lehnen gespannt wird und unter der Tischplatte Luft zirkulieren kann.
- Ab und zu lüften. Nimm die Hülle an trockenen Wintertagen für ein paar Stunden ab. Das ist die beste Vorsorge gegen Muff und Schimmel.
- Richtig reinigen. Im Frühjahr reicht lauwarmes Wasser und eine weiche Bürste. Bloß keinen Hochdruckreiniger, der zerstört die Beschichtung!

Für die Mutigen: Die Haube selbst nähen?
Kann man das selbst machen? Ja, aber es ist anspruchsvoller, als es aussieht. Eine normale Haushaltsnähmaschine wird kapitulieren. Du brauchst schon ein robustes Gerät.
Wenn du es trotzdem wagen willst, hier eine kleine Einkaufsliste als Orientierung für eine mittelgroße Sitzgruppe:
- Ca. 8-10 Meter Polyestergewebe 600D mit PU-Beschichtung (findest du online oft als „Persenningstoff“ in Shops für Bootsbedarf)
- Eine Rolle reißfestes Polyestergarn (z.B. Serafil Stärke 30)
- 4-6 Klickverschlüsse und passendes Gurtband (ca. 10 Meter)
- Eine Packung dicke Nadeln (Stärke 100/110)
Rechne allein mit Materialkosten von etwa 120 bis 180 Euro. Wenn du kein geübter Näher bist, ist der Weg zum Profi oft der nervenschonendere und am Ende sogar günstigere.
Ein letztes, wichtiges Wort zur Sicherheit
Das hier liegt mir wirklich am Herzen: Eine große, lose Plane kann für kleine Kinder oder Haustiere, die darunter krabbeln, zur Falle werden. Sorge bitte immer dafür, dass die Hülle fest verzurrt ist und keine großen, einladenden Höhlen bildet. Das ist keine übertriebene Vorsicht.

Also, sieh deine Schutzhülle nicht als lästiges Zubehör, sondern als aktiven Teil deiner Möbelpflege. Es ist eine einmalige Investition, die dir auf Jahre hinaus Geld, Zeit und eine Menge Ärger erspart.
Bildergalerie


Die Plane ist drauf – aber ist auch alles darunter bereit?
Selbst die beste Schutzhülle kann ihre Wirkung nicht voll entfalten, wenn die Vorbereitung fehlt. Bevor Sie Ihre Möbel „einmotten“, sollten sie komplett trocken sein. Restfeuchtigkeit unter der Haube ist der beste Freund von Schimmel. Entfernen Sie groben Schmutz, Blätter und Vogelkot, da diese über den Winter unschöne Flecken und Materialschäden verursachen können. Polster und Kissen gehören nicht unter die Abdeckung – lagern Sie diese an einem trockenen, gut belüfteten Ort wie dem Keller oder einer Gartenbox.

„Ungeschützte Kunststoffe, wie sie oft für billige Planen verwendet werden, können durch UV-Strahlung in nur 500 bis 1000 Sonnenstunden über 50 % ihrer ursprünglichen Reißfestigkeit verlieren.“
Das entspricht oft nur ein bis zwei mitteleuropäischen Sommern. Das ist der Grund, warum eine Billigplane nach dem ersten Winter oft spröde ist und bei der kleinsten Belastung reißt. Achten Sie daher beim Kauf auf explizit UV-stabilisiertes Material. Hochwertige Abdeckungen von Marken wie AeroCover oder Teak-Safe investieren in spezielle Beschichtungen und Gewebe, die diese Zersetzung um Jahre hinauszögern.

Der „Segel-Effekt“: Ein unsichtbarer Feind. Eine zu große oder schlecht befestigte Hülle wird vom Wind aufgebläht und hin- und herbewegt. Diese ständige Reibung, oft über Monate, wirkt wie feines Schleifpapier auf den Oberflächen Ihrer Möbel. Besonders Holzlackierungen, Pulverbeschichtungen von Metall und empfindliches Polyrattan leiden darunter. Sorgen Sie immer für einen straffen Sitz mithilfe von Kordelzügen oder zusätzlichen Spanngurten, um diesen Abrieb zu verhindern.

- Sorgen Sie für Abstandshalter auf Tischplatten.
- Verhindern Sie, dass die Hülle direkt auf dem Boden aufliegt.
- Lassen Sie Luft unter die Sitzflächen von Stühlen.
Das Geheimnis? Permanente Luftzirkulation. Selbst eine atmungsaktive Hülle funktioniert am besten, wenn die Luft darunter frei strömen kann. Ein einfacher Abstandshalter – wie ein umgedrehter Eimer auf dem Tisch – verhindert, dass sich Wassersäcke bilden und die Plane auf dem Material klebt. So trocknet eventuelles Kondenswasser schneller ab und Stockflecken haben keine Chance.
Polyester 600D mit PVC-Beschichtung: Der robuste Klassiker. Extrem reißfest und wasserdicht, aber kaum atmungsaktiv. Ideal für sehr raue Bedingungen, benötigt aber zwingend eine gute Unterlüftung.
Ripstop-Polyester mit PU-Membran: Die moderne Hightech-Lösung. Leichter, flexibler und vor allem atmungsaktiv. Die Membran lässt Wasserdampf entweichen, blockiert aber Regen. Oft etwas teurer, aber die beste Wahl gegen Schwitzwasser, wie sie z.B. von Herstellern wie Garden Impressions angeboten wird.



