Kiesgarten anlegen: So wird’s lebendig und wirklich pflegeleicht – nicht nur eine Steinwüste!

von Mareike Brenner
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Servus! Ich bin seit über 20 Jahren im Garten- und Landschaftsbau tätig und hab schon so ziemlich jeden Gartentrend kommen und gehen sehen. Einer hält sich hartnäckig: der Kiesgarten. Und ganz ehrlich? Ich kann’s verstehen. Der Wunsch nach einem Garten, der nicht jedes Wochenende nach dem Rasenmäher schreit, ist absolut nachvollziehbar. Aber oft höre ich den Satz: „Machen wir alles mit Kies, dann hab ich Ruhe.“ Und genau da fängt das Problem an.

Ein schlecht gemachter Kiesgarten wird schnell zur Unkraut-Hölle und heizt sich im Sommer auf wie eine Bratpfanne. Diese reinen „Schottergärten“, die zu Recht in Verruf geraten sind, sind oft einfach nur tote Steinwüsten. Da freut sich weder die Biene noch das Grundwasser. Aber es geht auch anders, und zwar richtig gut!

Ein clever geplanter Kiesgarten ist eine Oase. Er speichert Wasser, bietet Tieren ein Zuhause und macht trotzdem erstaunlich wenig Arbeit. Es geht darum, mit der Natur zu arbeiten, nicht gegen sie. In diesem Guide zeige ich dir, wie wir Profis das anpacken – ohne Schnickschnack, dafür mit solidem Handwerk und den Tipps, die man erst nach ein paar hundert angelegten Gärten kennt.

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Erstmal Klartext: Kies, Splitt oder Schotter?

Bevor wir auch nur einen Spaten anrühren, müssen wir mal über das Material reden. Das ist wichtiger, als die meisten denken. Im Baumarkt wird oft alles als „Zierkies“ verkauft, aber da gibt es feine Unterschiede, die über Erfolg oder Misserfolg entscheiden.

  • Kies: Das sind die runden Dinger, von Wasser und Zeit glatt geschliffen. Fühlt sich super an, ist aber für Wege eher so mittel, weil man leicht einsinkt. Für reine Pflanzflächen ist er top. Die typische Größe für Gärten ist eine Körnung von 8/16 oder 16/32 Millimetern.
  • Splitt: Das ist gebrochenes Gestein mit scharfen Kanten. Der Vorteil? Die Steinchen verhaken sich ineinander und bilden eine super stabile Oberfläche. Perfekt für Wege, Einfahrten oder Sitzplätze, auf denen nichts wackeln soll.
  • Schotter: Das ist das grobe Zeug, meist mit einer Körnung von 0/32. Das nehmen wir Profis als Tragschicht, also als Fundament unter Wegen und Terrassen. Sorgt für Stabilität und leitet Wasser perfekt ab.

Also, für die Pflanzflächen nehmen wir schönen Kies, für die Laufwege lieber Splitt. Das sieht nicht nur anders aus, es fühlt sich auch anders an und erfüllt einen anderen Zweck.

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Garten des Lebens statt „Garten des Grauens“

Warum sind viele Schottergärten so ein Problem? Stell dir mal zwei Flächen vor. Die eine, der „Garten des Grauens“, ist eine versiegelte Steinwüste, oft mit einer billigen Folie drunter. Im Sommer knallt die Sonne drauf und heizt die Umgebung auf. Regenwasser rauscht einfach drüber weg in den nächsten Gulli. Für Insekten und Vögel gibt es da nichts zu holen – eine tote Zone.

Und jetzt der lebendige Kiesgarten: Hier ist der Kies nur eine Mulchschicht auf offenem, lebendigem Boden. Darin wachsen trockenheitsliebende Stauden und Gräser. Der Kies hält die Feuchtigkeit im Boden, schützt die Wurzeln und bietet zwischen den Steinen Eidechsen und Käfern ein Zuhause. Regenwasser kann wunderbar versickern und das Grundwasser auffüllen. Das ist ein kleines, funktionierendes Ökosystem, das mit Hitze klarkommt und die Artenvielfalt fördert. Genau das wollen wir erreichen!

Die Planung: Das A und O für den Erfolg (und den Geldbeutel)

Jeder Fehler, den du auf dem Papier machst, kostet dich später doppelt Zeit und Geld. Nimm dir also einen Nachmittag Zeit, bevor du loslegst.

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Schritt 1: Den Standort checken

Schau dir die Ecke, die du gestalten willst, ganz genau an.

  • Sonne: Die meisten Kiesgarten-Pflanzen sind Sonnenanbeter. Sechs Stunden direkte Sonne sollten es mindestens sein. Im tiefen Schatten funktioniert das Konzept nicht.
  • Boden: Grabe mal ein kleines Loch. Hast du schweren, klebrigen Lehm? Oder lockeren Sandboden? Schwerer Lehmboden ist ein Problem, weil sich das Wasser unter dem Kies staut und die Pflanzenwurzeln faulen lässt. Hier musst du den Boden verbessern. Kleiner Tipp: Mische auf etwa drei Teile Lehmboden einen Teil groben Bausand oder feinen Splitt, um ihn lockerer zu machen.
  • Gefälle: Bei starkem Gefälle kann dir ein Wolkenbruch den ganzen schönen Kies den Hang runterspülen. Hier muss man mit Terrassen oder speziellen Kieswaben arbeiten.

Schritt 2: Das Material und die Kosten

Jetzt wird’s konkret. Lass uns mal über Geld reden. Realistisch solltest du für einen gut gemachten Kiesgarten zwischen 40 € und 100 € pro Quadratmeter einplanen. Das hängt natürlich stark davon ab, welchen Stein du nimmst und wie aufwendig der Unterbau ist.

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Die Gesteinsart ist nicht nur Optik. Kalkstein gibt langsam Kalk an den Boden ab, was mediterrane Kräuter wie Lavendel lieben. Granit oder Basalt sind neutral. Frag am besten im regionalen Baustoffhandel, die haben oft die passendsten und günstigsten Steine aus der Umgebung.

Achte auch auf die Farbe. Sehr helle Steine blenden im Sommer furchtbar, sehr dunkle heizen sich extrem auf. Naturtöne, die zum Haus passen, sind meist die beste Wahl.

Schritt 3: Die richtigen Pflanzen auswählen

Das ist das Herzstück! Die Pflanzen müssen mit Sonne und Trockenheit klarkommen. Hier sind ein paar meiner bewährten Favoriten, die fast immer funktionieren:

  • Stauden: Lavendel, Salbei, Katzenminze, Fette Henne, Woll-Ziest, Thymian, Blauraute.
  • Gräser: Federgras, Blauschwingel, Lampenputzergras – die bringen Bewegung ins Spiel.
  • Zwiebelblumen: Zierlauch, Prärielilien, Steppenkerzen für die Farbtupfer im Frühling.

Pflanze immer in kleinen Gruppen, das wirkt viel natürlicher als einzelne, verstreute Pflänzchen. Denk an unterschiedliche Höhen, damit ein schönes, gestaffeltes Bild entsteht.

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Ran an die Schaufel: Die Schritt-für-Schritt-Anleitung

Okay, genug geplant. Bevor du loslegst, eine realistische Zeiteinschätzung: Für eine Fläche von rund 20 Quadratmetern solltest du als ambitionierter Heimwerker ein komplettes, langes Wochenende einplanen – wenn du allein arbeitest, eher noch einen Tag mehr. Das ist echte Knochenarbeit!

1. Vorbereitung und Aushub

Als Erstes musst du den alten Rasen loswerden. Am besten stichst du die Rasensoden mit einem Spaten ab und kompostierst sie. Danach steckst du die Fläche mit einer Schnur ab. Und jetzt kommt der anstrengende Teil: der Aushub. Für eine Pflanzfläche reichen 15-20 cm Tiefe. Für einen Weg müssen es 30-40 cm sein.

Achtung, Lebensgefahr! Kläre unbedingt vor dem Graben, wo Strom-, Wasser- oder Gasleitungen verlaufen! Ein Anruf bei den Stadtwerken kann Unfälle verhindern. Ich hab mal einen Baggerfahrer erlebt, der eine Stromleitung erwischt hat – pures Glück, dass da nichts Schlimmeres passiert ist.

Und wohin mit der ganzen Erde? Du kannst einen kleinen Container bestellen (kostet ca. 150-300 €) oder die Erde nutzen, um an anderer Stelle im Garten ein Hochbeet anzulegen.

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2. Die Randeinfassung – der wichtigste Schritt!

Das hier ist der Punkt, an dem die meisten sparen und es später bitter bereuen. Ohne eine stabile Kante aus Stahl, Stein oder Beton vermischt sich der Kies mit dem Rasen, fällt ins Beet und sieht nach einem Jahr furchtbar aus. Setze die Kanten immer in ein kleines Betonfundament. Das ist zwar Arbeit, aber du wirst dir ewig dafür danken.

3. Das Unkrautvlies verlegen

Das Vlies ist dein Freund, aber kein Wundermittel. Es hält Unkraut von unten ab, aber nicht die Samen, die von oben reingeweht werden. Wichtig: Kauf ein hochwertiges, wasserdurchlässiges Vlies (mind. 100 g/m²), keine billige Plastikfolie. Unter der Folie erstickt der Boden. Lass die Bahnen immer 10-15 cm überlappen.

4. Der Kies kommt!

Jetzt kommt der schöne Teil. Eine Schicht von 5-8 cm ist perfekt. Um die Menge zu berechnen, nimmst du die Formel: Länge (m) x Breite (m) x Höhe (m) = Volumen (m³). Dieses Volumen mal 1,5 ergibt grob die benötigten Tonnen. Beispiel: Für 20 m² bei 6 cm Höhe brauchst du 20 x 0,06 x 1,5 = 1,8 Tonnen. Bestell immer 10% mehr!

Kleiner Tipp zur Lieferung: Du kannst Kies lose kippen lassen (günstiger, aber mehr Arbeit mit der Schubkarre) oder im Big Bag (teurer, aber sauberer abgestellt). Für 1,8 Tonnen ist ein Big Bag meist die bessere Wahl.

5. Die Pflanzen einsetzen

Stell die Töpfe erstmal auf die Fläche und arrangiere sie. Wenn’s gefällt, schiebst du an der Stelle den Kies beiseite, schneidest ein Kreuz ins Vlies, gräbst das Pflanzloch, setzt die Pflanze rein, klappst das Vlies zurück und schiebst den Kies wieder ran. Am Ende alles kräftig angießen.

Die 3 größten Anfängerfehler (und wie du sie locker vermeidest)

  1. An der Randeinfassung sparen: Wie gesagt, der Tod jedes Kiesgartens. Kies im Rasenmäher ist kein Spaß. Mach es einmal richtig, dann hast du Ruhe.
  2. Billiges Vlies oder Folie nehmen: Das rächt sich spätestens im zweiten Jahr, wenn die Quecke von unten durchwächst und der Boden darunter zu stinkendem Schlamm wird.
  3. Kies direkt an die Hauswand schütten: Lass immer einen Streifen von etwa 30-50 cm frei (Spritzschutzstreifen). Schüttest du den Kies direkt ans Mauerwerk, riskierst du Feuchtigkeitsprobleme im Keller.

Pflege: Die ehrliche Wahrheit

Ein Kiesgarten ist pflegeleicht, aber nicht pflegefrei. Das ist ein Unterschied. Die Arbeit ist aber viel entspannter als Rasenmähen.

  • Herbstlaub: Das muss runter, sonst bildet es Humus, in dem Unkraut keimt. Ein Laubbläser auf niedriger Stufe ist hier Gold wert.
  • Unkraut: Flugsamen von Löwenzahn & Co. werden immer mal keimen. Die lassen sich aus dem losen Kies aber meist mit zwei Fingern rausziehen. Einmal im Monat ein kurzer Rundgang reicht.
  • Wichtiger Hinweis: Benutze NIEMALS Unkrautvernichter auf Kiesflächen! Das Gift wird vom nächsten Regen direkt ins Grundwasser gespült. Das ist ein absolutes No-Go.
  • Pflanzenschnitt: Die meisten Stauden schneidest du einmal im Frühjahr zurück. Das war’s. Düngen ist meist überflüssig.

Fazit vom Profi

Ein Kiesgarten ist eine geniale Sache, wenn er mit Verstand und Sorgfalt angelegt wird. Er ist die perfekte Antwort auf unsere heißen Sommer und den Wunsch nach mehr Freizeit. Aber sieh ihn nicht als billige Notlösung. Investiere in einen sauberen Aufbau, eine ordentliche Kante und gute Pflanzen. Jeder Euro, den du hier am Anfang reinsteckst, sparst du dir später doppelt an Ärger und Arbeit.

Und denk immer dran: Ein Garten mit Kies muss nicht tot sein. Im Gegenteil. Wenn du ihn richtig anlegst, schaffst du einen wertvollen, lebendigen und wunderschönen Ort, der dir jahrelang Freude macht.

Mareike Brenner

Mareike ist 1991 in Bonn geboren und hat ihr Diplom in der Fachrichtung Journalistik an der TU Dortmund erworben. Sie hat einen Hintergrund im Bereich Design, da sie an der HAW Hamburg Illustration studiert hat. Mareike hat aber einen Sprung in die Welt des Journalismus gemacht, weil sie schon immer eine Leidenschaft für kreatives Schreiben hatte. Derzeit ist sie in der Redaktion von Freshideen tätig und schreibt gern Berichte über Schönheitstrends, Mode und Unterhaltung. Sie kennt übrigens alle Diäten und das Thema „Gesund abnehmen“ wird von ihr oft bevorzugt. In ihrer Freizeit kann man sie beim Kaffeetrinken mit Freunden antreffen oder sie bleibt zu Hause und zeichnet. Neulich hat sie eine neue Leidenschaft entdeckt, und das ist Online-Shopping.