Bambuszaun für die Ewigkeit? So baust du ihn richtig (und vermeidest die typischen Fehler)
Ganz ehrlich? Als Bambus im Gartenbau so richtig aufkam, war ich skeptisch. Ich arbeite schon eine gefühlte Ewigkeit mit Holz und anderen Naturmaterialien, und Bambus kam mir wie ein kurzlebiger Trend vor. Schön anzusehen, aber bestimmt nicht für die Ewigkeit gemacht. Meine ersten Versuche haben das leider bestätigt. Ich erinnere mich noch gut an einen meiner ersten Zäune: Nach zwei Wintern war er am Boden einfach weggefault. Eine teure und frustrierende Lektion!
Inhaltsverzeichnis
- 1 Erst verstehen, dann bauen: Was Bambus wirklich ist
- 2 Die Qual der Wahl: Rohre, Matten oder fertige Elemente?
- 3 Das Fundament: Ohne stabile Pfosten geht gar nichts
- 4 Die Montage: So geht’s richtig (und so nicht!)
- 5 Typische Pannen und wie du sie vermeidest
- 6 Pflege: Weniger ist definitiv mehr
- 7 Papierkram und Sicherheit: Das schnelle 1×1
- 8 Fazit aus der Werkstatt
Aber das Problem war nicht der Bambus. Das Problem war, dass wir alle versucht haben, ihn wie Holz zu behandeln. Ein riesiger Fehler. Bambus ist ein verholztes Gras und hat seine ganz eigenen Regeln. Kennt man diese Regeln, baut man sich einen Sichtschutz, der nicht nur fantastisch aussieht, sondern auch erstaunlich robust ist. In diesem Guide teile ich alles, was ich über die Jahre gelernt habe – ohne Fachchinesisch, dafür mit echten Tipps aus der Werkstatt.
Erst verstehen, dann bauen: Was Bambus wirklich ist
Bevor du zur Säge greifst, lass uns kurz über das Material selbst sprechen. Bambus ist faszinierend anders. Er wächst nicht langsam wie ein Baum, sondern schießt in wenigen Monaten in die Höhe. Das macht ihn so nachhaltig.

Der geniale Aufbau eines Bambusrohrs
Ein Bambusrohr ist innen hohl, aber durch quer verlaufende Wände – die Knoten – in Abschnitte unterteilt. Diese Knoten sind die stabilsten Punkte des gesamten Rohrs. Das ist DER wichtigste Punkt für die spätere Montage, merk dir das gut! Zwischen den Knoten verlaufen die Fasern super gerade, was dem Bambus eine unglaubliche Zugfestigkeit verleiht, fast wie bei Stahl. Gleichzeitig kann er aber leicht spalten, wenn man ihn falsch anfasst.
Die Härte bekommt Bambus übrigens durch eingelagerte Kieselsäure. Die äußere Schicht ist besonders dicht und wirkt wie ein natürlicher Schutzpanzer. Deshalb gilt: Diese Schicht so wenig wie möglich verletzen! Hochwertiger Baumbambus ist in seiner Härte übrigens vergleichbar mit Eichenholz. Das haut viele immer wieder vom Hocker.
Ein kleiner Tipp am Rande: Achte beim Kauf darauf, dass der Bambus gut getrocknet ist. Frischer Bambus ist ein gefundenes Fressen für Schimmel und Insekten. Gut getrocknetes Material ist leicht und klingt hell, wenn du dagegen klopfst. Finger weg von Rohren mit dunklen Flecken – das ist meistens ein schlechtes Zeichen.

Die Qual der Wahl: Rohre, Matten oder fertige Elemente?
Im Handel findest du Bambus in verschiedenen Formen. Welche für dich die beste ist, hängt von deinem Budget, deinem handwerklichen Geschick und dem gewünschten Look ab.
- Für die Puristen: Einzelne Bambusrohre
Wenn du die volle Kontrolle über Design und Stabilität haben willst, sind einzelne Rohre deine Wahl. Du bestimmst die Abstände, die Bauweise und kannst die stabilsten Verbindungen nutzen. Das ist aber auch die aufwendigste Methode. Beim Kauf solltest du auf eine gute Wandstärke achten (bei 5 cm Durchmesser sind 5-8 mm ideal) und große Risse meiden. Feine Haarrisse sind normal, aber ein Rohr sollte nicht durchgehend gespalten sein. - Die schnelle Lösung: Bambusmatten
Diese Matten bestehen aus dünnen Stäben, die mit Draht verbunden sind. Sie sind super, um einen hässlichen Maschendrahtzaun zu verkleiden oder als Sichtschutz am Balkon. Für einen freistehenden Zaun sind sie aber absolut ungeeignet. Der Draht rostet irgendwann und die dünnen Stäbe halten nicht ewig. Eher eine dekorative Lösung für ein paar Jahre. - Der Kompromiss: Fertige Zaunelemente
Hier bekommst du einen (meist hölzernen) Rahmen, der bereits mit Bambusrohren gefüllt ist. Die Qualität schwankt hier aber enorm. Schau dir die Verbindungen genau an: Sind die Rohre fest verschraubt oder nur billig geklammert? Ist der Rahmen stabil? Gute Elemente sind eine tolle Sache, haben aber auch ihren Preis.
Jetzt fragst du dich sicher: Was kostet der Spaß? Hier mal eine grobe Hausnummer aus der Praxis:

Rechne für einen komplett selbstgebauten Zaun aus einzelnen Rohren mit etwa 80 € bis 120 € pro laufendem Meter (inklusive Pfosten, Beton und Schrauben). Bei hochwertigen Fertigelementen liegst du schnell bei 150 € bis 250 € pro Meter. Bambusmatten sind mit 20 € bis 40 € pro Meter natürlich deutlich günstiger, aber eben keine dauerhafte Lösung.
Das Fundament: Ohne stabile Pfosten geht gar nichts
Ein Bambuszaun sieht leicht aus, bietet dem Wind aber eine riesige Angriffsfläche. Die größte Schwachstelle ist immer das Fundament. Hier darfst du auf keinen Fall sparen!
Als Pfosten nimmst du am besten Holz (Lärche oder Douglasie sind super, kesseldruckimprägniertes Holz tut’s auch) oder Metall. Bambus selbst hat im Erdreich nichts zu suchen, der würde dir wegrotten. Für einen Zaun bis 1,80 m Höhe sind 9×9 cm Holzpfosten ein gutes Maß.
Und jetzt kommt der wichtigste Teil: Jeder Pfosten braucht ein Punktfundament aus Beton. Einfach in die Erde schlagen ist Pfusch und hält bis zum ersten Herbststurm.

- Grabe ein Loch, ca. 30×30 cm breit und mindestens 80 cm tief. Das ist die sogenannte Frosttiefe. So verhinderst du, dass der Frost im Winter dein Fundament nach oben drückt.
- Pfosten mit der Wasserwaage exakt ausrichten und provisorisch fixieren.
- Fertigbeton aus dem Baumarkt anmischen (gibt’s für ein paar Euro pro Sack) und das Loch füllen.
- Ganz wichtig: Lass den Beton mindestens 48 bis 72 Stunden aushärten, bevor du weitermachst!
Plane den Abstand zwischen den Pfosten nicht zu groß, maximal 2 Meter. Sonst hängt dir die ganze Konstruktion irgendwann durch.
Die Montage: So geht’s richtig (und so nicht!)
Hier passieren die meisten Fehler, die die Lebensdauer deines Zauns halbieren. Aber keine Sorge, wenn du ein paar Dinge beachtest, ist es ganz einfach.
Die goldene Regel: NIEMALS Erdkontakt!
Ich kann es nicht oft genug sagen: Bambus darf die Erde nicht berühren. Die ständige Feuchtigkeit ist sein Tod. Plane immer einen Abstand von mindestens 5-10 cm zum Boden ein. Eine Reihe Randsteine oder ein Streifen grober Kies unter dem Zaun wirken Wunder und lassen alles schnell abtrocknen.

Der Kardinalfehler: Falsch bohren und spalten
Viele Leute bohren einfach mitten durch das hohle Rohr, um es festzuschrauben. Bitte, bitte tu das nicht! Der Bambus wird dir an dieser Stelle früher oder später aufreißen. Das Material arbeitet, und das Bohrloch ist die perfekte Sollbruchstelle.
Und so geht’s wie beim Profi:
- Immer durch den Knoten bohren! Die innere Wand des Knotens stabilisiert das Rohr wie eine eingebaute Unterlegscheibe und verhindert das Spalten fast komplett.
- Verwende einen scharfen Holzbohrer und bohre langsam, ohne viel Druck.
- Nimm für draußen immer Edelstahlschrauben (V2A). Normale verzinkte Schrauben rosten und hinterlassen hässliche schwarze Flecken, die du nie wieder wegbekommst.
Übrigens, wenn du Rohre kürzen musst: Eine Japansäge mit feinen Zähnen macht den saubersten Schnitt. Kleiner Trick: Klebe die Schnittstelle vorher mit Malerkrepp ab, dann franst nichts aus. Die obere, offene Schnittkante solltest du mit einem Tropfen Klarlack oder Wachs versiegeln, damit kein Regenwasser hineinlaufen kann.
Typische Pannen und wie du sie vermeidest
Aus Fehlern lernt man – am besten aus denen der anderen. Hier sind die häufigsten Probleme, die ich über die Jahre gesehen habe:
- Problem: „Mein Zaun wackelt wie ein Kuhschwanz!“
Ursache: Fast immer liegt es am Fundament. Entweder sind die Löcher nicht tief genug oder die Pfostenabstände zu groß. Hier hilft leider nur: nachbessern. - Problem: „Der Bambus reißt nach ein paar Monaten komplett durch!“
Ursache: Du hast mitten durchs Rohr gebohrt, statt durch den Knoten. Das gerissene Rohr austauschen und beim nächsten Mal den Profi-Tipp anwenden. - Problem: „Die untersten 10 cm meines Zauns sind morsch und schwarz!“
Ursache: Der Zaun hatte direkten Erdkontakt. Wenn es noch nicht zu schlimm ist, kannst du den Zaun vielleicht höher setzen. Ansonsten hilft nur, die unteren Teile zu ersetzen und für Abstand zum Boden zu sorgen.
Pflege: Weniger ist definitiv mehr
Ein Bambuszaun ist super pflegeleicht. Wie jedes Naturmaterial im Freien wird er mit der Zeit eine silbergraue Patina bekommen. Das ist völlig normal und sieht oft sogar sehr edel aus. Wenn du den ursprünglichen Farbton erhalten willst, musst du aber ran.
Einmal im Jahr, am besten im Frühling, den Zaun mit einer Bürste und Seifenwasser abschrubben. Achtung: Niemals einen Hochdruckreiniger benutzen! Der scharfe Strahl zerstört die natürliche Schutzschicht des Bambus.
Nach dem Trocknen kannst du ein spezielles Bambus-Pflegeöl auftragen. Das frischt die Farbe auf und schützt vor UV-Strahlung. Ein Liter kostet um die 20-30 € und reicht eine ganze Weile. Trage es dünn mit einem Lappen auf – eine dicke Schicht wird nur klebrig.
Papierkram und Sicherheit: Das schnelle 1×1
Auch beim Zaunbau gibt es Regeln. Zäune bis 1,80 m Höhe sind meistens genehmigungsfrei, aber die Vorschriften können von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich sein. Ein kurzer Anruf beim örtlichen Bauamt schadet nie und erspart dir Ärger. Und mein wichtigster Tipp: Sprich vorher mit deinem Nachbarn! Ein freundliches Gespräch kann so manchen Streit über den Gartenzaun verhindern.
Für die Montage selbst: Denk an Arbeitshandschuhe (Bambussplitter sind fies) und eine Schutzbrille beim Sägen.
Fazit aus der Werkstatt
Ein Bambuszaun ist ein fantastisches Projekt. Er ist nachhaltig, sieht toll aus und wenn du es richtig anstellst, hält er erstaunlich lange. Die drei goldenen Regeln sind: Investiere in ein solides Fundament, sorge für Abstand zum Boden und bohre immer durch die Knoten. Wenn du das beachtest, baust du dir nicht nur einen Sichtschutz, sondern ein echtes Stück Handwerk, an dem du viele Jahre Freude haben wirst. Und als Anfänger? Plane für 10 Meter Zaun ruhig ein komplettes Wochenende ein, dann kommst du ohne Stress ans Ziel.