Trockenbau im Bad: Der ehrliche Guide für Wände, die halten (und nicht schimmeln)

von Augustine Schneider
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Hör mal, ich muss mal was loswerden. In all den Jahren, die ich jetzt schon auf dem Bau unterwegs bin, habe ich so einige Badezimmer gesehen. Richtig tolle Oasen, die auch nach Jahrzehnten noch top aussehen. Aber, und das ist die ehrliche Wahrheit, ich habe auch das absolute Gegenteil gesehen: Wände, hinter denen es schwarz blüht, Fliesen, die einfach abfallen, und Wasserschäden, die mal eben eine ganze Etage ruinieren. Der Grund? Fast immer der gleiche: falscher Ehrgeiz und Halbwissen beim Trockenbau im Bad.

Dein Badezimmer ist kein Raum für Experimente, ganz ehrlich. Es ist der härteste Raum im ganzen Haus. Nirgendwo sonst knallen Wasser, Dampf und Luftfeuchtigkeit so gnadenlos auf die Wände. Deswegen ist Trockenbau hier eine echte Königsdisziplin. Es geht nicht nur darum, eine Wand irgendwie gerade hinzustellen. Es geht um Materialkunde, saubere Arbeit und ein bisschen Physik. Ich will dir hier keinen Schrecken einjagen, sondern dir zeigen, worauf es wirklich ankommt. Damit dein neues Bad eine Quelle der Freude wird und nicht ein Fall für den Bausachverständigen.

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Dein größter Feind im Bad: die Feuchtigkeit

Bevor wir auch nur eine Schraube in die Hand nehmen, müssen wir kurz verstehen, was da eigentlich passiert. Jede Dusche, jedes heiße Bad – zack, Wasserdampf in der Luft. Diese warme, feuchte Luft kühlt an kalten Oberflächen wie Außenwänden oder Fenstern ab und wird wieder zu Wasser. Kondensation nennt man das. Und genau dieses Wasser ist der beste Freund von Schimmel.

Normale Gipskartonplatten saugen das auf wie ein Schwamm. Der Karton wird weich, der Gipskern bröselig und im Inneren startet die Schimmelparty. Das Fiese daran: Du siehst es oft erst, wenn es schon viel zu spät ist. Es riecht modrig oder die Fugen werden dunkel. Genau deshalb gibt es fürs Bad spezielle Materialien und Techniken, die nur ein Ziel haben: die Wandkonstruktion dauerhaft trocken zu halten.

Die Spielregeln: Nass oder nur feucht?

In Deutschland gibt es zum Glück klare Regeln für die Abdichtung im Innenbereich. Für dein privates Bad musst du im Grunde nur zwei Zonen unterscheiden:

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  • Zone „mäßig nass“: Das ist der Bereich in der Dusche und über der Badewanne, wo regelmäßig Wasser direkt auf die Wand prasselt. Auch der Boden gehört meistens dazu. Hier gelten die strengsten Regeln.
  • Zone „wenig nass“: Das sind alle anderen Wandflächen, die nur mal einen Wasserspritzer abbekommen, zum Beispiel neben dem Waschbecken oder der Toilette.

Das ist keine graue Theorie, sondern die Grundlage für deine Materialauswahl und die Abdichtung. Ein Fehler hier, und du sanierst in ein paar Jahren für teures Geld. Mein Leitsatz war schon immer: keine Abkürzungen, schon gar nicht im Bad.

Das richtige Material: Grüne Platten sind nicht alles

Der Baumarkt ist ein Paradies, aber nicht alles, was da im Regal liegt, hat in deinem Bad etwas zu suchen. Die richtige Auswahl ist schon die halbe Miete für ein langlebiges Ergebnis.

Die Platten: Der Klassiker gegen den Panzer

Da stehen sie, die berühmten grünen Gipskartonplatten (GKBI). Das „I“ steht für imprägniert. Das heißt, der Gipskern und der Karton sind behandelt, damit sie weniger Wasser aufnehmen. Aber Achtung: Sie sind wasserabweisend, nicht wasserdicht! Für die Zonen mit nur wenig Nässe sind sie die absolute Standardlösung. Man kann sie super einfach schneiden und verarbeiten.

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Und dann gibt es da noch die zementgebundenen Bauplatten. Die sind eine ganz andere Hausnummer. Statt Gips ist hier Zement drin. Das Ergebnis: 100 % wasserfest und absolut schimmelsicher. Sie sind quasi der Panzer für deine Wand. Der Haken? Sie sind deutlich schwerer und eine echte Herausforderung bei der Verarbeitung. Zum Schneiden brauchst du am besten eine Handkreissäge mit Absaugung und einem Diamantblatt. Für kleine Ausschnitte tut’s auch eine Stichsäge mit Hartmetallblatt. Und ganz wichtig: Unbedingt eine FFP3-Staubmaske tragen, das Zeug staubt brutal! Für eine normale Badwand sind sie oft übertrieben, aber bei bodengleichen Duschen, wo die Wand quasi dauerhaft nass ist, sind sie eine absolut sichere Bank.

Nur mal so als Hausnummer: Rechne damit, dass eine Zementbauplatte gut und gerne das Drei- bis Vierfache einer imprägnierten Gipskartonplatte kostet. Für die meisten Projekte reicht eine saubere Abdichtung auf grünen Platten aber völlig aus.

Das Gerüst: Sparen am falschen Ende

Eine Wand ist nur so gut wie ihr Skelett. Das besteht aus Metallprofilen (CW für die senkrechten Ständer, UW für Boden und Decke). Achte hier auf die Materialstärke. Im Fachhandel bekommst du normalerweise 0,6 mm starke Profile. Manche Baumarkt-Angebote sind dünner und damit wackeliger. Der Preisunterschied ist minimal, der Qualitätsunterschied riesig. Hier zu sparen, rächt sich sofort.

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Kleinkram, der den Unterschied macht

Schnapp dir einen Zettel, hier kommt eine kleine Einkaufsliste für eine typische Vorsatzwand von, sagen wir mal, 4 Quadratmetern:

  • Profile: Genug UW-Profile für Boden und Decke, dazu ca. 5-6 CW-Profile.
  • Platten: 2 große GKBI-Platten (12,5 mm stark).
  • Spachtel: Ein kleiner Sack imprägnierter Fugenspachtel für Feuchträume (steht drauf!). Nimm kein Standardzeug.
  • Zubehör: Eine Rolle Glasfaser-Bewehrungsstreifen, ein Päckchen rostgeschützte Schnellbauschrauben (25 mm lang bei einfacher Beplankung) und ein gutes Dichtungsband für unter die Bodenprofile.

Damit solltest du schon mal eine gute Grundlage haben und nicht fünfmal zum Baumarkt fahren müssen.

Die Ausführung: Schritt für Schritt zur perfekten Wand

Eine Profi-Wand im Bad entsteht nicht mal eben so an einem Nachmittag. Nimm dir Zeit, arbeite sauber. Als Richtwert: Für eine 5m² große Vorsatzschale solltest du als geübter Heimwerker ein komplettes Wochenende einplanen – und das sind nur die reinen Bauarbeiten, ohne die wichtigen Trocknungszeiten!

1. Planung ist alles: Wo soll die Wand hin? Wo kommen später Leitungen für Wasser und Strom durch? Sprich dich unbedingt mit dem Installateur und Elektriker ab, bevor du loslegst. Das erspart später teure Umbauten.

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2. Das Ständerwerk: UW-Profile an Boden und Decke schrauben (Dichtungsband drunter nicht vergessen!). Dann die CW-Profile senkrecht im Abstand von 62,5 cm (halbe Plattenbreite) dazwischenstellen. Die werden nur gesteckt, nicht verschraubt, damit die Wand kleine Bewegungen des Hauses mitmachen kann, ohne zu reißen.

3. Installationen & Verstärkungen: Jetzt kommt der große Moment für den Installateur. Er montiert seine Vorwandelemente für WC und Waschbecken. Und jetzt kommt ein Tipp aus der Praxis: Überleg dir GANZ GENAU, wo später schwere Hängeschränke hinkommen sollen. Dort baust du jetzt zwischen die Profile massive Holzbohlen oder spezielle Metalltraversen ein. Mach davon ein Foto mit dem Zollstock daneben! Ich hatte mal einen Kunden, der das vergessen hat. Als der Installateur den 40-Kilo-Waschtisch an die nackte Gipskartonwand hängen wollte … sagen wir so: Sein Fluchen hat man drei Straßen weiter gehört. Wir mussten die fertige Wand nochmal aufmachen. Also: planen, einbauen, fotografieren!

4. Dämmen: Fülle den Hohlraum mit Mineralwolle. Das ist super für den Schallschutz (niemand will die Klospülung im Schlafzimmer hören) und bei Außenwänden auch für die Wärmedämmung.

5. Beplanken: Jetzt kommen die grünen Platten dran. Mit einem Cuttermesser anritzen, brechen, fertig. Die Platten werden mit den Schnellbauschrauben befestigt. Kleiner Tipp von mir: Bevor du die erste Platte an die Wand schraubst, nimm dir ein Reststück und übe das Versenken der Schrauben. Der Kopf muss leicht im Karton sitzen, darf ihn aber nicht durchreißen. Nach 10-20 Versuchen hast du das Gefühl dafür. Das erspart dir eine Menge Ärger und Spachtelarbeit.

6. Spachteln – die Kür: Hier zeigt sich, wer sauber arbeitet. Für ein Bad, das gefliest wird, reicht die Qualitätsstufe Q2 (sauber verspachtelte Fugen). Und wenn doch mal was schiefgeht? Keine Panik. Ein Klassiker: Die Schraube ist zu tief drin und hat den Karton zerrissen. Macht nichts! Schraube raus, 5 cm daneben eine neue rein. Das Loch wird beim Spachteln einfach mitgefüllt. Schlimmer ist, wenn die Fuge nach dem Trocknen reißt. Das passiert meist, wenn man den Bewehrungsstreifen vergessen hat. Hier hilft nur: Fuge leicht aufkratzen und nochmal mit Bewehrungsstreifen sauber drüberspachteln.

Der wichtigste Schritt überhaupt: Die Abdichtung

So, die Wand steht und ist glatt. Aber sie ist noch lange nicht bereit für Wasser. Die Abdichtung ist ein System, kein einzelnes Produkt. Hier zu sparen ist der größte Fehler, den du machen kannst. Ich habe mal eine Sanierung geleitet, da dachte der Heimwerker, Silikon in den Ecken würde genügen. Nach zwei Jahren war die Wand dahinter eine einzige schwarze, schimmlige Masse. Schaden: über 5.000 Euro. Musste alles raus.

Mach es also richtig:

  1. Grundierung: Die ganze Fläche, die nass werden kann, wird mit Tiefengrund vorbehandelt.
  2. Dichtbänder & Manschetten: Alle Ecken und Rohrdurchführungen sind Schwachstellen. Hier werden spezielle Dichtbänder und Manschetten in die erste Schicht der Abdichtung eingelegt.
  3. Flüssigfolie: Das ist die eigentliche Haut deiner Wand. Eine streichbare Kunststoffmasse. Sie wird in mindestens ZWEI Schichten aufgetragen. Profis nehmen oft zwei verschiedene Farben, um zu sehen, wo sie schon waren. Als Faustregel für dich zu Hause: Plane mindestens 1,5 kg Material pro Quadratmeter ein, verteilt auf die beiden Anstriche. Die erste Schicht muss so dick sein, dass du das Dichtband satt und blasenfrei mit einem Pinsel eindrücken kannst. Dann alles trocknen lassen und die zweite Schicht drüber.

Erst wenn diese Schicht komplett trocken und geschlossen ist, darf der Fliesenleger auch nur eine Fliese an die Wand bringen.

Sicherheit geht vor – hier hört der Spaß auf

Bei aller Liebe zum Selbermachen: Finger weg von zwei Dingen!

  • Elektro: Arbeiten an der Elektrik im Bad sind lebensgefährlich und nur was für den eingetragenen Fachbetrieb. Er kennt die Schutzbereiche und weiß, wo eine Steckdose hin darf und wo nicht.
  • Wasser: Ein falsch verpresstes Rohr führt zu einem Wasserschaden, den deine Versicherung nicht bezahlen wird. Überlass das dem gelernten Installateur.

Fazit: Selber machen oder machen lassen?

Kannst du eine Trockenbauwand im Bad selbst bauen? Ja, absolut. Das Gerüst aufstellen und die Platten anschrauben ist mit etwas Übung machbar. Wenn du bei den reinen Materialkosten bleiben willst, rechne mal mit ca. 30-50 € pro Quadratmeter Wandfläche, je nach gewählter Platte und Zubehör.

Aber ich rate dir dringend, bei drei Punkten entweder einen Profi zu fragen oder es ihn machen zu lassen:

  1. Die exakte Planung der Installationen und Verstärkungen.
  2. Die hundertprozentig korrekte Ausführung der Abdichtung. Das ist der Knackpunkt.
  3. Alles, was mit Strom und Wasserleitungen zu tun hat.

Ein gut gemachtes Bad ist eine Investition, die sich über Jahrzehnte auszahlt. Arbeite langsam, sauber und ohne Kompromisse. Dann klappt’s auch mit der eigenen Wellness-Oase.

Augustine Schneider

Augustine ist eine offene und wissenshungrige Person, die ständig nach neuen Herausforderungen sucht. Sie hat ihren ersten Studienabschluss in Journalistik an der Uni Berlin erfolgreich absolviert. Ihr Interesse und Leidenschaft für digitale Medien und Kommunikation haben sie motiviert und sie hat ihr Masterstudium im Bereich Media, Interkulturelle Kommunikation und Journalistik wieder an der Freien Universität Berlin abgeschlossen. Ihre Praktika in London und Brighton haben ihren beruflichen Werdegang sowie ihre Weltanschauung noch mehr bereichert und erweitert. Die nachfolgenden Jahre hat sie sich dem kreativen Schreiben als freiberufliche Online-Autorin sowie der Arbeit als PR-Referentin gewidmet. Zum Glück hat sie den Weg zu unserer Freshideen-Redation gefunden und ist zurzeit ein wertvolles Mitglied in unserem motivierten Team. Ihre Freizeit verbringt sie gerne auf Reisen oder beim Wandern in den Bergen. Ihre kreative Seele schöpft dadurch immer wieder neue Inspiration und findet die nötige Portion innerer Ruhe und Freiheit.