Dein Zuhause kann mehr: Wohnen, Arbeiten & Präsentieren unter einem Dach – So geht’s richtig

von Aminata Belli
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Eine Wohnung, drei Welten: So nimmst du die Herausforderung an

Mal ehrlich, wer träumt nicht davon? Wohnen und Arbeiten in den eigenen vier Wänden zu verbinden, ohne das tägliche Pendel-Chaos, mit maximaler Flexibilität. In meiner Laufbahn als Einrichtungs-Profi habe ich diesen Wunsch unzählige Male gehört. Die Idee ist einfach super verlockend. Aber die Realität? Die sieht oft ganz anders aus.

Der Schreibtisch im Schlafzimmer raubt dir den Schlaf, Kundengespräche am Küchentisch wirken, naja, nicht gerade wie die Chefetage und das Arbeitschaos schwappt unaufhaltsam ins Private. Plötzlich ist nirgends mehr so richtig Feierabend.

Eine Wohnung multifunktional zu gestalten, ist eben mehr als nur ein paar Möbel hin- und herzuschieben. Es ist eine echte Kunst! Es geht darum, glasklare Zonen zu schaffen, die nebeneinander funktionieren, ohne sich in die Quere zu kommen. In diesem Guide teile ich meine Erfahrungen aus der Praxis und zeige dir, wie du eine Wohnung planst, die gemütliches Zuhause, produktives Büro und repräsentativer Showroom in einem ist. Und nein, das ist keine Magie, sondern einfach nur gutes Handwerk und eine verdammt gute Planung.

Die Grundlage: Planung ist wirklich ALLES

Bevor du auch nur einen Pinsel in die Hand nimmst, setz dich hin und plane. Das ist mit Abstand der wichtigste Schritt und erspart dir später jede Menge Geld, Zeit und Nerven. Ich starte jedes Projekt mit einer ehrlichen Bestandsaufnahme. Frag dich selbst:

  • WOHNEN: Wer lebt hier alles? Brauchst du absolute Ruhezonen? Gibt es Kinder oder Haustiere, die berücksichtigt werden müssen? Und ganz wichtig: Wie viel Stauraum für private Dinge brauchst du wirklich?
  • ARBEITEN: Was genau machst du? Programmierst du in stiller Konzentration oder führst du laute Telefonate? Wie viel Platz für Akten, Technik und Materialien ist nötig? Arbeitest du allein oder kommt auch mal ein Kollege vorbei?
  • PRÄSENTIEREN: Wer sind deine Kunden oder Gäste? Sollen Produkte, Pläne oder Kunstwerke gezeigt werden? Wie viele Leute empfängst du maximal gleichzeitig? Der erste Eindruck ist hier entscheidend.

Schreib die Antworten auf. Das ist dein persönliches Anforderungsprofil und die unumstößliche Basis für jede weitere Entscheidung.

Zonierung: Das Geheimnis der klaren Trennung

Der Schlüssel zum Erfolg ist die Zonierung. Du teilst deine Wohnung gedanklich in Funktionsbereiche auf. Dafür brauchst du nicht unbedingt Wände. Oft reichen schon visuelle oder akustische Tricks. Denk einfach in drei Zonen:

  1. Die öffentliche Zone: Das ist der Bereich, den deine Kunden sehen. Eingang, Garderobe, vielleicht eine kleine Warte-Ecke und der Präsentationsraum. Hier muss es immer blitzsauber und professionell aussehen.
  2. Die halb-private Zone: Dein eigentlicher Arbeitsplatz. Er kann an die öffentliche Zone andocken, braucht aber eine klare Abgrenzung. Hier darf es nach Arbeit aussehen, aber privates Chaos ist tabu.
  3. Die private Zone: Dein heiliger Gral. Schlafzimmer, privates Bad, die Kuschelecke auf dem Sofa. Dieser Bereich ist für Kunden und Arbeit absolut gesperrt.

Kleiner Tipp: Schnapp dir den Grundriss deiner Wohnung und male diese Zonen mit Textmarkern ein. Du siehst sofort, wo es hakt. Führt der Weg zum Kunden-WC mitten durch dein Schlafzimmer? Dann musst du was ändern!

Akustik & Licht: Die unsichtbaren Mitbewohner

Zwei Dinge werden fast immer unterschätzt, dabei entscheiden sie über Wohlfühlen oder Wahnsinn: Schall und Licht.

Schallschutz ist pure Lebensqualität
Harte Oberflächen wie Beton, Glas oder Parkett sind zwar schick, aber sie sind auch die reinsten Schall-Spiegel. Jeder Ton wird gnadenlos zurückgeworfen, was zu einem unangenehmen Hall führt. In einem Raum, in dem du konzentriert arbeiten oder ein Kundengespräch führen willst, ist das die Hölle. Aber keine Sorge, die Lösung ist oft einfacher als gedacht.

  • Budget-Lösung: Textilien sind deine besten Freunde! Ein dicker Wollteppich unter dem Besprechungstisch (ab ca. 200 € bei IKEA oder im Onlineshop), schwere Samtvorhänge vor den Fenstern (ca. 80-150 €) und ein gut gefülltes Bücherregal schlucken unglaublich viel Schall.
  • Profi-Lösung: Spezielle Akustikpaneele, die man an Wände oder Decken klebt. Die sehen heute richtig stylisch aus und sind super effektiv. Rechne hier mit Preisen ab ca. 40-70 € pro Panel, je nach Design und Hersteller.

Licht schafft Atmosphäre und Funktion
Mit Licht kannst du Zonen definieren und Stimmungen auf Knopfdruck ändern. Ein gutes Konzept hat immer drei Ebenen: Eine gleichmäßige Grundbeleuchtung (z. B. Deckenspots), eine gezielte Zonenbeleuchtung (die Hängelampe über dem Esstisch) und stimmungsvolle Akzentbeleuchtung (die Leselampe am Sessel).

Achte auf die Lichtfarbe: Für den Wohnbereich ist warmweißes Licht (unter 3.300 Kelvin) perfekt, es wirkt wie Kerzenlicht. Am Arbeitsplatz fördert neutralweißes Licht (bis 5.300 K) die Konzentration. Ein super Tipp sind smarte LED-Lampen, die du per App steuern kannst. So wechselst du mit einem Klick von „Fokus-Modus“ zu „Feierabend-Feeling“. Gute smarte Birnen gibt es schon ab 15 € pro Stück.

Achtung! Ich kann es nicht oft genug sagen: Alle Arbeiten an der Elektroinstallation sind ein Job für eine zertifizierte Elektrofachkraft. Das ist eine Frage deiner Sicherheit und deiner Versicherung.

So setzt du es um: Clevere Raumteiler von günstig bis edel

Wenn die Planung steht, geht’s ans Eingemachte. Wie trennst du die Bereiche jetzt am besten? Hier ein kleiner Vergleich, damit du die richtige Lösung für dein Budget und deinen Geschmack findest.

Schwere Vorhänge oder Paravents
Das ist die schnellste und günstigste Lösung. Ein an der Decke montiertes Schienensystem mit einem schweren Stoffvorhang kann einen Arbeitsbereich bei Bedarf komplett verbergen. Das ist super flexibel und schluckt auch noch Schall. Kostenpunkt für alles zusammen: ca. 150-300 €. Ein schöner Paravent tut es auch, ist aber eher ein optischer Sichtschutz.

Offene Regalsysteme
Ein Klassiker und immer noch genial. Ein hohes, offenes Regal teilt einen Raum optisch, ohne Licht zu klauen oder erdrückend zu wirken. Plus, du gewinnst Stauraum! Für eine einfache, aber effektive Lösung kann schon ein KALLAX-Regal von IKEA (ca. 80-150 €) als Raumteiler dienen. Eine maßgefertigte Lösung vom Tischler ist natürlich edler und stabiler, hier solltest du aber mit Kosten ab ca. 800 € pro laufendem Meter rechnen.

Schiebetüren: Der Verwandlungskünstler
Sie sind extrem praktisch, weil sie keinen Platz zum Aufschwingen brauchen. Eine große Schiebetür kann eine Arbeitsecke komplett vom Wohnraum trennen und sorgt für echten Schallschutz. Systeme, die vor der Wand laufen, sind einfacher zu montieren. Richtig schick sind die, die in der Wand verschwinden, aber das ist eher was für den Neubau oder eine Kernsanierung. Eine gute Schiebetür vom Fachmann inklusive Einbau liegt schnell bei 1.500 € aufwärts, ist aber eine Investition für die Ewigkeit. Achte auf einen Soft-Close-Mechanismus – das schont die Nerven!

Glastrennwände: Elegant und lichtdurchflutet
Die Luxuslösung. Sie trennt akustisch perfekt, aber der Raum bleibt visuell offen und hell. Ideal für einen professionellen Look. Hier muss unbedingt Sicherheitsglas (ESG oder VSG) verwendet werden. VSG ist noch besser, weil es bei einem Bruch nicht zersplittert und den Schall noch effektiver dämmt. Preislich bewegen wir uns hier, je nach Größe und Glasart, meist im Bereich von 1.000 bis 4.000 €.

Praxis-Check: Eine typische 2-Zimmer-Wohnung umgestalten

Stell dir mal eine typische 55-Quadratmeter-Wohnung vor. Langes, schlauchförmiges Wohnzimmer. Links die Tür, rechts das Fenster. Die typische Lösung: Sofa an die eine Wand, Fernseher an die andere, und in die hinterste, dunkelste Ecke wird ein Schreibtisch gequetscht. Das Ergebnis: ungemütlich und unpraktisch.

Was man stattdessen tun kann: Dreh das Sofa um 90 Grad und zieh es in den Raum hinein, sodass es eine „Rückenbarriere“ bildet. Dahinter platzierst du ein halbhohes Regal (ca. 200-500 €). Schwups, hast du den Raum in einen vorderen Wohnbereich und einen hinteren Arbeitsbereich geteilt. Der Weg zum Fenster bleibt frei, aber du hast eine klare optische Trennung. Den Wohnbereich definierst du zusätzlich mit einem großen Teppich. So einfach kann es sein!

Die Zonen im Detail: Worauf es wirklich ankommt

Der Präsentationsbereich: Deine Visitenkarte
Hier gilt: Weniger ist mehr. Reduziere alles auf das Nötigste. Unordnung ist der absolute Killer. Ein in den Tisch integrierter Kabelkanal mit Steckdosen und USB-Anschlüssen ist eine Investition, die sich tausendfach auszahlt. Die gibt es schon für 80-150 € und sie verhindern jedes Kabel-Chaos.

Der Arbeitsbereich: Deine Kommandozentrale
Ergonomie ist hier das A und O. Ein guter Bürostuhl und ein höhenverstellbarer Schreibtisch sind kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Ich habe zu viele Kunden mit Rückenproblemen gesehen, die am falschen Ende gespart haben. Einen soliden, höhenverstellbaren Schreibtisch gibt es mittlerweile schon ab ca. 300 €, für einen guten Stuhl solltest du mindestens 250 € einplanen. Und sorge für geschlossenen Stauraum. Am Ende des Tages: Klappe zu, Affe tot. Alles muss aus dem Sichtfeld verschwinden können.

Der Wohnbereich: Deine Oase
Das ist dein Hafen. Hier muss es gemütlich sein. Weiche Textilien, warme Farben, persönliche Deko. Ein großer Fehler ist es, hier Büromöbel zweckzuentfremden. Jeder Gegenstand sollte Entspannung und Zuhause schreien.

Aus meiner Erfahrung… Der beste Trick für den Kopf ist ein Feierabend-Ritual. Definiere eine „Feierabend-Kiste“. Um 18 Uhr kommen Laptop, Notizbuch und Stifte da rein. Deckel drauf. Job vorbei. Kostet nichts, wirkt Wunder.

Sicherheit und die Grenzen des Selbermachens

Bei aller Euphorie: Bitte nimm Sicherheit und Vorschriften ernst. Hier zu pfuschen, wird im besten Fall teuer, im schlimmsten Fall gefährlich.

  • Elektrik & Wasser: Finger weg! Das ist ausnahmslos ein Job für den Fachmann.
  • Wände einreißen: Bevor du zum Vorschlaghammer greifst, muss ein Statiker prüfen, ob die Wand tragend ist. Alles andere ist russisches Roulette mit deinem Zuhause.
  • Schadstoffe: Achte bei Farben, Lacken und Möbeln auf Siegel wie den „Blauen Engel“. Du verbringst so viel Zeit in diesen Räumen, da willst du keine Schadstoffe einatmen.

Viele Dinge kannst du selbst machen: Streichen, Möbel aufbauen, Teppiche verlegen. Aber sobald es an Installationen, maßgefertigte Einbauten oder tragende Teile geht, hol dir einen Profi. Ja, ein guter Handwerker kostet Geld – rechne mit Stundensätzen zwischen 60 € und 90 €. Aber er liefert Qualität, gibt dir eine Gewährleistung und erspart dir Ärger, der am Ende viel teurer wird.

Ein gut geplanter Raum, der alles kann, ist mehr als nur praktisch. Er steigert deine Lebens- und Arbeitsqualität enorm. Es ist ein Raum, der dir dient, und nicht umgekehrt. Nimm dir die Zeit für die Planung. Es lohnt sich, versprochen!

Inspirationen und Ideen

„Ein Bürostuhl auf Rollen kann auf kleiner Fläche bis zu 12 Kilometer pro Jahr zurücklegen.“

Diese enorme Belastung wird oft unterschätzt. Wählen Sie für den Arbeits- und Kundenbereich einen extrem widerstandsfähigen Bodenbelag. Designböden aus Vinyl oder hochwertiges Linoleum sind nicht nur robust und pflegeleicht, sondern auch in repräsentativen Holz- oder Steinoptiken erhältlich. So bleibt der professionelle Look dauerhaft erhalten.

Schon mal vom „Cloffice“ gehört?

Wenn der Platz extrem begrenzt ist, wird der Wandschrank zum Büro. Dieses Konzept nutzt Nischen und ungenutzte Schränke clever aus. Mit einer ausziehbaren Arbeitsplatte, integrierter Beleuchtung und schmalen Regalen entsteht ein vollwertiger Arbeitsplatz. Der Clou: Nach Feierabend schließen Sie einfach die Türen und das Chaos ist unsichtbar. Perfekt für eine klare Trennung von Arbeit und Freizeit auf kleinstem Raum.

Die Macht der Farbe gezielt nutzen:

Arbeitszone: Kühle, konzentrationsfördernde Töne wie Salbeigrün oder ein sanftes Blau helfen, den Fokus zu halten. Ein Farbton wie „Denim Drift“ von Dulux kann hier Wunder wirken.

Kundenbereich: Warme, einladende Greige- oder Taupe-Töne schaffen eine vertrauensvolle Atmosphäre, ohne zu privat zu wirken. Sie signalisieren Seriosität und Stilbewusstsein.

Nichts stört den professionellen Eindruck so sehr wie sichtbarer Kabelsalat. Investieren Sie in intelligentes Kabelmanagement. Eine schlichte Kabelbox von Marken wie Bluelounge bündelt Steckerleisten, während selbstklebende Kabelführungen unter der Schreibtischplatte für eine unsichtbare Ordnung sorgen. Ein kleiner Aufwand mit maximaler Wirkung für einen aufgeräumten Arbeits- und Präsentationsbereich.

  • Verbessert die Raumakustik spürbar
  • Schafft visuelle Trennung ohne Wand
  • Setzt einen modernen, textilen Akzent

Das Geheimnis? Akustikpaneele als Raumteiler. Statt eines starren Regals können an der Decke montierte Paneele aus Filz oder recyceltem PET (z.B. von SilentPET) aufgehängt werden. Sie schlucken Schall – ideal bei Telefonaten – und grenzen den Arbeitsplatz elegant vom Wohnbereich ab, ohne den Raum komplett zu schließen.

Der häufigste Fehler: Private Wohnmöbel im Empfangsbereich zu nutzen. Ein weiches Sofa signalisiert „Wohnzimmer“ und lädt zum entspannten Lümmeln ein, was im professionellen Kontext unpassend wirken kann. Ein stilvoller, aber festerer Sessel oder eine Designbank wahrt die professionelle Distanz, bietet Komfort und unterstreicht die geschäftliche Natur des Besuchs.

Licht ist Ihr mächtigstes Werkzeug zur Zonierung. Schaffen Sie unterschiedliche Lichtszenarien, die Sie je nach Nutzung aktivieren.

  • Fokus-Licht: Helles, neutralweißes Licht (ca. 4000 Kelvin) direkt über dem Arbeitsplatz fördert die Konzentration. Eine justierbare Schreibtischleuchte wie die Tolomeo von Artemide ist hier ein Klassiker.
  • Präsentations-Licht: Setzen Sie Spots gezielt auf Produkte oder Bilder, um diese in Szene zu setzen.
  • Wohn-Licht: Warmweiße, gedimmte Steh- und Tischleuchten (unter 3000 Kelvin) schaffen nach Feierabend eine gemütliche Atmosphäre.

In der traditionellen japanischen Architektur sind flexible Räume seit Jahrhunderten der Standard, getrennt durch leichte Schiebeelemente wie „Fusuma“ oder „Shoji“.

Dieses Prinzip lässt sich modern interpretieren. Denken Sie über raumhohe Schiebetüren aus mattiertem Glas oder leichte, abgehängte Stoffpaneele nach. Sie ermöglichen es, den Arbeitsbereich bei Bedarf komplett zu verbergen oder den Raum für einen Kundenempfang großzügig zu öffnen – eine elegante und funktionale Lösung.

Nutzen Sie die Macht des Duftes, um mental zwischen den Zonen zu wechseln. Ein elektrischer Diffusor kann hier subtile, aber wirkungsvolle Signale senden. Verwenden Sie im Arbeitsbereich anregende Düfte wie Zitrone, Rosmarin oder Minze zur Förderung der Konzentration. Im Wohnbereich sorgen entspannende Noten wie Lavendel, Sandelholz oder Zeder dafür, dass Sie nach Feierabend wirklich abschalten können.

Stauraum ist entscheidend, aber er muss zur jeweiligen Zone passen. Im öffentlichen Bereich sind geschlossene, grifflose Fronten (Push-to-Open) ideal. Sie wirken ruhig, aufgeräumt und fast wie eine Wandverkleidung. Systeme wie das BESTÅ von IKEA oder modulare Lösungen von USM Haller lassen sich so konfigurieren, dass private Unterlagen und Büromaterial komplett unsichtbar bleiben, während der professionelle und minimalistische Eindruck gewahrt wird.