Deine Pelargonien überwintern? So rettest du sie spielend leicht durch die kalte Jahreszeit!
Jedes Jahr das gleiche Spiel, oder? Sobald der Herbstwind um die Ecken pfeift und die Tage kürzer werden, kommt die große Frage auf: Wohin mit den geliebten Geranien, die den ganzen Sommer über den Balkon in ein Blütenmeer verwandelt haben? Ganz ehrlich, es wäre doch eine Schande, diese prächtigen Pflanzen einfach dem ersten Frost zu opfern.
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Viele nennen sie Geranien, wir Gärtner sagen meist Pelargonien. Aber egal, wie du sie nennst, eins ist klar: Diese Schönheiten kommen ursprünglich aus sonnigen, warmen Gegenden und kennen unsere kalten, nassen Winter nicht. Deshalb brauchen sie unsere Hilfe. Aber keine Sorge, das ist kein Hexenwerk, sondern solides Gärtner-Handwerk. Mit dem richtigen Timing und ein paar Kniffen schaffst du das locker.
Warum der ganze Aufwand? Ein kleiner Blick ins Innere der Pflanze
Um zu verstehen, was wir tun, müssen wir kurz überlegen, wie eine Pelargonie so tickt. Im Winter legt sie eine natürliche Ruhepause ein. Ihr Stoffwechsel fährt komplett runter, sie wächst nicht, sie blüht nicht – sie sammelt einfach nur Kraft fürs nächste Jahr. Unsere Aufgabe ist es, ihr dafür die perfekten Bedingungen zu schaffen. Und die sehen so aus:

- Kühle Temperaturen: Ideal sind so 5 bis 10 Grad Celsius. Ist es wärmer, denkt die Pflanze, es sei schon Frühling, und treibt lange, dünne, blasse Triebe. Diese sogenannten „Geiltriebe“ kosten nur unnötig Kraft und bringen später keine Blüten.
- Wenig Licht: In der Ruhephase braucht die Pflanze kaum Licht. Ein dunkler Keller ist oft besser als eine helle, warme Fensterbank, die nur falsche Wachstumssignale sendet.
- Ganz wenig Wasser: Das ist der Punkt, an dem die meisten scheitern! Da die Pflanze nicht wächst, braucht sie kaum Wasser. Zu viel Gießen führt unweigerlich zu Wurzelfäulnis – die Todesursache Nummer eins im Winterquartier.
Wir zwingen die Pflanze also nicht in einen künstlichen Schlaf. Wir geben ihr nur die Ruhe, die sie braucht, um unseren für sie unnatürlichen Winter zu überleben.
Das A und O: Der richtige Zeitpunkt und die Vorbereitung
Das Timing ist wirklich entscheidend. Warte nicht, bis der erste harte Frost in der Wettervorhersage auftaucht. Ein leichter Nachtfrost um den Gefrierpunkt ist meist kein Drama, aber sobald die Temperaturen nachts dauerhaft unter 5 Grad fallen, solltest du aktiv werden. Je nach Region kann das schon Ende September oder auch erst Ende Oktober sein. Behalte einfach das Wetter im Blick.

Bevor es ins Winterquartier geht, brauchen deine Schützlinge eine kleine Wellness-Behandlung. Plan dafür mal grob 5-10 Minuten pro Pflanze ein. Sauberes Arbeiten ist hier oberstes Gebot!
Was du bereitlegen solltest:
- Eine scharfe und saubere Gartenschere
- Etwas Spiritus oder Desinfektionsmittel zum Reinigen der Schere
- Handschuhe (optional, aber immer eine gute Idee)
- Eventuell wasserfeste Stifte und Etiketten, falls du verschiedene Sorten hast
Schritt 1: Ausputzen und Schädlings-Check
Schnapp dir jede Pflanze und entferne alles, was welk, trocken oder verblüht ist. Schau ganz genau hin! Siehst du Blattläuse oder kleine weiße Fliegen? Dann musst du jetzt handeln. Ein altbewährtes Hausmittel ist eine einfache Lauge aus Wasser mit ein paar Tropfen Spüli und einem Schuss Spiritus. Damit die Pflanze einsprühen und kurz einwirken lassen. Das erledigt die meisten Plagegeister, bevor sie sich im Winterquartier gemütlich machen und vermehren.
Schritt 2: Der Rückschnitt – Mut zur Schere!
Jetzt kommt die saubere Gartenschere zum Einsatz. Und ja, ich wische die Klingen wirklich vor jeder neuen Pflanze kurz mit Spiritus ab. Das verhindert die Übertragung von Krankheiten. Schneide alle Triebe kräftig zurück, so auf etwa eine Handbreit (ca. 10 cm). Achte darauf, dass an jedem Stummel noch zwei bis drei kleine, verdickte Stellen bleiben. Das sind die sogenannten „Augen“ oder „Knoten“, oft da, wo mal ein Blatt saß. Aus diesen treibt die Pflanze im Frühjahr wieder aus. Entferne auch fast alle restlichen Blätter. Das sieht brutal aus, ich weiß, aber es hat einen Sinn: Weniger Blätter bedeuten weniger Verdunstung und nehmen Pilzkrankheiten die Angriffsfläche.

Drei Wege ins Winterquartier: Finde die passende Methode für dich
Es gibt nicht den einen perfekten Weg. Welche Methode die beste ist, hängt davon ab, wie viel Platz du hast. Ich stelle dir mal die drei gängigsten vor – mit den ehrlichen Vor- und Nachteilen aus der Praxis.
Methode 1: Der Klassiker im Topf
Das ist die einfachste und sicherste Variante, besonders wenn du das zum ersten Mal machst. Die Pflanze wird wie oben beschrieben zurückgeschnitten, bleibt aber einfach in ihrem Topf. Lass die Erde vor dem Einräumen gut abtrocknen. Der perfekte Ort ist ein kühler Keller mit 5-10 Grad. Eine frostfreie Garage oder ein unbeheiztes Treppenhaus tun es auch. Achtung: Eine Garage geht nur, wenn du sicher bist, dass die Temperatur dort auch an sehr kalten Tagen nicht unter den Gefrierpunkt fällt. Im Zweifel einfach mal ein Thermometer aufstellen und messen!
Die Pflege im Winter ist minimal: Kontrolliere alle vier Wochen mal die Erde. Fühlt sie sich komplett trocken an, gib einen winzigen Schluck Wasser – wirklich nur so viel wie in ein Schnapsglas passt. Mehr nicht! Dünger ist absolut tabu.

Fazit: Super für Anfänger und wenige Pflanzen. Die Erfolgsquote ist sehr hoch, aber die Methode braucht am meisten Platz.
Methode 2: Platzsparend und wurzelnackt
So haben wir früher hunderte von Pflanzen überwintert. Nach dem Rückschnitt topfst du die Pelargonien aus und schüttelst die Erde vorsichtig von den Wurzeln. Ein kleiner Restballen darf aber dranbleiben, um die feinen Haarwurzeln zu schützen. Dann legst du die Pflanzen dicht an dicht in eine Kiste oder einen Karton, den du mit Zeitungspapier ausgeschlagen hast.
Hier wird gar nicht gegossen! Du musst aber alle 3-4 Wochen nachsehen, ob etwas schimmelt oder fault. Betroffene Pflanzen müssen sofort raus. Ganz ehrlich, als junger Gärtner hab ich mal eine ganze Kiste so vertrocknen lassen, weil ich dachte „nicht gießen“ heißt „nie wieder angucken“. Ein schmerzhaftes, aber lehrreiches Erlebnis! Man braucht ein bisschen Fingerspitzengefühl.
Fazit: Ideal, wenn du viele Pflanzen auf engstem Raum unterbringen musst. Das Risiko für Ausfälle ist aber etwas höher und du musst regelmäßig kontrollieren.

Methode 3: Die Hängepartie für Profis
Diese Methode liest man manchmal in alten Büchern. Die wurzelnackte Pflanze wird kopfüber an einer Leine im Keller aufgehängt, manchmal mit einer kleinen Plastiktüte über den Wurzeln. Die Theorie ist, dass die Säfte in die Wurzeln laufen. Ich sag’s aber, wie es ist: Hier habe ich die meisten Misserfolge bei Hobbygärtnern gesehen. Das Risiko, dass die Wurzeln komplett austrocknen, ist enorm.
Fazit: Eher was für Experimentierfreudige. Ich persönlich rate den meisten davon ab, der Frust ist oft vorprogrammiert.
Das große Erwachen im Frühling
Die Überwinterung ist nur die halbe Miete. Ab Ende Februar, Anfang März geht es in die zweite, entscheidende Phase. Viele Pflanzen gehen erst beim Auswintern kaputt!
1. Umzug ins Licht: Hol die Pflanzen aus dem dunklen Verlies, aber gib ihnen keinen Schock. Stell sie nicht direkt in die pralle Sonne. Ein heller, aber kühler Raum um die 15 Grad, zum Beispiel ein unbeheiztes Schlafzimmer am Nordfenster, ist perfekt.

2. Umtopfen und Feinschliff: Jetzt ist Zeit für frische Erde. Nimm am besten eine hochwertige Kübelpflanzen- oder spezielle Pelargonienerde. Finger weg von der billigsten Sorte, die wird oft schnell hart wie Beton. Der neue Topf sollte nur wenig größer sein als der Wurzelballen. Schau dir die Triebe an: Alle dünnen, blassen „Geiltriebe“ müssen weg. Kürze auch die anderen Triebe nochmal leicht ein, das regt einen buschigen Wuchs an.
3. Gießen mit Gefühl: Nach dem Umtopfen einmal angießen, und dann: Hände weg! Erst wieder gießen, wenn die Erde oben gut abgetrocknet ist. Gedüngt wird erst, wenn sich die ersten kräftigen, neuen Blätter zeigen.
4. Abhärten für Draufgänger: Nach den Eisheiligen Mitte Mai dürfen sie raus. Aber bitte nicht von 0 auf 100 in die pralle Mittagssonne! Stell sie erst für ein paar Tage an einen schattigen, geschützten Ort. Sonst gibt’s Sonnenbrand auf den zarten Blättern.
Typische Fehler, die du vermeiden kannst
- Ertränken im Frühling: Der Klassiker. Man meint es gut und gießt zu viel. Weniger ist hier absolut mehr.
- Zu warmes Winterquartier: Ein Heizungskeller ist der Tod jeder Pelargonie. Sie verausgabt sich und ist im Frühjahr völlig schlapp.
- Schimmel ignorieren: Kontrolliere deine Pflanzen im Winterquartier regelmäßig. Grauschimmel breitet sich schnell aus. Einmal pro Woche kurz die Tür aufmachen und lüften hilft schon enorm.
- Vergessene Namen: Du hast verschiedene Farben? Nichts ist ärgerlicher, als wenn die rote Hängegeranie plötzlich im Kasten für die weißen Stehenden landet. Ein kleiner Tipp: Nimm einen Holzspieß vom letzten Grillen, schreib die Farbe mit einem wasserfesten Stift drauf und steck ihn in die Erde. Kostet nichts, rettet aber im Frühling die Nerven.

Und, lohnt sich der ganze Aufwand?
Manchmal werde ich gefragt, ob es nicht einfacher wäre, jedes Jahr neue zu kaufen. Klar, einfacher schon. Aber darum geht es doch nicht, oder? Eine überwinterte Pelargonie ist im zweiten oder dritten Jahr oft viel kräftiger und blühfreudiger als eine junge Pflanze aus dem Gewächshaus. Sie wird zu einem richtigen kleinen Strauch.
Und rechne mal nach: Eine neue Pflanze kostet im Frühjahr schnell 3 bis 5 Euro. Für zehn Pflanzen bist du also locker 40 Euro los. Die Überwinterung kostet dich vielleicht eine Stunde Zeit und ein paar Euro für frische Erde. Die Ersparnis ist also da, aber das Gefühl, im Mai einen Stock auf den Balkon zu stellen, den man selbst durch den Winter gebracht hat – das ist unbezahlbar. Das ist der wahre Lohn unserer Arbeit.
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Der häufigste Fehler? Die Pelargonien aus Mitleid ins warme Wohnzimmer zu stellen. Die trockene Heizungsluft und das wenige Tageslicht sind purer Stress für die Pflanze. Sie reagiert mit langen, schwachen „Geiltrieben“ und wird zur leichten Beute für Spinnmilben und Läuse. Ein kühler, frostfreier Keller oder eine unbeheizte Garage sind die wahren Wellness-Oasen für die Winterpause.

Der unverkennbare Duft beim Rückschnitt: eine würzige, fast pfeffrige Note, die an sonnige Nachmittage erinnert. Das sind die ätherischen Öle in den Blättern, der natürliche Schutz der Pflanze. Dieser Geruch ist nicht nur ein Abschied vom Sommer, sondern das duftende Versprechen für die Blütenpracht des nächsten Jahres.

Auch im Winterquartier gibt es ungebetene Gäste?
Ja, leider. Selbst in kühler Umgebung können sich Schädlinge wie Trauermücken oder die Weiße Fliege breitmachen. Kontrollieren Sie Ihre Pflanzen daher alle paar Wochen. Ein paar Gelbtafeln, die Sie in die Töpfe stecken, verraten schnell einen Befall. Bei ersten Anzeichen hilft oft schon eine sanfte Dusche oder das Besprühen mit einer milden Neemöl-Lösung, um die Störenfriede loszuwerden, bevor sie zur Plage werden.

Gutes Werkzeug ist die halbe Miete. Für einen sauberen Schnitt, der schnell verheilt und Krankheiten vorbeugt, ist eine scharfe Gartenschere unerlässlich. Mehr braucht es eigentlich nicht:
- Eine hochwertige Bypass-Schere, z.B. von Gardena oder Felco, für präzise Schnitte.
- Ein Tuch mit Spiritus, um die Klingen vorher zu desinfizieren.
- Handschuhe, um die Hände sauber zu halten.
Klassisch im Topf: Die einfachste Methode. Die Pflanze wird zurückgeschnitten und bleibt in ihrem Topf. Das erfordert mehr Platz, aber der Wurzelballen ist gut geschützt und die Feuchtigkeitskontrolle ist unkompliziert.
Platzsparend & wurzelnackt: Ideal für alle mit wenig Kellerraum. Die Pflanze wird ausgetopft, die Erde abgeschüttelt und der Wurzelballen in Zeitungspapier oder eine Papiertüte gewickelt. Diese Methode erfordert etwas mehr Fingerspitzengefühl beim gelegentlichen Befeuchten der Wurzeln.



