Bettgröße finden: Wie ein paar Zentimeter über guten Schlaf (und Hausfrieden) entscheiden

von Adele Voß
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In meiner Werkstatt erlebe ich das fast jede Woche. Ein Paar kommt rein, die Augen leuchten, voller Pläne für das neue Zuhause. Es wird über Holzarten gefachsimpelt, über die perfekte Beize diskutiert, das Kopfteil geplant. Aber wenn ich dann frage: „Und welche Größe soll das gute Stück denn haben?“, herrscht oft erstmal Stille. Meistens kommt dann ein zögerliches: „Naja, ein Doppelbett eben.“ Das ist ein Anfang, klar. Aber ganz ehrlich? Zwischen „einem Doppelbett“ und einer echten Oase der Erholung liegen Welten.

Ich bin Tischler, und das mit Leib und Seele. Seit über 20 Jahren baue ich Möbel, die im besten Fall ein Leben lang halten. Und kein Möbelstück wird so intensiv genutzt wie das Bett. Wir verbringen darin gut ein Drittel unseres Lebens! Eine falsche Entscheidung bei der Größe rächt sich Nacht für Nacht. Es geht dabei nicht nur um nackte Zahlen, sondern um Bewegungsfreiheit, um die Atmosphäre im Raum und, am allerwichtigsten, um die Qualität deines Schlafs.

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Dieser Ratgeber hier kommt direkt von der Werkbank. Stell dir vor, wir stehen zusammen da und ich zeig dir, worauf es wirklich ankommt. Wir reden über Maße, aber vor allem über das, was dahintersteckt.

1. Die Basis: Erst messen, dann träumen

Bevor wir uns in Bett-Designs verlieren, brauchen wir Fakten. Das Erste, was ich meinen Azubis beibringe, ist der alte Spruch: „Zweimal messen, einmal sägen.“ Und das gilt für die Schlafzimmerplanung erst recht.

Der Raum gibt den Ton an

Schnapp dir ein Maßband. Aber miss nicht nur stur Länge mal Breite des Zimmers. Viel wichtiger ist, was wirklich an Stellfläche da ist. Wo sind die Türen? Wo die Fenster? Und – ganz wichtig – wie weit schwingen die Schranktüren auf? Mach dir eine simple Skizze, das hilft ungemein.

Eine Faustregel hat sich über die Jahre bewährt: Du solltest um das Bett herum mindestens 60 cm Platz lassen. An den Seiten, wo du ein- und aussteigst, würde ich sogar 80 cm empfehlen. Warum das so entscheidend ist?

bettgroesse - ein kleines holzbett
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  • Bewegungsfreiheit: Du willst morgens bequem das Bett machen können, ohne dich wie ein Schlangenmensch zu verbiegen. Und nachts zum Bad torkeln, ohne über die Kommode zu stolpern.
  • Möbelnutzung: Nichts ist ärgerlicher als eine Schranktür, die ständig gegen den Bettrahmen knallt. Miss mal aus, wie weit deine Schubladen und Türen aufgehen, und rechne einen kleinen Puffer drauf. Ich hatte mal einen Kunden, der sich in ein wuchtiges Polsterbett verliebt hatte. Ende vom Lied: Die Schlafzimmertür ging nur noch halb auf. Autsch.
  • Luftzirkulation: Ein Punkt, den viele total unterschätzen. Ein Bett, das zu eng an einer kalten Außenwand steht, kann die Luftzirkulation blockieren. Das Ergebnis? Feuchtigkeit staut sich und im schlimmsten Fall bildet sich Schimmel. Die 60 cm sind also auch eine kleine Gesundheitsvorsorge.

Kleiner Tipp aus der Praxis: Leg Zeitungen oder alte Kartons in der gewünschten Bettgröße auf den Boden. Dann lauf drumherum. Öffne alle Türen, zieh alle Schubladen auf. So kriegst du ein echtes Gefühl für den Raum, der übrig bleibt.

bettgroesse - riesiges bett im schlafzimmer

Achtung, Falle! Der Weg ist das Ziel

Was nützt das schönste 220-cm-Bett, wenn es nicht ins Schlafzimmer kommt? Das ist ein Klassiker! Miss deshalb nicht nur den Raum, sondern auch den Weg dorthin. Passen die Teile durchs Treppenhaus? Um die enge Kurve im Flur? Durch die Türrahmen? Das erspart dir eine Menge Schweiß und Tränen am Liefertag.

Übrigens, ein kleiner Werkstatt-Hack: Wenn du alleine misst, kleb das Ende vom Maßband einfach mit einem Stück Malerkrepp am Boden fest. Das verrutscht nicht und hinterlässt keine Spuren.

2. Die gängigen Größen – mal Klartext gesprochen

Lass dich von Begriffen wie „Queen Size“ oder „King Size“ nicht verrückt machen. Wir orientieren uns hier an den klaren Zentimeter-Angaben. Und denk dran: Das Außenmaß des Bettgestells ist immer größer als das Matratzenmaß! Ein Bett für eine 180×200 cm Matratze kann je nach Rahmen schnell mal 190×210 cm im Raum beanspruchen. Plane das unbedingt mit ein.

bettgroesse - riesiges ovales bett

Für Singles: Von praktisch bis luxuriös (90 bis 120 cm)

Ein 90 x 200 cm Bett ist der Klassiker für Jugend- oder Gästezimmer. Für einen Erwachsenen, der jeden Tag darin schläft, kann das aber schon kuschelig werden. Ich empfehle da eher 100 x 200 cm. Diese 10 cm mehr machen einen riesigen Unterschied im Komfort aus. Wer richtig Platz für sich allein will, ist mit 120 x 200 cm bestens bedient. Das ist schon fast eine kleine Wohlfühloase.

Für Paare: Von der Kompromisslösung zum Traumschloss

Hier wird’s spannend. Schauen wir uns die Optionen mal genau an:

  • Das „Französische Bett“ (140 x 200 cm): Beliebt bei jungen Paaren, oft das erste gemeinsame Bett. Der große Vorteil: Man hat eine durchgehende Matratze ohne die berühmte „Besucherritze“. Der Nachteil liegt aber auf der Hand: Jede Drehung des Partners spürst du sofort mit. Mit 70 cm pro Person hat man weniger Platz als in einem Standard-Einzelbett. Ehrlich gesagt, rate ich dazu nur, wenn der Platz extrem knapp ist oder beide schlafen wie die Murmeltiere.
  • Das Komfort-Doppelbett (160 x 200 cm): Ab hier wird’s für Paare richtig interessant. 80 cm pro Person sind schon deutlich bequemer. Der entscheidende Sprung ist aber: Ab dieser Breite kannst du problemlos zwei einzelne Lattenroste und Matratzen (je 80×200 cm) nutzen. Jeder kann seinen Härtegrad und seine Lattenrosteinstellung passend zum eigenen Körper wählen. Das ist orthopädisch fast immer die bessere Wahl.
  • Der Goldstandard für Paare (180 x 200 cm): Wenn der Raum es hergibt, ist das meine klare Empfehlung. Jeder hat seine eigenen 90 cm – also ein vollwertiges Einzelbett für sich. Man kann sich ausstrecken, drehen und wenden, ohne den anderen zu stören. Zwei getrennte Matratzen und Roste sind hier Standard, was für maximalen individuellen Komfort und Schlafruhe sorgt.
  • Das Familien- & Luxusbett (200 x 200 cm und mehr): Purer Luxus. Ideal für Paare, die viel Platz lieben, oder als Familienbett, wenn nachts mal kleine Besucher dazukommen. Aber Achtung: So ein Bett dominiert den Raum. Bettgestelle, Matratzen und vor allem die Bettwäsche (Spannbettlaken!) sind deutlich teurer und die Auswahl ist kleiner.
bettgroesse - rundes grosses bett
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Kleine Zwischenfrage: Was ist mit der „Besucherritze“?

Ah, die ewige Frage. Wenn man zwei Matratzen hat, entsteht in der Mitte eine Lücke. Was tun? Es gibt zwei gängige Lösungen:

Eine „Liebesbrücke“ ist ein einfacher Schaumstoffkeil, den man in die Ritze steckt. Das ist eine günstige Lösung (kostet ca. 15-30 €), aber man spürt sie oft trotzdem noch ein bisschen. Die bessere, aber auch teurere Variante ist ein durchgehender Topper, den man über beide Matratzen legt. Er schafft eine einheitliche Liegefläche. Aber Vorsicht: Ein Topper kann die individuellen Eigenschaften der darunterliegenden Matratzen (z.B. unterschiedliche Härtegrade) etwas abschwächen. Am besten lässt du dich da im Fachgeschäft beraten, was zu deinen Matratzen passt.

3. Worauf kaum einer achtet: Die geheimen Komfort-Faktoren

Die reinen Maße sind nur die halbe Miete. Es gibt ein paar technische Details, die den täglichen Komfort massiv beeinflussen.

Die Liegehöhe (oder: Wie komme ich morgens aus dem Bett?)

Gemeint ist die Höhe der Matratzenoberkante vom Boden. Ideal ist eine Höhe zwischen 50 und 60 cm. Das macht das Aufstehen und Hinsetzen so viel einfacher – man fällt nicht ins Bett und muss sich nicht mühsam hochhieven. Das ist nicht nur was für Senioren, sondern für jeden mit einem Rücken. Rechne einfach zusammen: Höhe des Bettrahmens + Höhe des Lattenrosts + Höhe der Matratze.

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Die Einlegetiefe (oder: Warum rutscht meine Matratze?)

Eines der wichtigsten Maße überhaupt und wird ständig übersehen! Die Einlegetiefe sagt, wie tief Lattenrost und Matratze im Rahmen versinken. Ist sie zu gering (z.B. nur 8 cm), liegt die Matratze nur obenauf und rutscht bei jeder Bewegung hin und her. Das nervt! Eine gute Einlegetiefe liegt bei 12 bis 16 cm. So wird die Matratze sicher gehalten. Als Faustregel sollte die Matratze mindestens 4-5 cm tief im Rahmen sitzen.

4. Die harte Realität: Probleme und Lösungen

Die Theorie ist schön und gut, aber was, wenn das Schlafzimmer klein, schräg oder schmal ist?

Problem: Kleines Schlafzimmer

In vielen Stadtwohnungen ist das eine Herausforderung. Meine Tipps:

  • Wähle ein Bettgestell mit einem sehr schmalen Rahmen. Dicke Polsterbetten klauen wertvollen Platz.
  • Verzichte auf ein wuchtiges Fußteil. Das öffnet den Raum optisch.
  • Nutze die Höhe mit einem Bettkasten für Stauraum. Achte aber auf eine gute Belüftung, damit die Matratze atmen kann!
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Problem: Bett unter der Dachschräge

Stell das Bett entweder mit dem Kopfteil an die hohe Wand oder wähle, wenn es unter die Schräge muss, ein sehr niedriges Bett (z.B. ein Futonbett) ohne Kopfteil. Setz dich auf die Matratze und teste, ob du aufrecht sitzen kannst, ohne dir den Kopf zu stoßen.

5. Die alles entscheidende Frage: Was kostet der Spaß?

Ein Bett ist eine Investition, also lass uns mal über Geld reden. Die Folgekosten werden oft unterschätzt. Ein Umstieg von 140 cm auf 180 cm ist mehr als nur ein neuer Rahmen.

Mal eine grobe Beispielrechnung:

  • Setup 140×200 cm: Ein solider Rahmen (ca. 300-800 €), ein guter Lattenrost (ca. 100-250 €) und eine vernünftige Matratze (ca. 400-900 €). Macht zusammen grob 800 bis 1.950 €.
  • Setup 180×200 cm: Ein solider Rahmen (ca. 500-1.500 €), ZWEI gute Lattenroste (2 x 80-200 €, also 160-400 €) und ZWEI vernünftige Matratzen (2 x 300-700 €, also 600-1.400 €). Macht zusammen grob 1.260 bis 3.300 €.

Dazu kommen noch die Kosten für größere Spannbettlaken und Bettbezüge. Das sollte man von Anfang an im Budget haben.

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Der ultimative Test im Möbelhaus

Wie testet man ein Bett richtig? Bitte nicht nur für 30 Sekunden stocksteif drauflegen! Nimm dir Zeit. Wirklich.

Leg dich für mindestens 10-15 Minuten hin. Dreh dich in deine typische Schlafposition, egal ob Seite, Rücken oder Bauch. Setz dich mal auf die Kante, so als würdest du morgens aufstehen. Gibt die Kante stark nach? Fühlt sich alles stabil an? Wenn du mit deinem Partner da bist, legt euch zusammen rein. Wenn sich einer umdreht, wackelt dann das ganze Bett? Nur so bekommst du ein echtes Gefühl dafür.

Zusammengefasst: Deine Checkliste für den Bettkauf

Puh, ganz schön viele Infos, oder? Aber keine Sorge. Wenn du diese Punkte im Kopf behältst, bist du auf der sicheren Seite.

  1. Miss alles aus: Den Raum, die Laufwege (mind. 60-80 cm!), die Türen und ganz wichtig: den Weg ins Schlafzimmer!
  2. Denk an dich: Die Bettlänge sollte deine Körpergröße + 20 cm sein. Für Paare sind 180×200 cm der Goldstandard für ruhige Nächte.
  3. Achte auf die Details: Eine bequeme Liegehöhe (50-60 cm) und eine ausreichende Einlegetiefe (min. 12 cm) sind entscheidend.
  4. Plane das Budget realistisch: Ein größeres Bett bedeutet höhere Kosten für das gesamte Schlafsystem und die Bettwäsche.
  5. Prüfe die Stabilität: Rüttel am Ausstellungsstück! Ein gutes Bett ist massiv und hat stabile Verbindungen. Ab 160 cm Breite ist eine Mittelstrebe mit Stützfüßen Pflicht.

Ein Bett ist die Grundlage für deine Gesundheit und Erholung. Nimm dir die Zeit für diese Entscheidung. Ich hoffe, diese Einblicke aus der Werkstatt helfen dir dabei, das Bett zu finden, in dem du viele, viele Jahre lang fantastisch schlafen wirst.

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Wussten Sie, dass der durchschnittliche Mensch sich im Schlaf bis zu 60 Mal pro Nacht bewegt?

Wenn Ihr Partner zu diesen „aktiven Schläfern“ gehört, kann das selbst im größten Bett zu Störungen führen. Die Lösung aus der Praxis, die den Hausfrieden rettet: zwei getrennte Matratzen in einem gemeinsamen Bettrahmen. So werden Bewegungen kaum auf die andere Seite übertragen. Führende Hersteller wie Schlaraffia oder Emma bieten hierfür spezielle Partnermatratzen oder zwei einzelne Kerne in einem durchgehenden Bezug an – so entsteht auch keine störende „Besucherritze“.

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Der Traum vom King-Size-Bett ist groß, aber was ist mit den Folgekosten?

Eine oft übersehene Dimension ist die der Bettwäsche. Standardgrößen (135×200 cm für Decken) sind überall günstig zu finden. Doch für ein opulentes 200×200 cm Bett benötigen Sie auch entsprechend große Bettdecken und Laken. Bettwäsche in Übergrößen, etwa von Marken wie Janine oder Essenza, ist nicht nur seltener, sondern oft auch deutlich teurer. Planen Sie dieses Budget von Anfang an mit ein, damit der Traum vom Luxusbett nicht beim ersten Bettwäschekauf platzt.

Boxspringbett vs. klassisches Lattenrost: Eine Frage der Höhe.

Die Bettgröße ist nicht nur eine Frage der Liegefläche, sondern auch der Einstiegshöhe. Ein klassisches Bett mit Lattenrost hat oft eine Liegehöhe von 40-50 cm. Ein Boxspringbett, wie die von Swiss Sense oder Revor, kommt schnell auf 60-70 cm. Diese zusätzliche Höhe kann einen Raum kleiner wirken lassen, bietet aber einen bequemeren Ein- und Ausstieg, was besonders im Alter ein Segen ist. Berücksichtigen Sie diesen vertikalen Aspekt bei Ihrer Raumplanung!

Adele Voß

Adele Voß ist 1979 in Wien geboren und hat dort Kunstgeschichte studiert. Deshalb sind ihre Interessen als Online-Autorin auf die Bereiche Kunst und Kultur gerichtet.  Ihrer Meinung nach muss man Mode und Design ebenso als Quellen kreativer Inspiration betrachtet und als Ausdruck der menschlichen Persönlichkeit. Adele macht ihre Leser gerne aufmerksam auf die tiefere Bedeutung der Trends im Innendesign im Konkreten und auch in der modernen Lebensweise im Allgemeinen. Adele Voß schreibt darüber hinaus gerne übers Thema Gesundheit. Es umfasst Artikel über gesundes Abnehmen, gesunde Speisen und Getränke und auch über sportliche Aktivitäten in jedem Alter. In ihrer Freizeit kocht sie gern für die Familie und sie alle reisen oft zusammen.