Vom flachen Brett zum lebendigen Werkzeug: Was hinter dem neuen Windows-Design steckt

von Emma Wolf
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Ich kann mich noch gut an eine Zeit erinnern, als die Design-Welt bei Betriebssystemen plötzlich auf den Kopf gestellt wurde. In unserer kleinen Softwareschmiede, wo wir täglich an Lösungen für Handwerksbetriebe tüfteln, war die Debatte damals riesig. Der Hersteller präsentierte eine radikal neue Oberfläche – alles war flach, kantig und komplett auf Touch-Bedienung ausgelegt. Ein mutiger Schritt, vielleicht sogar ein bisschen zu mutig, wie sich mit der Zeit herausstellte.

Heute, viele Jahre später, hat sich das Blatt gewendet. Die neue Design-Philosophie ist vielschichtiger und, ehrlich gesagt, auch deutlich cleverer. Und nein, es geht hier nicht nur um ein paar neue, bunte Icons. Es ist eine grundlegende Überarbeitung, wie wir mit unseren Geräten interagieren sollen. Als jemand, der quasi an der Werkbank zwischen Mensch und Computer steht, schaue ich da natürlich ganz genau hin. Denn gutes Design ist wie gutes Werkzeug: Es macht die Arbeit leichter und nicht komplizierter.

Warum ein flaches Design einfach nicht genug war

Um zu verstehen, wohin die Reise geht, müssen wir kurz schauen, wo wir herkommen. Das ältere, sehr flache Design war eine direkte Reaktion auf den Aufstieg von Tablets. Die Idee war simpel: Große, bunte Kacheln, die man easy mit dem Finger trifft. Keine Schatten, keine 3D-Effekte, nichts, was an die echte Welt erinnert. Man nannte das „digital authentisch“ – die Oberfläche sollte stolz zeigen, dass sie nur aus Pixeln besteht.

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Physikalisch betrachtet war das eine rein zweidimensionale Welt. Es gab nur links, rechts, oben und unten. Tiefe? Fehlanzeige. Für simple Aufgaben auf einem Touchscreen war das okay. Aber am Desktop-PC mit Maus und Tastatur fühlte es sich oft steril, fast schon leblos an. Allen Elementen fehlte eine klare Hierarchie; alles schwebte irgendwie auf derselben Ebene. Was ist jetzt wichtiger? Welches Fenster liegt vorne? Oft war das nicht auf den ersten Blick klar.

Und genau hier setzt das neue Konzept an. Es bringt die dritte Dimension zurück, aber auf eine sehr subtile und moderne Art. Man kann es sich wie die Eigenschaften eines guten Materials vorstellen. Die Profis sprechen da von fünf Grundpfeilern:

  • Licht: Stell dir vor, du fährst mit der Maus über einen Button und sein Rand leuchtet sanft auf. Das ist Licht. Es lenkt deine Aufmerksamkeit und zeigt dir, womit du gerade interagierst.
  • Tiefe: Durch ganz dezente Schatten und leichte Unschärfe im Hintergrund wird sofort klar, was im Vordergrund ist. Das schafft Ordnung im Kopf und auf dem Bildschirm.
  • Bewegung: Wenn du ein Fenster öffnest und es nicht einfach nur „plopp“ macht, sondern sich sanft aus der Mitte heraus entfaltet, ist das Bewegung. Es gibt dir Feedback und macht das ganze System lebendiger.
  • Material: Die Oberflächen selbst fühlen sich jetzt unterschiedlich an. Das beste Beispiel ist das „Acryl“-Material. Das kennst du vom Startmenü: dieser leicht durchsichtige, unscharfe Milchglas-Effekt. Er schafft eine visuelle Verbindung zu dem, was dahinterliegt.
  • Maßstab: Das Design muss auf einem riesigen 4K-Monitor genauso gut aussehen und funktionieren wie auf einem kleinen Tablet. Es passt sich also flexibel an die Größe an.

Zusammen ergibt das eine Oberfläche, die sich viel intuitiver anfühlt, weil sie Prinzipien aus der echten Welt nutzt, die unser Gehirn schon kennt.

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Ein Blick in die Werkstatt: So entstehen die neuen Symbole

Ein Icon ist das Aushängeschild einer App. Es muss oft auf winzigen 16×16 Pixeln noch erkennbar sein und trotzdem seine Funktion vermitteln – eine echte Kunst! Für das aktuelle System wurden über hundert dieser kleinen Gesichter komplett neu gezeichnet.

Während das alte Design extrem simple, einfarbige Piktogramme vorschrieb, erlaubt das neue wieder mehr Details. Die aktuellen Symbole für Office oder die System-Apps nutzen sanfte Farbverläufe, die eine Form andeuten, fast wie bei einem echten Objekt. Sie haben weiche Kanten und subtile Schatten, die ihnen Tiefe verleihen. Sie kleben nicht mehr flach auf dem Bildschirm, sondern wirken greifbarer.

Das aktuelle Windows-Logo ist dafür das perfekte Beispiel. Die frühere Version war einfarbig und streng geometrisch. Die neue Version behält zwar die bekannte Fensterform bei, aber die vier Kacheln haben jetzt unterschiedliche Blautöne mit einem leichten Verlauf. Es sieht so aus, als würde Licht durch das Fenster fallen. Eine winzige Änderung mit enormer Wirkung: Das Logo wirkt freundlicher und dynamischer, ohne an Wiedererkennbarkeit zu verlieren.

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Übrigens, ein ganz wichtiger Punkt ist die Konsistenz. Ich sehe das oft bei unseren Azubis: Sie entwerfen ein super Einzelstück, aber im Gesamtbild passt es einfach nicht. Die große Herausforderung für die Designer des Betriebssystems ist es, einen einheitlichen Look für Hunderte von Programmen zu schaffen. Deshalb basieren alle neuen Symbole auf einem gemeinsamen Raster und einer festen Farbpalette. Das schafft eine visuelle Klammer, die alles zusammenhält. Endlich wird auch mal aufgeräumt – wer sich heute tief ins System klickt, findet immer noch uralte Icons aus grauer Vorzeit. Das ist, als würdest du in einem hochmodernen Haus eine rostige Türklinke aus Omas Zeiten finden. Passt einfach nicht!

Was bringt mir das als normaler Nutzer eigentlich?

Okay, genug der Theorie. Die wichtigste Frage ist doch: Was habe ich am Ende des Tages davon? Die Vorteile sind oft subtil, aber in der Summe machen sie einen echten Unterschied.

Ganz oben auf der Liste steht eine bessere Orientierung. Durch Tiefe und Licht siehst du sofort, welches Fenster aktiv ist oder welcher Button geklickt werden will. Dein Blick wird ganz natürlich auf das Wichtige gelenkt.

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Außerdem bekommst du ein einheitlicheres Erlebnis. Egal, ob du am PC sitzt oder ein Tablet nutzt, die Bedienung fühlt sich vertrauter an, weil die visuelle Sprache dieselbe ist. Und, mal ehrlich: Eine moderne Ästhetik macht die tägliche Arbeit einfach angenehmer.

Kleiner Tipp: Probier’s doch mal selbst aus!

  1. Öffne dein Startmenü. Siehst du diesen leichten Unschärfe-Effekt, der deinen Desktop-Hintergrund durchscheinen lässt? Das ist das „Acryl“-Material in Aktion.
  2. Fahre jetzt langsam mit der Maus über die App-Kacheln. Merkst du, wie der Rand der Kachel hell aufleuchtet, kurz bevor du sie erreichst? Das ist der „Licht“-Effekt.

Ach ja, und ein oft übersehener, aber super wichtiger Punkt ist die Barrierefreiheit. Klare Kontraste und eine saubere visuelle Hierarchie helfen nicht nur Menschen mit Sehschwächen, sondern jedem, der sich schnell ablenken lässt. Gutes Design ist eben für alle da.

Für die Technik-Freaks: Ein Blick unter die Haube

Für uns Entwickler ist das Ganze mehr als nur ein hübsches Make-up. Es ist ein kompletter Werkzeugkasten. Mit den richtigen Tools, wie zum Beispiel der WinUI-Bibliothek (quasi Microsofts Baukasten für moderne Oberflächen), können wir diese Effekte mit wenigen Zeilen Code in unsere eigenen Programme einbauen. Das spart massig Zeit und sorgt dafür, dass sich unsere Software anfühlt, als wäre sie aus einem Guss mit dem Betriebssystem.

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Aber Achtung! Hier liegt auch eine Falle. Ich erinnere mich an ein Projekt von uns, da waren wir anfangs so begeistert von den Möglichkeiten, dass wir alles eingebaut haben, was ging: Transparenz hier, Animationen da, Leuchteffekte überall. Das Ergebnis? Auf älteren Rechnern war die App unerträglich langsam. Da haben wir gelernt: Ein guter Handwerker setzt sein Werkzeug gezielt ein, nicht alles auf einmal. Weniger ist oft mehr.

Ein Profi-Tipp: Moderne Systeme können diese Effekte automatisch abschalten, wenn die Hardware zu schwach ist. Als Entwickler kann man das aber auch manuell steuern, zum Beispiel, indem man die Unschärfe nur im aktiven Fenster rendert. Das ist die Art von Detailarbeit, die eine gute von einer mittelmäßigen Anwendung unterscheidet.

Worauf du achten solltest und der Werkzeugkasten für Selbermacher

Bei jeder großen Umstellung gibt es natürlich auch ein paar Dinge zu beachten. Menschen sind Gewohnheitstiere. Wenn sich plötzlich alles ändert, sorgt das für Frust. Deshalb werden die Änderungen am System auch nur sehr behutsam und schrittweise ausgerollt. Die Grundstruktur bleibt meist erhalten.

Und noch ein Wort zur Barrierefreiheit: Das ist keine Kür, sondern Pflicht. Es gibt klare gesetzliche Vorgaben (Stichwort: Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung), die vorschreiben, dass Software im öffentlichen Bereich für jeden nutzbar sein muss. Aber auch für alle anderen ist es ein Zeichen von Qualität. Immer die Kontraste prüfen und sicherstellen, dass die App auch nur per Tastatur bedienbar ist!

Für alle, die tiefer graben wollen, hier ein kleiner „Werkzeugkasten“:

  • Offizielle Doku: Such einfach mal online nach „Microsoft Fluent Design System“. Dort findest du die offiziellen Richtlinien und Prinzipien der Designer. Super spannend!
  • Entwickler-Tools: Wer selbst Code schreibt, sollte nach „WinUI“ auf Plattformen wie GitHub suchen. Das ist der offene Baukasten für die neuen Oberflächen.
  • Barrierefreiheit-Regeln: Die globalen Standards findest du unter dem Stichwort „WCAG“ (Web Content Accessibility Guidelines). Das ist die Bibel für zugängliches Design.

Letztendlich ist diese Design-Evolution ein Marathon, kein Sprint. Es wird noch eine Weile dauern, bis wirklich jede Ecke des Systems modernisiert ist. Aber der Weg stimmt: weg von einer dogmatischen, flachen Welt hin zu einer flexibleren, intuitiveren und menschlicheren Gestaltung. Es ist die Rückkehr des guten Handwerks in die digitale Welt. Und das kann man doch nur gut finden, oder?

Emma Wolf

Ich liebe es, unseren Lesern und Leserinnen praktische und einzigartige Informationen, Tipps und Life Hacks über allmögliche Themen zu geben, die sie in ihrem Alltag auch tatsächlich anwenden können. Ich bin immer auf der Suche nach etwas Neuem – neuen Trends, neuen Techniken, Projekten und Technologien.