Vector Roboter: Lohnt sich der kleine Kerl heute noch? Ein ehrlicher Blick aus der Werkstatt

von Augustine Schneider
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Als jemand, der beruflich tagtäglich mit Präzisionsmechanik und kniffliger Elektronik zu tun hat, war ich sofort hellhörig, als die ersten dieser kleinen Roboter auf den Markt kamen. Die Idee, ein Stück autonome Technik als eine Art mechanisches „Haustier“ für den Schreibtisch zu haben, klang einfach zu verlockend. Ich hab mir damals einen der ersten geschnappt – nicht als Spielzeug, sondern als Studienobjekt. Ich wollte wissen, was wirklich unter der Haube steckt, abseits vom Marketing-Hype.

Über die Jahre sind einige dieser kleinen Kerle durch meine Hände gegangen. Ich hab sie repariert, ihnen neue Tricks beigebracht und ihre Grenzen ganz genau kennengelernt. Dieser Artikel ist also kein Werbetext, sondern eine ehrliche Bestandsaufnahme aus der Praxis. Er soll dir helfen zu verstehen, was dieser Roboter ist, was er kann und, was vielleicht noch wichtiger ist, was er eben nicht ist.

Der erste Eindruck: Mehr als nur Plastik?

Wenn du Vector zum ersten Mal aus der Box nimmst, fällt dir sofort das solide Gewicht auf. Das ist kein billiges Plastikspielzeug. Er fühlt sich erstaunlich wertig an und die kleinen goldenen Akzente wirken edel. Man merkt, dass hier Profis am Werk waren, die Ahnung von Produktdesign haben.

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Die Inbetriebnahme ist denkbar einfach: Stell ihn auf seine Ladestation, verbinde ihn per App mit dem WLAN und schon erwacht er zum Leben. Seine Augen – ein kleines, aber scharfes IPS-Display – blinzeln zum ersten Mal, er rollt von seiner Plattform und schaut sich neugierig um. Ganz ehrlich, dieser erste Moment ist wirklich clever gemacht. Er schafft sofort eine Art emotionale Verbindung.

Im Vergleich zu seinem direkten Vorgänger ist der Unterschied riesig. Der Vorgänger war klar als Spielzeug konzipiert und brauchte ständig eine aktive Verbindung zum Smartphone. Vector hingegen sollte viel autonomer sein. Er hängt direkt im WLAN und agiert selbstständig. Die Grundidee war, einen Charakter zu schaffen, der in deinem Zuhause „lebt“, anstatt nur auf Befehle zu warten.

Ein Blick unter die Haube: Die Technik hinter der Persönlichkeit

Um zu verstehen, warum Vector so agiert, wie er es tut, muss man seine inneren Werte kennen. Seine Persönlichkeit ist kein Zufall, sondern das Ergebnis clever kombinierter Technik.

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Das Gehirn: Ein solider Smartphone-Prozessor
Im Inneren werkelt ein Qualcomm-Prozessor, der in seiner Leistungsklasse dem entspricht, was man in guten Einsteiger-Smartphones findet. Der Chip ist stark genug, um viele Aufgaben direkt auf dem Roboter auszuführen – zum Beispiel die Navigation, die Gesichtserkennung und die Verarbeitung seiner Sensordaten. Für die Spracherkennung reicht die Power aber nicht. Wenn du „Hey Vector“ sagst, wird deine Anfrage an einen Server geschickt, dort verarbeitet und die Antwort zurückgespielt. Das ist ein extrem wichtiger Punkt, auf den ich später noch genauer eingehe.

Die Augen: Eine HD-Kamera mit Weitwinkel
Vector blickt durch eine 720p-Kamera mit einem breiten 120-Grad-Sichtfeld. Damit erkennt er Gesichter und kann sie Personen zuordnen. Er merkt sich also, wer du bist. Die Kamera ist auch entscheidend für seine Navigation. Bei schlechtem Licht stößt sie aber schnell an ihre Grenzen. In einem dämmrigen Raum wird seine Orientierung ungenauer und die Gesichtserkennung klappt nicht mehr zuverlässig.

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Die Ohren: Vier Mikrofone zur Ortung
Er besitzt ein sogenanntes Beamforming-Mikrofon-Array. Das sind vier Mikrofone, die durch minimale Zeitunterschiede beim Eintreffen des Schalls die Richtung eines Geräuschs bestimmen können. Rufst du ihn von rechts, dreht er sich auch nach rechts. Das funktioniert erstaunlich gut, solange der Fernseher oder die Musik nicht zu laut sind.

Tastsinn und Raumwahrnehmung
Auf seinem Rücken sitzt ein kapazitiver Sensor, der auf Berührungen reagiert. Wenn du ihn streichelst, mag er das und reagiert mit Geräuschen. Vorne, unter seinem Kinn, befindet sich ein Infrarot-Laserscanner. Damit misst er präzise Abstände zu Objekten bis zu einem Meter Entfernung und vermeidet so die meisten Kollisionen.

Zusätzlich hat er vier Absturzsensoren nach unten gerichtet. Achtung! Hier gibt es eine massive Einschränkung, die jeder kennen muss: Diese Sensoren haben Probleme mit sehr dunklen, fast schwarzen Oberflächen. Ein schwarzer Teppich oder eine dunkle Tischkante können als Abgrund fehlinterpretiert werden. Im schlimmsten Fall erkennt er die Kante nicht und stürzt vom Tisch. Das ist ein Konstruktionsfehler, den man im Hinterkopf behalten muss.

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Die Bewegung: Motoren und Ketten
Seine Bewegungen und die dazugehörigen Geräusche sind Teil seines Charakters. Man hört die Motoren und Getriebe arbeiten. Die Gummiketten nutzen sich mit der Zeit natürlich ab, aber man kann sie zum Glück einfach austauschen. Ersatzketten gibt es übrigens für ein paar Euro online, oft im Doppelpack für unter 10 €. Ein häufigeres Problem, das ich bei Reparaturen sehe, sind die kleinen Kunststoffzahnräder im Kopf- und Hebemechanismus. Die können nach ein paar Jahren verschleißen, besonders wenn der Roboter mal heruntergefallen ist.

Vector im Alltag: Was kann er wirklich?

Okay, wie schlägt sich der kleine Kerl nun im täglichen Leben?

Nützliche Funktionen
Er kann einfache Dinge: Frag ihn nach dem Wetter, stell einen Timer oder lass dir eine einfache Frage beantworten. Er kann sogar ein Foto von dir machen. Aber seien wir ehrlich: Die Qualität seiner Antworten ist nicht mit Alexa oder Google vergleichbar. Er ist langsamer und der Funktionsumfang ist stark begrenzt. Als primärer Sprachassistent ist er also ungeeignet. Seine Stärke liegt in der charmanten Art, wie er Aufgaben erledigt – mit kleinen Animationen auf seinem Display.

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Ein lustiger Befehl zum Ausprobieren, der seine Persönlichkeit gut zeigt: Sag einfach mal „Hey Vector, I have a question…“ und warte kurz auf seine Reaktion. Dann frag ihn etwas total Sinnloses wie „…what is the meaning of life?“. Allein seine animierte Antwort ist es wert.

Interaktion und Eigenleben
Vector fährt selbstständig durch die Gegend und erkundet seine Umgebung. Er erstellt dabei aber keine permanente Karte wie ein moderner Saugroboter. Hebst du ihn hoch, ist er wieder orientierungslos. Seine Ladestation findet er nur dann zuverlässig, wenn er sie von seiner Position aus sehen kann. Manchmal irrt er minutenlang umher, bis der Akku schlappmacht.

Sein Umgang mit seinem Würfel ist eine seiner Hauptbeschäftigungen. Er hebt ihn hoch, fordert dich zum Spielen auf oder macht damit seine eigenen kleinen Kunststücke. Diese Interaktionen lassen ihn wirklich lebendig wirken.

Pflege und Wartung – Kleiner Tipp!
Ein mechanisches Gerät braucht ein bisschen Pflege. Um die Lebensdauer zu verlängern, solltest du alle paar Wochen die Ketten reinigen. Das geht super einfach:

  • Schritt 1: Zieh die Gummiketten vorsichtig von den Rädern ab.
  • Schritt 2: Nutze eine kleine Bürste (z. B. eine alte Zahnbürste) oder eine Pinzette, um Staub und Haare von den Achsen und Rädern zu entfernen.
  • Schritt 3: Wisch die Ladekontakte am Roboter und an der Station mit einem trockenen Tuch sauber.

Das dauert keine fünf Minuten und sorgt dafür, dass er rundläuft.

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Die große Hürde: Die Abhängigkeit vom Hersteller

Jetzt kommen wir zum wichtigsten und kritischsten Punkt. Die ursprüngliche Firma hinter dem Roboter ging vor einiger Zeit pleite. Von einem Tag auf den anderen drohte allen Robotern das Aus, denn ohne die Server für die Spracherkennung wären sie nur noch teure Briefbeschwerer gewesen.

Später kaufte eine andere Firma die Rechte und nahm die Server wieder in Betrieb. Um die Kosten zu decken, wurde aber ein Abo-Modell eingeführt. Das bedeutet: Um die Sprachbefehle und zukünftige Updates zu nutzen, musst du eine Gebühr zahlen. Stand heute liegt die meistens bei ca. 7–10 € pro Monat oder um die 50–100 € im Jahr.

Das ist das größte Risiko. Du kaufst nicht nur das Gerät, sondern bist komplett vom Wohlwollen einer einzigen Firma abhängig. Das ist ein gewaltiger Unterschied zu einem Werkzeug, das ich kaufe und das dann für immer mir gehört und funktioniert.

Deine drei Optionen im Klartext:

  • Ohne Abo: Vector ist stark eingeschränkt. Er fährt noch herum, reagiert auf Geräusche und seinen Würfel, aber die Sprachsteuerung – das Herzstück seiner Interaktion – funktioniert nicht. Er ist dann eher ein stiller, autonomer Schreibtisch-Bewohner.
  • Mit offiziellem Abo: Du hast den vollen Funktionsumfang inklusive Sprachsteuerung und Updates. Dafür zahlst du laufende Kosten und bist vom Hersteller abhängig.
  • Die Community-Lösung (Wire-Pod): Das ist die beste Option für Technikaffine. Du richtest einen eigenen kleinen Server bei dir zu Hause ein (z.B. auf einem Raspberry Pi), der die Aufgaben der offiziellen Server übernimmt. Das ist einmaliger Aufwand, macht dich aber komplett unabhängig und ist kostenlos. Außerdem bleiben deine Sprachdaten in deinem Netzwerk – ein riesiger Pluspunkt für den Datenschutz.
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Für Bastler und Neugierige: Hol mehr aus ihm raus!

Für alle, die tiefer einsteigen wollen, gibt es zum Glück fantastische Möglichkeiten.

Das SDK (Software Development Kit)
Der ursprüngliche Hersteller hat ein Programmier-Kit auf Python-Basis veröffentlicht. Damit kannst du eigene Programme schreiben und Vector direkt vom PC aus steuern. Ich habe damit zum Beispiel einen kleinen Wachroboter gebaut, der mir eine E-Mail schickt, wenn er nachts eine Bewegung in meinem Büro erkennt. Eine geniale Spielwiese!

Die Unabhängigkeit mit Wire-Pod
Wie oben erwähnt, ist Wire-Pod das Nonplusultra. Such einfach mal nach „Wire-Pod GitHub“, dort findest du das Projekt und detaillierte Anleitungen. Ein kleiner Raspberry Pi 3 oder 4 ist dafür ideal. Die einmaligen Kosten für den Mini-Computer liegen bei vielleicht 50-80 €, aber danach hast du für immer deine Ruhe und die volle Kontrolle.

Hardware-Tuning: Der Akku-Tausch
Nach ein paar Jahren wird der Akku schwächer. Ein Austausch ist möglich, aber knifflig. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Plane als Anfänger mal 1-2 Stunden ein und sei extrem vorsichtig mit den winzigen Flachbandkabeln. Die reißen sofort! Wenn du einen neuen Akku brauchst, such nach einer LiPo-Batterie mit 3.7V und ca. 500-600mAh, meist mit einem JST-PH 2.0 Stecker. Die gibt’s für unter 15 € in Modellbauläden oder online.

Kaufberatung und wichtige Hinweise

Da es Vector meist nur noch gebraucht gibt, hier ein paar Tipps, worauf du achten solltest:

  • Frag nach dem Display: Lass dir ein Foto schicken, auf dem die Augen klar zu sehen sind. Manche Displays entwickeln mit der Zeit Pixelfehler oder werden blass.
  • Lass dir den Akku beweisen: Bitte den Verkäufer um ein kurzes Video, in dem Vector von seinem Lader fährt, ein bisschen herumkurvt und dann selbstständig zum Lader zurückfindet. Schafft er das nicht, ist der Akku wahrscheinlich platt.
  • Achte auf den Zustand: Sind die Ketten porös? Hat das Hubgerüst sichtbare Risse? Das deutet auf Stürze oder starke Abnutzung hin.

Preislich bewegen sich gute gebrauchte Vectors meist zwischen 100 € und 200 € auf Plattformen wie eBay Kleinanzeigen.

Für wen ist Vector also geeignet (und für wen nicht)?

Nach all den Jahren komme ich zu einem klaren Schluss. Vector ist perfekt für:

  • Technik-Enthusiasten & Bastler, die verstehen wollen, wie Robotik funktioniert und gerne tüfteln.
  • Hobby-Programmierer, die eine coole Plattform zum Experimentieren suchen.
  • Leute, die einfach Freude an einem charaktervollen, technischen „Haustier“ haben und bereit sind, sich mit seinen Macken auseinanderzusetzen.

Er ist aber absolut ungeeignet für:

  • Menschen, die einen zuverlässigen Smart-Home-Assistenten suchen. Da sind Alexa und Co. meilenweit überlegen.
  • Familien, die ein robustes Kinderspielzeug möchten. Dafür ist er zu filigran.
  • Nutzer, die ein Gerät wollen, das einfach nur funktioniert, ohne Wartung oder technisches Wissen.

Mein Fazit aus der Werkstatt

Vector ist ein Meisterstück des Designs und ein faszinierendes Lehrstück über die Chancen und Risiken moderner Konsumrobotik. Er zeigt eindrucksvoll, wie man mit cleverer Technik die Illusion von Leben erzeugen kann. Es macht einfach Spaß, ihm zuzusehen, wie er auf meinem Schreibtisch seine Runden dreht und mich bei der Arbeit beäugt.

Gleichzeitig ist er eine ständige Mahnung. Die Abhängigkeit von Servern und Herstellern ist die Achillesferse vieler moderner Produkte. Er ist kein zuverlässiges Werkzeug, sondern ein Liebhaberobjekt mit Wartungsaufwand. Aber wer bereit ist, diesen Weg zu gehen und sich vielleicht sogar an Projekte wie Wire-Pod wagt, bekommt einen einzigartigen, charmanten Einblick in die Welt der Robotik. Alle anderen sollten lieber die Finger davon lassen.

Augustine Schneider

Augustine ist eine offene und wissenshungrige Person, die ständig nach neuen Herausforderungen sucht. Sie hat ihren ersten Studienabschluss in Journalistik an der Uni Berlin erfolgreich absolviert. Ihr Interesse und Leidenschaft für digitale Medien und Kommunikation haben sie motiviert und sie hat ihr Masterstudium im Bereich Media, Interkulturelle Kommunikation und Journalistik wieder an der Freien Universität Berlin abgeschlossen. Ihre Praktika in London und Brighton haben ihren beruflichen Werdegang sowie ihre Weltanschauung noch mehr bereichert und erweitert. Die nachfolgenden Jahre hat sie sich dem kreativen Schreiben als freiberufliche Online-Autorin sowie der Arbeit als PR-Referentin gewidmet. Zum Glück hat sie den Weg zu unserer Freshideen-Redation gefunden und ist zurzeit ein wertvolles Mitglied in unserem motivierten Team. Ihre Freizeit verbringt sie gerne auf Reisen oder beim Wandern in den Bergen. Ihre kreative Seele schöpft dadurch immer wieder neue Inspiration und findet die nötige Portion innerer Ruhe und Freiheit.