Gans, Klöße & Co: Dein Survival-Guide für die Feiertage – Genuss ohne Reue

von Julia Steinhoff
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Ich bin Metzgermeister. Und das schon so lange, dass ich aufgehört habe, die Jahre zu zählen. In meiner Lehrzeit habe ich noch gelernt, ein Tier mit Respekt von Kopf bis Fuß zu verwerten. Ich weiß, wie eine ehrliche Wurst schmeckt und wie man einen Braten zubereitet, der einem ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Gerade die Feiertage sind für uns im Handwerk die intensivste Zeit des Jahres. Aber, ganz ehrlich, auch die schönste.

Der Duft von Tannengrün mischt sich mit dem von Gänsebraten und Rotkohl – das ist für mich der Geruch von Heimat und Gemeinschaft. Aber ich sehe auch die andere Seite. Nach wochenlanger Vorfreude stürzen sich viele ins Essen und Trinken, als gäbe es kein Morgen. Das Ergebnis? Ein nächster Tag voller Völlegefühl und Kopfschmerzen. Das muss aber nicht sein! Genuss und Wohlbefinden sind keine Gegensätze. Es geht nicht um Verzicht, sondern darum, es klug anzustellen. Und genau dieses Wissen aus der Praxis, das man in keinem Kochbuch findet, möchte ich heute mit dir teilen.

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Erstmal verstehen: Was passiert da eigentlich in unserem Körper?

Um klug zu genießen, muss man kein Medizinstudium haben. Es ist eigentlich simple Logik. Stell dir deinen Körper wie einen Motor vor. Gibst du ihm den falschen Treibstoff, fängt er an zu stottern.

Ein klassisches Festessen ist eine Wucht aus Fett, Eiweiß und Kohlenhydraten. Nehmen wir mal die Weihnachtsgans. Das Fett ist der Star, der Geschmacksträger, der die Haut knusprig und das Fleisch saftig macht. Aber es ist auch Schwerstarbeit für die Verdauung. Das Eiweiß der Gans sättigt uns langanhaltend. Die Klöße und der oft gezuckerte Rotkohl liefern schnelle Energie in Form von Kohlenhydraten. Das Problem ist nicht die einzelne Zutat, sondern die schiere Menge und die Kombination.

Wenn dann noch Alkohol ins Spiel kommt, wird’s für den Körper richtig kompliziert. Die Leber, unsere Entgiftungszentrale, muss sich sofort um den Alkohol kümmern. Das hat absolute Priorität. Während sie damit beschäftigt ist, legt sie alle anderen Aufgaben auf Eis – vor allem die Fettverbrennung. Das leckere Gänsefett landet also ohne Umwege auf den Hüften. Das erklärt auch das bleierne Völlegefühl und die Müdigkeit. Dein System ist einfach überlastet.

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Ach ja, und Alkohol entzieht dem Körper Wasser und wichtige Mineralien. Die Kopfschmerzen am nächsten Morgen sind oft nichts anderes als ein fieser Flüssigkeitsmangel. Wenn man das alles weiß, kann man ganz gezielt gegensteuern.

Ein guter Plan: Die halbe Miete für ein gelungenes Fest

Ein Festmahl beginnt nicht erst auf dem Teller, sondern schon Tage vorher im Kopf. Das gilt für den Gastgeber genauso wie für den Gast.

Für alle Gastgeber:

Plant euer Menü mit etwas Weitblick. Ein schwerer Braten ist fantastisch, aber er braucht leichte Begleiter. Statt einer fetten Sahnesoße könnt ihr eine unfassbar geschmacksintensive Jus direkt aus dem Bratensatz ziehen. Einfach den Satz mit etwas Rotwein oder Brühe ablöschen, kurz einkochen lassen, fertig. Das ist purer Geschmack ohne unnötigen Ballast.

Stellt immer einen großen, frischen Salat auf den Tisch. Ein Feldsalat mit einer leichten Vinaigrette reinigt den Gaumen und hilft der Verdauung auf die Sprünge. Kleiner Tipp für eine Vinaigrette, die immer gelingt: 3 Teile gutes Olivenöl, 1 Teil Balsamico-Essig, ein Teelöffel scharfer Senf, Salz und Pfeffer. Alles in ein Schraubglas, schütteln, fertig!

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Und, ganz wichtig: Achtet auf die Qualität. Eine Gans aus artgerechter Freilandhaltung hat festeres Fleisch und ein besseres Fett-Fleisch-Verhältnis. Das schmeckt man nicht nur, es ist auch bekömmlicher. Rechnet mal mit 60 bis 80 Euro für eine anständige Gans um die 4 Kilo beim Metzger eures Vertrauens. Das ist gut angelegtes Geld, glaubt mir.

Für alle Gäste:

Der größte Fehler ist, hungrig auf einer Feier aufzutauchen. Wer den ganzen Tag fastet, um „Platz zu schaffen“, verliert die Kontrolle. Der Blutzucker ist im Keller, und man schaufelt gierig viel zu viel in sich hinein. Esst ein paar Stunden vorher eine Kleinigkeit: einen Apfel, einen Joghurt oder eine Scheibe Vollkornbrot. So kommt ihr entspannt an und könnt das Essen wirklich genießen.

Am Festtisch: Die hohe Kunst des Genießens

Der Tisch ist gedeckt, es duftet herrlich. Jetzt entscheidet sich, wie du dich morgen fühlst. Es sind ein paar Kleinigkeiten, die einen riesigen Unterschied machen.

Festessen Tipps und Tricks bei Tisch etwas Kräftiges vor der Feier essen

Die Reihenfolge macht’s: Startet mit dem Salat oder einer klaren Brühe. Das füllt den Magen schon mal mit etwas Leichtem. Danach kommt das Eiweiß, also ein ordentliches Stück vom Braten. Das sättigt am nachhaltigsten. Ganz zum Schluss kommen die Beilagen wie Klöße oder Kartoffeln. Davon braucht man oft viel weniger, als man denkt.

Langsam essen, gut kauen: Klingt wie ein Spruch von Oma, ist aber das A und O. Die Verdauung beginnt im Mund. Wer schlingt, überfordert seinen Magen. Das Sättigungsgefühl setzt erst nach etwa 20 Minuten ein. Gebt eurem Gehirn eine Chance, rechtzeitig „Stopp“ zu sagen. Legt das Besteck zwischendurch einfach mal aus der Hand.

Die Königsdisziplin: So gelingt die Gans garantiert

Viele haben einen Heidenrespekt vor der Zubereitung einer Gans. Völlig unbegründet! Mit ein paar einfachen Regeln wird sie perfekt. Versprochen.

  • Schritt 1: Die Vorbereitung. Die Gans am Vortag innen und außen kräftig mit Salz und Beifuß einreiben. Wer mag, füllt sie klassisch mit Äpfeln, Zwiebeln und Orangen. Das gibt ein tolles Aroma.
  • Schritt 2: Das Braten. Die Faustregel ist super einfach: Rechnet pro Kilo Gans mit etwa einer Stunde Garzeit bei 160 Grad Umluft. Legt die Gans mit der Brust nach unten auf einen Gitterrost und stellt eine Fettpfanne mit etwas Wasser darunter. Nach der Hälfte der Zeit wird sie gewendet. Immer wieder mit dem eigenen Saft übergießen!
  • Schritt 3: Das Ruhen. Das ist der wichtigste Schritt, der oft vergessen wird! Wenn die Gans fertig ist, nehmt sie aus dem Ofen und lasst sie mindestens 15-20 Minuten unter Alufolie ruhen. So kann sich der Fleischsaft wieder verteilen und der Braten wird unglaublich saftig.

Was tun, wenn die Gans zickt?

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Quarkstollen Rezept: Es schmeckt schon nach Weihnachten!

Keine Panik, für alles gibt’s eine Lösung. Ist die Haut am Ende nicht knusprig? Schaltet für die letzten 5-10 Minuten den Grill im Ofen dazu. Aber Achtung: Dabei stehen bleiben, das geht blitzschnell! Braten doch etwas trocken geworden? Auch kein Drama. Einfach in Scheiben schneiden und vor dem Servieren kurz in der heißen Jus ziehen lassen. Merkt keiner!

Glühwein, Wein & Co: Genuss mit Köpfchen

Ein gutes Glas Wein gehört für viele dazu. Absolut! Aber Alkohol ist und bleibt ein Genussmittel, kein Durstlöscher.

Die wichtigste Regel: Niemals auf leeren Magen trinken. Ein paar Nüsse oder Oliven vorweg verlangsamen die Alkoholaufnahme. Und dann die goldene Regel, die ich jedem ans Herz lege: Zu jedem Glas Wein gehört ein Glas Wasser. Das ist die einfachste Kater-Prävention der Welt.

Vorsicht bei süßen Getränken wie Glühwein oder Punsch. Der Zucker kaschiert den Alkohol und lässt ihn schneller ins Blut schießen. Ein herber Rotwein ist da oft die bessere Wahl. Wusstet ihr übrigens, dass die Leber nur etwa 0,1 Promille pro Stunde abbaut? Ein „Konterbier“ am nächsten Morgen ist also Quatsch, es zögert das Elend nur hinaus.

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Und eine Sache, bei der ich keinen Spaß verstehe: Wer trinkt, fährt nicht. Niemals. Organisiert euch ein Taxi. Das ist es nicht wert.

Der Tag danach: Sanfte Reparatur statt harter Maßnahmen

Fühlt man sich doch mal überladen, braucht der Körper sanfte Unterstützung.

Beginnt den Tag mit einem großen Glas Wasser. Kräutertee ist auch super. Was der Körper jetzt schreitend braucht, sind Mineralien. Vergesst den Rollmops, wenn ihr ihn nicht mögt. Eine kräftige, selbstgekochte Hühner- oder Rinderbrühe wirkt wahre Wunder. Sie liefert Flüssigkeit, Salze und Eiweiß. Alternativ ist auch ein Rührei auf einer Scheibe Vollkornbrot eine Wohltat.

Und dann: Raus an die frische Luft! Der gute alte Verdauungsspaziergang ist die beste Medizin. Eine halbe Stunde strammes Gehen bringt den Kreislauf in Schwung und macht den Kopf wieder frei.

Für Fortgeschrittene: Reste clever nutzen

Ganz ehrlich? Ich freue mich schon beim Braten auf die Reste. Aus der Karkasse der Gans koche ich am nächsten Tag eine umwerfende Suppe. Und das restliche Fleisch ist pures Gold. Einfach von den Knochen zupfen, mit etwas übrig gebliebener Soße, ein paar Champignons und Erbsen in der Pfanne erwärmen – schon habt ihr ein geniales Gänsefrikassee für den nächsten Tag.

Festessen Tipps und Tricks bei Tisch Zitronenwasser trinken tut gut
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Dein stressfreier Silvester-Plan: 3 geniale Klassiker mit Profi-Tricks

Die Feiertage sind eine kostbare Zeit. Es geht darum, innezuhalten, zusammenzukommen und das Leben zu feiern. Gutes Essen ist ein Teil davon. Es geht nicht darum, Kalorien zu zählen, sondern um Respekt – vor den Lebensmitteln, vor unserem Körper und vor der gemeinsamen Zeit. Die schönsten Feste sind die, bei denen die Balance stimmt. Wo gelacht, genossen und in Maßen getrunken wird. Das ist die wahre Kunst. In diesem Sinne: Frohe und genussvolle Feiertage!

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„Ein 15-minütiger Spaziergang nach einer Mahlzeit kann den Blutzuckeranstieg um fast 50 % reduzieren.“

Diese Erkenntnis aus Studien der George Washington University ist pures Gold für die Feiertage. Statt direkt vom Esstisch auf die Couch zu sinken, belebt eine kleine Runde um den Block den Kreislauf. Die sanfte Bewegung hilft dem Körper, den Zucker aus Klößen und Rotkohl effizienter zu verarbeiten, und beugt dem gefürchteten „Fresskoma“ aktiv vor. Es ist der einfachste Verdauungsschnaps – ganz ohne Alkohol.

Festessen Tipps und Tricks bei Tisch ausreichend Wasser trinken sonst Dehydratation

Der Aperitif entscheidet oft schon über den Verlauf des Abends. Statt süßer, cremiger Liköre, die den Magen eher belasten, sind bittere Noten die clevere Wahl.

  • Der Klassiker: Ein leichter Campari Soda oder ein alkoholfreier Sanbitter regen mit ihren Bitterstoffen die Produktion von Verdauungssäften an. Der Körper wird sozusagen „vorgewarnt“ und auf das kommende Festmahl vorbereitet.
  • Die moderne Variante: Ein Wermut, zum Beispiel von Belsazar, auf Eis mit einer Zitrone oder Orange ist nicht nur stilvoll, sondern erfüllt denselben Zweck.
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Muss die Bratensauce immer eine Fettbombe sein?

Absolut nicht, und die Lösung ist verblüffend einfach. Der Metzgermeister weiß: Das Geheimnis liegt im richtigen Timing. Nachdem Sie den Braten aus dem Ofen genommen haben, gießen Sie den Bratensaft in ein hohes, schmales Gefäß. Lassen Sie ihn einige Minuten stehen. Das Fett, das leichter als der Fleischsaft ist, wird sich oben absetzen. Nun können Sie es mit einer Kelle fast vollständig abschöpfen. Der verbleibende, intensive Fond ist die perfekte Basis für eine aromatische, aber deutlich leichtere Sauce.

Festessen Tipps und Tricks bei Tisch ein paar Drinks mit Freunden trinken

Die Kunst des richtigen Trinkens: Wasser ist essenziell, um dem Körper bei der Verdauungsarbeit zu helfen und die entwässernde Wirkung von Alkohol auszugleichen. Der häufigste Fehler ist jedoch, während des Essens literweise eiskaltes Wasser zu trinken. Dies kann die Magensäfte verdünnen und die Verdauung verlangsamen. Trinken Sie stattdessen über den Tag verteilt und bevorzugen Sie stilles Wasser bei Zimmertemperatur zum Essen. Ein Glas Fenchel- oder Anistee nach dem Mahl wirkt oft Wunder und beruhigt den Magen.

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Gruppenkostüme, die rocken: Euer ultimativer Guide von der Idee bis zum Umzug

  • Man isst automatisch kleinere Portionen.
  • Das Gericht wirkt üppiger und reichhaltiger.
  • Man genießt jeden Bissen bewusster.

Das Geheimnis? Ein einfacher psychologischer Trick: Nutzen Sie kleinere Teller! Auf einem großen Teller wirkt eine normale Portion verloren, was uns dazu verleitet, mehr aufzuladen. Auf einem eleganten Dessert- oder Vorspeisenteller von Marken wie Villeroy & Boch wirkt dieselbe Menge großzügig und befriedigend. So überlisten Sie Ihr Gehirn auf die genussvollste Art.

Festessen Tipps und Tricks bei Tisch mit Freunden anstoßen viel Spaß haben

Beifuß – Mehr als nur ein Gewürz: Seit Jahrhunderten wird dieses Kraut traditionell zur Weihnachtsgans gereicht, und das aus gutem Grund. Die darin enthaltenen Bitterstoffe und ätherischen Öle regen die Produktion von Gallen- und Magensaft an. Das hilft dem Körper, das reichhaltige Fett des Gänsebratens besser aufzuspalten und zu verdauen. Eine Prise getrockneter Beifuß in der Füllung oder im Bratensaft ist also nicht nur ein geschmacklicher, sondern auch ein biologischer Geniestreich unserer Vorfahren.

Kartoffelklöße: Der geliebte Klassiker, aber schwer und sehr sättigend.

Serviettenknödel: Eine luftigere Alternative aus altem Brot, die weniger im Magen liegt und Saucen wunderbar aufsaugt.

Die Entscheidung hängt vom Gesamtmenü ab. Gibt es viele reichhaltige Beilagen, ist der leichtere Serviettenknödel oft die bessere Wahl, um das Essen auszubalancieren, ohne auf die traditionelle Beilage verzichten zu müssen.

Julia Steinhoff

Meine Interessen für Design haben im großen Teil meine berufliche Laufbahn bestimmt. Zuerst habe ich einen Hochschulabschluss in Journalistik (BJO) an der Universität Hannover erworben, wo ich anschließend ein Magisterstudium in Fernsehjournalismus und Dokumentarfilm (MTV) gemacht habe. Gleich nach diesem Studium habe ich meine Arbeitskarriere als Journalistin bei verschiedenen Medien begonnen. Im Jahr 2017 habe ich ein interessantes Arbeitsangebot von Freshideen.com erhalten und es sofort angenommen. So hat meine Karriere bei Freshideen begonnen. Als Online-Autorin schreibe ich seit Jahren spannende Artikel über Innendesign, Outdoor-Gestaltung, Dekoration, Mode und Lifestyle. Genau in diesen Themenbereichen liegen auch meine beruflichen Interessen. Ich bemühe mich ständig darum, unsere Leser/innen über die Neuigkeiten und die letzten Trends im Interieur und Exterieur zu informieren und sie zu neuen kreativen Projekten zu motivieren. In meiner Freizeit gehe ich gern schwimmen, jogge oder spiele Tennis. Natürlich finde ich auch Zeit für Bücher lesen und fernsehen.