Fugen reinigen wie die Profis – Schluss mit Schmutz und Schimmel!
Du kennst das sicher auch: Da hast du die schönsten Fliesen im Bad oder in der Küche, aber die Fugen sehen einfach nur noch traurig aus. Grau, fleckig oder – schlimmer noch – mit diesen fiesen schwarzen Punkten. Im Netz kursieren ja unzählige Tipps, aber ganz ehrlich? Manche davon sind pures Gift für deine Fugen und können mehr schaden als nutzen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Erst mal verstehen: Womit haben wir es überhaupt zu tun?
- 2 Zweiter Schritt: Den Feind erkennen – Was ist das für ein Schmutz?
- 3 Das richtige Werkzeug: Mehr als nur eine Zahnbürste
- 4 Die Reinigungsmittel: Was wirklich hilft und was du lassen solltest
- 5 Vorbeugen ist besser als schrubben
- 6 Wenn nichts mehr geht: Wann muss saniert werden?
- 7 Bildergalerie
Aus meiner Erfahrung kann ich dir sagen: Es geht nicht um geheime Wundermittel. Es geht darum, das Material zu verstehen und die richtige Technik anzuwenden. Lass uns mal die ganzen Listen mit „10 Wundermitteln“ vergessen und uns auf das konzentrieren, was wirklich funktioniert. Die Fuge ist nämlich mehr als nur der Spalt zwischen zwei Fliesen – sie ist ein wichtiges Bauteil, das Spannungen ausgleicht und den Untergrund schützt. Sie zu pflegen, erhält den Wert deiner ganzen Fliesenfläche.
Erst mal verstehen: Womit haben wir es überhaupt zu tun?
Bevor wir zum Putzeimer greifen, müssen wir kurz klären, was für eine Fuge du vor dir hast. Die meisten Leute denken, Fuge ist Fuge, aber genau hier fangen die Probleme schon an. Jede Art braucht nämlich eine andere Behandlung.

Die Zementfuge: Der poröse Klassiker
Das ist die Fuge, die du in 90 % aller Bäder und Küchen findest. Stell sie dir wie einen steinharten Schwamm vor. Durch ihre winzigen Poren saugt sie Schmutz und Feuchtigkeit auf, was sie anfällig für Verfärbungen und Schimmel macht. Die gute Nachricht: Meistens kriegt man sie wieder super sauber. Die schlechte: Mit dem falschen Zeug ruinierst du sie auch blitzschnell.
Die Silikonfuge: Der flexible Dichtstoff
In allen Ecken, an der Badewanne oder am Waschbecken findest du diese elastischen Fugen. Das ist meistens Silikon, ein Dichtstoff, der Bewegungen aufnimmt. Schimmel kann sich super auf der Oberfläche festsetzen. Kriecht die Feuchtigkeit aber dahinter, weil die Anbindung nicht mehr perfekt ist, hilft kein Reiniger der Welt. Dann muss die Fuge raus. Das ist dann wirklich ein Fall für den Fachmann.
Die Epoxidharzfuge: Der robuste Profi
Findet man eher in Großküchen oder Schwimmbädern. Diese Fugen sind extrem dicht, glatt und nehmen praktisch keinen Schmutz auf. Hast du solche zu Hause? Herzlichen Glückwunsch, einmal wischen und fertig. Da sie aber teurer und aufwendiger in der Verarbeitung sind, konzentrieren wir uns hier auf die Zementfuge – denn die macht die meisten Sorgen.

Zweiter Schritt: Den Feind erkennen – Was ist das für ein Schmutz?
Wir kippen nicht einfach blind irgendeinen Reiniger drauf. Wir schauen uns den Dreck erst mal genau an. Was macht deine Fuge schmutzig?
- Grauer oder brauner Schleier: Das sind meist Seifenreste, Hautschuppen und Staub. Also organischer Schmutz.
- Weiße, harte Beläge: Das ist Kalk. Ein mineralischer Schmutz, der vor allem in Regionen mit hartem Wasser ein Dauerbrenner ist.
- Schwarze, grüne oder rote Punkte: Eindeutig Schimmel. Ein Pilz, der Feuchtigkeit und Seifenreste als Nahrung liebt. Nicht nur hässlich, sondern auch ungesund.
- Klebriger Film (in der Küche): Das sind Kochfette, also ebenfalls organischer Schmutz.
Warum das so wichtig ist? Weil jede Schmutzart einen anderen chemischen „Gegner“ braucht. Gegen organischen Schmutz (Fett, Seife) helfen alkalische Reiniger. Gegen mineralischen Schmutz (Kalk) brauchst du Säure. Wer das verwechselt, schrubbt sich einen Wolf und erreicht rein gar nichts.
Das richtige Werkzeug: Mehr als nur eine Zahnbürste
Gutes Werkzeug ist die halbe Miete. Eine alte Zahnbürste ist besser als nichts, aber wenn du es ernst meinst, investiere in eine richtige Fugenbürste. Die hat harte, schmale Borsten, die perfekt in die Fuge passen und den nötigen Druck aufbauen.

Deine Mini-Einkaufsliste für den Start:
- Fugenbürste: Gibt’s im Baumarkt oder in der Drogerie, kostet meist zwischen 3 € und 7 €.
- Natron oder Soda: Ein 500g-Päckchen kriegst du für ca. 2 € in fast jedem Supermarkt oder bei DM.
- Gummihandschuhe: Absolutes Muss, egal womit du putzt. Kosten um die 2 €.
- Mikrofasertücher und ein Eimer: Hast du wahrscheinlich eh schon zu Hause.
Siehst du? Mit unter 15 Euro bist du schon richtig gut ausgestattet, um den meisten Fugenschmutz loszuwerden. Ach ja, eine Schutzbrille ist auch keine schlechte Idee, vor allem wenn du später mit Säuren oder Chlor hantieren solltest. Ein Spritzer im Auge ist kein Spaß.
Übrigens, ein Wort zum Dampfreiniger: Kann bei oberflächlichem Schmutz gut funktionieren, weil der heiße Dampf Fett löst. Aber Achtung! Bei alten, schon porösen Fugen kann der Druck den Mörtel lockern. Und bitte niemals voll auf Silikonfugen halten – das kann die Haftung schwächen.

Die Reinigungsmittel: Was wirklich hilft und was du lassen solltest
Jetzt geht’s ans Eingemachte. Hier sind die Mittel, sortiert nach dem Schmutz, den sie bekämpfen.
Gegen allgemeinen Schmutz & Fett: Die sanfte Tour mit Natron
Für den typischen grauen Schleier ist das die sicherste und oft schon ausreichende Methode.
Meine Profi-Mischung: Mische 3 Teile Natron (oder Waschsoda) mit 1 Teil Wasser zu einer zähen Paste. Trage diese Paste mit der Fugenbürste direkt auf die Fugen auf und arbeite sie richtig ein. Lass das Ganze mindestens 30 Minuten einwirken, bei hartnäckigem Dreck auch mal eine Stunde. Danach kräftig schrubben und – ganz wichtig – alles gründlich mit klarem Wasser abspülen, sonst bleiben weiße Schleier zurück.
Gegen Kalk: Vorsicht mit Säure!
Hier wird es heikel. Säure killt Kalk, kann aber auch die Zementfuge und manche Fliesen angreifen.
Wenn es eine Haushaltssäure sein soll, nimm bitte Zitronensäure in Pulverform, nicht Essig. Sie ist weniger aggressiv. Löse etwa 3-4 Esslöffel Pulver in 1 Liter Wasser auf. Und jetzt kommt der entscheidende Profi-Trick: Wässere die Fugen vorher mit klarem Wasser! So saugt sich die Fuge voll und die Säure frisst sich nicht so tief rein. Die Lösung dann auftragen, maximal 10-15 Minuten einwirken lassen, leicht bürsten und sofort mit viel klarem Wasser nachspülen.

Achtung, Achtung, Achtung!
- Naturstein: Niemals Säure auf Marmor, Kalkstein oder Schiefer anwenden! Die Oberfläche wird sofort stumpf und ist unwiederbringlich ruiniert. Bist du unsicher? Mach den Wassertropfen-Test: Gib einen Tropfen Wasser auf eine unauffällige Stelle. Zieht er sofort ein und macht die Fliese dunkel? Dann ist es wahrscheinlich unversiegelter Naturstein. Finger weg von Säure!
- Farbige Fugen: Moderne anthrazitfarbene oder graue Fugen sind super schick, aber Säure kann die Farbpigmente angreifen und ausbleichen. Teste IMMER an einer versteckten Stelle, bevor du dein ganzes Bad ruinierst.
- Essig: Lass bitte die Finger davon. Essigsäure ist aggressiver als Zitronensäure und macht die Fugen auf Dauer porös und bröselig.
Gegen Schimmel: Desinfizieren und Bleichen
Bei leichtem Befall ist hochprozentiger Alkohol (mind. 70 % Isopropylalkohol, kriegst du in der Apotheke oder online) meine erste Wahl. Er tötet den Pilz ab, verfliegt rückstandslos, bleicht die schwarzen Flecken aber nicht. Einfach aufsprühen, 30 Minuten warten, dann schrubben.
Wenn die schwarzen Punkte bleiben, hilft oft nur noch ein Reiniger mit Aktivchlor. Er tötet den Schimmel UND bleicht die Verfärbungen. Aber bitte: Sorge für massive Belüftung (Fenster auf!), trag Handschuhe und Brille. Und auch hier gilt: Vorsicht bei farbigen Fugen, da Chlor ebenfalls bleichen kann.

DIE WICHTIGSTE REGEL ÜBERHAUPT: Mische NIEMALS Chlorreiniger mit sauren Reinigern (auch nicht mit Zitronensäure oder Essig)! Dabei entsteht lebensgefährliches Chlorgas. Ich kann das nicht oft genug sagen. Immer nur ein Reiniger zur Zeit, und dazwischen mit viel klarem Wasser spülen.
Die Mythen-Ecke: Was du bitte nicht tun solltest
Ganz ehrlich, vergiss diese Tipps ganz schnell:
- Backpulver mit Essig mischen: Das schäumt toll, aber Base und Säure neutralisieren sich. Was bleibt, ist unwirksames Salzwasser.
- Zahnpasta: Die Schleifpartikel polieren den Schmutz höchstens, entfernen ihn aber nicht.
- Fugen mit einer Kerze einreiben: Der schlimmste Rat! Das Wachs verbindet sich mit Schmutz zu einem klebrigen Film und schließt Feuchtigkeit ein. Perfekter Nährboden für Schimmel, der dann von innen wächst. Eine klassische Verschlimmbesserung.
Vorbeugen ist besser als schrubben
Die beste Reinigung ist die, die man gar nicht erst machen muss. Mit ein paar Gewohnheiten sparst du dir den ganzen Stress.
- Lüften, lüften, lüften! Nach dem Duschen immer stoßlüften, bis die Spiegel wieder frei sind. Das ist die Maßnahme Nummer eins gegen Schimmel.
- Flächen abziehen: Nach dem Duschen kurz mit einem Gummiabzieher über Fliesen und Glas. Dauert 30 Sekunden und verhindert 90 % der Kalkflecken.
- Keine Zeit fürs ganze Bad? Kein Problem. Hier ist deine 15-Minuten-Challenge: Nimm dir heute Abend nur die Fugen rund ums Waschbecken vor. Ein kleines Areal, ein schnelles Erfolgserlebnis. Das motiviert ungemein!

Wenn nichts mehr geht: Wann muss saniert werden?
Manchmal ist eine Fuge einfach durch. Wenn der Mörtel bröckelt, Risse hat oder der Schimmel selbst mit Chlor nicht mehr weggeht, ist Schrubben sinnlos. Dann muss der alte Mörtel raus und die Fuge neu gemacht werden. Das ist eine staubige Arbeit – wenn du dir das nicht zutraust, hol dir lieber einen Fliesenleger.
Kleiner Tipp zum Schluss: Fugenimprägnierung!
Wenn deine Fugen wieder sauber und komplett trocken sind (wichtig: 24 Stunden trocknen lassen!), kannst du sie imprägnieren. Das ist ein spezielles Mittel, das die Fuge wasser- und schmutzabweisend macht, sie aber trotzdem atmen lässt. Eine kleine Flasche kostet vielleicht 15-20 € im Baumarkt und der Aufwand ist minimal, aber der Effekt ist riesig, besonders in der Dusche.
So geht’s ganz einfach:
- Fuge muss 100% sauber und trocken sein.
- Mittel mit einem kleinen Pinsel oder Applikator dünn auftragen.
- Nach ca. 15 Minuten den Überschuss mit einem Tuch abwischen. Fertig!
Ich hatte mal einen Kunden, da waren die Fugen in der Dusche fast schwarz. Wir haben die Natron-Paste eine Stunde einwirken lassen, geschrubbt und danach imprägniert. Der Unterschied war wie Tag und Nacht, die sahen wieder fast aus wie neu.

Du siehst, eine saubere Fuge ist kein Hexenwerk. Mit etwas Geduld und dem richtigen Wissen schaffst du das auch. Viel Erfolg!
Bildergalerie


Der Essig-Irrtum: Viele Online-Ratgeber schwören auf puren Essig, doch für zementäre Fugen ist das ein fataler Fehler. Die aggressive Säure greift den Kalk im Fugenmörtel an und macht ihn mit der Zeit porös und brüchig. Das kurzfristig saubere Ergebnis täuscht: Die Fuge wird dadurch nur noch anfälliger für neuen Schmutz und Schimmel. Ein milder, pH-neutraler Reiniger ist hier langfristig immer die sicherere Wahl.
Was, wenn selbst das beste Schrubben die Verfärbungen nicht mehr entfernt?
Manchmal sind Flecken einfach zu tief in den porösen Zement eingedrungen. Bevor Sie aber an eine teure Neuverfugung denken, gibt es eine geniale Alternative: Fugenstifte. Produkte wie der Edding 8200 oder der Pattex Fugenstift überdecken die alte Fuge mit einer dünnen, wasserfesten Farbschicht. Das kaschiert nicht nur hartnäckige Flecken, sondern frischt den gesamten Look Ihrer Fliesenfläche im Handumdrehen auf – von altgrau zu strahlendem Weiß in wenigen Minuten.


