Bokashi für Einsteiger: So machst du aus Küchenresten pures Gartengold
Ganz ehrlich? Ich hab im Garten schon unzählige Trends kommen und gehen sehen. Aber manche Methoden sind einfach zeitlos gut, weil sie auf cleveren Prinzipien beruhen. Bokashi ist so ein Fall. Stell dir vor, du könntest fast alle deine Küchenabfälle – ja, sogar gekochte Reste und Fleisch – in wenigen Wochen in einen absoluten Super-Dünger verwandeln. Und das direkt in der Küche, ohne Gestank und ohne Fruchtfliegen.
Inhaltsverzeichnis
Das Geheimnis ist die Fermentation. Statt die Reste wie auf einem normalen Kompost verrotten zu lassen, wo Hitze entsteht und wertvolle Nährstoffe als Gase entweichen, werden sie hier quasi wie Sauerkraut haltbar gemacht. Fast alle Vitamine und Nährstoffe bleiben erhalten. Das ist der riesige Vorteil und der Grund, warum ich diese Technik so liebe.
Warum Bokashi und nicht einfach Kompost?
Gute Frage! Ein klassischer Komposthaufen ist super, keine Frage. Aber er braucht Platz, Zeit und man muss aufpassen, was man reinwirft – Fleisch oder Käse sind da meist tabu, weil sie Ungeziefer anlocken. Bokashi spielt da in einer anderen Liga. Der Prozess ist anaerob, also ohne Sauerstoff, und findet in einem geschlossenen Eimer statt. Das geht deutlich schneller, oft ist die Fermentation schon nach 2-3 Wochen abgeschlossen.

Vor allem aber kannst du so gut wie alles verwerten: rohes Gemüse, Obstschalen, Kaffeesatz, aber eben auch gekochte Nudeln, kleine Fleischreste oder altes Brot. Die Nährstoffe werden dabei nicht abgebaut, sondern für die Pflanzen regelrecht vorverdaut. Ein echter Game-Changer, besonders wenn du wenig Platz hast oder einfach schneller Ergebnisse sehen willst.
Was du wirklich brauchst – und was der Spaß kostet
Keine Sorge, du musst jetzt nicht den halben Baumarkt leer kaufen. Die Ausrüstung ist überschaubar, aber bei einer Sache solltest du nicht sparen: dem Eimer.
Das Herzstück: Der Bokashi-Eimer
Der Eimer muss absolut luftdicht schließen. Das ist das A und O. Ich habe schon Leute gesehen, die es mit normalen Baumarkteimern versucht haben – meistens endet das in einer stinkenden Enttäuschung, weil irgendwo Luft reinkommt und alles fault. Ein guter Bokashi-Eimer hat einen Dichtungsring im Deckel und vor allem einen kleinen Auslaufhahn am Boden. Warum der so wichtig ist, erkläre ich gleich.

Kleiner Tipp aus der Praxis: Hol dir direkt ein Starter-Set mit zwei Eimern. Die kosten meist so zwischen 40 € und 70 € und sind online oder im gut sortierten Gartencenter zu finden. Während der eine Eimer die zwei bis drei Wochen reift, kannst du den zweiten schon wieder befüllen. So hast du einen nahtlosen Kreislauf.
Die magischen Helfer: Effektive Mikroorganismen (EM)
Damit aus Abfall Gold wird, brauchst du spezielle Mikroben. Die gibt es meist in Form von sogenanntem Bokashi-Ferment. Das ist im Grunde getrocknete Kleie, die mit diesen Helferlein geimpft wurde. Für den Anfang ist das die absolut einfachste und sicherste Methode. Ein Kilo davon kostet etwa 8 € bis 15 € und reicht locker für 3-4 Eimerfüllungen.
So klappt’s garantiert: Die Schritt-für-Schritt-Anleitung
Der Prozess selbst ist kinderleicht, wenn du ein paar Grundregeln beachtest. Das tägliche Befüllen dauert übrigens keine fünf Minuten, versprochen!
1. Alles muss klein sein
Das ist ein Punkt, der oft unterschätzt wird. Schnippel alle Abfälle auf eine Größe von 2-3 cm. Je kleiner die Stücke, desto mehr Angriffsfläche haben die Mikroben und desto besser funktioniert’s. Ich habe dafür ein altes, großes Messer, das immer neben dem Eimer liegt.

Wenig bekannter Trick: Für weiche Sachen wie Bananenschalen oder Kräuterstängel nehme ich einfach eine alte Küchenschere. Geht super schnell und macht weniger Dreck als ein Schneidebrett.
2. Was darf rein – und was nicht?
- Perfekt geeignet: Rohes Obst und Gemüse, Kaffeesatz, Teebeutel, Eierschalen (bitte zerdrücken!), kleine Mengen Brotreste.
- In Maßen auch super: Gekochte Essensreste, Fleisch, Wurst, Fisch und sogar kleine Knochen oder Milchprodukte. Wichtig ist nur, sie gut mit pflanzlichen Resten zu mischen.
- Bitte nicht: Große Mengen Flüssigkeit wie Suppen oder Milch, Asche, große Knochen und vor allem nichts, was schon schwarz oder grün verschimmelt ist. Schimmel ist der Feind der guten Mikroben!
Achtung! Viele haben Angst vor Gestank in der Küche. Aber ein korrekt laufender Bokashi-Eimer stinkt nicht. Er riecht beim Öffnen leicht säuerlich, ein bisschen wie Sauerkraut oder Silage. Wenn er wirklich faulig riecht, ist etwas schiefgelaufen.
3. Richtig schichten und pressen
Streu eine dünne Schicht, etwa zwei Esslöffel, vom Bokashi-Ferment auf den Siebeinsatz am Boden. Darauf kommt eine 3-5 cm hohe Schicht deiner zerkleinerten Abfälle. Und jetzt kommt der entscheidende Schritt: Drück die Schicht fest zusammen! Ich nehme dafür einen alten Kartoffelstampfer. Das presst die Luft raus. Dann wieder eine dünne Schicht Ferment drüberstreuen und so weiter. Fülle den Eimer am besten nur einmal am Tag, um nicht ständig Luft reinzulassen.

4. Die Reifephase
Ist der Eimer voll, kommt eine letzte Schicht Ferment drauf, alles nochmal gut festdrücken und den Deckel bombenfest verschließen. Stell den Eimer dann für mindestens zwei, besser drei Wochen an einen Ort mit Zimmertemperatur, aber ohne direkte Sonne. Die Speisekammer oder eine Kellerecke sind ideal.
5. Der Bokashi-Saft: Flüssigdünger & Abflussreiniger in einem
Schon nach wenigen Tagen sammelt sich am Boden eine Flüssigkeit. Das ist der Bokashi-Saft, ein hochkonzentrierter Dünger. Den musst du alle 1-2 Tage über den Hahn ablassen, damit der Inhalt nicht zu nass wird.
- Als Dünger: Der Saft ist extrem sauer und muss stark verdünnt werden! Die Faustregel ist 1:100, also 10 ml Saft (ein kleiner Schluck) auf 1 Liter Wasser. Damit kannst du alle zwei Wochen deine Zimmer- und Balkonpflanzen gießen.
- Als Abflussreiniger: Unverdünnt in den Ausguss gekippt, löst der Saft über Nacht Fett- und Seifenreste. Ein genialer Nebeneffekt!
Gut zu wissen: Der Saft sollte frisch verwendet werden. In einer fest verschlossenen Flasche im Kühlschrank hält er sich aber auch mal 2-3 Tage.

Vom Eimer ins Beet: Das große Finale
Nach 2-3 Wochen ist das Material fertig fermentiert. Es sieht noch fast aus wie vorher, riecht aber süß-säuerlich. Manchmal siehst du einen weißen, watteartigen Flaum – das ist ein super Zeichen, der Beweis für eine gelungene Fermentation!
WICHTIG: Das fertige Bokashi ist immer noch sehr sauer. Gib es niemals direkt an die Wurzeln deiner Pflanzen, das würde sie verbrennen! Es muss erst im Boden „vererden“.
Ich erinnere mich noch gut, wie mein allererster Ansatz zur stinkenden Brühe wurde, weil ich den Auslaufhahn nicht ganz zugedreht hatte. Es hat getropft, Luft ist reingekommen – das war’s dann. Passiert den Besten, aber dir jetzt nicht mehr!
Am einfachsten ist die Depotdüngung: Grab im Beet einen 20 cm tiefen Graben, füll das Bokashi rein und misch es mit etwas Erde. Dann deckst du alles mit mindestens 10 cm Erde ab. Nach zwei Wochen Wartezeit haben die Bodenorganismen das Material umgewandelt und du kannst direkt darüber pflanzen. Aus einem 16-Liter-Eimer bekommst du übrigens genug Power, um ein kleines Hochbeet (ca. 1-2 m²) für die ganze Saison fit zu machen.

Für die, die mehr wollen: Bokashi pimpen
Wenn du die Grundlagen draufhast, kannst du noch mehr rausholen. Mische pro Schicht Abfall einfach eine Prise (ca. 1 Teelöffel) Urgesteinsmehl dazu. Das reichert den Dünger mit Mineralien an. Und eine Handvoll Pflanzenkohle (bitte keine Grillkohle!), verteilt im Eimer, wirkt später im Boden wie ein Schwamm für Wasser und Nährstoffe. Das ist das Geheimnis hinter der legendären Terra Preta.
Ein ehrliches Fazit
Bokashi ist keine Hexerei, sondern einfach nur clever genutzte Biologie. Es ist eine saubere, schnelle und unglaublich effiziente Methode, um einen perfekten Kreislauf zu schaffen. Du fütterst nicht direkt die Pflanze, sondern das Bodenleben. Und ein gesunder Boden schenkt dir gesunde, starke Pflanzen. Es braucht am Anfang vielleicht eine kleine Umstellung, aber der Lohn ist eine Erde, wie du sie noch nie hattest. Probier’s aus!
Bildergalerie


Hilfe, mein Bokashi riecht komisch! Was mache ich falsch?
Keine Sorge, das ist eine der häufigsten Fragen am Anfang. Ein erfolgreicher Bokashi-Prozess riecht leicht säuerlich-süßlich, ähnlich wie Silage oder Sauerkraut. Riecht es aber wirklich faulig und unangenehm, ist Luft ins Spiel gekommen. Prüfen Sie sofort den Deckel – sitzt er wirklich absolut dicht? Haben Sie vielleicht vergessen, die Masse nach dem Einfüllen festzudrücken? Eine schnelle Lösung: Fügen Sie eine extra Handvoll Bokashi-Ferment (z.B. von EMIKO) hinzu, drücken alles wieder gut zusammen und stellen Sie sicher, dass der Eimer für die nächsten Tage komplett geschlossen bleibt.

„Durch Fermentation werden Nährstoffe quasi ‚vorverdaut‘ und für Pflanzenwurzeln in eine hoch bioverfügbare Form umgewandelt.“
Das bedeutet im Klartext: Die Mikroben im Bokashi leisten die Schwerstarbeit, die sonst im Boden stattfinden müsste. Die Nährstoffe aus Ihren Küchenresten sind für Ihre Pflanzen sofort verfügbar. Das Ergebnis ist oft ein sichtbar schnelleres Wachstum und kräftigere, widerstandsfähigere Pflanzen.

- Ein kraftvoller Flüssigdünger für alle Zimmer- und Balkonpflanzen.
- Ein biologischer Rohrreiniger, der organische Ablagerungen löst.
- Ein Aktivator für den Komposthaufen oder die Biotonne.
Das Geheimnis? Der wertvolle Bokashi-Sickersaft! Diese nährstoffreiche Flüssigkeit ist ein fantastisches Nebenprodukt. Verdünnen Sie sie im Verhältnis 1:100 mit Wasser zum Gießen oder geben Sie sie pur in den Abfluss, um Gerüche zu neutralisieren. Ein echtes Zero-Waste-Wunder.

Der Eimer ist nicht nur praktisch, er wird Teil der Küche. Zum Glück ist die Zeit klobiger Plastikbehälter vorbei. Moderne Bokashi-Systeme verstehen sich auch als Designobjekt. Der „Bokashi Organko 2“ von Skaza zum Beispiel kommt in eleganten Farben wie Creme oder Anthrazit und passt mit seiner schlanken Form perfekt in moderne Küchenzeilen. So wird aus einem reinen Nutzgegenstand ein stilvolles Accessoire, das man nicht im Schrank verstecken muss.

Klassisches Ferment vs. flüssiger Aktivator
Das Streu-Ferment: Meist auf Basis von Weizenkleie, ist der Klassiker. Es lässt sich einfach dosieren und gleichmäßig über jede Schicht Abfall streuen. Ideal für Einsteiger, da es Feuchtigkeit gut aufnimmt.
Der Sprüh-Aktivator: Eine flüssige Lösung mit Effektiven Mikroorganismen (EM). Perfekt, wenn Ihre Küchenabfälle eher trocken sind (z.B. viel Brot oder Papier). Einige schwören darauf, weil es sich noch feiner verteilt. Eine gute Wahl für Fortgeschrittene, die ihren Prozess optimieren wollen.
Wichtiger Punkt: Geduld nach der Fermentation. Der fermentierte Inhalt aus dem Eimer ist noch nicht fertige Erde! Er ist extrem sauer (pH-Wert um 4) und muss im Boden erst „vererden“. Mischen Sie den Bokashi deshalb gut mit Gartenerde und warten Sie mindestens zwei Wochen, bevor Sie direkt hineinpflanzen. In dieser Zeit neutralisiert sich der pH-Wert und die Nährstoffe werden in den Bodenkomplex eingebunden, bereit für die Pflanzenwurzeln.



