Unkraut in Fugen & Beeten: Was wirklich hilft (und was du sofort lassen solltest)

von Augustine Schneider
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Ganz ehrlich? In all den Jahren, in denen ich in Gärten unterwegs bin, habe ich eines gelernt: Unkraut ist wie der ungeladene Gast, der immer wiederkommt. Aber das ist kein Grund, die Chemiekeule auszupacken oder zu den angeblichen Wundermitteln aus Omas Küche zu greifen. Ich habe die Folgen oft genug gesehen: kahle Stellen, wo nichts mehr wächst, und ein Boden, der einfach nur noch tot ist.

Viele greifen aus reiner Verzweiflung zu Salz oder Essig. Und ich verstehe das total – es ist billig, man hat es daheim und, ja, das Unkraut geht erstmal ein. Aber das ist so ziemlich die schlechteste Idee, die man haben kann. Es ist nicht nur furchtbar für deinen Garten, sondern auf Wegen und Terrassen sogar verboten.

Dieser Beitrag ist für alle, die es richtig machen wollen. Wir schauen uns an, was wirklich funktioniert, warum es funktioniert und wie du die Kontrolle behältst, ohne deinem Garten zu schaden. Das ist kein Sprint, sondern eher ein gemütlicher Dauerlauf. Aber mit dem richtigen Wissen und den passenden Werkzeugen bleibst du am Ende der Chef im Ring.

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Warum Salz und Essig im Garten Hausverbot haben

Bevor wir zu den guten Sachen kommen, müssen wir kurz mit den Mythen aufräumen. Diese „Wundermischung“ aus Essig und Salz hält sich hartnäckig. Aber der Preis, den dein Garten dafür zahlt, ist viel zu hoch. Das ist keine Meinung, das ist simple Biologie.

Was Salz wirklich anrichtet: Kochsalz ist pures Gift für fast alles, was im Boden lebt. Es entzieht den Pflanzenwurzeln das Wasser – sie vertrocknen quasi bei lebendigem Leibe, selbst wenn die Erde feucht ist. Und das Schlimmste: Salz bleibt ewig im Boden. Es tötet Mikroorganismen, macht die Erde unfruchtbar und schadet auch der Hecke vom Nachbarn, die zwei Meter weiter weg steht.

Die saure Wahrheit über Essig: Essig ist eine Säure und verätzt oberflächlich alles, womit er in Kontakt kommt. Im Boden sorgt er für einen Säureschock, der das gesamte Bodenleben killt. Regenwürmer? Die suchen das Weite oder sterben. Außerdem greift die Säure viele Steine an, besonders kalkhaltige Natursteine oder Beton. Die Fugen werden porös und bieten dem nächsten Unkraut eine perfekte neue Mietwohnung.

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Gut zu wissen: Laut Pflanzenschutzgesetz ist der Einsatz von Salz und Essig auf versiegelten Flächen wie Einfahrten oder Terrassen verboten. Der Grund ist einfach: Beim nächsten Regen wird das Zeug direkt in die Kanalisation gespült und landet ungefiltert in unseren Gewässern. Das kann richtig teuer werden, wenn es rauskommt.

Die Basis: Ehrliche Handarbeit, die sich lohnt

Kein Gerät der Welt ersetzt die gute alte Handarbeit. Das ist die nachhaltigste und oft auch befriedigendste Methode, um dem Grünzeug Herr zu werden.

Jäten zum perfekten Zeitpunkt: Der beste Moment zum Unkrautjäten ist ein, zwei Tage nach einem kräftigen Regen. Der Boden ist dann schön locker und die Wurzeln flutschen fast von allein raus. Bei trockenem, hartem Boden reißt man oft nur das Grün ab und die Wurzel lacht sich im Boden kaputt und treibt einfach neu aus. Besonders bei Löwenzahn ist das entscheidend.

Kleiner Tipp: Investier in einen guten Unkrautstecher. Du erkennst ihn an einer schmalen, aber sehr stabilen Klinge, mit der du tief in die Erde kommst, ohne gleich alles umzugraben. Ein vernünftiges Teil kostet zwischen 10 und 25 Euro und hält bei guter Pflege ein Leben lang.

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Der Fugenkratzer – Dein Freund und Helfer: Für Pflasterfugen ist ein simpler Fugenkratzer unschlagbar. Ob mit kurzem Griff für die Hocke oder langem Stiel für den Rücken – das Ding funktioniert. Wichtig ist, dass du die Pflanze samt Wurzel aus der Fuge hebelst und nicht nur die Blätter abschneidest.

Achtung, Hochdruckreiniger! Es sieht so verlockend aus, einfach mal mit dem Kärcher durch die Fugen zu gehen. Das Ergebnis ist erstmal blitzsauber. Aber was du wirklich tust, ist, die Fugen komplett zu leeren. Du spülst den Sand raus, der die Platten stabilisiert. Übrig bleibt eine tiefe, perfekte Rille – das ideale Saatbett für alles, was der Wind an neuen Samen vorbeibringt. Ich erinnere mich an einen Kunden, der hat seine Fugen so leer gepustet, dass die Terrassenplatten wackelten wie ein Kuhschwanz. Das zu reparieren war teurer als 10 Jahre Unkraut jäten von Hand. Also: Finger weg!

Thermische Verfahren: Wenn Hitze die Arbeit macht

Hitze ist eine geniale Waffe, denn sie zerstört die Zellstruktur der Pflanzen. Du musst das Unkraut nicht zu Asche verbrennen. Ein kurzer, heftiger Hitzeschock reicht völlig aus.

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Heißes Wasser – der schnelle Sieg für Ungeduldige: Dein schnellster Erfolg heute? Nimm den nächsten Wasserkocher voll kochendem Wasser und gieß es direkt über das Unkraut in der Fuge vor deiner Haustür. Morgen früh ist es welk. Das ist ein Anfang! Die Wirkung kommt von der puren Hitze, die die Zellen platzen lässt. Das Kartoffel- oder Nudelwasser zu nehmen ist zwar eine nette Idee der Resteverwertung, aber die Stärke darin hat kaum einen Effekt. Es ist die Temperatur, die zählt.

  • Vorteile: Kostet fast nichts, ist ungiftig und super einfach.
  • Nachteile: Wirkt am besten bei jungen Pflänzchen. Tiefwurzler wie Löwenzahn kommen oft wieder. Und sei vorsichtig bei empfindlichen Natursteinen, die durch den Temperaturschock Risse bekommen könnten. Bei Beton, Granit oder Basalt ist es aber kein Problem.

Abflammen – die Profi-Methode für zu Hause: So ein Abflammgerät ist schon eine feine Sache. Man bewegt die Flamme langsam, mit etwa 10 cm Abstand, über das Unkraut, bis die Blätter eine dunkelgrüne, fast wachsartige Farbe bekommen. Das ist das Zeichen, dass die Zellen geplatzt sind. Nicht verbrennen, nur „schocken“!

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Ackerschachtelhalm bekämpfen – Probieren Sie folgende Tipps und Tricks unbedingt aus!

  • Vorteile: Geht super schnell und erwischt auch gleich die Samen an der Oberfläche.
  • Nachteile & Kosten: Rechne mit 25 bis 50 Euro für ein solides Einsteigergerät im Baumarkt. Eine passende Gaskartusche kostet um die 5 Euro und reicht, je nach Intensität, für etwa 30 bis 40 Minuten Arbeit.
  • ABSOLUTE SICHERHEIT: Das ist kein Spielzeug! Niemals bei Trockenheit oder Wind anwenden. Halte immer mindestens einen Meter Abstand zu Hecken, Holzzäunen oder der Hausfassade. Und ganz wichtig: Immer einen Eimer Wasser oder einen Feuerlöscher griffbereit haben. Feste Schuhe und lange Hosen sind Pflicht!

Vorbeugen: Der schlauste Weg zum sauberen Garten

Der klügste Gärtner ist der, der dem Unkraut erst gar keine Chance gibt. Prävention ist die halbe Miete.

Fugen richtig füllen: Leere Fugen sind eine Einladung für Unkraut. Fülle sie nach dem Reinigen wieder auf. Am besten geht das mit speziellem, unkrauthemmendem Fugensand. Der hat einen hohen pH-Wert, den die meisten Samen gar nicht mögen. Den bekommst du im Baustoffhandel oder gut sortierten Baumärkten für ca. 20€ pro 25-kg-Sack, was für eine mittelgroße Terrasse oft schon reicht.

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Und so geht’s, ganz einfach in vier Schritten:

  1. Fuge tief auskratzen und den losen Dreck gründlich ausfegen. Die Fläche muss komplett trocken sein.
  2. Den Fugensand großzügig auf die Fläche streuen.
  3. Mit einem weichen Besen diagonal zur Fuge einkehren, bis alle Fugen randvoll sind.
  4. Den Rest des Sandes abfegen und die Fläche ganz leicht mit einem Sprühnebel aus dem Gartenschlauch anfeuchten. Das aktiviert die Bindemittel im Sand und macht ihn fest. Fertig!

Mulchen, mulchen, mulchen: Eine dicke Schicht Rindenmulch (mindestens 5-7 cm, alles andere ist Deko) in den Beeten ist die beste Unkrautbremse. Sie nimmt den Samen das Licht zum Keimen. Ein großer Sack Rindenmulch mit 50 Litern liegt meist zwischen 5 und 10 Euro. Wichtiger Profi-Tipp: Rindenmulch entzieht dem Boden beim Verrotten Stickstoff. Streu vorher eine Handvoll Hornspäne, um das auszugleichen.

Bodendecker sind deine Freunde: Die Natur hasst nackte Erde. Pflanze gezielt robuste Bodendecker, die dichte Teppiche bilden. Für die pralle Sonne ist Polster-Thymian genial – duftet, ist robust und man kann sogar mal drauftreten. Im tiefsten Schatten ist das kleine Immergrün (Vinca minor) eine echte Bank, das Zeug ist unverwüstlich und lässt kaum was durch.

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Und was ist mit Giersch & Co.?

Ja, es gibt sie, die Endgegner. Bei Giersch hilft nur eines: Geduld. Lockere den Boden vorsichtig mit einer Grabegabel und ziehe die langen, weißen Wurzeln komplett raus. Jedes Fitzelchen, das abbricht, treibt neu aus. Den Boden mit der Motorhacke zu bearbeiten, ist der schlimmste Fehler – das ist, als würdest du den Giersch klonen.

Beim Ackerschachtelhalm, dessen Wurzeln meterweit in die Tiefe gehen, hilft nur ständiges Abschneiden, um ihn zu schwächen. Irgendwann gibt er auf. Aber das kann, ehrlich gesagt, Jahre dauern.

Mein Fazit für dich

Unkrautbekämpfung ist kein einmaliger Krieg, sondern ein Teil der Gartenpflege, so wie Rasenmähen. Es gibt keine magische Pille. Die besten Werkzeuge sind dein Wissen, deine Hände und ein bisschen Beständigkeit.

Sei skeptisch bei zu einfachen Lösungen und akzeptiere, dass ein Garten lebt. Ein Gänseblümchen hier und da ist kein Drama. Es geht darum, eine Balance zu finden, die für dich passt – und das ganz ohne Gift und Ärger.

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Statt ständig Unkraut zu jäten – kann man die Fugen nicht einfach dauerhaft schön machen?

Absolut! Das Zauberwort heisst «Fugenbepflanzung». Anstatt offene Erde als Einladung für Löwenzahn & Co. zu hinterlassen, besiedeln Sie die Zwischenräume gezielt mit robusten, trittfesten Polsterstauden. Diese bilden dichte Teppiche, die unerwünschtem Wildwuchs kaum eine Chance lassen. Ideal sind Sorten wie der duftende Sand-Thymian (Thymus serpyllum) oder das polsterbildende Sternmoos (Sagina subulata). Sie sehen nicht nur herrlich aus, sondern verbessern auch das Mikroklima und fördern nützliche Insekten. Ein kleiner Aufwand zu Beginn, der sich jahrelang auszahlt.

Manuelle Fugenbürste: Der Klassiker. Ein schmaler, robuster Stahlhaken, der Moos und Wurzeln präzise aus der Fuge zieht. Ideal für Detailarbeit und empfindliche Beläge, wo eine Maschine zu grob wäre. Modelle von Gardena oder Fiskars liegen gut in der Hand, erfordern aber Geduld und Körpereinsatz.

Elektrische Fugenbürste: Die Power-Variante für lange Wege. Eine rotierende Draht- oder Nylonbürste, wie bei der Gloria WeedBrush, erledigt die Arbeit im Stehen und in Rekordzeit. Perfekt für robuste Betonpflaster, aber Vorsicht bei weicheren Natursteinen – hier immer erst an einer unauffälligen Stelle testen.

Augustine Schneider

Augustine ist eine offene und wissenshungrige Person, die ständig nach neuen Herausforderungen sucht. Sie hat ihren ersten Studienabschluss in Journalistik an der Uni Berlin erfolgreich absolviert. Ihr Interesse und Leidenschaft für digitale Medien und Kommunikation haben sie motiviert und sie hat ihr Masterstudium im Bereich Media, Interkulturelle Kommunikation und Journalistik wieder an der Freien Universität Berlin abgeschlossen. Ihre Praktika in London und Brighton haben ihren beruflichen Werdegang sowie ihre Weltanschauung noch mehr bereichert und erweitert. Die nachfolgenden Jahre hat sie sich dem kreativen Schreiben als freiberufliche Online-Autorin sowie der Arbeit als PR-Referentin gewidmet. Zum Glück hat sie den Weg zu unserer Freshideen-Redation gefunden und ist zurzeit ein wertvolles Mitglied in unserem motivierten Team. Ihre Freizeit verbringt sie gerne auf Reisen oder beim Wandern in den Bergen. Ihre kreative Seele schöpft dadurch immer wieder neue Inspiration und findet die nötige Portion innerer Ruhe und Freiheit.