Dein Bad für die Ewigkeit: Was wirklich zählt (Tipps vom Profi)
Ich steh seit einer gefühlten Ewigkeit auf Baustellen und hab unzählige Bäder kommen und gehen sehen. Manche waren schon nach wenigen Jahren reif für den Abriss, andere sehen auch nach Jahrzehnten noch top aus. Und woran liegt’s? Ehrlich gesagt selten an der super schicken Trendfliese. Es liegt an dem, was man nicht sieht: an der Planung und der sauberen Arbeit dahinter.
Inhaltsverzeichnis
- 0.1 Erst denken, dann hämmern: Die Planung ist alles
- 0.2 Selber machen? Wo du WIRKLICH Geld sparen kannst (und wo nicht!)
- 0.3 Wasser & Strom: Hier gibt es keine zweite Chance
- 0.4 Oberflächen-Kunde: Was gut aussieht und auch was aushält
- 0.5 Der Schlachtplan: Wer macht was, wann – und was kostet es?
- 0.6 Den Richtigen finden: So fragst du einem Handwerker Löcher in den Bauch
- 0.7 Ein letzter Tipp vom alten Hasen…
- 1 Bildergalerie
Bevor wir aber tief in die Materie eintauchen, lasst uns mal die zwei wichtigsten Fragen klären, die jedem unter den Nägeln brennen: Was kostet der Spaß und wie lange ist mein Bad eine No-Go-Area?
Ganz grob über den Daumen gepeilt: Für ein komplettes, durchschnittlich großes Bad (sagen wir mal 8 Quadratmeter) solltet ihr mal zwischen 15.000 € und 25.000 € einplanen. Klar, nach oben gibt es keine Grenzen. Und was die Zeit angeht: Rechnet mal mit drei bis vier Wochen, in denen das Bad eine Baustelle ist. Das klingt lang, aber gute Arbeit und vor allem die notwendigen Trocknungszeiten für Estrich und Abdichtung brauchen einfach ihre Zeit.

Erst denken, dann hämmern: Die Planung ist alles
Der größte Fehler passiert meistens ganz am Anfang. Man blättert durch einen Katalog, verliebt sich in eine freistehende Wanne und vergisst, mal den Zollstock in die Hand zu nehmen. Eine gute Planung ist die halbe Miete und spart am Ende richtig Geld und Nerven.
Nehmt euch mal einen Moment Zeit und beantwortet diese Fragen ganz ehrlich:
- Wer nutzt das Bad? Nur ihr beide? Oder bald auch drei Teenager, die sich morgens um den Spiegel streiten? Denkt an die Zukunft! Eine bodengleiche Dusche ist heute schick, in 20 Jahren vielleicht eine Notwendigkeit.
- Was braucht ihr wirklich? Eine Wanne, die nur als Wäschekorb dient? Oder lieber eine riesige Dusche und dafür mehr Stauraum?
- Wo sind die Nerv-Punkte im alten Bad? Zu wenig Steckdosen am Spiegel? Kein Platz für Handtücher? Schreibt alles auf!
Kleiner Tipp: Wenn der Grundriss steht, klebt die Umrisse von WC, Waschtisch und Dusche mal mit Malerkrepp auf den Boden. So bekommt ihr ein echtes Gefühl für die Laufwege und die Platzverhältnisse. Manchmal machen 20 Zentimeter mehr oder weniger einen gewaltigen Unterschied.

Selber machen? Wo du WIRKLICH Geld sparen kannst (und wo nicht!)
Viele wollen Kosten sparen, indem sie selbst Hand anlegen. Das ist super, aber nur an den richtigen Stellen. Hier kannst du dich austoben:
- Abriss und Entsorgung: Die alten Fliesen von der Wand kloppen und den Schutt wegbringen? Perfekt, das kann man gut selbst machen und spart ein paar hundert Euro.
- Malerarbeiten: Die Decke und die Wände außerhalb des Spritzwasserbereichs streichen.
- Möbelaufbau: Einen neuen Badschrank zusammenzuschrauben ist auch drin.
Achtung, jetzt kommt das große ABER: Finger weg von allem, was mit Wasserleitungen, Abdichtung und der Elektroinstallation zu tun hat. Das ist keine Empfehlung, das ist ein absolutes Muss. Wenn hier etwas schiefgeht, zahlt keine Versicherung, und im schlimmsten Fall gefährdet ihr euer Haus und eure Gesundheit.
Wasser & Strom: Hier gibt es keine zweite Chance
Wasser sucht sich immer einen Weg. Und in Kombination mit Strom wird es lebensgefährlich. Hier gibt es null Kompromisse.

Die Abdichtung unter den Fliesen ist die unsichtbare Lebensversicherung für euer Haus. Ich erinnere mich an einen Fall… eine Familie kam aus dem Urlaub zurück und im Wohnzimmer unter dem Bad war die Decke dunkel und wellig. Der Grund? Ein winziger Haarriss in einer Fuge der Dusche, weil das Dichtband darunter nicht sauber eingearbeitet war. Über Monate sickerte unbemerkt Wasser in die Holzbalkendecke. Der Schaden war fünfstellig. Alles wegen einer Stunde unsauberer Arbeit.
Deshalb wird heute nach strengen Normen gearbeitet. Wir bringen eine flüssige Dichtfolie in mehreren Schichten auf, Ecken und Rohre werden mit speziellen Dichtbändern und Manschetten eingearbeitet. Das ist Millimeterarbeit, die sitzen muss.
Und bei der Elektrik gilt: Das ist eine Zone nur für den Fachmann. Der weiß genau, wo eine Steckdose hin darf und wo sie lebensgefährlich ist (Stichwort: Schutzbereiche). Jede neue Lampe, jede neue Steckdose muss vom Profi angeschlossen und geprüft werden. Punkt.
Oberflächen-Kunde: Was gut aussieht und auch was aushält
Die Materialien prägen den Look, müssen aber auch hart im Nehmen sein. Feuchtigkeit, Kalk und Reiniger sind eine echte Herausforderung.

- Fliesen – der Klassiker: Absolut zu Recht die Nummer eins. Am besten nehmt ihr Feinsteinzeug, das ist extrem hart und nimmt quasi kein Wasser auf. Gute Qualität bekommt ihr so zwischen 30 € und 80 € pro Quadratmeter. Große Formate sehen schick aus und sparen Fugen, sind aber für den Handwerker aufwendiger zu verlegen. Kleiner Profi-Tipp für die Dusche: Investiert in Epoxidharzfugen. Die sind teurer als normale Zementfugen, aber 100% wasserdicht und schimmeln nie.
- Holz im Bad – Gemütlichkeit pur: Echtes Holz ist wunderschön, aber pflegeintensiv. Nur harte, versiegelte Hölzer wie Teak oder geräucherte Eiche eignen sich. Stehendes Wasser ist trotzdem tabu. Eine viel bessere und pflegeleichtere Alternative sind Holzoptik-Fliesen. Gutes Feinsteinzeug in Holzoptik (ca. 40-60 €/m²) ist von echtem Holz kaum zu unterscheiden, aber absolut robust.
- Fugenlose Bäder – der Luxus-Look: Bäder mit Mikrozement oder Kalkputz sehen mega edel aus. Aber ganz ehrlich: Das ist die absolute Königsdisziplin. Der Untergrund muss perfekt sein und die Verarbeitung verzeiht keinen einzigen Fehler. Das ist nichts für Heimwerker und erfordert einen hochspezialisierten Profi. Rechnet hier mal mit Kosten ab 150 € pro Quadratmeter aufwärts – nur für die Oberfläche.

Der Schlachtplan: Wer macht was, wann – und was kostet es?
So eine Badsanierung ist ein komplexes Ballett verschiedener Handwerker. Wenn die Abstimmung nicht klappt, gibt es Chaos und Verzögerungen. Hier mal ein typischer Ablauf:
Woche 1: Der Abriss. Alles Alte fliegt raus. Danach kommen die Installateure und Elektriker und legen die neuen Leitungen und Kabel in die Wände. Das ist die „dreckige“ Phase.
Woche 2: Der Aufbau. Trockenbauer verkleiden die neuen Vorwandelemente (z.B. für das Hänge-WC) und der Maurer verputzt die Wände glatt. Eventuell kommt jetzt der neue Estrich auf den Boden. Und Achtung: Der braucht Zeit zum Trocknen!
Woche 3-4: Der Feinschliff. Jetzt wird’s schön. Der Boden und die Wände werden sorgfältig abgedichtet, dann kommt der Fliesenleger. Danach folgt die Feininstallation: WC, Waschtisch, Dusche und Armaturen werden montiert, Lampen und Steckdosen angeschlossen. Zum Schluss kommt der Maler für die Decke.
Und wie verteilen sich die Kosten? Von den angenommenen 20.000 € für unser Beispielbad könnt ihr grob so kalkulieren: Etwa 35-40 % gehen an den Sanitär-Profi für Rohre, Montage und die Sanitärobjekte. Der Fliesenleger nimmt sich ca. 25-30 %. Der Elektriker liegt bei 10-15 %, und der Rest verteilt sich auf Trockenbau, Maler und Material.

Den Richtigen finden: So fragst du einem Handwerker Löcher in den Bauch
Ein gutes Bad steht und fällt mit den Handwerkern. Bevor ihr jemanden beauftragt, checkt ihn auf Herz und Nieren. Fragt ganz direkt:
- Können Sie mir Bilder von ähnlichen Bädern zeigen, die Sie gemacht haben? (Referenzen sind alles!)
- Bekomme ich ein Angebot zum Festpreis, in dem alle Leistungen genau aufgelistet sind?
- Wie sieht Ihr genauer Zeitplan aus und wer koordiniert die anderen Gewerke? (Ein Ansprechpartner ist Gold wert!)
- Sind Sie in der Handwerkskammer eingetragen und haben Sie eine Betriebshaftpflichtversicherung?
Ein Profi, der nichts zu verbergen hat, wird euch auf all das gerne und ausführlich antworten.
Ein letzter Tipp vom alten Hasen…
Ein neues Bad ist eine der anspruchsvollsten Sanierungen im ganzen Haus. Mein wichtigster Rat ist daher ganz einfach: Spart nicht an der falschen Stelle. Spart nicht an der Abdichtung, nicht an den Rohren und nicht an der Fachkompetenz der Handwerker. Eine billige Armatur kann man nach fünf Jahren leicht austauschen. Eine undichte Wasserleitung in der Wand zu reparieren, bedeutet, das ganze schöne, neue Bad wieder aufzureißen.

Investiert lieber in eine solide Basis. Dann habt ihr nicht nur für ein paar Jahre einen modischen Raum, sondern für Jahrzehnte einen Ort, an dem ihr euch jeden einzelnen Tag wohlfühlt.
Bildergalerie

Wie schaffe ich ein Lichtkonzept, das morgens munter macht und abends entspannt?
Vergessen Sie die eine, einsame Deckenleuchte! Der Schlüssel liegt in drei Lichtebenen, die zusammenwirken. Die Grundbeleuchtung, meist durch dimmbare Decken-Spots, sorgt für die allgemeine Helligkeit. Für den Spiegel ist eine blendfreie Funktionsbeleuchtung (ca. 4.000 Kelvin, neutralweiß) unerlässlich, am besten seitlich oder als hinterleuchteter Spiegel. Der magische Teil ist das Akzentlicht: Eine LED-Leiste unter dem Waschtisch oder in einer Nische, eingestellt auf warmweißes Licht (unter 3.000 Kelvin), schafft eine wohlige Spa-Atmosphäre am Abend. Systeme wie Philips Hue erlauben sogar, Farbtemperatur und Helligkeit per App an jede Stimmung anzupassen.
Kupferrohre: Der unzerstörbare Klassiker. Seit Jahrzehnten bewährt, extrem langlebig und von Natur aus antibakteriell. Die Installation erfordert Löt- oder Pressverbindungen und damit mehr handwerkliches Geschick.
Mehrschichtverbundrohre: Die flexible Alternative. Marken wie Geberit oder Viega bieten Systeme, die aus Kunststoff und Aluminium bestehen. Sie sind korrosionsbeständig, einfacher zu biegen und schneller zu verlegen, was Installationskosten senken kann.
Für ein Bad, das Generationen überdauern soll, ist Kupfer oft die erste Wahl des Profis. Bei komplexen Grundrissen hat sich das Verbundrohr aber als absolut zuverlässige Option etabliert.


