Mehr als nur hell: Dein Guide für richtig gutes LED-Licht aus der Werkstatt
Ganz ehrlich? In meiner Werkstatt hängt über der alten Werkbank immer noch eine klassische Glühbirne. Sie ist mein kleines Museumsstück, eine Erinnerung daran, wie simpel die Welt des Lichts mal war. Damals, als ich mit meiner Ausbildung anfing, da gab’s Watt und Fassungen – fertig. Heute? Heute haben wir LEDs, und plötzlich ist alles anders.
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Ständig kommen Leute zu mir und sind total verunsichert. Sie erzählen von kaltem, ungemütlichem LED-Licht oder von billigen Lampen aus dem Baumarkt, die nach einem Jahr flackern wie in einem Horrorfilm. Ich kann das total nachvollziehen. Der Markt ist eine Wundertüte, und da ist leider auch viel Schrott drin.
Aber eins kann ich dir aus meiner täglichen Arbeit versprechen: Gutes Licht ist kein Zufall, es ist Handwerk. Und die LED-Technik ist das vielleicht beste Werkzeug, das wir dafür je hatten. Man muss nur wissen, wie man es richtig anpackt.
Dieser Guide hier ist keine Werbebroschüre. Das sind einfach nur meine gesammelten Erfahrungen aus der Praxis. Ich will dir zeigen, worauf es wirklich ankommt, damit du am Ende ein Licht hast, das sich gut anfühlt, Farben echt aussehen lässt und – ganz wichtig – absolut sicher ist.

Erstmal die Basics: Was ist eine LED überhaupt?
Keine Sorge, das wird kein Physik-Vortrag. Aber wer sein Werkzeug kennt, arbeitet einfach besser. Eine LED ist im Grunde ein winziger Computerchip, der leuchtet, wenn Strom durchfließt. Das ist der riesige Unterschied zur guten alten Glühbirne, die ja eigentlich eine Mini-Heizung war. Die hat einen Draht zum Glühen gebracht und dabei über 90 Prozent der Energie in Wärme verballert. Völlig ineffizient.
Die LED macht Licht fast direkt aus Strom. Klar wird sie auch warm, aber viel, viel weniger. Diese Effizienz spart nicht nur Geld auf der Stromrechnung, sie hat auch das ganze Design von Lampen auf den Kopf gestellt. Weil LEDs so winzig sind, können Designer sie in Streifen, flache Paneele oder winzige Spots packen. Das eröffnet ganz neue Welten.
Und das hartnäckige Gerücht vom „kalten, blauen Licht“? Das stammt noch aus den Pionierzeiten der Technik. Heute können wir jede erdenkliche Lichtfarbe erzeugen, von gemütlichem Kerzenschein bis zu glasklarem Tageslicht. Man muss nur wissen, welche Zahl auf der Verpackung die richtige ist.

Die drei Zahlen, die du kennen musst: Lumen, Kelvin und CRI
Wenn du ein Leuchtmittel kaufst, schau nicht nur auf den Preis. Das ist der häufigste Fehler. Konzentrier dich auf diese drei Werte. Wenn du die verstanden hast, weißt du 90 % von dem, was gutes Licht ausmacht.
Lumen (lm): Die echte Helligkeit
Vergiss Watt! Watt gibt nur den Stromverbrauch an. Bei einer LED sagt das nichts über die Helligkeit aus. Eine Top-LED kann mit 8 Watt heller sein als eine Billig-LED mit 12 Watt. Deshalb schauen wir Profis nur auf die Lumen (lm) – das ist die tatsächliche Lichtmenge, die rauskommt.
Als grobe Orientierung für den Umstieg:
- Eine alte 40-Watt-Birne entspricht ca. 470 lm.
- Eine alte 60-Watt-Birne entspricht ca. 806 lm.
- Eine alte 75-Watt-Birne entspricht ca. 1.055 lm.
Wenn du einen Raum planst, denkst du am besten in Lumen pro Quadratmeter (das nennt man dann Lux). Für ein Wohnzimmer reichen als Grundlicht oft 100-150 Lux, aber über der Küchenarbeitsplatte, wo du mit scharfen Messern hantierst, sollten es schon 500 Lux sein.

Kelvin (K): Die Farbstimmung
Kelvin ist die Einheit für die Farbtemperatur. Simpel gesagt: niedrige Zahl = warmes, gelbliches Licht; hohe Zahl = kühles, bläuliches Licht.
- Unter 3.300 K (Warmweiß): Das ist das gemütliche Licht, das wir von der Glühbirne kennen. Perfekt fürs Wohnzimmer, Schlafzimmer oder den Essbereich. Mein persönlicher Tipp für maximale Gemütlichkeit liegt bei 2.700 K.
- 3.300 bis 5.300 K (Neutralweiß): Ein sachlicheres, klareres Licht, das die Konzentration fördert. Ideal für Küche, Bad und Arbeitszimmer. In meiner Werkstatt hab ich 4.000 K – ein super Kompromiss.
- Über 5.300 K (Tageslichtweiß): Das ist ein sehr kühles, fast schon blaues Licht. Super anregend, aber für Wohnräume oft zu steril. Eher was für die Garage oder den Keller.
Glaub mir, die Wahl der Kelvin-Zahl verändert einen Raum komplett. Ein Wohnzimmer mit 5.500 K fühlt sich an wie eine Zahnarztpraxis.
CRI (Ra): Die wichtigste Zahl, die keiner kennt
Okay, jetzt kommt der wichtigste Wert, den die meisten Leute ignorieren: der Farbwiedergabeindex (CRI). Er sagt aus, wie naturgetreu Farben im Licht der Lampe aussehen. Sonnenlicht hat den perfekten Wert von 100.

Schon mal gewundert, warum dein Essen im Restaurant so lecker aussieht, aber zu Hause irgendwie fad? Das liegt am Licht! Billige LEDs haben oft nur einen CRI von 80. Das ist zwar in der EU erlaubt, aber ehrlich gesagt ist das zu wenig. Dein roter Lieblingspulli sieht damit bräunlich aus, das Gemüse in der Küche wirkt blass und dein Gesicht im Spiegel kränklich.
Mein dringender Rat: Achte immer auf einen CRI von 90 oder mehr (steht als Ra> 90 auf der Packung). Besonders in der Küche, im Bad oder am Kleiderschrank ist das ein Muss. Der Unterschied ist nicht nur messbar, man fühlt ihn. Erst neulich hatte ich einen Kunden mit einer sündhaft teuren neuen Küche. Alles sah toll aus, aber die Lebensmittel wirkten grau und unappetitlich. Wir haben nur die Leuchtmittel gegen welche mit CRI 95 getauscht – und plötzlich sah alles knackig und frisch aus. Ein Unterschied wie Tag und Nacht!

Klar, so eine Birne kostet dann vielleicht 8 bis 12 Euro statt 3 Euro. Aber das ist eine Investition, die sich jeden einzelnen Tag auszahlt.
Ein Konzept statt nur einer Lampe
Einfach eine Lampe an die Decke klatschen, ist keine Beleuchtung. Das ist nur Helligkeit. Ein gutes Konzept schafft Atmosphäre und hat Funktion. Wir Profis denken immer in drei Lichtebenen:
- Grundbeleuchtung: Das ist das Licht zur Orientierung, meistens Deckenleuchten oder Spots. Es sollte unauffällig und am besten dimmbar sein. Hierfür eignen sich Leuchten mit einem breiten Abstrahlwinkel (z.B. 120 Grad), die den Raum gleichmäßig ausleuchten.
- Zonenlicht: Das ist das Arbeitslicht für bestimmte Bereiche. Die Lampe über dem Esstisch, die Leseleuchte am Sessel oder die Beleuchtung unter den Küchenschränken. Hier zählen Helligkeit und ein hoher CRI.
- Akzentlicht: Das ist der Schmuck. Kleine Spots, die ein Bild anstrahlen, oder LED-Streifen hinter dem Fernseher. Das schafft Tiefe und Gemütlichkeit. Dafür nimmt man oft einen engen Abstrahlwinkel (z.B. 38 Grad), um gezielte Lichtkegel zu erzeugen.

Praxisbeispiel Küche – die Einkaufsliste
Stell dir eine typische Küche vor. Die Grundbeleuchtung machen wir mit vier Einbauspots (Neutralweiß, 4.000 K, CRI> 90). Für das Zonenlicht unter den Hängeschränken nehmen wir einen LED-Streifen in einem Alu-Profil – ebenfalls 4.000 K und hoher CRI. Und über dem Esstisch hängt eine schicke Pendelleuchte mit einer dimmbaren Filament-LED (Warmweiß, 2.700 K).
Was kostet der Spaß? Mal grob überschlagen:
- Spots: 4 Stück à ca. 20-25 €, also rund 100 €.
- LED-Streifen: Für 3 Meter guten Streifen (CRI 95) mit Alu-Profil und Abdeckung solltest du ca. 60-80 € einplanen.
- Netzteil: Ein vernünftiges Netzteil für den Streifen kostet um die 30-40 €.
- Pendelleuchte & Leuchtmittel: Hängt vom Design ab, aber ein gutes Filament-Leuchtmittel kriegst du für ca. 10-15 €.
Man sieht: Gutes Licht ist keine Frage von tausenden von Euros, sondern von guter Planung.
Aus der Werkstatt: LED-Streifen richtig verbauen
LED-Streifen sind geniale Alleskönner, aber ich sehe immer wieder die gleichen Fehler. Das größte Problem: Hitze. Ein leistungsstarker Streifen, der direkt auf Holz geklebt wird, stirbt einen schnellen Hitzetod. Die Lebensdauer sinkt rapide.

Deshalb mein Appell: Nutze IMMER ein Aluminiumprofil! Das ist nicht nur schick, es ist der Kühlkörper für den Streifen und sorgt für eine lange Lebensdauer. Die Dinger kosten nur ein paar Euro pro Meter, meistens zwischen 5 € und 10 €, und sind die beste Versicherung für deine LEDs. Du findest sie im Elektrofachhandel oder in gut sortierten Online-Shops.
Ach ja, und das Netzteil (Trafo) muss passen. Rechne einfach die Leistung pro Meter (steht drauf) mal die Länge deines Streifens. Beispiel: 3 Meter Streifen mit 12 W/m sind 36 Watt. Nimm dann aber kein 40-Watt-Netzteil! Plane immer 20 % Puffer ein, damit es nicht am Limit läuft. Ein 50- oder 60-Watt-Netzteil wäre hier die sichere Wahl.
Wenig bekannter Trick: Bist du unsicher, ob dein Licht flimmert? Nimm dein Handy, starte die Kamera und richte sie auf die Lampe. Siehst du dunkle Streifen durchs Bild wandern? Dann ist das Netzteil oder der Dimmer wahrscheinlich Schrott. Das kann auf Dauer Kopfschmerzen verursachen!

Sicherheit zuerst – hier hört der Spaß auf!
Jetzt wird’s ernst. Licht ist toll, aber Strom ist lebensgefährlich. Und bei 230 Volt gibt es absolut keine Kompromisse. Alle Arbeiten an der Hausinstallation sind für Laien tabu. Das Anschließen von Netzteilen, das Verlegen von Kabeln in der Wand oder der Tausch einer Deckenleuchte muss von einer Elektrofachkraft gemacht werden. Punkt.
Ein Stromschlag kann tödlich sein. Ein Installationsfehler kann Wochen später noch einen Brand auslösen. Das ist kein gut gemeinter Ratschlag, das ist eine unumstößliche Regel.
Sei auch extrem vorsichtig bei Billigprodukten aus dem Internet. Ein Netzteil für 5 Euro ist keine Sparmaßnahme, sondern eine tickende Zeitbombe. Achte auf verlässliche Prüfzeichen wie VDE oder TÜV. Das CE-Zeichen allein sagt leider nicht viel aus, da es oft nur eine Eigenerklärung des Herstellers ist.
Dein Spickzettel für den Lampenkauf
Die LED-Technik ist ein fantastisches Werkzeug. Man muss nur wissen, worauf man achten muss. Sparen am falschen Ende – also an der Lichtqualität oder der Sicherheit – rächt sich immer.

Wenn du das nächste Mal vor dem Regal stehst, mach’s dir einfach. Nimm dein Handy raus und check diese vier Punkte:
- Wie hell? (Lumen): Passt die Helligkeit zu meinem alten Leuchtmittel?
- Welche Stimmung? (Kelvin): 2.700 K für Gemütlichkeit, 4.000 K zum Arbeiten.
- Echte Farben? (CRI): IMMER größer als 90 (Ra> 90) für wichtige Bereiche.
- Dimmbar? Brauche ich das? Steht explizit auf der Packung.
Wenn du das beachtest, bist du schon auf einem verdammt guten Weg. Denn gutes Licht macht einen Raum nicht nur hell. Es macht ihn zu einem Ort, an dem man sich wohlfühlt. Und das ist die Mühe doch wert, oder?


