Klick-Terrasse selber bauen? So geht’s richtig (und ohne die typischen Fehler)

von Augustine Schneider
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Hör mal, ich steh jetzt schon seit einer gefühlten Ewigkeit in der Werkstatt und hab unzählige Terrassen gebaut. Früher war die Welt noch einfach: Gutes Holz, eine massive Unterkonstruktion und sichtbare Edelstahlschrauben. Jede Schraube ein Statement für ehrliche Arbeit. Aber die Zeiten ändern sich. Heute wollen fast alle eine super glatte, cleane Oberfläche ohne eine einzige sichtbare Schraube. Und da kommen dann diese Klick-Systeme ins Spiel, die eine kinderleichte und schnelle Verlegung versprechen.

Ganz ehrlich? Als alter Hase vom Fach bin ich bei sowas immer erst mal skeptisch. Ich hab mittlerweile so ziemlich jedes System verbaut, das es auf dem Markt gibt. Manche waren eine echte Offenbarung, andere haben nach zwei Wintern für richtig teuren Ärger gesorgt. Dieser Text hier ist also keine Werbung, sondern ein ehrlicher Werkstatt-Bericht. Ich zeig dir, wie die Dinger funktionieren, worauf du bei der Vorbereitung achten musst und wo die fiesen kleinen Haken versteckt sind. Denn eine schnelle Verlegung darf niemals auf Kosten der Haltbarkeit gehen. Das ist das A und O.

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Das Wichtigste zuerst: Was kostet der Spaß eigentlich?

Bevor wir in die Details gehen, lass uns über Geld reden. Das ist ja oft die erste Frage. Eine klassisch verschraubte Terrasse mit soliden Dielen und Schrauben liegt materialtechnisch oft so zwischen 60 und 120 Euro pro Quadratmeter. Bei Klick-Systemen geht die Spanne etwas weiter auseinander. Du kannst mit etwa 80 Euro pro Quadratmeter für ein Einsteigersystem loslegen, aber für ein richtig hochwertiges System mit Alu-Unterkonstruktion und langlebigen WPC- oder Thermoholz-Dielen landest du schnell bei 150 Euro oder sogar mehr. Die Zeit, die du beim Verlegen sparst, investierst du also teilweise in teurere Systemkomponenten.

Das Fundament: Hier entscheidet sich alles!

Viele glauben, bei einer Klick-Terrasse wäre die Diele der Star. Falsch gedacht. Das Herzstück jeder Terrasse, die länger als eine Grillsaison überleben soll, ist die Unterkonstruktion (UK). Und bei Klick-Systemen ist sie sogar noch wichtiger als bei der klassischen Methode.

Warum? Stell dir vor: Eine Schraube zieht die Diele aktiv und mit Kraft auf den Balken darunter. Sie verzeiht winzige Unebenheiten. Ein Klick-System hingegen liegt oft nur auf den Halterungen auf, es ist quasi ein „schwimmendes“ System. Wenn deine Unterkonstruktion hier nicht zu 1000 % gerade und im Wasser ist, fangen die Probleme an. Dielen wippen, die Verbindungen knarren bei jedem Schritt und im schlimmsten Fall brechen die kleinen Plastik- oder Metallclips einfach.

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Deshalb: Kein Kompromiss bei der Basis! Im Garten bedeutet das frostfrei gegründete Punkt- oder Streifenfundamente. Und frostfrei heißt in den meisten Ecken Deutschlands eben 80 cm tief graben. Ich hatte mal einen Kunden, der meinte, das wäre übertrieben. Im dritten Winter rief er mich an, weil seine halbe Terrasse abgesackt war. Die Reparatur war am Ende teurer, als es gleich richtig zu machen. Glaub mir, spar nicht am Fundament!

Material für die Unterkonstruktion – Holz, Alu oder WPC?

Auf den Betonfundamenten liegt dann die eigentliche Tragekonstruktion. Hier gibt’s drei gängige Wege:

  • Holz: Der Klassiker. Aber bitte nicht irgendeins! Nimm Hartholz der Dauerhaftigkeitsklasse 1 oder 2, zum Beispiel Bangkirai, oder das Kernholz von heimischer Lärche oder Douglasie. Kesseldruckimprägnierte Fichte hat hier draußen nichts verloren, die fault dir unter den Dielen weg. Wichtig: Immer Gummipads (kosten nur ein paar Euro die Packung) zwischen Beton und Holz legen. Das sorgt für Belüftung und verhindert Staunässe, den Todfeind jeder Holzkonstruktion.
  • Aluminium: Mein persönlicher Favorit für Klick-Systeme. Alu-Profile sind super formstabil, leicht und halten ewig. Klar, sie sind teurer als Holz – rechne mal mit dem doppelten Preis pro Meter. Und du brauchst eine gute Metallsäge. Aber die Präzision, die du damit erreichst, ist für ein Klick-System einfach Gold wert. Viele Hersteller bieten auch perfekt passende Alu-Systeme zu ihren Dielen an.
  • WPC/BPC: Manche Anbieter haben auch Tragebalken aus dem gleichen Verbundwerkstoff wie die Dielen. Hier bin ich, ehrlich gesagt, vorsichtig. Das Zeug dehnt sich bei Hitze brutal aus. Ich hab schon Terrassen gesehen, die im Hochsommer die Randsteine weggedrückt haben. Wenn du das nimmst, musst du die Dehnungsfugen peinlich genau einhalten.

Egal, für welches Material du dich entscheidest: Halte dich exakt an den Balkenabstand, den der Dielen-Hersteller vorgibt. Meist sind das 40 bis 50 cm. Machst du den Abstand größer, um einen Balken zu sparen, werden die Dielen später federn wie ein Trampolin.

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WPC, Thermoholz & Co. – Welches Material soll es sein?

„Klick-Diele“ ist ja nur die Befestigungsart. Das Material selbst macht den Unterschied. Da gibt’s gewaltige Qualitätsunterschiede.

WPC und BPC (Holz/Bambus-Kunststoff-Verbund) sind mega beliebt. Warum? Sie sind pflegeleicht, splitterfrei und du musst sie nicht ölen. Perfekt für Familien mit Kids. Aber Achtung! Billiges WPC aus dem Angebot hat oft zu viel Holzanteil und bleicht schnell aus. Und dunkle WPC-Dielen werden in der prallen Sonne so heiß, dass du Spiegeleier drauf braten könntest. Barfußlaufen ist dann tabu. Kleiner Tipp: Bestell dir vor dem Kauf unbedingt Musterstücke in deinen Wunschfarben. Leg sie an einem sonnigen Tag auf deine zukünftige Terrasse und fass sie mittags mal an. Dann weißt du, was ich meine!

Thermoholz ist eine coole Alternative. Hier wird heimisches Holz (oft Kiefer oder Esche) durch eine spezielle Hitzebehandlung extrem haltbar und formstabil gemacht. Es arbeitet kaum noch, was es zu einem super Partner für Klick-Systeme macht. Es wird mit der Zeit, wie jedes Holz, silbergrau. Wenn du das nicht magst, musst du es eben ölen.

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Echtholz mit Systemnut gibt es natürlich auch. Edle Harthölzer, die an der Seite eine Nut für die Halterungen haben. Das ist die Premium-Variante. Du hast die Optik und Haptik von echtem Holz, aber ohne sichtbare Schrauben. Achte hier aber bitte auf eine Zertifizierung für nachhaltige Forstwirtschaft.

Bevor es losgeht: Deine Werkzeug-Checkliste

Nichts ist nerviger, als mittendrin zum Baumarkt fahren zu müssen. Das hier solltest du parat haben:

  • Fürs Fundament: Spaten, Schaufel, Wasserwaage, Eimer, evtl. Betonmischer.
  • Für die Unterkonstruktion: Kappsäge (ein Muss für saubere Schnitte!), Akkuschrauber, Richtschnur, Zollstock, Bleistift, evtl. eine Metallsäge für Alu.
  • Für die Dielen: Gummihammer, Abstandshalter, die Systems-Clips und Schrauben vom Hersteller.
  • Sicherheit: Handschuhe, Schutzbrille und feste Schuhe sind keine Option, sondern Pflicht! Gerade die Kanten von Alu-Profilen sind rasiermesserscharf.

Profi-Tipp zur Materialmenge: Berechne die benötigten Dielen großzügig. Eine gute Faustformel ist: Fläche in Quadratmetern + 10-15 % für Verschnitt. Bei komplizierten Formen oder wenn du Anfänger bist, lieber 15 %.

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Anleitung: Deine Klick-Terrasse Schritt für Schritt

Okay, genug der Vorrede. Die Unterkonstruktion steht perfekt, hat ein Gefälle von 1-2 % vom Haus weg und die Balkenabstände stimmen. Los geht’s!

  1. Die erste Dielenreihe ist die Königin: Sie muss absolut perfekt und gerade liegen. Spann dir eine Richtschnur! Die erste Diele montierst du mit speziellen Anfangsclips und hältst unbedingt eine Dehnungsfuge zur Hauswand ein (meist 1-2 cm, schau in die Anleitung!). Vergisst du die, drückt sich die Terrasse im Sommer gegen deine Hauswand.
  2. Clips montieren: Es gibt Clips zum Schrauben und solche, die nur eingelegt werden. Ich bevorzuge die geschraubten, die geben einfach mehr Halt. Setze auf jeden Tragebalken einen Clip in die Nut der Diele. Meister-Tipp: Kauf immer ein paar Clips mehr, als du laut Berechnung brauchst. Mir ist schon mehr als eine Schraube abgerissen oder ein Clip aus der Hand gefallen und im Gulli verschwunden. Passiert!
  3. Die nächste Diele ansetzen: Jetzt kommt der magische Moment. Setz die neue Diele schräg an die Clips, schieb sie fest ran und klapp sie dann nach unten. Oft braucht es einen beherzten, aber gefühlvollen Schlag mit dem Gummihammer. Ein sattes „Klick“ verrät dir, dass die Verbindung sitzt.
  4. Schneiden und Stöße planen: Deine Dielen werden selten perfekt passen. Für die Zuschnitte ist eine Kappsäge mit scharfem Blatt ideal. Wenn du zwei Dielen hintereinander legst, muss dieser Stoß immer mittig auf einem Tragebalken liegen. Beide Dielenenden brauchen einen eigenen Clip! Plane die Stöße versetzt, wie bei Parkett. Das sieht nicht nur besser aus, sondern macht die ganze Fläche stabiler.
  5. Die letzte Reihe – oft knifflig: Die letzte Diele musst du fast immer der Länge nach zuschneiden. Hier gibt es oft spezielle Endclips. Manchmal muss man aber auch kreativ werden und die letzte Diele ganz klassisch von oben verschrauben oder mit einem Montagekleber fixieren. Das ist keine Schande, sondern eine saubere handwerkliche Lösung.
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Die ehrliche Abrechnung: Vor- und Nachteile

Was wirklich gut ist:

  • Die Optik: Sieht einfach edel und modern aus, keine Frage.
  • Das Barfußgefühl: Keine Splitter, keine heißen Schraubenköpfe im Sommer. Super angenehm.
  • Montage-Tempo: Das reine Verlegen der Dielen geht wirklich flotter als bohren und schrauben.
  • Einzelne Dielen tauschen: Bei manchen Systemen kann man eine Diele mitten in der Fläche austauschen. Das ist ein riesen Vorteil, wenn mal was beschädigt wird.

Wo die Haken sind:

  • Vorbereitung: Die Zeit, die du beim Klicken sparst, musst du doppelt und dreifach in eine millimetergenaue Unterkonstruktion stecken. Fehler verzeiht dir das System nicht.
  • Systemabhängigkeit: Du bist an einen Hersteller gebunden. Wenn du in fünf Jahren eine Diele brauchst und es das System nicht mehr gibt… Pech gehabt.
  • Geräusche: Das ist der häufigste Fehler bei Selbstbauern. Wenn die UK nicht 100% plan ist, knarrt oder quietscht die Terrasse. Das kann einen wahnsinnig machen.
  • Belüftung: Die Fugen sind oft sehr schmal. Das kann die Belüftung der Unterkonstruktion behindern, was besonders bei Holz-UK kritisch ist.
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Die häufigsten Pannen – und wie du sie locker vermeidest

  • Problem: Die Terrasse knarrt.
    Lösung: Das ist zu 99 % die Unterkonstruktion! Finde die wackelnde Stelle (am besten zu zweit, einer geht, einer horcht) und schieb ein dünnes Unterlegplättchen aus Hartplastik unter den Balken. Oft reichen schon 1-2 Millimeter.
  • Problem: Die Dielen wölben sich im Sommer nach oben.
    Lösung: Fast immer eine vergessene oder zu kleine Dehnungsfuge an den Rändern. Das Material hat keinen Platz zum Ausdehnen. Da hilft nur: Randleisten ab, letzte Diele raus und den Abstand mit der Säge vergrößern.
  • Problem: Wasser steht auf der Terrasse.
    Lösung: Das Gefälle fehlt oder ist falsch. Es muss immer 1-2 % vom Haus weg führen, damit Regenwasser ablaufen kann. Das muss schon bei der Unterkonstruktion eingeplant werden.

Mein Fazit aus der Werkstatt

Also, sind Klick-Systeme jetzt gut oder schlecht? Weder noch. Sie sind eine tolle Entwicklung für alle, die eine makellose Optik wollen und extrem sauber und genau arbeiten können. Wenn du eine perfekt ebene Betonplatte auf dem Balkon als Ausgangspunkt hast, ist so ein System ideal.

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Ich persönlich setze sie gerne ein, wenn der Kunde es wünscht und das Budget für ein hochwertiges System mit Alu-UK da ist. Aber bei komplexen Formen oder wenn ich weiß, dass das Holz stark arbeiten wird, bleibe ich bei der bewährten, sichtbaren Verschraubung. Die ist ehrlich, brutal haltbar und hat sich über Jahrzehnte bewährt.

Am Ende ist es deine Entscheidung. Aber egal, welches System du wählst: Nimm dir Zeit für die Planung und sei bei der Unterkonstruktion ein deutscher Meister – also pingelig bis zum Gehtnichtmehr. Dann wirst du auch verdammt lange Freude an deiner neuen Terrasse haben.

Augustine Schneider

Augustine ist eine offene und wissenshungrige Person, die ständig nach neuen Herausforderungen sucht. Sie hat ihren ersten Studienabschluss in Journalistik an der Uni Berlin erfolgreich absolviert. Ihr Interesse und Leidenschaft für digitale Medien und Kommunikation haben sie motiviert und sie hat ihr Masterstudium im Bereich Media, Interkulturelle Kommunikation und Journalistik wieder an der Freien Universität Berlin abgeschlossen. Ihre Praktika in London und Brighton haben ihren beruflichen Werdegang sowie ihre Weltanschauung noch mehr bereichert und erweitert. Die nachfolgenden Jahre hat sie sich dem kreativen Schreiben als freiberufliche Online-Autorin sowie der Arbeit als PR-Referentin gewidmet. Zum Glück hat sie den Weg zu unserer Freshideen-Redation gefunden und ist zurzeit ein wertvolles Mitglied in unserem motivierten Team. Ihre Freizeit verbringt sie gerne auf Reisen oder beim Wandern in den Bergen. Ihre kreative Seele schöpft dadurch immer wieder neue Inspiration und findet die nötige Portion innerer Ruhe und Freiheit.