Plissee nach Maß: Dein ehrlicher Guide vom Ausmessen bis zur Montage – ganz ohne Frust
Ich hab in meinem Job als Raumausstatter schon unzählige Fenster gesehen. Riesige, winzige, schräge, runde – jedes hat seinen eigenen Charakter und seine ganz speziellen Bedürfnisse. Und eins hab ich dabei gelernt: Ein Fenster ist die Seele eines Raumes. Es lässt Licht rein, verbindet uns mit draußen. Aber mal ehrlich, manchmal brauchen wir auch unsere Ruhe, Schutz vor der prallen Sommersonne oder einfach nur Privatsphäre. Genau hier kommt das Plissee ins Spiel.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Erstmal die Grundlagen: Was unterscheidet ein Top-Plissee von billigem Kram?
- 2 Das A und O: Richtig ausmessen wie ein Profi
- 3 Die Stoffwahl: Funktion geht vor Farbe
- 4 Okay, Butter bei die Fische: Was kostet der Spaß?
- 5 DIY oder doch lieber den Profi rufen?
- 6 Sicherheit und Pflege: Damit die Freude lange hält
- 7 Fazit: Eine Investition, die sich wirklich auszahlt
Vergiss bitte diese wackeligen Standard-Dinger aus dem Baumarkt, die nach einem Jahr klemmen oder schief hängen. Ein wirklich gutes Plissee ist ein kleines Stück Ingenieurskunst, perfekt auf dein Fenster zugeschnitten. Es kann dir helfen, Energie zu sparen, einen Raum für den Mittagsschlaf abzudunkeln und sogar die Akustik zu verbessern. Die meisten Leute sehen nur den Stoff, aber dahinter steckt so viel mehr: die Mechanik, die Spannung der Schnüre, die Qualität der Schienen. In diesem Guide zeige ich dir, worauf es wirklich ankommt. Betrachte es als einen ehrlichen Blick in meinen Werkzeugkasten, damit du am Ende eine Entscheidung triffst, mit der du jahrelang glücklich bist.

Erstmal die Grundlagen: Was unterscheidet ein Top-Plissee von billigem Kram?
Bevor wir in die Details gehen, lass uns kurz klären, worüber wir reden. Ein Plissee, oft auch Faltstore genannt, ist im Grunde ein gefalteter Stoff, der zwischen zwei Profilen auf Spannung gehalten wird. Man kann es wie eine Ziehharmonika zusammenschieben. Simples Prinzip, aber die Qualität steckt, wie so oft, im Detail.
Standard-Plissee vs. Wabenplissee: Mehr als nur Optik
Auf den ersten Blick sehen sie sich ziemlich ähnlich, aber ihre Wirkung könnte unterschiedlicher nicht sein. Das ist wirklich wichtig zu wissen:
- Das Standard-Plissee: Hier hast du eine einzelne Stoffbahn. Du siehst die feinen Schnüre, die durch kleine Löcher im Stoff laufen. Es ist ein super Sicht- und Blendschutz und für die meisten Wohnräume absolut perfekt. Aber durch die kleinen Löcher kommt immer ein winziger Hauch Licht.
- Das Wabenplissee: Stell dir zwei Stoffbahnen vor, die in der Mitte miteinander verbunden sind. Von der Seite sieht das aus wie Bienenwaben – daher der Name. Der Clou: Die Schnüre laufen unsichtbar im Inneren dieser Waben. Das hat zwei riesige Vorteile. Erstens: keine Löcher, keine Lichtpunkte. Die Abdunkelung ist also deutlich besser.
Und zweitens, das ist pure Physik, bildet sich in diesen Waben ein Luftpolster. Dieses Polster wirkt wie eine kleine Isolierschicht direkt vor der Glasscheibe, die ja bekanntlich die energetische Schwachstelle im Haus ist. Im Sommer hält es die Hitze draußen, im Winter die wohlige Wärme drinnen. Das ist kein leeres Werbeversprechen, das merkst du am Raumklima und auch ein bisschen am Geldbeutel. Übrigens, die Wabenstruktur schluckt auch Schall – ein echter Game-Changer in Räumen mit viel Hall, wie einem minimalistischen Wohnzimmer mit Fliesenboden.

Das A und O: Richtig ausmessen wie ein Profi
Ganz ehrlich? Das ist der Punkt, an dem die meisten Fehler passieren. Ein Millimeter daneben kann bedeuten, dass das Plissee klemmt oder unschöne Lichtschlitze bleiben. Mein Leitsatz war schon immer: „Zweimal messen, einmal bestellen.“ Nimm dir dafür fünf Minuten Zeit und benutze unbedingt ein festes Maßband, am besten ein Stahlmaßband. So ein flexibles Schneidermaßband ist viel zu ungenau.
Die häufigsten Messfehler (und wie du sie vermeidest)
Aus meiner Erfahrung sind es immer wieder die gleichen kleinen Patzer, die für Frust sorgen:
- Fehler 1: Maßband schief halten. Besonders bei breiten Fenstern passiert das schnell. Die Lösung: Entweder zu zweit messen oder das Ende des Maßbands fest an eine Seite des Rahmens drücken.
- Fehler 2: Nur an einer Stelle messen. Kein Fensterrahmen ist 100% perfekt gerade. Miss die Breite immer an drei Stellen (oben, mitte, unten) und nimm das kleinste Maß als Grundlage für deine Bestellung!
- Fehler 3: Den Fenstergriff vergessen. Wenn du das Plissee auf dem Rahmen montierst, muss es am Griff vorbeilaufen. Plane also den Überstand so, dass du den Griff noch bequem bedienen kannst.

Wo wird montiert? Die drei gängigen Methoden
Je nachdem, wo das Plissee hinkommt, musst du anders messen.
- Montage in der Glasleiste (Verschraubt): Das ist die eleganteste Methode. Das Plissee sitzt direkt vor der Scheibe und bewegt sich mit dem Fenster mit. Zum Messen misst du die sichtbare Scheibe inklusive der Gummidichtung in der Breite. Von diesem Maß ziehst du dann insgesamt 4 Millimeter ab (also 2 mm pro Seite). Dieser kleine Puffer ist wichtig, damit der Stoff nicht am Rahmen schleift. Bei der Höhe misst du ebenfalls die sichtbare Scheibe inklusive Dichtung, hier musst du aber nichts abziehen. Kleiner Tipp: Die Glasleiste sollte mindestens 15 mm tief sein, damit alles gut passt.
- Montage auf dem Fensterflügel (Geklemmt oder geschraubt): Diese Option ist super, wenn du nicht bohren willst oder darfst, z.B. in einer Mietwohnung. Hier misst du die Breite der Scheibe und gibst auf jeder Seite den gewünschten Überstand dazu. Ich empfehle mindestens 2 cm pro Seite, um den Lichteinfall zu minimieren. Die Höhe ist hier einfach die gesamte Höhe des Fensterflügels.
- Montage ohne Bohren: Klemmen oder Kleben? Beide Methoden sind bei Mietern beliebt, aber man sollte die Unterschiede kennen.
Klemmen: Die Träger werden einfach oben und unten auf den Fensterflügel gesteckt. Funktioniert super bei den meisten Kunststofffenstern. Der kleine Nachteil: Die Dichtung wird an den vier Klemmstellen leicht gequetscht, was bei sehr alten Dichtungen die Isolierung minimal beeinträchtigen könnte.
Kleben: Dünne Leisten werden direkt auf die Scheibe geklebt. Sieht sehr dezent aus. Aber Achtung! Die Scheibe muss absolut sauber und fettfrei sein. Am besten mit Isopropanol-Alkohol aus der Apotheke reinigen. In einer dampfigen Küche oder einem feuchten Bad kann sich der Kleber über die Jahre aber lösen. Für ein normales Wohn- oder Schlafzimmerfenster ist es aber eine super Alternative.
Ein Wort aus der Praxis: Eine verschraubte Montage ist immer die stabilste und langlebigste Lösung. Falls du zur Miete wohnst, sprich kurz mit deinem Vermieter. Die winzigen Löcher lassen sich bei einem Auszug mit einem Tupfer Acryl spurlos verschließen.

Die Stoffwahl: Funktion geht vor Farbe
Klar, die Farbe muss dir gefallen. Aber die Funktion des Stoffes entscheidet, ob das Plissee seinen Zweck erfüllt.
- Transparent: Wie ein leichter Vorhang. Bietet leichten Blendschutz, aber kaum Privatsphäre. Ideal, wenn du den Ausblick genießen willst.
- Halbtransparent / Lichtdurchlässig: Der Alleskönner. Lässt viel Licht rein, aber von außen erkennt man nur noch Schatten. Perfekt für Küche, Büro und Wohnzimmer.
- Blickdicht (Dimout): Hier ist Schluss mit neugierigen Blicken. Der Stoff ist dicht, lässt aber noch diffuses Licht durch. Der Raum wirkt hell, aber man wird nicht geblendet. Top für Bäder oder Arbeitszimmer am Bildschirm.
- Abdunkelnd (Blackout): Diese Stoffe haben eine spezielle Beschichtung auf der Rückseite und lassen absolut kein Licht durch den Stoff selbst. Ein Muss für Schlafzimmer. Wichtig zu wissen: Du erreichst eine starke Abdunkelung, aber keine 100%ige Finsternis. An den Seiten bleibt immer ein winziger Lichtspalt.
Kleiner Tipp vom Profi: Helle Stoffe auf der Außenseite reflektieren mehr Sonnenlicht, egal welche Farbe du für innen wählst. Das hilft zusätzlich beim Hitzeschutz! Achte auch auf Spezialbeschichtungen, z.B. eine Perlex-Beschichtung für Südfenster oder feuchtraumgeeignete Stoffe fürs Bad.

Okay, Butter bei die Fische: Was kostet der Spaß?
Das ist wohl die wichtigste Frage. Die Preisspanne ist riesig, aber als grobe Hausnummer kannst du dich daran orientieren:
Für ein typisches Fenster (ca. 80x120cm) zahlst du online für ein gutes Standard-Plissee etwa 60 bis 90 Euro. Für ein hochwertiges Wabenplissee solltest du mit 100 bis 160 Euro rechnen. Beim Handwerker vor Ort kommen natürlich noch Aufmaß und Montage dazu, dafür hast du aber eine Garantie und musst dich um nichts kümmern. Seriöse Online-Shops erkennst du an einem guten Konfigurator, transparenten Preisen und echten Kundenbewertungen.
DIY oder doch lieber den Profi rufen?
Das kannst du ganz einfach selbst entscheiden:
- Fall für DIY: Du hast 1-3 normale, rechteckige Fenster und entscheidest dich für Klemm- oder Klebeträger. Das schaffst du locker selbst! Plane dafür etwa 20-30 Minuten pro Fenster ein.
- Fall für den Profi: Du hast mehr als 5 Fenster, Sonderformen wie Dreiecke oder Trapezfenster, oder du bist dir beim Messen einfach unsicher. Dann hol dir lieber Hilfe. Der Fachmann garantiert den perfekten Sitz und die Montage geht ruckzuck.
Deine kleine Werkzeugkiste für die Selbstmontage: Ein stabiles Stahlmaßband, Bleistift, Akkuschrauber, ein kleiner 2-mm-Bohrer (nur für die Schraubmontage), eine Wasserwaage und eventuell eine kleine Trittleiter. Mehr brauchst du nicht!
Sicherheit und Pflege: Damit die Freude lange hält
Zwei kurze, aber wichtige Punkte zum Schluss.
Gerade bei frei hängenden Plissees mit langen Schnüren besteht eine Strangulationsgefahr für kleine Kinder. Seriöse Anbieter liefern deshalb immer Sicherheitshalter mit, in denen die Schnur auf Spannung befestigt wird. Bitte, bitte montiere diese Teile! Bei den gängigen, verspannten Plissees mit Griffbedienung besteht diese Gefahr zum Glück nicht – die sind ideal fürs Kinderzimmer.
Was die Pflege angeht: Staub einfach regelmäßig mit einem Staubwedel entfernen. Flecken sofort mit einem feuchten Tuch abtupfen, nicht reiben! Einige Stoffe kann man sogar waschen. Aber Vorsicht: Niemals Stoffe mit einer Blackout-Beschichtung oder Naturfasern waschen! Die Beschichtung kann brechen oder der Stoff einlaufen. Im Zweifel lieber nur abstauben oder einen Fachmann fragen.
Fazit: Eine Investition, die sich wirklich auszahlt
Ja, ein maßgefertigtes Plissee kostet mehr als eines von der Stange. Aber du investierst in perfekten Sitz, langlebige Technik und einen Stoff, der genau das tut, was du brauchst. Vom Energiespareffekt eines Wabenplissees ganz zu schweigen. Nimm dir die Zeit fürs Messen, wähle den Stoff mit Bedacht und hab keine Angst vor der Montage. Ein gutes Plissee ist am Ende nicht nur Sichtschutz, sondern ein echtes Stück Wohnqualität.
