Dein Etagenbett-Guide: So wird’s richtig sicher und gemütlich
Hey, schön, dass du da bist! Wenn die Familie wächst, das Kinderzimmer aber irgendwie nicht mitwächst, landet man fast immer bei einer cleveren Idee: dem Etagenbett. Und mal ehrlich, für Kinder ist das doch das Größte, oder? Ein eigenes kleines Fort, ganz oben mit freiem Blick oder unten in der gemütlichen Höhle. Das ist mehr als nur ein Schlafplatz, das ist ein Abenteuerspielplatz.
Inhaltsverzeichnis
- 0.1 Das Fundament: Warum gutes Holz und stabile Verbindungen alles sind
- 0.2 Sicher ist sicher: Was hinter Siegeln und Normen steckt
- 0.3 Der Gebraucht-Kauf: Schnäppchen oder Sicherheitsrisiko?
- 0.4 Die Montage: Jetzt bist du der Profi!
- 0.5 Das komplette System: Matratze, Abstand und der richtige Platz
- 0.6 Deine 10-Minuten-Checkliste für ein sicheres Etagenbett
- 1 Bildergalerie
Aber genau da müssen wir als Erwachsene kurz mal die Handbremse ziehen. Denn aus meiner Erfahrung in der Werkstatt weiß ich: Ein Etagenbett ist kein normales Möbelstück. Hier wird nicht nur geschlafen, hier wird getobt, geklettert und geträumt. Das Ding muss also einiges aushalten! Deswegen will ich dir hier mal ganz ohne Fachchinesisch zeigen, worauf es wirklich ankommt. Damit das Bett eine riesige Freude wird und keine kleine Sorge im Hinterkopf.
Das Fundament: Warum gutes Holz und stabile Verbindungen alles sind
Lass uns direkt zum Kern der Sache kommen: Material und Konstruktion. Hier entscheidet sich, ob du ein stabiles Möbelstück für Jahre kaufst oder eine wackelige Angelegenheit, die dir den letzten Nerv raubt. Auf den ersten Blick sehen viele Betten gut aus, aber die Tücken stecken im Detail.

Massivholz oder doch die günstige Platte? Eine ganz klare Sache.
Ganz ehrlich: Bei einem Etagenbett gibt es für mich nur eine vernünftige Wahl, und das ist Massivholz. Es ist einfach stabiler, langlebiger und verzeiht auch mal einen wilden Sprung. Die gängigsten Holzarten haben alle ihre Vor- und Nachteile:
- Buche: Das ist sozusagen die Königsklasse für Kindermöbel. Extrem hart, schwer und superstabil. Schrauben sitzen hier bombenfest. Ein Bett aus Buche ist eine Anschaffung fürs Leben und hält oft auch noch für das nächste Kind. Logisch, das hat seinen Preis. Rechne hier mal mit Betten, die oft erst bei 600-700 € anfangen und bis über 1.000 € gehen können, besonders bei spezialisierten Herstellern wie PAIDI oder Billi-Bolli.
- Birke: Ein super Kompromiss! Birke ist härter und robuster als Kiefer, aber nicht ganz so wuchtig und teuer wie Buche. Das Holz ist hell und freundlich – eine solide Wahl im mittleren Preissegment.
- Kiefer: Die bekannteste und günstigste Option, oft schon für 300-500 € zu haben. Kiefer ist weicher, was leider auch bedeutet, dass es schnell Dellen und Kratzer bekommt. Viel wichtiger ist aber: In dem weicheren Holz können sich Schrauben durch die ständige Bewegung beim Klettern mit der Zeit lockern. Wenn du dich für Kiefer entscheidest, achte unbedingt auf richtig dicke Pfosten!
Und was ist mit den günstigeren Holzwerkstoffen wie MDF oder Spanplatte? Bei Regalen okay, bei einem Etagenbett rate ich dir dringend davon ab. In Spanplatten finden Schrauben auf Dauer einfach keinen festen Halt. Ich habe schon Betten gesehen, da sind die Schrauben regelrecht aus dem Material ausgebrochen. Wenn es doch so eine Platte sein muss, achte wenigstens auf das Siegel „E1“, das für geringe Schadstoffausdünstungen steht.

Die Konstruktion: Worauf du achten musst
Die Pfosten sind das Rückgrat des Bettes. Hier gilt: Dicker ist besser. Eine Pfostenstärke von mindestens 60×60 mm bei Massivholz sollte es schon sein. Alles darunter neigt zum Schwanken. Kleiner Test im Möbelhaus: Geh zum Bett und rüttle mal kräftig am oberen Pfosten. Wenn sich das ganze Gestell mehr als einen Zentimeter hin und her bewegt – Finger weg!
Achte auch auf die Verbindungen. Simple Holzschrauben sind ein No-Go für tragende Teile. Profis setzen auf durchgehende Bolzen mit Muttern oder spezielle Möbelschrauben, die in Metallhülsen greifen. Der Vorteil: Die kannst du richtig fest anziehen und bei Bedarf auch nachziehen, ohne das Holz auszuleiern.
Sicher ist sicher: Was hinter Siegeln und Normen steckt
Zum Glück musst du dich nicht nur auf dein Bauchgefühl verlassen. Es gibt knallharte Vorschriften. Der wichtigste Anhaltspunkt für dich ist die europäische Norm DIN EN 747. Ein Bett mit diesem Zertifikat wurde auf Herz und Nieren geprüft. Such gezielt danach, meistens findest du einen Aufkleber direkt am Bettgestell oder den Hinweis fett gedruckt in der Online-Produktbeschreibung. Findest du nichts? Dann ist Vorsicht geboten.

Diese Norm sichert unter anderem ab:
- Die Absturzsicherung: Das ist der Rausfallschutz am oberen Bett. Er muss an allen vier Seiten vorhanden sein und – jetzt kommt’s – mindestens 16 cm über die Matratzenoberkante hinausragen. Hier passiert der häufigste Fehler! Wenn du eine zu dicke Komfortmatratze kaufst, ist der Schutz plötzlich nur noch mickrige 5 cm hoch und damit quasi nutzlos.
- Keine Fangstellen: Alle Spalten und Öffnungen sind so bemessen, dass sich kein Kind darin einklemmen oder mit dem Kopf stecken bleiben kann.
- Die Leiter: Sie muss fest am Bett montiert sein und die Sprossen müssen einen sicheren Tritt bieten. Oft gibt es auch Griffe oder Grifflöcher, was den Aufstieg deutlich sicherer macht.
Auch das GS-Zeichen („Geprüfte Sicherheit“) ist ein gutes Zeichen, da es eine unabhängige Prüfung bestätigt.
Der Gebraucht-Kauf: Schnäppchen oder Sicherheitsrisiko?
Klar, auf Portalen wie Kleinanzeigen locken oft Schnäppchen. Aber gerade bei einem gebrauchten Etagenbett solltest du ganz genau hinschauen. Mach einen kleinen TÜV-Check vor Ort:

- Alle Originalteile da? Frag gezielt nach den Originalschrauben. Wenn da mit Baumarkt-Spaxschrauben gebastelt wurde, ist die Statik nicht mehr garantiert.
- Gibt es Risse? Schau dir das Holz genau an, vor allem rund um die Schraublöcher und an den Verbindungsstellen der Pfosten.
- Wackelt es? Bau das Bett probeweise mit dem Verkäufer auf oder rüttle zumindest kräftig an den bereits montierten Teilen.
- Der Geruchstest: Riecht das Bett stark nach Rauch, Keller oder Haustieren? Diesen Geruch bekommst du aus Holz nur schwer wieder raus.
Wenn du unsicher bist, investiere lieber ein paar Euro mehr in ein neues, sicheres Bett. Deine Nerven werden es dir danken.
Die Montage: Jetzt bist du der Profi!
Das beste Bett nützt nichts, wenn es schlampig aufgebaut wird. Nimm dir dafür wirklich Zeit. Ein Samstagnachmittag, also etwa 2-3 Stunden, ist eine realistische Planung. Und ganz wichtig: Mach es niemals allein! Du brauchst eine zweite Person zum Halten.
Was du wirklich an Werkzeug brauchst:

- Einen Akkuschrauber mit einstellbarem Drehmoment (damit du die Schrauben nicht überdrehst).
- Einen Ratschenkasten oder passende Schraubenschlüssel (oft Größe 13) für die Bolzen. Der kleine mitgelieferte Inbusschlüssel ist ein Witz.
- Eine Wasserwaage, am besten eine längere (mindestens 60 cm). Ein schiefes Bett steht unter Spannung und wird instabil.
- Einen Gummihammer für Holzteile, die sanft überredet werden müssen.
Profi-Tipp, der in keiner Anleitung steht: Holz arbeitet. Nachdem das Bett aufgebaut ist und sich an die Raumtemperatur gewöhnt hat, solltest du nach etwa vier bis sechs Wochen ALLE Schrauben noch einmal fest nachziehen. Du wirst staunen, wie viele sich gelockert haben. Diesen Check solltest du danach etwa alle sechs Monate wiederholen. Dauert 10 Minuten und bringt ein riesiges Plus an Sicherheit.
Ach ja, und wenn das Bett irgendwann quietscht: Oft hilft ein winziger Tropfen Silikonspray oder ein dünnes Stück Filz zwischen den Holzteilen, die aneinander reiben.
Das komplette System: Matratze, Abstand und der richtige Platz
Das Bettgestell ist nur die halbe Miete. Die Matratze für oben darf, wie gesagt, nicht zu hoch sein. Die meisten Hersteller geben eine maximale Matratzenhöhe von 14 bis 18 cm an. Kaltschaummatratzen sind hier ideal, weil sie leicht und atmungsaktiv sind.

Achte auch auf die Kopffreiheit für das untere Kind. Ich empfehle hier einen Abstand von mindestens 85 cm von der oberen Matratze zur Unterkante des oberen Bettes. So kann man sich auch mal erschrocken aufsetzen, ohne sich gleich eine Beule zu holen.
Stell das Bett am besten an eine feste Wand, aber nicht direkt unter ein Fenster oder an eine Heizung. Die trockene Heizungsluft kann das Holz auf Dauer austrocknen und spröde machen.
Deine 10-Minuten-Checkliste für ein sicheres Etagenbett
Egal, ob du kaufst oder schon eines hast – mit dieser Liste kannst du schnell die wichtigsten Punkte checken:
- Material-Check: Ist es Massivholz? Top! Bei Kiefer: Sind die Pfosten schön dick (ca. 6×6 cm)?
- Der Rüttel-Test: Stell dich hin und rüttle kräftig am oberen Pfosten. Bewegt sich alles stark? Dann ran an die Schrauben!
- Norm & Siegel: Findest du einen Hinweis auf die DIN EN 747 oder ein GS-Zeichen? Perfekt.
- Matratzenhöhe oben: Miss nach! Hast du noch mindestens 16 cm Platz zwischen Matratzenoberkante und dem Ende des Rausfallschutzes?
- Leiter-Check: Sitzt die Leiter bombenfest? Wackelt keine Sprosse?
- Schrauben-Wartung: Wann hast du die Schrauben das letzte Mal nachgezogen? Wenn du überlegen musst, ist es zu lange her.
Ein gutes Etagenbett ist eine geniale Lösung, die über viele Jahre Freude macht. Wenn du diese Punkte beachtest, investierst du nicht nur in ein Möbelstück, sondern vor allem in die Sicherheit und das Wohlbefinden deiner Kinder. Und das ist doch das Wichtigste.

Bildergalerie

Die Norm DIN EN 747 ist das goldene Siegel für Etagen- und Hochbetten.
Achten Sie beim Kauf unbedingt auf dieses Kürzel! Es garantiert, dass das Bett auf Herz und Nieren geprüft wurde: von der Höhe der Absturzsicherung (sie muss mindestens 16 cm über der Matratze liegen) bis hin zu den Abständen zwischen den Bauteilen, damit sich nirgendwo ein Kopf oder Finger einklemmen kann. Es ist die beruhigende Gewissheit, dass unabhängige Experten die Konstruktion bereits für sicher befunden haben – eine Sorge weniger für Sie.

