Stoffkürbisse selber machen: Dein Guide für perfekte, knubbelige Herbst-Deko
Der Herbst hat einfach was Magisches, oder? Das Licht wird weicher, die Luft frischer und man bekommt wieder richtig Lust, es sich drinnen gemütlich zu machen. Und was schreit mehr „Herbst“ als ein Haufen kuscheliger Kürbisse auf der Fensterbank?
Inhaltsverzeichnis
Klar, man könnte einfach schnell welche aus Plastik kaufen. Die sind billig und überall zu haben. Aber ganz ehrlich, denen fehlt doch die Seele. Sie erzählen keine Geschichte. Ein alter Wollpullover, der vielleicht ein kleines Loch hat oder nicht mehr passt, der hat eine Geschichte. Er hat dich gewärmt. Und daraus etwas Neues, Schönes zu schaffen, das ist doch ein viel besseres Gefühl, als ihn einfach wegzuwerfen.
Ich zeige dir hier, wie du aus so einem ausgedienten Pulli einen richtig formschönen und haltbaren Stoffkürbis zauberst. Das hier ist keine schnelle 5-Minuten-Bastelei. Nimm dir für deinen ersten Kürbis ruhig mal ein bis zwei Stunden Zeit, dann wird das Ergebnis auch wirklich schön. Wir machen das hier richtig, mit den Techniken der Profis, damit du am Ende ein kleines Schmuckstück in den Händen hältst.

Das richtige Material: Warum dein alter Pulli Gold wert ist
Die Materialwahl ist schon die halbe Miete. Man kann natürlich einfach irgendeinen Stoff nehmen, aber das Ergebnis wird dann oft… naja, sagen wir mal „interessant“. Ein Profi schaut sich den Stoff genau an, fühlt ihn, dehnt ihn ein bisschen und weiß dann, was Sache ist.
Stoffarten, die funktionieren (und welche nicht)
Nicht jeder Pullover eignet sich gleich gut. Die Strickart entscheidet darüber, wie gut sich der Kürbis später formen lässt.
- Wolle (Schurwolle, Merino & Co.): Das ist die absolute Königsklasse für dieses Projekt. Reine Wolle fühlt sich einfach wunderbar an, ist elastisch, aber trotzdem formstabil. Der Stoff hat diese natürliche, matte Optik, die super authentisch aussieht. Ein riesiger Pluspunkt: Die Schnittkanten neigen dazu, leicht zu verfilzen, was das Ausfransen verhindert. Ein alter Pulli aus 100 % Wolle ist also der Jackpot.
- Synthetische Fasern (Polyacryl, Polyester): Viele Pullis sind heute daraus gemacht. Vorteil: Die Kanten fransen oft weniger aus. Nachteil: Der Stoff fühlt sich manchmal etwas künstlich an und lässt sich nicht ganz so organisch in Form bringen wie Wolle. Wenn du so einen Pulli nimmst, achte darauf, dass er schön dicht und fest gestrickt ist.
- Mischgewebe: Oft der perfekte Kompromiss. Der Wollanteil sorgt für die schöne Haptik und Formbarkeit, der Synthetik-Anteil für Robustheit. Ein Anteil von mindestens 50 % Wolle ist hier ein guter Richtwert.
Was du meiden solltest: Ganz dünne, feine Strickstoffe. Da scheint später die Füllwatte durch und sie geben keine stabile Form. Auch super grobe, lose gestrickte Pullis sind schwierig, weil sie sich beim Schneiden sofort auflösen. Und Hände weg von Stoffen mit viel Elasthan – die verziehen sich unkontrolliert.

Die Vorbereitung: Ein kleiner Schritt mit großer Wirkung
Bevor die Schere zum Einsatz kommt, muss der Pullover einmal vorbereitet werden. Diesen Schritt überspringen viele und ärgern sich später.
Wasch den Pulli auf jeden Fall, auch wenn er sauber scheint. Im Wollwaschgang ist perfekt, damit er nicht weiter einläuft. Danach am besten flach liegend trocknen lassen, damit er sich nicht verzieht.
Kleiner Profi-Tipp: Wenn du einen Pulli aus 100 % reiner Wolle hast (also ohne „filzfrei“-Ausrüstung), kannst du ihn absichtlich verfilzen. Wasch ihn dafür einfach bei 40 oder 60 Grad im Normalprogramm. Er läuft dabei ordentlich ein und wird zu einem dicken, festen Stoff, der absolut nicht mehr ausfranst. Perfekt für unser Vorhaben!
Deine Einkaufsliste für den Bastelladen
Der Pulli ist umsonst, aber ein paar Kleinigkeiten brauchst du noch. Keine Sorge, das ist keine Rieseninvestition.
- Eine scharfe Stoffschere: Wenn du noch keine hast, ist das eine gute Gelegenheit. Eine Papierschere quetscht nur die Fasern. Eine gute Stoffschere bekommst du schon für 15-20 Euro und sie ist eine Anschaffung fürs Leben.
- Reißfestes Garn: Ganz wichtig! Normales Nähgarn wird dir beim Abbinden der Segmente reißen. Glaub mir, mein erster Kürbis sah aus wie ein trauriger Knödel, weil ich genau diesen Fehler gemacht habe. Nimm lieber stabiles Polyestergarn oder noch besser: Knopflochgarn. Das ist super robust. Eine Rolle kostet um die 3 Euro.
- Füllmaterial: Füllwatte aus Polyester ist die Standardwahl. Für einen mittelgroßen Kürbis (ca. Pizzateller-Größe) brauchst du etwa 200-250 Gramm. Ein Beutel kostet meist zwischen 5 und 8 Euro.
- Eine lange, stabile Nadel: Du musst einmal komplett durch den Kürbis stechen können. Eine normale Nähnadel ist da zu kurz. Frag im Bastelladen nach einer Polsternadel oder Puppennadel, die sind 10-15 cm lang und kosten im Set oft nur um die 4 Euro.
- Für den Stiel: Schau dich draußen um! Ein schöner Ast aus dem Garten, ein Stück Treibholz oder ein paar Zimtstangen, die du mit Juteband umwickelst, sind perfekt.

An die Arbeit: Schritt für Schritt zum Kürbisglück
So, genug geredet, jetzt geht’s los. Wir arbeiten mit einer sauberen Kreismethode, das gibt die schönste, gleichmäßigste Form.
Schritt 1: Das Schnittmuster
Ein einfacher Kreis ist unsere Basis. Als Faustregel gilt: Der fertige Kürbis hat später etwa den halben Durchmesser deines Stoffkreises.
- Für einen kleinen Kürbis: Nimm einen Kuchenteller (ca. 25-30 cm).
- Für einen mittleren Kürbis: Ein Pizzateller oder eine große Schüssel (ca. 35-40 cm) sind ideal.
Zeichne den Kreis auf ein Stück Pappe, schneide ihn aus, und schon hast du eine Schablone, die du immer wieder verwenden kannst.
Schritt 2: Der Zuschnitt
Breite den vorbereiteten Pullover glatt aus und suche eine Stelle ohne Nähte, die groß genug für deine Schablone ist. Meistens passt das super auf die Vorder- oder Rückseite. Umriss mit Schneiderkreide nachzeichnen und mit der Stoffschere präzise ausschneiden.
Schritt 3: Der Raff-Stich
Jetzt nähst du einmal um den ganzen Rand herum, um den Stoff später wie einen Beutel zusammenziehen zu können. Nimm dein reißfestes Garn (doppelt!) und eine normale Nähnadel. Nähe mit einem einfachen Reihstich (immer rauf, runter, rauf, runter) im Abstand von ca. 1,5 cm zum Rand. Die Stiche können ruhig 1 cm lang sein. Am Ende den Faden lang hängen lassen, noch nicht verknoten!

Schritt 4: Richtig füllen – Das Geheimnis der Form
Das ist der entscheidende Moment! Zieh leicht am Faden, sodass sich eine Schale bildet. Jetzt füllst du den Kürbis, aber Achtung: Nicht einfach einen großen Ballen Füllwatte reinstopfen! Das führt zu Klumpen.
Zupfe die Watte immer in kleinen Portionen auseinander, bevor du sie hineingibst. Arbeite dich von den Rändern zur Mitte vor und drücke das Material sanft nach außen. Der Kürbis sollte am Ende prall gefüllt sein, sich aber noch leicht eindrücken lassen. Wenn du ihn drückst, sollte er langsam wieder in seine Form zurückfedern. Das ist das perfekte Gefühl.
Schritt 5: Den Kürbis schließen
Wenn er gut gefüllt ist, zieh kräftig am Faden, bis sich die Öffnung schließt. Ein kleines Loch in der Mitte ist normal. Vernähe den Faden kreuz und quer über der Öffnung, mach mehrere Knoten und schneide den Rest ab.
Schritt 6: Die Segmente formen – Jetzt wird’s magisch!
Jetzt kommt der Teil, der aus dem Stoffball einen Kürbis macht. Hierfür brauchst du deine lange Polsternadel und das reißfeste Garn (diesmal nur einfach gefädelt).

1. Steche von unten genau in der Mitte (wo du ihn verschlossen hast) ein und führe die Nadel gerade nach oben durch, bis sie oben in der Mitte wieder rauskommt. Zieh den Faden durch, bis der Knoten unten stoppt.
2. Führe den Faden nun außen wieder nach unten zu deinem Startpunkt. Leg ihn dorthin, wo die erste Rille sein soll.
3. Jetzt kommt der Trick: Zieh den Faden straff an! Du musst so fest ziehen, dass eine deutliche Rille entsteht, aber der Stoff nicht anfängt zu reißen oder zu ächzen. Du entwickelst da schnell ein Gefühl für.
4. Unten angekommen, stichst du wieder genau in der Mitte ein und führst die Nadel wieder nach oben durch. Dort legst du den Faden für das nächste Segment an und führst ihn wieder nach unten. Das wiederholst du, bis du 6 bis 8 gleichmäßige Segmente hast, wie bei einer Torte.
5. Nach dem letzten Segment vernähst du den Faden an der Unterseite sicher mit mehreren Stichen. Fertig!

Drück den Kürbis jetzt noch mit den Händen ein bisschen in Form, damit er diese typische, leicht abgeflachte Gestalt bekommt.
Was tun, wenn…? Kleines Troubleshooting
Kein Meister ist vom Himmel gefallen. Hier sind Lösungen für typische Anfängerprobleme:
- Problem: Mein Kürbis ist total klumpig! Lösung: Kein Problem! Öffne die Naht oben wieder ein kleines Stück. Mit einer langen Pinzette oder einem Essstäbchen kannst du die Füllung im Inneren vorsichtig zurechtzupfen und verschieben, bis alles wieder glatt ist.
- Problem: Der Faden ist beim Abbinden gerissen! Lösung: Passiert den Besten. Einfach den gerissenen Faden an der Unterseite gut verknoten, einen neuen Faden ansetzen und an der gleichen Stelle weitermachen. Sieht man am Ende nicht.
Noch ein paar Ideen für Kreative
Wenn du den Dreh raushast, kannst du experimentieren. Wie wäre es mit einem länglichen Kürbis? Dafür startest du einfach mit einem Oval statt einem Kreis. Oder du nimmst mal andere Stoffe wie alten Cord oder Samt. Das sieht super edel aus!

Für den Stiel kannst du einen Klecks Heißkleber in die obere Vertiefung geben und einen schönen Ast hineindrücken. Noch ein oder zwei Blätter aus Filz dazu, und dein Designerstück ist perfekt.
Schneller Tipp für Ungeduldige: Keine Zeit für einen großen Kürbis? Nimm eine alte, dicke Socke, fülle sie mit Watte, binde sie oben mit einem festen Faden zu und binde dann außen die Segmente ab. Ein perfekter Mini-Kürbis in 15 Minuten!
Ein letztes, aber wichtiges Wort zur Sicherheit
Wir arbeiten hier mit scharfen und heißen Werkzeugen. Pass auf deine Finger auf, besonders bei der Schere und der Heißklebepistole. Und ich sag’s dir aus Erfahrung: Eine Nadel auf dem Teppichboden übersieht man leicht. Mir ist das als Anfänger passiert, und barfuß daraufzutreten… das macht man nur einmal. Ein Nadelkissen ist dein bester Freund!
Und das Wichtigste: Diese Kürbisse sind Dekoration. Sie sind brennbar. Stell sie also bitte NIEMALS in die Nähe von echten Kerzen oder anderen offenen Flammen. LED-Kerzen sind eine sichere und genauso gemütliche Alternative.

So, und jetzt viel Spaß beim Nachmachen! Dein erster Kürbis wird vielleicht nicht perfekt, aber er ist von dir. Und die Freude, etwas so Schönes mit den eigenen Händen geschaffen zu haben, ist unbezahlbar.
Bildergalerie


Der Stiel – das i-Tüpfelchen: Ein authentischer Stiel krönt deinen Stoffkürbis. Du hast die Wahl.
Option A – Natur pur: Ein getrockneter Apfelstiel, ein kurzes Stück Zimtstange oder ein knorriges Ästchen aus dem Garten verleihen deinem Kürbis einen rustikalen, organischen Charme. Einfach mit Heißkleber fixieren.
Option B – Für die Ewigkeit: Modelliermasse wie Fimo in Braun- oder Grüntönen lässt sich perfekt formen und im Ofen härten. So kannst du den Stiel exakt an die Größe und Form deines Kürbisses anpassen.

Orange ist der Klassiker, aber die moderne Herbstpalette ist viel subtiler. Denk an die sanften, erdigen Töne eines Spaziergangs im Nebel. Stoffe in Salbeigrün, gedecktem Altrosa, cremigem Kaschmirweiß oder einem tiefen Taubengrau schaffen eine elegante, ruhige Atmosphäre. Kombiniert mit natürlichen Materialien wie Holz und Leinen, entsteht ein Look, der weit über die typische Saison-Deko hinausgeht und sich nahtlos in ein skandinavisch inspiriertes Zuhause einfügt.

- Für die Form: Klassische Füllwatte aus Polyester (z.B. von Rayher) ist leicht und bauschig. Stopfe sie fest, damit der Kürbis nicht mit der Zeit zusammensackt.
- Für das Gewicht: Eine Handvoll Reis oder getrocknete Linsen in einem Säckchen am Boden des Kürbisses sorgen für einen stabilen Stand.
- Für die Sinne: Mische getrocknete Lavendelblüten oder ein paar Tropfen Zimtöl unter die Füllung für einen dezenten, herbstlichen Raumduft.

Rund eine Million Tonnen Altkleider fallen jährlich allein in Deutschland an, ein Großteil davon landet in der Verbrennung.
Jeder selbstgemachte Stoffkürbis ist also mehr als nur Deko – er ist ein kleines Statement gegen die Wegwerfgesellschaft. Indem du einem geliebten, aber ausgedienten Pullover ein zweites Leben schenkst, bewahrst du nicht nur Ressourcen, sondern auch die Geschichten und Erinnerungen, die im Stoff stecken. Das ist der wahre Luxus von DIY: etwas Einzigartiges mit persönlichem Wert zu schaffen.

Der Profi-Trick für perfekte Segmente: Damit die typischen Kürbis-Rillen tief und dauerhaft werden, kommt es auf den richtigen Faden an. Vergiss normales Nähgarn! Greife zu einem extra starken, gewachsten Leinenzwirn oder zu robustem Polstergarn (z.B. von Gütermann). Mit einer langen Polsternadel ziehst du den Faden von unten nach oben durch die Mitte und um die Außenseite herum. Ziehe kräftig an, um die Rille zu formen, und verknote das Ende unten unsichtbar.

Kein passender Wollpulli im Schrank?
Kein Problem, die Kürbis-Idee funktioniert auch wunderbar mit anderen Stoffen, die eine gewisse Gemütlichkeit ausstrahlen. Ein Rest Samt sorgt für einen Hauch von Luxus, ein altes Flanellhemd für rustikalen Charme und ein Stück Breitcord für eine coole Retro-Note. Schau dich auf dem Flohmarkt oder in der Restekiste von Stoffläden wie
- Sie wirken dynamischer und natürlicher.
- Das Auge kann die Anordnung leichter erfassen.
- Es entsteht eine bewusste, aber nicht starre Komposition.
Das Geheimnis? Die „Dreier-Regel“ der Innenarchitektur. Ob auf dem Kaminsims, einem Beistelltisch oder der Fensterbank: Eine ungerade Anzahl von Objekten (drei, fünf oder sieben) in unterschiedlichen Größen und Texturen gruppiert, wirkt für unser Gehirn immer harmonischer und ansprechender als eine gerade Anzahl.




