Wandfliesen verlegen wie ein Profi: Der ehrliche Guide aus der Praxis
Früher war alles einfacher, oder? Beim Fliesenlegen stimmt das definitiv. Da war die klassische 15×15 Zentimeter Fliese das Maß aller Dinge. Funktional, klar, aber ehrlich gesagt auch ein bisschen langweilig. Heute ist das eine ganz andere Welt. Ihr kommt mit Ideen, die uns Handwerker echt herausfordern – und das meine ich absolut positiv! Großformate, die fast so groß sind wie eine Tür, oder faszinierende geometrische Muster, bei denen jeder Millimeter zählt.
Inhaltsverzeichnis
- 0.1 1. Das A und O: Warum der Untergrund über Gelingen oder Scheitern entscheidet
- 0.2 2. Der Schlachtplan: So denken Profis vor dem Kleben
- 0.3 3. Das richtige Werkzeug und Material: Wer billig kauft, ärgert sich doppelt
- 0.4 4. Jetzt wird’s ernst: Die Verlegung Schritt für Schritt
- 0.5 5. Der letzte Schliff: Verfugen und die oft unterschätzte Silikonfuge
- 0.6 6. Für Fortgeschrittene: Ecken, Kanten und regionale Tricks
- 0.7 7. Ehrliche Einschätzung: Wann du den Profi rufen solltest
- 1 Inspirationen und Ideen
Solche Wände können einen Raum komplett verwandeln. Sie schaffen eine unglaubliche Tiefe, spielen mit dem Licht und haben einfach Charakter. Aber der Weg dorthin ist anspruchsvoll. Das ist kein simples „Fliesen an die Wand klatschen“ mehr. Es ist eine Mischung aus millimetergenauer Planung, einem guten Verständnis für Materialien und sauberer, ehrlicher Handwerkskunst. Ich will dir hier mal zeigen, worauf es wirklich ankommt – nicht aus dem Lehrbuch, sondern direkt von der Baustelle. Egal, ob du es selbst wagen oder die Arbeit eines Profis besser beurteilen willst.

1. Das A und O: Warum der Untergrund über Gelingen oder Scheitern entscheidet
Bevor wir auch nur eine Sekunde über die schicke neue Fliese nachdenken, müssen wir über die Wand reden. Ganz ehrlich: Der beste Fliesenleger der Welt kann nichts mehr retten, wenn der Untergrund Murks ist. Das ist die unumstößliche Wahrheit in meinem Job. Ein schlechter Untergrund führt unweigerlich zu Rissen, hohlen Stellen oder diesen fiesen kleinen Kanten, die wir Profis „Überzähne“ nennen. Ich habe schon Sanierungen gesehen, bei denen sich sündhaft teure Designfliesen nach wenigen Jahren verabschiedet haben – fast immer war ein schlampig vorbereiteter Untergrund schuld.
Check 1: Ist die Wand wirklich gerade?
Schnapp dir eine lange Wasserwaage oder eine Richtlatte, am besten zwei Meter lang. Halte sie an die Wand – waagerecht, senkrecht und auch mal diagonal. Der Spalt zwischen deiner Latte und der Wand sollte die üblichen Bautoleranzen nicht überschreiten. Das sind oft nur wenige Millimeter auf zwei Meter. Aber Achtung! Bei modernen Großformaten oder präzisen Mustern gibt es quasi null Toleranz. Jede noch so kleine Delle siehst du später. Unebenheiten müssen also raus. Das ist keine Option, das ist Pflicht. Dafür gibt es spezielle zementäre Ausgleichsmassen, im Baumarkt findest du sie z.B. als „Flächenspachtel“ von Herstellern wie Ardex oder Knauf. Kleinere Löcher kannst du auch mit einem einfachen Fertigspachtel füllen.

Check 2: Hat die Wand Durst?
Jetzt kommt der Wassertest. Spritz einfach ein bisschen Wasser an die Wand. Perlt es ab? Dann ist der Untergrund zu glatt und nicht saugfähig. Zieht es blitzschnell ein und die Stelle wird sofort dunkel? Dann ist die Wand zu durstig. Beides ist schlecht. Eine nicht saugfähige Wand (wie z.B. ein alter Fliesenspiegel) braucht eine spezielle Haftgrundierung, damit der Kleber überhaupt Halt findet. Eine stark saugfähige Wand (typisch für Gipsputz oder Porenbeton) klaut dem Fliesenkleber zu schnell das Wasser. Der Kleber „verbrennt“ und verliert seine ganze Kraft. Hier musst du mit Tiefengrund vorarbeiten, um das Saugverhalten zu normalisieren.
Abdichtung im Bad: Hier gibt’s keine Kompromisse!
Im Badezimmer, und ganz besonders in der Dusche, wird es richtig ernst. Hier geht es um den Schutz deines Hauses vor Wasser, und Wasser findet JEDEN Weg. Eine fachgerechte Abdichtung ist gesetzlich vorgeschrieben und absolut versicherungsrelevant. Wir nutzen dafür flüssige Verbundabdichtungen, die wir in mindestens zwei Schichten auftragen. In alle Ecken, an Rohranschlüssen und rund um die Armaturen arbeiten wir spezielle Dichtbänder und Dichtmanschetten ein. Ich sage meinen Azubis immer: „Stell dir vor, du baust ein Aquarium. Nur das Wasser kommt von außen. Kein einziger Tropfen darf durch.“ Wer hier spart, riskiert Schimmel und Bauschäden, die schnell Zehntausende von Euros kosten können. Kein Witz. Wenn du dir hier unsicher bist, ist das der Punkt, an dem du ehrlich zu dir sein und einen Fachbetrieb anrufen solltest.

2. Der Schlachtplan: So denken Profis vor dem Kleben
Moderne Fliesen, die ein Muster bilden, verzeihen keine Symmetriefehler. Einfach in einer Ecke anzufangen, ist der schnellste Weg in die Katastrophe. Eine gute Verlegeplanung ist die halbe Miete und trennt den Amateur vom Profi. Das Ziel: ein harmonisches Gesamtbild ohne hässliche, schmale Fliesenstreifen in den Ecken, die man direkt sieht.
Die Hauptblickachse finden
Stell dich in den Türrahmen und schau ganz natürlich in den Raum. Welche Wand fällt dir als Erstes ins Auge? Das ist deine Bühne, die Hauptblickachse. Diese Wand muss perfekt aussehen. Der Schlüssel dazu ist Symmetrie. Wir suchen uns die exakte Mitte der Wand und ziehen mit einer Schlagschnur oder einem Kreuzlinienlaser eine senkrechte und eine waagerechte Hilfslinie. Die Verlegung startet genau an diesen Linien. So stellen wir sicher, dass die zugeschnittenen Fliesen links und rechts exakt gleich breit sind und sich der Verschnitt unauffällig in den Ecken versteckt.

Generalprobe: Das Trockenlegen bei kniffligen Mustern
Bei wirklich komplexen Mustern ist eine Trockenverlegung auf dem Boden Gold wert. Das bedeutet, wir legen eine oder mehrere Reihen der Fliesen einfach mal ohne Kleber auf dem Boden aus. So sehen wir, wie das Muster wirkt, können den Fugenverlauf exakt planen und Anschlüsse an Türen oder Fenstern simulieren. Das kostet Zeit, manchmal sogar Stunden. Aber diese Zeit sparst du dir später doppelt und dreifach an Ärger, Material und Nerven.
3. Das richtige Werkzeug und Material: Wer billig kauft, ärgert sich doppelt
Mit schlechtem Werkzeug kann auch der beste Handwerker keine Wunder vollbringen. Qualität zahlt sich hier wirklich immer aus.
Der Fliesenkleber: Das Herz deiner Wand
Der Baumarkt ist voll davon, aber für moderne Fliesen (besonders Feinsteinzeug und Großformate) gibt es nur eine vernünftige Wahl: ein kunststoffvergüteter, flexibler Fliesenkleber. Achte auf die Bezeichnung „S1“ auf dem Sack. Dieser Kleber ist flexibel genug, um leichte Spannungen aufzunehmen. Für riesige Formate oder kritische Untergründe gibt es sogar „S2“-Kleber, der ist dann hochflexibel. Warum ist das so wichtig? Wand und Fliese dehnen sich bei Temperaturschwankungen unterschiedlich aus. Ein starrer Billigkleber würde das nicht mitmachen und Risse oder Ablösungen wären die Folge.

Was kostet der Spaß? Rechne für einen 25-kg-Sack guten S1-Flexkleber mal mit 25 bis 40 Euro. Alles darunter ist oft nicht das Wahre. Und wie viel brauchst du? Als Faustregel kannst du davon ausgehen, dass ein Sack je nach Fliesengröße und Zahnung deiner Kelle für etwa 4 bis 6 Quadratmeter reicht.
Die Zahnkelle und das Buttering-Floating-Verfahren
Die Größe der Zähne auf deiner Kelle bestimmt, wie viel Kleber auf die Wand kommt. Die Regel ist simpel: Je größer die Fliese, desto größer die Zahnung (also die Lücken zwischen den Zähnen). Für eine normale Fliese reicht eine 8er-Zahnung, für eine 60×60-cm-Fliese nehmen wir schon eine 10er oder 12er. Bei wirklich großen Platten ist das „Buttering-Floating-Verfahren“ Pflicht. Dabei wird der Kleber nicht nur auf die Wand gekämmt (Buttering), sondern zusätzlich eine dünne Schicht auf die Fliesenrückseite aufgetragen (Floating). Nur so bekommst du eine fast 100%ige, hohlraumfreie Verbindung. Wenn du später auf die Fliese klopfst, muss sie überall satt klingen. Ein hohler Ton ist ein Warnsignal für einen Lufteinschluss.

Schneidwerkzeuge und Nivelliersysteme – deine besten Freunde
Für gerade Schnitte bei weicheren Keramikfliesen tut es ein guter manueller Fliesenschneider. Aber bei dem extrem harten Feinsteinzeug brauchst du eine Nasssäge mit einer hochwertigen Diamanttrennscheibe. Die kühlt nicht nur das Blatt, sondern bindet auch den gefährlichen Staub. Apropos Staub: Bei ALLEN Schneidarbeiten sind eine FFP2-Maske und eine Schutzbrille absolute Pflicht! Der feine Quarzstaub ist lungenschädigend, damit ist nicht zu spaßen.
Um die gefürchteten Überzähne bei großen Fliesen zu vermeiden, sind Nivelliersysteme heute Standard. Das sind kleine Plastik-Laschen und -Keile, die die Fliesen bis zum Aushärten des Klebers auf einer perfekten Ebene halten. Das Ergebnis ist eine spiegelglatte Fläche.
Kleiner Tipp: Die Anwendung ist kinderleicht. 1. Lasche unter die gelegte Fliese ins Kleberbett schieben. 2. Nächste Fliese fest andrücken. 3. Den Keil durch die Lasche schieben und festziehen, bis beide Fliesen absolut bündig sind. 4. Nach dem Aushärten des Klebers brichst oder trittst du die Laschen einfach in Fugenrichtung ab. Fertig!

4. Jetzt wird’s ernst: Die Verlegung Schritt für Schritt
Okay, der Untergrund ist top, der Plan steht, das Material liegt bereit. Jetzt geht es an die eigentliche Verlegung. Das ist ein Prozess, der vor allem Ruhe und Konzentration verlangt.
Kleber anrühren und die „offene Zeit“ beachten
Misch den Kleber exakt nach Herstellerangabe mit einem Rührwerk an. Er sollte eine cremige, stabile Konsistenz haben – die Rillen, die du mit der Kelle ziehst, dürfen nicht in sich zusammenfallen. Lass ihn nach dem ersten Mixen kurz „reifen“ (steht auf dem Sack, meist 3-5 Minuten) und rühr ihn dann nochmal kurz durch. Trag immer nur so viel Kleber auf die Wand auf, wie du in den nächsten 15-20 Minuten belegen kannst. Diese Zeitspanne nennt man die „offene Zeit“. Fühlt sich der Kleber an der Oberfläche schon trocken an (die Hautbildung), ist es zu spät. Dann muss der Kleber wieder runter von der Wand!
Die erste Reihe ist die wichtigste
Drück die Fliese mit einer leichten Schiebebewegung ins Kleberbett, das sorgt für die beste Haftung. Kontrolliere die erste Reihe, als würde dein Leben davon abhängen – mit der Wasserwaage, in alle Richtungen. Diese Reihe ist die Referenz für alles, was danach kommt. Arbeite dich dann systematisch von unten nach oben vor. Wenn du ein Nivelliersystem nutzt, setzt du die Laschen direkt in die Fugen ein und ziehst die Keile fest. Das erfordert am Anfang ein bisschen Gefühl, aber das Ergebnis ist die Mühe absolut wert.
5. Der letzte Schliff: Verfugen und die oft unterschätzte Silikonfuge
Eine geflieste Wand ist erst dann wirklich fertig, wenn sie sauber verfugt und alle Anschlussfugen elastisch versiegelt sind. Die Fuge ist nicht nur Deko, sie hat wichtige technische Aufgaben.
Die Qual der Wahl beim Fugenmörtel
Standard ist ein zementärer, flexibler Fugenmörtel, der zur Flexibilität des Klebers passt. Die Farbe hat einen riesigen Einfluss auf die Optik. Eine Kontrastfuge betont das Raster und die Form jeder einzelnen Fliese. Eine Fuge in Fliesenfarbe lässt die ganze Fläche ruhiger, homogener und oft auch größer wirken. Für Bereiche mit hohen Hygieneanforderungen oder Fettbelastung (z.B. hinter dem Herd) gibt es Epoxidharzfugenmörtel. Der ist deutlich teurer (rechne mit dem 3- bis 4-fachen Preis von normalem Fugenmörtel) und anspruchsvoller zu verarbeiten, aber dafür 100% wasserdicht und extrem widerstandsfähig.
Der perfekte Moment zum Abwaschen
Nach dem Einfugen kommt der kritischste Moment: das Waschen. Warte, bis der Fugenmörtel ganz leicht angezogen hat. Das testest du mit dem Finger: Er sollte fest sein, aber noch nicht hart. Bist du zu früh dran, wäschst du die Fugen zu tief aus. Wartest du zu lange, brennt der Zementschleier auf der Fliese fest und du schrubbst dir einen Wolf. Aus Erfahrung kann ich sagen: In meiner Anfangszeit habe ich mal den Schleier auf teuren, matten Fliesen anbrennen lassen … die Putzerei hat mich einen ganzen Tag und unendlich viele Nerven gekostet. Seitdem stelle ich mir einen Wecker!
Die Silikonfuge: Mehr als nur ein Lückenfüller
Alle Ecken – zwischen Wänden, Wand und Boden, an der Wanne oder Duschtasse – werden niemals mit hartem Fugenmörtel, sondern immer mit Sanitärsilikon verschlossen. Das ist eine wichtige Bewegungsfuge, die Spannungen zwischen den Bauteilen aufnimmt. Wichtig zu wissen: Eine Silikonfuge ist eine Wartungsfuge. Je nach Belastung und Pflege muss sie alle paar Jahre erneuert werden, weil sie spröde wird oder Schimmel ansetzen kann.
Kleiner Tipp für eine Profi-Silikonfuge: Alte Fuge mit einem Cuttermesser restlos entfernen. Die Ränder der Fuge sauber mit Malerkrepp abkleben. Silikon gleichmäßig auftragen. Die Fuge mit einem speziellen Fugenglätter und etwas Glättmittel (Spüli-Wasser-Gemisch) sauber abziehen. Und jetzt der wichtigste Schritt: Das Malerkrepp SOFORT abziehen, solange das Silikon noch nass ist. So bekommst du eine gestochen scharfe Kante.
6. Für Fortgeschrittene: Ecken, Kanten und regionale Tricks
Die wahre Kunst zeigt sich oft im Detail. Hier sind ein paar Dinge, an denen du echte Qualitätsarbeit erkennst.
Die Königsdisziplin: Fliesenschiene vs. Jollykante
An Außenecken hast du zwei Möglichkeiten. Die gängige, sichere und auch kostengünstige Lösung ist eine Fliesenschiene aus Aluminium oder Edelstahl. Sie schützt die Kante und ist relativ einfach zu verarbeiten. Die elegante, aber auch weitaus anspruchsvollere Alternative ist die sogenannte „Jollykante“. Dabei werden die Kanten beider Fliesen auf 45 Grad Gehrung geschnitten, sodass sie perfekt aufeinandertreffen. Das Ergebnis ist eine superscharfe, fast unsichtbare Ecke, die wie aus einem Guss wirkt. Das erfordert aber eine exzellente Nasssäge, eine ruhige Hand und null Toleranz bei den Schnitten. Ein Fehler und die teure Fliese ist hinüber.
Kleine aber feine Unterschiede
Wusstest du, dass sogar die Wasserhärte eine Rolle spielen kann? In Regionen mit sehr kalkhaltigem Wasser raten wir oft zu etwas dunkleren Fugenfarben oder speziellen, kalkabweisenden Fugenmörteln. Auf hellen Fugen siehst du die Kalkablagerungen sonst viel schneller. Das sind so Kleinigkeiten, die ein erfahrener Profi vor Ort im Blick hat.
7. Ehrliche Einschätzung: Wann du den Profi rufen solltest
Bei aller Leidenschaft fürs Selbermachen: Sei ehrlich zu dir, was deine Fähigkeiten angeht.
Kenne die Gefahren
Die größte Gefahr ist der erwähnte Quarzstaub. Trage IMMER eine Maske und Schutzbrille beim Schneiden. Schnittverletzungen an scharfen Fliesenkanten sind auch häufig – gute Arbeitshandschuhe sind dein Freund. Und unterschätze das Gewicht nicht. Ein Paket Großformatfliesen kann locker 30 Kilo wiegen. Hebe aus den Knien, nicht aus dem Rücken!
Die kluge Investition in einen Fachmann
Ein kleiner Fliesenspiegel in der Küche? Ein super Projekt zum Üben. Ein komplettes Bad mit Abdichtung, teuren XXL-Fliesen und komplexen Mustern? Da würde ich als Profi zur Vorsicht raten. Ein Fehler bei der Abdichtung kann einen Schaden verursachen, der fünfstellig wird. Eine falsch geschnittene Großformatfliese für 200 Euro ist einfach nur teurer Müll.
Ein guter Fliesenleger kostet Geld, ja. Rechne je nach Region mal mit 50 bis 75 Euro pro Stunde. Aber er bringt Erfahrung, Gewährleistung und die Sicherheit, dass am Ende alles dicht und perfekt ist. Das ist keine Schande, sondern eine schlaue Investition in den Wert und die Langlebigkeit deines Zuhauses.
Eine fachmännisch geflieste Wand ist eben mehr als nur eine Oberfläche. Sie ist das sichtbare Ergebnis von Planung, Wissen und Sorgfalt. Und wenn man weiß, wie viel Arbeit dahintersteckt, sieht man sie jeden Tag mit ganz anderen Augen.
Inspirationen und Ideen
Wussten Sie schon? Eine einzelne Feinsteinzeugfliese im Großformat von 120 x 260 cm kann, je nach Stärke, bis zu 70 kg wiegen.
Dieses enorme Gewicht ist der Hauptgrund, warum der Untergrund absolut tragfähig und der Kleber speziell für schwere Lasten ausgelegt sein muss. Hier kommen hochflexible S2-Fliesenkleber, wie der Ardex X77 S, ins Spiel. Der Transport und die Handhabung erfordern zudem spezielle Saugheber und oft vier Hände – eine echte Herausforderung, die millimetergenaue Vorbereitung zur Pflicht macht.
Der Fugenfarbton – kleines Detail mit Riesenwirkung?
Absolut. Die Wahl der Fugenfarbe kann den gesamten Look Ihrer Fliesenwand definieren. Eine Fugenfarbe, die dem Farbton der Fliese sehr nahekommt, erzeugt eine ruhige, fast fugenlose und monolithische Optik, die besonders bei Großformaten edel wirkt. Eine Kontrastfarbe hingegen betont das Verlegemuster und die Form jeder einzelnen Fliese. Das kann bei Metro-Fliesen im Ziegelverband oder bei geometrischen Mustern ein starkes grafisches Statement setzen. Hersteller wie Mapei bieten mit ihrer „Kerapoxy“-Linie unzählige Farbtöne, die sogar Glitzereffekte ermöglichen.
Der Horror jedes Fliesenlegers: der „Überzahn“. So nennen Profis eine winzige, aber fühlbare Kante zwischen zwei benachbarten Fliesen. Während bei einer kleinen 15×15-Fliese minimale Unebenheiten im Untergrund kaum auffallen, potenziert sich dieser Fehler bei großen Formaten. Eine nur einen Millimeter tiefe Delle in der Wand kann bei einer 120 cm langen Fliese bereits zu einem deutlich sichtbaren und scharfkantigen Versatz führen. Das sieht nicht nur unschön aus, sondern ist auch eine Schwachstelle für Schmutz und Feuchtigkeit.
- Sorgt für eine perfekt ebene erste Reihe.
- Verhindert, dass die Fliesen während des Trocknens absacken.
- Gleicht unebene Böden mühelos aus.
- Definiert die Optik der gesamten Wand.
Das Geheimnis dahinter? Beginnen Sie niemals in der untersten Reihe direkt am Boden! Profis ermitteln die finale Fliesenhöhe, ziehen eine Fugenbreite ab und schrauben eine exakt waagerechte Latte (Setzlatte) an die Wand. Auf dieser Latte wird die erste Reihe verlegt. Die unterste Reihe wird erst ganz zum Schluss passend zugeschnitten und eingesetzt.
Der richtige Kleber ist keine Geschmackssache, sondern Physik. Die Auswahl hängt direkt von Ihrer Fliese und dem Untergrund ab.
Flexkleber (z.B. Knauf Flexkleber): Dies ist der Standard für fast alle modernen Anwendungen. Er ist „flexibel“, weil er minimale Bewegungen des Untergrunds (z.B. durch Fußbodenheizung oder in Leichtbauwänden) ausgleichen kann, ohne dass die Fliese reißt. Absolut unverzichtbar für Feinsteinzeug und Großformate.
Dispersionskleber: Ein gebrauchsfertiger Kleber aus dem Eimer. Er ist einfacher zu verarbeiten, aber nur für saugfähige Untergründe und kleinere, leichtere Keramikfliesen in trockenen Bereichen geeignet. Für das Bad oder schwere Fliesen ist er tabu.
Wer mit dem Gedanken spielt, angesagte Feinsteinzeugfliesen zu verlegen, steht schnell vor einer wichtigen Werkzeugfrage.
- Manueller Fliesenschneider: Ideal für die meisten keramischen Wandfliesen und kleinere Formate. Er ritzt die Oberfläche an und bricht die Fliese sauber. Geräte von Marken wie Rubi oder Kaufmann sind hier der Profi-Standard.
- Nassschneider: Unverzichtbar für sehr hartes Feinsteinzeug, Naturstein und dicke Bodenfliesen. Das wassergekühlte Diamantblatt schneidet präzise durch das Material, ohne es zu brechen. Auch für Gehrungsschnitte (Jollykanten) ist er die einzige professionelle Lösung.
Der marokkanische Zellige-Trend zeigt: Perfektion liegt manchmal in der Unvollkommenheit.
Diese handgefertigten, glasierten Tonfliesen sind für ihre unregelmäßigen Oberflächen, Farbnuancen und kleinen Makel bekannt. Genau diese „Fehler“ erzeugen ein lebendiges, changierendes Lichtspiel an der Wand. Beim Verlegen von Zelliges geht es nicht um millimetergenaue Fugen, sondern um ein harmonisches Gesamtbild. Die Fliesen werden traditionell fast fugenlos (knirsch) verlegt, was die individuelle Schönheit jeder einzelnen Kachel betont und eine wunderbar authentische Atmosphäre schafft.
Die Verlegung ist geschafft, die Fugen sind trocken – fertig? Nicht ganz. Der letzte, oft vergessene Schritt ist entscheidend für die Langlebigkeit, besonders im Bad oder in der Küche.
- Zementäre Fugen versiegeln: Fugen sind porös und saugen Wasser und Schmutz auf. Eine transparente Fugenimprägnierung (z.B. von Lithofin) macht sie wasser- und schmutzabweisend. Das verhindert Schimmelbildung und unschöne Verfärbungen.
- Silikonfugen ziehen: Alle Eck- und Anschlussfugen (Wand-Wand, Wand-Boden, an Armaturen) müssen elastisch mit Sanitärsilikon abgedichtet werden. Das fängt Bewegungen im Bauwerk auf, wo eine starre Zementfuge reißen würde.
Großformatige Fliesen dominieren, aber ein Gegentrend erobert die Herzen von Designliebhabern: das Fliesen-Mosaik. Doch vergessen Sie die klassischen blauen Schwimmbad-Matten. Moderne Mosaike, etwa von Herstellern wie Bisazza oder Sicis, spielen mit Materialien wie Glas, Perlmutt oder sogar recyceltem Aluminium. Sie ermöglichen runde Formen, fließende Übergänge und individuelle Bildmotive. Die Verlegung auf Netzmatten ist zwar einfacher als bei Einzelteilen, erfordert aber einen extrem glatten Untergrund und einen speziellen Kleber, damit sich die Netzstruktur nicht durchdrückt.
Fehler #1: Am falschen Ende sparen. Viele Heimwerker investieren in eine teure Fliese, greifen dann aber zum billigsten Fliesenkleber oder sparen sich die Grundierung. Ein fataler Fehler. Ein hochwertiger Flexkleber und die passende Systemgrundierung (z.B. von PCI Gisogrund) kosten nur einen Bruchteil der Fliesen, sichern aber die Haftung und damit die gesamte Investition für Jahrzehnte. Die Regel ist einfach: Das System muss stimmen, vom Untergrund bis zur Fuge.

