Herbst im Garten: Mehr als nur Laubfegen – So machst du jetzt alles richtig
Herbst im Garten: Jetzt legst du den Grundstein fürs nächste Jahr
Jedes Jahr das Gleiche: Die Tage werden kürzer, die Luft riecht morgens so wunderbar klar und kühl – und für mich beginnt die wichtigste Zeit im Garten. Viele denken ja, im Herbst geht’s nur ums Aufräumen. Laub harken, Verblühtes abschneiden, Möbel rein. Aber ganz ehrlich? Das ist nur die halbe Miete.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Herbst im Garten: Jetzt legst du den Grundstein fürs nächste Jahr
- 2 1. Das Fundament: Gib dem Boden sein Futter zurück
- 3 2. Der Rasen: So übersteht er den Winter unbeschadet
- 4 3. Der Schnitt: Was weg muss und was unbedingt bleiben sollte
- 5 4. Winterschutz: Wer eine dicke Jacke braucht
- 6 5. Die letzten Handgriffe: Ordnung für den Seelenfrieden
- 7 Bildergalerie
Für mich ist die Arbeit im Herbst eine echte Investition. Eine Investition in die Gesundheit deines Bodens, in die Kraft deiner Pflanzen und in die Blütenpracht des nächsten Sommers. Ein alter Gärtner-Spruch, den ich mir zu Herzen genommen habe, lautet: „Der Garten geht nicht in den Winterschlaf, er ruht sich nur aus. Und unsere Aufgabe ist es, ihm ein bequemes Bett zu machen.“ Genau darum geht’s. Es geht nicht um einen sterilen, blitzblanken Garten, sondern darum, mit der Natur zu arbeiten und die Weichen für ein fantastisches nächstes Jahr zu stellen. Ich zeig dir, worauf es jetzt wirklich ankommt.

1. Das Fundament: Gib dem Boden sein Futter zurück
Alles fängt und endet mit dem Boden. Ein guter Boden ist locker, voller Leben und Nährstoffe. Nach einem langen Sommer ist er ausgelaugt und oft verdichtet. Jetzt ist die perfekte Zeit, ihm etwas Gutes zu tun.
Umgraben? Besser lockern!
Die alte Regel „Im Herbst wird der Gemüsegarten spatentief umgegraben“ kennt wohl jeder. Bei extrem schweren, lehmigen Böden kann das auch mal Sinn machen, damit der Frost die dicken Schollen über den Winter aufsprengt. Aber für die meisten Gärten ist das, ehrlich gesagt, zu brutal. Bei jedem tiefen Umgraben bringst du das gesamte Bodenleben – unsere wichtigsten Helfer wie Regenwürmer und Mikroorganismen – komplett durcheinander.
Mein Tipp: Nimm lieber eine Grabegabel. Damit stichst du tief in die Erde und hebelst sie nur leicht an. So brichst du harte Schichten auf, ohne das ganze System auf den Kopf zu stellen. Dauert vielleicht ein paar Minuten länger, aber dein Boden wird es dir danken.

Gründüngung: Die Wellness-Kur für deine Beete
Eine der genialsten Methoden ist die Gründüngung. Sobald die Gemüsebeete leer sind, säst du einfach bestimmte Pflanzen, die den Boden auf Vordermann bringen. Das ist einfacher, als es klingt! Du bekommst die Samen im Gartencenter oder online, oft schon für ein paar Euro pro Tütchen. Hier sind meine Favoriten:
- Phacelia (Bienenfreund): Ein echter Alleskönner. Lockert mit seinen tiefen Wurzeln den Boden und ist eine späte Futterquelle für Bienen.
- Gelbsenf: Wächst super schnell und hält Unkraut in Schach. Achtung: Wenn du nächstes Jahr Kohl pflanzen willst, lieber was anderes nehmen, da beide zur selben Familie gehören und Krankheiten (Kohlhernie) fördern können.
- Klee (z.B. Perser- oder Inkarnatklee): Das sind die Dünger-Profis. Sie holen sich Stickstoff aus der Luft und lagern ihn im Boden ein. Besser und günstiger als jeder gekaufte Dünger!
Gut zu wissen: Du brauchst ungefähr 5 bis 10 Gramm Samen pro Quadratmeter, das steht aber meistens auf der Packung. Die Pflanzen wachsen dann noch ein paar Wochen, bevor der Frost kommt. Dann mähst du sie einfach ab und lässt sie als Schutzschicht auf dem Beet liegen. Die Regenwürmer erledigen den Rest. Zu spät für die Aussaat? Kein Stress! Deck die Beete einfach dick mit Laub und Rasenschnitt ab. Das ist die kostenlose Variante und funktioniert auch super.

Kompost: Das schwarze Gold des Gärtners
Jetzt ist die perfekte Zeit, um reifen Kompost auszubringen. Reif erkennst du daran, dass er dunkel und krümelig ist und wunderbar nach Walderde riecht. Du solltest keine groben Teile oder Regenwürmer mehr sehen. Eine Schicht von zwei bis drei Zentimetern, oberflächlich eingearbeitet, wirkt Wunder. Er düngt nicht nur, sondern macht sandige Böden wasserspeicherfähiger und lehmige Böden lockerer.
Kleiner Profi-Tipp: Mische unter eine Schubkarre Kompost immer eine gute Handvoll Gesteinsmehl. Das fügt wichtige Mineralien hinzu, die oft fehlen, und kostet nur wenige Euro pro Sack.
2. Der Rasen: So übersteht er den Winter unbeschadet
Ein schöner Rasen im Frühling ist das Ergebnis guter Vorbereitung im Herbst. Viele hören im September einfach auf, sich zu kümmern – ein großer Fehler. Nässe und Kälte machen ihn anfällig für Pilzkrankheiten wie Schneeschimmel.
Wenn du diesen Herbst nur EINE Sache im Garten machen willst (oder kannst), dann diese: Hol das Laub vom Rasen! Eine nasse Laubschicht erstickt das Gras, es wird gelb und stirbt ab. Das dauert pro Woche vielleicht 15 Minuten und verhindert die schlimmsten Schäden.

Der letzte Schnitt und der richtige Dünger
Mähe den Rasen so lange er wächst, oft bis in den November hinein. Lass ihn beim letzten Schnitt aber etwas länger, so bei vier bis fünf Zentimetern. Das schützt ihn vor Frost. Das Wichtigste ist aber der Dünger! Bitte nimm jetzt auf keinen Fall normalen Rasendünger. Der enthält viel Stickstoff für schnelles Wachstum – das Letzte, was wir jetzt wollen. Was der Rasen braucht, ist Kalium. Kalium ist wie ein Frostschutzmittel für die Grashalme. Greif also zu einem speziellen Herbstrasendünger mit hohem „K“-Anteil. Einen Sack, der für etwa 100 qm reicht, bekommst du für ca. 15 bis 30 Euro im Baumarkt oder Gartencenter.
Vertikutieren: Meistens der falsche Zeitpunkt
Ganz ehrlich: Vertikutieren ist eine Stresskur für den Rasen. Der beste Zeitpunkt dafür ist das Frühjahr, wenn er voller Kraft ist. Im Herbst würde ich das nur bei extrem verfilzten Flächen und nicht später als Mitte September machen. Sonst geht der Rasen mit offenen Wunden in den Winter. Ein häufiger Fehler ist übrigens, zu tief einzustellen. Die Messer sollen den Boden nur anritzen, nicht umpflügen. Achtung, die Dinger sind kein Spielzeug! Trag immer feste Schuhe, wenn du damit hantierst.

3. Der Schnitt: Was weg muss und was unbedingt bleiben sollte
Beim Herbstschnitt kann man unglaublich viel falsch machen. Die goldene Regel lautet: Im Herbst wird nur das Nötigste und das Richtige geschnitten.
Was jetzt weg muss
- Totes und Krankes: Abgestorbene Äste sind Eintrittspforten für Schädlinge. Schneide sie immer bis ins gesunde Holz zurück. Auch Triebe mit Mehltau oder Rosenrost müssen weg. Ganz wichtig: Dieses Schnittgut gehört in die Biotonne, nicht auf den Kompost, sonst verteilst du die Krankheiten!
- Stauden: Hier gibt es zwei Wege. Der ordentliche Weg: alles abschneiden. Mein Weg: Ich lasse fast alles stehen! Die Samenstände von Sonnenhut, Fetthenne und Gräsern sehen mit Raureif überzogen fantastisch aus, bieten Vögeln Futter und Insekten Schutz. Geschnitten wird dann erst im späten Winter. Nur bei Stauden, die zu Pilzen neigen (z.B. Pfingstrosen), nehme ich das Laub im Herbst weg.
Was AUF KEINEN FALL jetzt geschnitten wird
Schneide niemals Sträucher, die im Frühling blühen! Dazu gehören Forsythie, Flieder, Zierkirschen, Bauernhortensien und Rhododendren. Ihre Blüten für nächstes Jahr sind bereits angelegt. Wenn du sie jetzt schneidest, schneidest du die komplette Blüte weg. Das ist mir in meinen jungen Jahren mal bei einem Flieder passiert – im nächsten Jahr gab es keine einzige Blüte. Eine Lektion, die ich nie vergessen habe!

Für Anfänger: Du weißt nicht, was für einen Strauch du da hast? Im Zweifel gilt: Im Herbst schneidest du NUR Totes und Krankes raus. Alles andere lässt du stehen. Wenn der Strauch im Frühling geblüht hat, schneidest du ihn direkt DANACH in Form. So machst du nie etwas falsch.
4. Winterschutz: Wer eine dicke Jacke braucht
Nicht alle unsere Pflanzen sind für harte Winter gemacht. Besonders junge oder exotische Pflanzen brauchen etwas Hilfe.
Rosen und empfindliche Stauden einpacken
Bei Beet- und Edelrosen muss die Veredelungsstelle (die Verdickung kurz über dem Boden) geschützt werden. Das Anhäufeln ist ganz einfach: Nimm eine Mischung aus Gartenerde und Kompost und schütte einen ca. 15-20 cm hohen Hügel um die Basis der Rose. Das dauert pro Rose keine fünf Minuten. Zusätzlich kannst du ein paar Tannenzweige drüberlegen. Bitte keine Plastikfolie, darunter schwitzt und schimmelt die Pflanze!
Kübelpflanzen: Umzug oder Wintermantel?
Pflanzen im Topf sind dem Frost hilflos ausgesetzt. Mediterrane Lieblinge wie Oleander oder Zitrusbäumchen müssen vor dem ersten Frost rein, am besten in einen kühlen (5-10 Grad), hellen Raum wie ein Treppenhaus oder eine Garage mit Fenster.

Winterharte Pflanzen wie Buchsbaum oder kleine Nadelgehölze können draußen bleiben, aber der Topf braucht Schutz. Stell ihn auf kleine Holzklötze oder Tonfüße und wickle ihn mit Jute oder Luftpolsterfolie ein. Und ganz wichtig: An frostfreien Tagen gießen! Die meisten Kübelpflanzen erfrieren nicht, sie vertrocknen.
Was, wenn du keinen perfekten Platz hast? Wenn du nur einen dunklen Keller hast, stell die Pflanze so kühl wie möglich und gieße fast gar nicht. Sie wird ihre Blätter verlieren, treibt im Frühjahr aber oft wieder aus. Das ist immer noch besser als der sichere Frosttod draußen.
5. Die letzten Handgriffe: Ordnung für den Seelenfrieden
Wenn die groben Arbeiten durch sind, kommt der Feinschliff. Das spart im Frühjahr richtig Ärger und Geld.
Dreh unbedingt die Außenwasserhähne ab und lass die Leitungen leerlaufen. Glaub mir, ich habe schon mal aus Vergesslichkeit eine Leitung platzen sehen – der Schaden und der Ärger sind den kleinen Handgriff im Herbst nicht wert. Auch Schläuche und Regentonnen müssen leer sein.

Pflege auch dein Werkzeug. Spaten und Scheren säubern, trocknen und die Metallteile leicht einölen. Das ist Ehrensache und du kannst im Frühling direkt loslegen. Ein letzter Rundgang, bei dem du prüfst, ob alles sturmsicher ist, und dann kannst du den Winter entspannt genießen. Denn du weißt ja: Unter der Schneedecke ist schon alles für ein prachtvolles neues Jahr vorbereitet.
Bildergalerie


„Wer im Herbst nicht pflanzt, wird den Frühling nie so recht erleben.“
Dieser Satz des berühmten Staudenzüchters Karl Foerster bringt es auf den Punkt. Jetzt ist die beste Pflanzzeit für Gehölze und die meisten Stauden. Der Boden ist noch warm, was den Wurzeln einen Wachstumsvorsprung gibt, und der Winterregen sorgt für eine natürliche Bewässerung. Das Ergebnis: ein kräftigerer Austrieb im nächsten Jahr.

Schere raus und radikal alles zurückschneiden?
Besser nicht! Viele Stauden bieten im Winter eine wunderschöne Struktur, besonders wenn sie mit Raureif überzogen sind. Die Samenstände von Sonnenhut (Rudbeckia), Fetthenne (Sedum) und Ziergräsern sind nicht nur schön anzusehen, sondern auch eine wichtige Futterquelle für Vögel. Zudem bieten die hohlen Stängel vieler Pflanzen Insekten ein willkommenes Winterquartier. Schneiden Sie nur das ab, was krank ist oder unschön umfällt.

Vergessen Sie nicht, Ihren wichtigsten Helfern etwas Gutes zu tun. Eine gute Gartenschere, wie die legendäre Felco 2, und ein scharfer Spaten sind nach einer langen Saison stumpf und schmutzig. Jetzt ist der Moment für eine kleine Wellness-Kur:
- Groben Schmutz mit einer Bürste entfernen.
- Klingen und Metallteile mit Stahlwolle von Harz und Rost befreien.
- Die Klingen bei Bedarf nachschärfen.
- Alle beweglichen Teile und Metalloberflächen mit einem Kriechöl wie Ballistol oder einfachem Leinöl einreiben, um sie vor Korrosion zu schützen.

Der heimliche Star im Herbstbeet: Purpurglöckchen (Heuchera). Während viele andere Pflanzen verblühen, laufen diese Blattschmuckstauden zur Höchstform auf. Sorten wie ‚Palace Purple‘ oder die fast schwarze ‚Black Pearl‘ setzen mit ihrem dunklen Laub dramatische Akzente und bringen die goldenen und roten Herbstfarben umso mehr zum Leuchten. Sie sind extrem pflegeleicht und bleiben den ganzen Winter über attraktiv.

Laub als Feind? Nein, als Freund! Statt alles Laub mühsam in Säcke zu packen, nutzen Sie es als kostenlosen Winterschutz. Eine dicke Schicht auf den Beeten schützt die Wurzeln empfindlicher Stauden vor starkem Frost, unterdrückt Unkraut und wird von Regenwürmern langsam in wertvollen Humus verwandelt. Einzig auf dem Rasen sollte es entfernt werden, da er sonst fault.

- Sorgt für eine spektakuläre Blütenpracht im Frühling.
- Ist eine der ersten Nahrungsquellen für Bienen und Hummeln.
- Bietet eine riesige Vielfalt an Farben und Formen.
Das Geheimnis? Jetzt die Zwiebeln setzen! Tulpen, Narzissen, Krokusse und Hyazinthen müssen vor dem ersten Frost in die Erde. Als Faustregel gilt: Das Pflanzloch sollte zwei- bis dreimal so tief sein wie die Zwiebel hoch ist. So sind sie perfekt vor Kälte geschützt.

Wussten Sie, dass ein einziger Igel in einer Nacht bis zu 200 Gramm Insekten, Würmer und Schnecken vertilgen kann?
Schaffen Sie ihm ein sicheres Winterquartier! Ein einfacher Laubhaufen in einer geschützten, ruhigen Ecke des Gartens, vielleicht unter einer Hecke oder einem Strauch, ist oft schon genug. Mit ein paar Ästen als stützende Struktur wird daraus eine perfekte Igel-Residenz und ein wertvoller Beitrag zum Naturschutz.

Haben Sie durstige Immergrüne?
Rhododendren, Kirschlorbeer und auch Nadelgehölze verdunsten über ihre Blätter oder Nadeln auch im Winter Wasser. Wenn der Boden gefroren ist, können sie jedoch kein Wasser aufnehmen – die Folge ist Trockenstress, der oft fälschlicherweise für einen Frostschaden gehalten wird. Gießen Sie Ihre immergrünen Pflanzen an frostfreien Tagen im Spätherbst daher noch einmal kräftig und durchdringend. Das ist die beste Vorsorge gegen Winterschäden.

Kompost-Booster: Beschleunigen Sie die Verrottung in Ihrem Komposthaufen. Geben Sie zerkleinerte Eierschalen (Kalk), Kaffeesatz (Stickstoff) und eine Handvoll Gesteinsmehl hinzu. Das „impft“ den Kompost mit wichtigen Mineralien und Mikroorganismen und sorgt für eine schnellere Umsetzung in nährstoffreiches „schwarzes Gold“ für das Frühjahr.

Terracotta im Winter: Offenporige Tontöpfe können bei Frost leicht zerspringen, da sich gefrierendes Wasser im Material ausdehnt. Um Ihre Lieblingstöpfe zu schützen, stellen Sie sie auf kleine Holz- oder Tonfüße, damit sie nicht am Boden festfrieren. Eine Ummantelung mit Jute oder Luftpolsterfolie bietet zusätzlichen Schutz für besonders empfindliche Exemplare.

Phacelia: Die Bienenfreund-Pflanze ist eine exzellente Wahl für die Gründüngung. Sie wächst schnell, lockert mit ihren tiefen Wurzeln den Boden und ihre violetten Blüten sind eine der letzten wichtigen Nahrungsquellen für Bienen vor dem Winter. Beim ersten starken Frost friert sie ab und hinterlässt eine schützende Mulchschicht, die im Frühjahr einfach untergearbeitet wird.
Der typische Geruch von feuchter Herbst-Erde hat einen Namen: Geosmin.
Dieser Duft wird von Mikroorganismen im Boden produziert und ist für uns Menschen schon in winzigsten Konzentrationen wahrnehmbar. Für viele Gärtner ist dieser erdige, leicht modrige Geruch das eigentliche Parfum des Herbstes – ein olfaktorisches Versprechen, dass unter der Oberfläche das Leben weitergeht und sich auf den Frühling vorbereitet.




