Keramik-Windlichter: Dein Guide vom Profi – So findest du das perfekte Stück
Ich will mal ehrlich sein: Seit Jahrzehnten ist Ton mein Leben. Der Tag in meiner Werkstatt beginnt meistens, wenn es draußen noch still ist. Dieser Geruch von feuchtem Ton, das leise Summen der Töpferscheibe … das ist meine Welt. Ich forme Dinge, die bei anderen Menschen einziehen und bleiben. Und Windlichter sind da etwas ganz Besonderes. Für mich sind sie keine reine Deko, sondern kleine Gefäße für Licht und Wärme, die eine unvergleichliche Atmosphäre schaffen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Das Material entscheidet alles: Ton ist nicht gleich Ton
- 2 Handarbeit vs. Massenware: Woran du Qualität erkennst
- 3 Der richtige Ort: Was drinnen und draußen wichtig ist
- 4 Sicherheit zuerst: Ein paar ehrliche Worte
- 5 Die 3 häufigsten Fehler (und wie du sie vermeidest)
- 6 Pflege-Tipps: So bleibt dein Windlicht ewig schön
- 7 Ein letztes Wort aus der Werkstatt
Im Laufe der Zeit sind unzählige Stücke durch meine Hände gegangen. Ich habe alles ausprobiert, gesehen, was im Wohnzimmer glänzt und was den ersten Frost im Garten nicht überlebt. Dieses Wissen will ich hier mit dir teilen. Nicht als Verkäufer, sondern als Handwerker, der seine Leidenschaft liebt. Damit du erkennst, was Qualität ist, und lange Freude an deinem Windlicht hast.
Das Material entscheidet alles: Ton ist nicht gleich Ton
Die Basis von allem ist der Ton. Für den Laien sehen viele Keramiken erstmal ähnlich aus, aber das Material und wie es gebrannt wird, sind entscheidend für Optik, Gefühl und vor allem Haltbarkeit. Schauen wir uns die drei wichtigsten Kandidaten mal genauer an.

Steingut: Der farbenfrohe Klassiker für drinnen
Steingut ist so etwas wie der sensible Künstler unter den Tonarten. Es wird bei relativ niedrigen Temperaturen gebrannt und bleibt dadurch leicht porös. Der riesige Vorteil: Glasuren leuchten darauf unglaublich intensiv und farbenfroh. Perfekt für Deko-Stücke, die im Haus bewundert werden sollen.
Aber Achtung! Sein großer Nachteil ist die Wasseraufnahme. Selbst wenn es glasiert ist, kann der unglasierte Boden Feuchtigkeit ziehen. Stellst du so ein Windlicht im Winter raus, ist das sein Todesurteil. Das Wasser dringt ein, gefriert, dehnt sich aus und sprengt das Material. Glaub mir, ich habe schon oft das traurige Ergebnis gesehen. Preislich bewegt sich einfache Gussware aus Steingut oft zwischen 10 € und 25 €.
Kleiner Tipp: Klopf mal vorsichtig mit dem Fingernagel dagegen. Steingut hat meist einen eher dumpfen, erdigen Klang.
Steinzeug: Der robuste Alleskönner für drinnen und draußen
Das ist mein absoluter Favorit für Windlichter, die was aushalten müssen. Steinzeug wird richtig heiß gebrannt, bei über 1200 Grad. Dabei „sintert“ der Ton, das heißt, die Partikel verschmelzen so dicht, dass das Material quasi wasserdicht wird. Gutes Steinzeug ist absolut frostsicher.

Ein Windlicht aus Steinzeug kannst du das ganze Jahr über auf der Terrasse stehen lassen. Regen, Schnee, Frost – kein Problem. Die Glasuren sind oft etwas erdiger und zurückhaltender, entwickeln im Feuer aber ein wunderschönes, lebendiges Spiel. Wenn du also was für den Garten suchst, frag immer gezielt: „Ist das hochgebranntes, frostsicheres Steinzeug?“ Ein handgedrehtes Stück vom Töpfermarkt kostet hier schnell mal zwischen 30 € und 80 €, aber die Investition lohnt sich. Übrigens: Der Klangtest ergibt hier einen hellen, klaren Ton – fast wie bei einer Glocke.
Porzellan: Die edle Königin des Lichts
Porzellan ist die feinste und anspruchsvollste Liga. Es wird extrem hoch gebrannt und ist dadurch unglaublich dicht und hart. Das Besondere ist seine Transluzenz: Hält man eine dünne Porzellanwand gegen das Licht, scheint es durch.
Ein Teelicht in einem Porzellan-Windlicht lässt also nicht nur die ausgeschnittenen Muster leuchten, sondern den ganzen Körper sanft glühen. Das erzeugt ein unglaublich weiches, warmes Licht. Allerdings ist die Verarbeitung eine echte Herausforderung, weshalb handgefertigte Porzellanstücke oft teurer sind – rechne hier ruhig mit 100 € und mehr für ein besonderes Künstlerstück. Sie sind zudem etwas stoßempfindlicher als robustes Steinzeug. Ein echtes Liebhaberstück für einen besonderen Platz im Haus.

Handarbeit vs. Massenware: Woran du Qualität erkennst
Wie ein Windlicht gemacht wird, verrät viel über seinen Charakter. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen.
- Auf der Scheibe gedreht: Echte Unikate erkennst du an den feinen, horizontalen Rillen – den Drehspuren. Kein Stück ist zu 100 % identisch mit dem anderen, das ist die Handschrift des Töpfers. Es fühlt sich meist wertig und gut ausbalanciert an.
- Frei aufgebaut: Für eckige oder organische Formen werden Tonplatten oder -wülste verwendet. Hier erkennst du gute Arbeit an sauberen Verbindungsstellen ohne Risse und an einer stabilen Form.
- Gegossene Ware: Das ist die Methode für die Massenproduktion. Flüssiger Ton wird in Formen gegossen, was zu absolut identischen Stücken führt. Oft erkennst du sie an einer hauchdünnen Naht, wo die Formteile zusammengesetzt waren. Sie sind meist leichter und dünnwandiger. Nicht per se schlecht, aber es fehlt eben das gewisse Etwas.
Profi-Tipp für den Laden: Nimm das Windlicht in die Hand. Fühlt es sich stabil und wertig an? Stell es auf eine glatte Fläche. Wackelt es? Ein guter Töpfer sorgt immer für einen sauberen, glatten Boden, der keine Möbel zerkratzt.

Der richtige Ort: Was drinnen und draußen wichtig ist
Im Wohnzimmer gelten andere Regeln als auf dem Balkon.
Für drinnen steht die Optik im Vordergrund. Hier kannst du zu feinem Porzellan oder buntem Steingut greifen. Das Wichtigste ist aber der Untergrund. Ein Windlicht kann am Boden verdammt heiß werden! Stell es niemals direkt auf empfindliche Holzmöbel oder eine Plastikdecke. Der Hitzestau kann böse Flecken hinterlassen. Ein kleiner Untersetzer aus Schiefer, Filz oder Kork ist da Gold wert.
Für draußen sind die Feinde klar: Wind, Regen und Frost. Du brauchst also ein schweres, standfestes Windlicht (bauchig ist besser als hoch und schmal). Die Öffnungen sollten nicht zu groß sein, damit die Flamme nicht ständig ausgepustet wird. Und wie gesagt: Nur frostsicheres Steinzeug überlebt den Winter unbeschadet. Achte darauf, dass Regenwasser ablaufen kann, sonst sprengt gefrierendes Wasser selbst das beste Steinzeug.
Sicherheit zuerst: Ein paar ehrliche Worte
Eine offene Flamme ist kein Spielzeug. Behandle sie immer mit Respekt. Hier sind meine goldenen Regeln:
- Niemals unbeaufsichtigt lassen. Ernsthaft. Wenn du den Raum verlässt, puste die Kerze aus. Immer.
- Sicherer Abstand. Mindestens ein halber Meter zu Vorhängen, Büchern oder trockenen Zweigen.
- Fester Stand. Nicht auf eine wackelige Tischkante oder eine Decke stellen.
- Kinder & Haustiere. Außerhalb ihrer Reichweite aufstellen. Ein wedelnder Schwanz kann schnell zur Gefahr werden.
- Die richtige Kerze. Standard-Teelichter sind meist die beste Wahl. Große Stumpenkerzen können in engen Gefäßen eine enorme Hitze entwickeln und das Material überlasten.
Ach ja, und was ist mit LED-Kerzen? Klar, für Haushalte mit kleinen Kindern oder wilden Haustieren sind sie die sicherste Alternative. Aber ganz ehrlich, dieses lebendige Flackern und die echte Wärme, die durch feines Porzellan scheint… das kann eine LED einfach nicht ersetzen.
Die 3 häufigsten Fehler (und wie du sie vermeidest)
Aus Erfahrung wird man klug. Diese drei Fehler sehe ich immer wieder:
- Das falsche Material für draußen: Der Klassiker. Ein wunderschönes Steingut-Windlicht wird im Herbst auf der Terrasse vergessen und ist im Frühling nur noch ein Haufen Scherben. Merke: Draußen nur Steinzeug!
- Zu große Kerzen verwenden: Man meint es gut und will eine große, helle Flamme. Doch in einem zu engen Windlicht führt das zu Überhitzung. Die Folge können Spannungsrisse sein, die die Keramik zerstören.
- Kein Untersetzer auf Möbeln: Ich hatte mal einen Kunden, der sein Windlicht stundenlang auf einem teuren, geölten Holztisch brennen ließ. Die Hitze zog das Öl aus dem Holz und hinterließ einen dunklen Fleck, der nie wieder wegging. Seitdem empfehle ich jedem einen Untersetzer!
Pflege-Tipps: So bleibt dein Windlicht ewig schön
Gute Keramik ist pflegeleicht. Wachsreste kriegst du am besten raus, indem du das Windlicht für eine Stunde ins Gefrierfach legst – das Wachs wird spröde und lässt sich leicht herausbrechen. Ruß an der Innenseite einfach mit einem trockenen Tuch oder etwas Spülwasser entfernen. Und selbst frostsichere Gartenkeramik freut sich, wenn du sie im Winter umgedreht an einem geschützten Ort lagerst.
Ein letztes Wort aus der Werkstatt
Ein handgemachtes Windlicht ist so viel mehr als nur ein Deko-Objekt. Es ist das Ergebnis von Erfahrung, Geduld und einer echten Leidenschaft für das Material. Wenn du das nächste Mal so ein Stück in der Hand hältst, achte auf die kleinen Details – das Gewicht, die Form, das Spiel der Glasur.
Wähl ein Stück, das nicht nur hübsch ist, sondern auch gut gemacht. Eines, das sicher ist und dir über viele Jahre ein treuer Begleiter sein wird. Und wenn du dann das Licht darin anzündest, wirst du den Unterschied spüren. Es ist die Wärme des Handwerks, die den Raum erfüllt.