Wohnen mit Substanz: Warum dein Zuhause mehr verdient als schnelle Trends

von Mareike Brenner
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Ich bin Handwerksmeister und ganz ehrlich? Seit über 30 Jahren arbeite ich mit Holz, Stein und Metall und habe dabei eines gelernt: Wohntrends kommen und gehen, aber echte Qualität bleibt. In meiner Werkstatt riecht es nach Eiche und Leinöl, nicht nach Hochglanzmagazinen. Und genau darum geht es mir.

Jedes Jahr dieselbe Leier: „Das sind die neuen Trendfarben!“, „Dieser Stil ist jetzt ein Muss!“. Das meiste davon ist nur cleveres Marketing, um dir Zeug zu verkaufen, das in zwei Jahren schon wieder peinlich ist. Aber ein Zuhause ist doch kein Laufsteg, oder? Es ist dein Rückzugsort, deine Burg. Ein Ort, der mit dir lebt und mit den Jahren an Charakter gewinnt, statt auseinanderzufallen.

Lass uns also mal nicht über Trends quatschen, sondern über Substanz. Darüber, wie man Räume schafft, die eine Seele haben. Räume, deren Qualität du fühlen, sehen und riechen kannst. Das ist kein Hexenwerk, sondern einfach gutes, solides Handwerk, das auf Erfahrung und einem echten Verständnis für Material beruht.

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Das Fundament: Boden, Wände und Decke sind die halbe Miete

Bevor du auch nur an ein neues Sofa denkst, schau dir die Hülle des Raumes an. Boden, Wände und Decke sind deine Leinwand. Wenn die schon billig und rissig ist, kannst du dir das teuerste Kunstwerk darauf sparen – es wird nie gut aussehen. Hier zu sparen ist der klassische Fehler, der dich später doppelt und dreifach kostet.

Der Boden: Was dich jeden Tag trägt

Mit dem Boden hast du ständig Kontakt. Du läufst barfuß drüber, die Kinder spielen darauf. Seine Qualität spürst du buchstäblich bei jedem Schritt. Und die Unterschiede sind gewaltig.

Massivholzparkett: Eine Anschaffung fürs Leben
Klar, ein echter Massivholzboden aus Eiche oder Esche ist eine Investition. Du musst hier schon mit Preisen ab 80 € bis weit über 150 € pro Quadratmeter rechnen. Im Vergleich dazu bekommst du Laminat schon für 15 bis 40 €. Aber das ist, als würdest du einen Apfel mit einem Plastikapfel vergleichen. Echtes Holz lebt. Jede Diele ist ein Unikat und mit der Zeit bekommt der Boden eine wunderschöne Patina. Kleine Kratzer sind keine Makel, sie erzählen eine Geschichte.

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Der größte Vorteil? Du kannst ihn abschleifen. Und zwar mehrmals. Ein gut gepflegter Massivholzboden kann Generationen überdauern. Versuch das mal mit Laminat, das nach 10-15 Jahren reif für den Müll ist.

Wenn Massivholz das Budget sprengt, ist ein hochwertiges Dreischichtparkett eine super Alternative. Hier hast du immer noch eine massive Echtholz-Nutzschicht, aber der Aufbau ist günstiger. Fühlt sich immer noch tausendmal besser an als Laminat.

Kleiner Tipp aus der Praxis: Lass das Holz vor dem Verlegen mindestens 48 Stunden im Raum liegen, damit es sich akklimatisieren kann. Sonst arbeitet es später und du hast plötzlich unschöne Fugen. Der Untergrund muss außerdem topfeben sein. Profis prüfen das mit einer langen Wasserwaage und halten sich an genaue Toleranzen, damit am Ende nichts knarrt.

Bei der Oberfläche scheiden sich die Geister: geölt oder lackiert? Lack ist robuster gegen Flecken, fühlt sich aber oft wie eine Plastikschicht an. Ich persönlich liebe geölte Böden. Man spürt die Holzstruktur, der Boden fühlt sich wärmer an und du kannst kleine Kratzer lokal ausbessern, was bei Lack unmöglich ist.

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Achtung, Falle! Ich hatte mal einen Kunden, der online supergünstiges „Eichenparkett“ geschossen hat. Das Holz war nicht richtig getrocknet. Nach dem ersten Winter hatten sich riesige Fugen gebildet. Er hat am Ende alles neu machen lassen und doppelt bezahlt. Frag den Fachhändler immer nach der technischen Trocknung und der Restfeuchte des Holzes. Unter 9 % ist ein guter Wert. Wenn der Verkäufer da nur mit den Schultern zuckt, lauf weg!

Die Wände: Die Lungen deines Zuhauses

Die meisten klatschen einfach Raufaser drauf und streichen mit Dispersionsfarbe drüber. Das ist billig und schnell. Aber es versiegelt die Wand quasi mit einer Plastikschicht. Feuchtigkeit kommt kaum raus, das Raumklima leidet.

Putz, der atmen kann
Viel besser sind mineralische Putze. Ein Kalk- oder Lehmputz kann Feuchtigkeit aus der Raumluft aufnehmen und langsam wieder abgeben. Das reguliert das Klima wie eine natürliche Klimaanlage. Kalkputz ist von Natur aus alkalisch, da hat Schimmel keine Chance. Der Geruch in einem frisch verputzten Raum ist einfach sauber und frisch.

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Preislich ist das natürlich eine andere Liga. Rechne mal grob: Eine Wand mit Raufaser und Farbe zu machen, kostet dich vielleicht 15-25 € pro Quadratmeter. Ein sauberer Kalkputz mit passender Farbe liegt eher bei 60-90 €. Aber dafür bekommst du eine Wand, die Jahrzehnte hält und für ein gesundes Wohngefühl sorgt.

Und ganz wichtig, egal was an die Wand kommt: Der Untergrund muss sauber, trocken und tragfähig sein. Mach den Klebebandtest: Ein Stück starkes Klebeband fest auf die alte Farbe drücken und ruckartig abziehen. Bleibt Farbe dran hängen, muss der ganze alte Mist runter. Ja, das ist Drecksarbeit, aber absolut unerlässlich.

Die Seele des Raumes: Licht und Farbe

Wenn die Hülle stimmt, geht’s ans Eingemachte. Mit Licht und Farbe entscheidest du, ob ein Raum eine gemütliche Höhle oder ein steriler OP-Saal wird.

Licht ist mehr als nur hell

Die meisten Wohnungen haben einfach eine einzige Funzel in der Mitte der Decke. Das Ergebnis: hartes Licht, ungemütliche Schatten, dunkle Ecken. Gute Beleuchtung ist eine Kunst für sich und besteht immer aus drei Ebenen:

  • Grundbeleuchtung: Das ist das allgemeine Licht, das den Raum erhellt. Meist dimmbare Deckenleuchten oder Spots.
  • Zonenlicht: Das Licht für bestimmte Aufgaben. Die Leselampe neben dem Sessel, die Beleuchtung über der Küchenarbeitsplatte.
  • Akzentlicht: Das Stimmungslicht. Ein kleiner Strahler, der ein Bild anleuchtet, oder indirektes Licht hinter dem Sideboard.

Stell dir dein Wohnzimmer vor: Eine dimmbare Deckenleuchte für die Grundhelligkeit, die coole Stehlampe neben dem Sessel zum Lesen (Zonenlicht) und ein kleiner LED-Spot auf dein Lieblingsbild (Akzentlicht). Fertig ist ein lebendiger, einladender Raum!

Achte auf die Farbtemperatur (in Kelvin, K). Fürs Wohnzimmer sind warme 2700 K super gemütlich. Zum Arbeiten in der Küche sind 4000 K (Neutralweiß) besser. Alles über 5000 K wirkt schnell kühl und unpersönlich.

Und jetzt mal im Ernst: Finger weg von Elektroinstallationen! Alles, was über das Wechseln einer Glühbirne hinausgeht, ist ein Job für den Elektriker. Das ist nicht nur Vorschrift, sondern dient deiner Sicherheit. Ich habe schon zu viele verschmorte Kabel in Wänden gesehen.

Die wahre Macht der Farbe

Billige Baumarktfarbe hat wenig Pigmente und viele Füllstoffe. Du musst oft drei- oder viermal streichen. Hochwertige Profifarbe aus dem Fachhandel deckt meist beim ersten Mal. Unterm Strich sparst du dir also Zeit, Nerven und oft sogar Geld, weil du viel weniger Material brauchst.

Wichtig ist, im System zu bleiben: Auf einen Kalkputz gehört eine diffusionsoffene Silikat- oder Kalkfarbe. Die verbindet sich chemisch mit dem Untergrund und lässt die Wand weiter atmen. Würdest du da Dispersionsfarbe drüberpinseln, wäre der ganze positive Effekt des teuren Putzes dahin.

Ein Tipp, der dir viel Ärger erspart: Teste Farbe IMMER an der Wand. Kauf eine Probiergröße und streich mindestens einen Quadratmeter. Schau dir die Fläche zu verschiedenen Tageszeiten an. Eine Farbe, die auf der kleinen Pappkarte im Laden perfekt aussah, kann an deiner Wand plötzlich ganz anders wirken.

Möbel: Freunde fürs Leben statt kurzer Affären

Gute Möbel halten Jahrzehnte und überleben mehrere Umzüge. Billige Pressspan-Möbel sind oft schon nach dem ersten Abbau reif für den Sperrmüll.

So entlarvst du Schrott im Möbelhaus

Es sind die Details, die den Unterschied machen. Hier eine kleine Checkliste für deinen nächsten Möbelkauf:

  • Der Klopftest: Klopf mal auf eine große Fläche, z. B. eine Schranktür. Klingt es hohl und nach Pappe? Dann ist es wahrscheinlich eine leichte Wabenplatte. Massivholz oder eine dichte MDF-Platte klingen satt und solide.
  • Der Wackeltest: Fass eine obere Ecke an und rüttle sanft. Wackelt das ganze Möbelstück wie ein Kartenhaus? Dann sind die Verbindungen schlecht. Ein gutes Möbelstück ist steif und stabil.
  • Der Kantencheck: Schau dir die Kanten genau an. Siehst du eine hauchdünne, perfekt gemusterte Folie? Das ist der billigste Weg und die löst sich als Erstes ab. Echtholzfurnier hat eine sichtbare, wenn auch dünne, Holzschicht. Massivholz hat durchgehende Kanten.

Öffne auch mal eine Schublade. Gleitet sie auf einem soliden Metallauszug oder quietscht sie auf billigen Plastikrollen? Fühlt sich der Griff schwer und wertig an oder wie verchromtes Plastik? Das sind die Dinge, die Qualität ausmachen.

Wo finde ich das gute Zeug?

Schau dich doch mal abseits der großen Möbelketten um. Google mal nach „Tischlerei“ oder „Möbelmanufaktur“ in deiner Nähe. Dort kannst du oft mit den Leuten sprechen, die dein Möbelstück bauen, und dir das Holz sogar selbst aussuchen. Ja, das kostet mehr als Massenware, aber dafür bekommst du ein Unikat mit Seele, das für dich gemacht wurde.

Textilien: Die weiche Seite des Wohnens

Stoffe bringen Wärme und Gemütlichkeit in einen Raum. Und auch hier gilt: Naturfasern sind fast immer die bessere Wahl.

Ein Teppich aus reiner Schurwolle ist von Natur aus schmutzabweisend, robust und reguliert sogar die Luftfeuchtigkeit. Vorhänge aus Leinen haben einen wunderbaren, schweren Fall und zaubern ein unglaublich weiches Licht. Und ein Sofa mit einem Bezug aus echtem, dickem Anilinleder? Das wird mit den Jahren nur schöner und erzählt seine eigene Geschichte.

Bei Polstermöbeln ist das Innenleben entscheidend. Frag den Verkäufer nach dem Raumgewicht (RG) des Schaumstoffs. Das ist quasi die Dichte. Alles unter RG 30 ist wie ein labbriger Küchenschwamm – da sitzt du schnell eine Kuhle rein. Ab RG 35 aufwärts wird’s interessant, denn dieser Schaumstoff bleibt auch nach Jahren noch fest und in Form.

Der Feinschliff: Wo sich die Profis zeigen

Am Ende sind es die kleinen Dinge, die den Unterschied zwischen „okay“ und „wow“ ausmachen. Schau dir die Sockelleisten an. Sind die Ecken sauber auf Gehrung geschnitten oder klafft da eine Lücke? Fass einen Türgriff an. Ist er aus massivem, kühlem Metall oder aus leichtem, beschichtetem Alu? Das satte „Klack“, wenn eine schwere Massivholztür ins Schloss fällt, gibt dir ein Gefühl von Sicherheit, das eine klappernde Wabentür niemals vermitteln kann.

Ein letztes Wort: Geduld ist eine Tugend

Ein Zuhause mit Substanz wächst langsam. Es ist besser, ein Jahr auf den perfekten Esstisch zu sparen, als schnell irgendeinen billigen Kompromiss zu kaufen. Nimm dir Zeit.

Und wie findest du gute Handwerker? Frag im Freundeskreis nach Empfehlungen, schau auf den Webseiten der lokalen Handwerksinnungen oder frag im Fachhandel nach, mit wem die gerne zusammenarbeiten. Ein guter Profi kommt immer persönlich vorbei, um sich alles anzusehen, bevor er ein Angebot schreibt. Und ganz wichtig: Hör auf dein Bauchgefühl. Die Chemie muss stimmen.

Umgib dich mit Dingen, die gut gemacht sind und die du wirklich liebst. Dann schaffst du nicht nur ein Haus, sondern ein echtes Zuhause.

Gut zu wissen: Diese Tipps kommen direkt aus der Praxis, ersetzen aber natürlich keine Fachberatung vor Ort. Bei allem, was mit Statik, Elektrik oder Wasser zu tun hat, ist ein zertifizierter Profi nicht nur eine gute Idee, sondern absolute Pflicht. Sicherheit geht immer vor!

Mareike Brenner

Mareike ist 1991 in Bonn geboren und hat ihr Diplom in der Fachrichtung Journalistik an der TU Dortmund erworben. Sie hat einen Hintergrund im Bereich Design, da sie an der HAW Hamburg Illustration studiert hat. Mareike hat aber einen Sprung in die Welt des Journalismus gemacht, weil sie schon immer eine Leidenschaft für kreatives Schreiben hatte. Derzeit ist sie in der Redaktion von Freshideen tätig und schreibt gern Berichte über Schönheitstrends, Mode und Unterhaltung. Sie kennt übrigens alle Diäten und das Thema „Gesund abnehmen“ wird von ihr oft bevorzugt. In ihrer Freizeit kann man sie beim Kaffeetrinken mit Freunden antreffen oder sie bleibt zu Hause und zeichnet. Neulich hat sie eine neue Leidenschaft entdeckt, und das ist Online-Shopping.