Wespennest am Haus? Bloß keine Panik! Was du jetzt wirklich tun musst
Der Sommer ist da – und plötzlich hast du Untermieter
Jedes Jahr das gleiche Spiel, meist so gegen Ende des Sommers. Mein Telefon klingelt, und am anderen Ende ist jemand ziemlich aufgeregt. Das Thema? Ein Wespennest. Mal klemmt es im Rollladenkasten, mal hängt es bedrohlich unter dem Dachvorsprung oder im alten Gartenschuppen. Die erste Reaktion ist fast immer dieselbe: „Das muss weg. Sofort!“
Inhaltsverzeichnis
- 1 Der Sommer ist da – und plötzlich hast du Untermieter
- 2 Erst mal verstehen: Wespe, Biene oder Hornisse?
- 3 Das Gesetz: Einfach wegmachen kann dich 50.000 Euro kosten
- 4 Muss das Nest wirklich weg? Eine schnelle Entscheidungshilfe
- 5 Mieter oder Vermieter: Wer muss den Profi rufen und bezahlen?
- 6 Wenn es sein muss: Hol dir einen echten Profi!
- 7 WARNUNG: Warum deine Baumarkt-Lösung lebensgefährlich ist
- 8 Autsch! Erste Hilfe, wenn du doch gestochen wurdest
- 9 Vorsorge im Frühling: Mach dein Haus zur Sperrzone
- 10 Leben und leben lassen: Friedliche Koexistenz
- 11 Fazit: Mein Rat als Meister
- 12 Bildergalerie
Und ganz ehrlich, das kann ich total verstehen. Keiner will beim Grillen auf der Terrasse von einem ganzen Schwarm umzingelt werden. Die Sorge wird natürlich riesig, wenn Kinder oder Allergiker im Haus leben. In meinen Jahren als Handwerker habe ich unzählige Nester gesehen und mit vielen besorgten Hausbesitzern gesprochen. Mein wichtigster Tipp vorab: Panik ist ein verdammt schlechter Ratgeber.
Schnelles, unüberlegtes Handeln kann nicht nur gefährlich, sondern auch richtig teuer werden. Bevor du also zur Spraydose oder zum Gartenschlauch greifst, atme einmal tief durch. Wir schauen uns jetzt mal in Ruhe an, was Sache ist, wer dir helfen kann und was das Gesetz dazu sagt. Denn ja, bei Wespen gibt es klare Regeln.

Erst mal verstehen: Wespe, Biene oder Hornisse?
Bevor wir über Maßnahmen reden, müssen wir wissen, mit wem wir es zu tun haben. Viele Leute werfen alles in einen Topf, aber es gibt große Unterschiede. Und die sind entscheidend!
- Die Wespe: Das sind die, die es meist auf deinen Kuchen abgesehen haben. Du erkennst sie an ihrer super schlanken „Wespentaille“ und der leuchtend gelb-schwarzen Zeichnung. Sie sind kaum behaart und wirken eher „glatt“. Ihr Nest bauen sie aus einer Art Pappmaché – einer gräulichen, papierartigen Masse.
- Die Biene: Bienen sind die gemütlichen Vegetarier. Sie sind eher bräunlich-gelb, deutlich plumper und pelziger als Wespen. Sie interessieren sich für Blüten und nicht für dein Steak. Wichtig: Bienen können nur einmal stechen, ihr Stachel bleibt stecken.
- Die Hornisse: Das ist quasi die große Schwester der Wespe. Sie ist deutlich größer, mit einer bräunlich-roten Färbung am Kopf und Oberkörper. Und jetzt kommt’s: Entgegen ihrem Ruf sind Hornissen erstaunlich friedlich! Sie gehen selten an Menschenessen und sind viel entspannter als ihre kleinen Verwandten. Ein Hornissenvolk ist auch viel kleiner.
Gut zu wissen: Die beiden häufigsten „Störenfriede“ bei uns sind die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe. Sie lieben dunkle, geschützte Hohlräume. Das kann ein alter Mäusebau sein, aber eben auch dein Dachboden oder der Rollladenkasten.

Das Gesetz: Einfach wegmachen kann dich 50.000 Euro kosten
So, jetzt wird’s ernst. Du darfst ein Wespennest nicht einfach so zerstören. Das ist keine nette Bitte, sondern steht knallhart im Bundesnaturschutzgesetz. Dort ist klar geregelt, dass wild lebende Tiere und ihre Nester nicht ohne triftigen Grund beschädigt oder vernichtet werden dürfen.
Und was ist ein „triftiger Grund“? Das ist der Knackpunkt. Eine unmittelbare Gefahr für Menschen zählt dazu. Hängt das Nest direkt über dem Eingang einer Kita oder im Schlafzimmer eines bekannten Allergikers, ist die Sache klar. Die bloße Anwesenheit eines Nests zehn Meter von der Terrasse entfernt, reicht den Behörden aber meistens nicht aus.
Wer ohne Genehmigung handelt, riskiert ein Bußgeld, das einem die Tränen in die Augen treibt. Je nach Bundesland und Wespenart können das bis zu 50.000 Euro sein. Kein Scherz. Ich hab schon von Fällen gehört, wo ein übereifriger Hausbesitzer von seinem Nachbarn angezeigt wurde – das wurde dann richtig unangenehm und teuer.

Muss das Nest wirklich weg? Eine schnelle Entscheidungshilfe
Okay, bevor du jetzt zum Telefon greifst, geh mal kurz in dich und bewerte die Lage ehrlich. Diese Checkliste hilft dir dabei:
- Nest im Rollladen vom Kinderzimmer oder direkt an der Haustür? -> Ja, hier besteht eine echte Gefahr. Handeln ist angesagt.
- Nest im hintersten Winkel des Geräteschuppens, wo du eh nie hingehst? -> Atme durch. Wahrscheinlich kannst du es einfach ignorieren.
- Gibt es Allergiker, Kleinkinder oder ältere Personen im Haushalt? -> Deine Risikobewertung muss strenger sein. Ein Stich ist für dich vielleicht nur schmerzhaft, für einen Allergiker aber potenziell lebensbedrohlich. Im Zweifel lieber auf Nummer sicher gehen.
- Wir haben schon Ende August oder September? -> Überleg mal: Die Wespensaison ist fast vorbei. Im Herbst stirbt das gesamte Volk auf natürliche Weise ab (nur die Jungköniginnen überwintern woanders). Ein altes Nest wird nie wieder bezogen. Kannst du vielleicht die letzten paar Wochen noch abwarten?
Ich hatte mal einen Kunden mit einem riesigen Nest direkt über der Terrasse. Es war Anfang September. Ich riet ihm, noch vier bis sechs Wochen die Füße stillzuhalten. Er hat in der Zeit einfach einen anderen Eingang benutzt. Ende Oktober war der Spuk vorbei, und wir haben das leere Nest im Winter ganz entspannt entfernt. Er hat Geld gespart und die Natur hat ihren Lauf genommen.

Mieter oder Vermieter: Wer muss den Profi rufen und bezahlen?
Eine Frage, die immer wieder kommt. Grundsätzlich gilt: Stellt das Wespennest eine ernsthafte Gefahr dar und schränkt die Nutzung der Wohnung ein (z.B. Balkon unbenutzbar), ist es ein Mangel an der Mietsache. In diesem Fall ist der Vermieter in der Pflicht. Er muss sich um die Beauftragung eines Profis kümmern und auch die Kosten tragen.
Wichtig ist aber: Informiere deinen Vermieter schriftlich und setze ihm eine angemessene Frist. Nicht einfach selbst jemanden beauftragen und die Rechnung schicken, da bleibst du am Ende eventuell auf den Kosten sitzen!
Wenn es sein muss: Hol dir einen echten Profi!
Wenn du zum Schluss kommst, dass das Nest weg muss, dann gilt nur eine Regel: MACH ES NICHT SELBST. Aber wen ruft man an?
- Der Schädlingsbekämpfer: In 90% der Fälle deine erste Wahl. Ein seriöser Profi kennt die Gesetze, beantragt wenn nötig eine Genehmigung und hat die richtige Ausrüstung. Achte auf Qualität! Seriöse Betriebe sind oft „IHK-geprüft“ oder Mitglied in einem Verband wie dem Deutschen Schädlingsbekämpfer-Verband (DSV). Frag am Telefon ruhig danach!
- Der Umsiedler: Die eleganteste und tierfreundlichste Lösung. Speziell geschulte Experten siedeln das ganze Volk an einen besseren Ort um, zum Beispiel in den Wald. Das klappt aber leider nur bei frei hängenden, gut zugänglichen Nestern. Bei einem Nest im Mauerwerk ist das technisch fast unmöglich.
- Imker und Feuerwehr: Werden oft gerufen, sind aber meist die falsche Adresse. Imker sind für Bienen da, nicht für Wespen. Und die Feuerwehr rückt nur bei „Gefahr im Verzug“ an – also bei akuter Bedrohung in Krankenhäusern oder Schulen, nicht für dein Nest am Schuppen.
Was kostet der Spaß? Rechne mal mit Kosten zwischen 150 € und 250 €. Eine Umsiedlung ist meist etwas teurer. Kleiner Tipp: Frag am Telefon direkt nach möglichen Zusatzkosten wie Anfahrtspauschalen oder Wochenend-Aufschlägen. So erlebst du keine böse Überraschung.

WARNUNG: Warum deine Baumarkt-Lösung lebensgefährlich ist
An dieser Stelle muss ich mal Tacheles reden. Bitte, bitte versuch niemals, ein Wespennest selbst zu bekämpfen. Die „Tricks“ aus dem Internet sind brandgefährlich.
Das beste Beispiel ist die Sache mit dem Bauschaum. Ich hatte mal einen Fall, da hat ein Hausbesitzer clevererweise das Einflugloch mit Bauschaum zugespritzt. Dachte er. Die Wespen waren zwar eingesperrt, aber quicklebendig. Sie haben sich einfach einen neuen Weg gesucht – und zwar nach innen, durch eine Rigipswand. Plötzlich hatte die Familie den kompletten, panischen Schwarm im Wohnzimmer. Ein absoluter Albtraum, den man für die gesparten 200 Euro sicher nicht erleben will.
Ähnlich dumm sind andere Ideen:
- Wespenspray: Die Reichweite ist gering, du musst also nah ran. Du tötest nur ein paar Tiere am Eingang, der Rest des Volkes startet dann einen massiven Gegenangriff. Das kann tödlich enden.
- Ausräuchern: Eine fantastische Idee, wenn du deinen Dachstuhl abfackeln willst. Die Brandgefahr ist enorm und die Wespen werden einfach nur panisch und aggressiv.
- Wasserschlauch: Du machst die Wespen nass und wütend und riskierst dazu noch einen saftigen Wasserschaden an deiner Fassade.
Glaub mir, die paar Euro für den Profi sind die beste Investition in deine Gesundheit und dein Zuhause.

Autsch! Erste Hilfe, wenn du doch gestochen wurdest
Sollte es dich oder jemanden aus deiner Familie doch erwischen, keine Panik. So handelst du richtig:
- Ruhe bewahren. Hektik pumpt das Gift nur schneller durch den Körper.
- Stachel entfernen? Nur wenn es eine Biene war, bleibt der Stachel mit der Giftblase stecken. Diesen vorsichtig mit einer Pinzette oder dem Fingernagel wegschieben, nicht quetschen! Wespen können ihren Stachel wieder rausziehen.
- Sofort kühlen! Ein Kühlpack, Eiswürfel in einem Tuch oder einfach kaltes Wasser lindern den Schmerz und die Schwellung.
- Hausmittel anwenden: Eine aufgeschnittene Zwiebel oder Zitrone auf den Stich legen. Die ätherischen Öle wirken entzündungshemmend.
Wann musst du sofort zum Arzt oder den Notruf wählen? Bei Stichen im Mund- oder Rachenraum, bei Anzeichen einer allergischen Reaktion (Atemnot, Schwindel, Übelkeit, Kreislaufprobleme) oder wenn jemand Dutzende Stiche abbekommen hat. Hier zählt jede Minute!
Vorsorge im Frühling: Mach dein Haus zur Sperrzone
Am besten ist es natürlich, wenn die Wespenkönigin im Frühling gar nicht erst bei dir einzieht. Mit einem kleinen Check machst du dein Haus unattraktiv. Dafür brauchst du nur ein paar Sachen aus dem Baumarkt:

- Insektengitter (ca. 5-8€/m²) für Lüftungsöffnungen am Dach oder Keller.
- Acryl oder Silikon (ca. 3-5€ pro Kartusche) zum Abdichten von kleinen Rissen und Fugen im Mauerwerk.
- Bürstendichtungen (ab ca. 10€) können helfen, alte Rollladenkästen sicherer zu machen.
Geh im April oder Mai einmal um dein Haus und verschließe alle potenziellen Eingänge. Das ist eine Stunde Arbeit, die dir den ganzen Sommer retten kann.
Leben und leben lassen: Friedliche Koexistenz
Wenn das Nest an einer ungefährlichen Stelle sitzt, ist es oft am klügsten, sich einfach zu arrangieren. Halte Abstand, vermeide hektische Bewegungen und puste die Tiere niemals an – das CO₂ in unserem Atem ist für sie ein Alarmsignal.
Ein wenig bekannter Trick für die Kaffeetafel: Stell in 5 bis 10 Metern Entfernung eine Ablenkfütterung auf. Ein kleiner Teller mit ein paar überreifen Weintrauben wirkt Wunder. Aber Achtung: Nimm niemals Honig oder puren Zucker! Das macht die Tiere aggressiv und lockt vor allem Bienen an, was Krankheiten unter den Völkern verbreiten kann.

Fazit: Mein Rat als Meister
Ein Wespennest ist erstmal ein Schock, aber selten eine Katastrophe. Bewerte die Lage mit kühlem Kopf, kenne die Gesetze und die saftigen Strafen. Und das Allerwichtigste: Lass die Finger von Do-it-yourself-Experimenten. Wenn das Nest eine Gefahr darstellt und weg muss, ist das ein Job für einen geprüften Fachmann. Dieses Geld ist gut investiert – in deine Sicherheit und deinen Seelenfrieden.
Bildergalerie


Die entscheidende Frage: Abwarten oder den Profi rufen?
Die Antwort hängt einzig und allein von der Position des Nests ab. Ein Nest, das frei unter dem Dachvorsprung in drei Metern Höhe hängt und weit weg von Balkontür oder Terrasse ist, stellt meist keine akute Gefahr dar. Hier kann man oft bis zum ersten Frost abwarten, dann stirbt das Volk von selbst. Befindet sich das Nest jedoch im Rollladenkasten des Kinderzimmers, direkt über der Eingangstür oder in unmittelbarer Nähe des Sitzbereichs, ist professionelle Hilfe unumgänglich. Spielen Sie hier nicht den Helden – ein Fachmann (Schädlingsbekämpfer oder oft auch Imker) hat die richtige Schutzkleidung und die Erfahrung, die Situation sicher zu lösen.

Ein einziges Volk der Deutschen Wespe kann pro Tag bis zu einem halben Kilo Insekten erbeuten – darunter viele Pflanzenschädlinge.
So lästig sie am Kaffeetisch auch sein mögen, im Ökosystem Ihres Gartens sind Wespen eine kostenlose und hocheffiziente Schädlingspolizei. Sie jagen Blattläuse, Raupen und Mücken, die sonst Ihre Rosen oder Ihr Gemüse befallen würden. Bevor Sie also über eine Entfernung nachdenken, lohnt sich ein zweiter Blick: Ist das Nest wirklich an einer kritischen Stelle? Wenn nicht, haben Sie für einen Sommer lang fleißige Verbündete, die für ein biologisches Gleichgewicht sorgen.
Vorsorge im Frühling ist der beste Schutz für den Sommer. So machen Sie Ihr Haus für die Wespenkönigin unattraktiv:
- Hohlräume verschließen: Kontrollieren Sie im März und April alte Holzverkleidungen, Dachkästen und Mauerritzen. Ein wenig Acryl oder Bauschaum an den richtigen Stellen verhindert, dass eine Königin den perfekten Nistplatz findet.
- Rollladenkästen prüfen: Lassen Sie Rollläden in der Zeit der Nestgründung (April/Mai) regelmäßig auf und ab. Die Störung mögen die Königinnen gar nicht.
- Alte Nester entfernen: Ein leeres Nest aus dem Vorjahr (im Winter) sollten Sie entfernen. Zwar wird es nicht wieder bezogen, aber der Standort signalisiert anderen Königinnen: „Hier ist es gut!“



