Mondholz: Spinnerei oder das Geheimnis für bessere Möbel? Ein Blick aus der Werkstatt

von Angela Schmidt
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Der Geruch von frischem Zirben- und Eichenholz – das ist der Duft, der mich seit über drei Jahrzehnten begleitet. Ich hab den Beruf von der Pike auf gelernt, vom Lehrling bis zum Meister, und heute zeige ich selbst dem Nachwuchs, wie man mit diesem wunderbaren Material umgeht. In all den Jahren hört man natürlich so einiges. Vieles davon ist reines Gerede, aber manche Geschichten, die haben einen verdammt wahren Kern. Und die Lehre vom Mondholz gehört definitiv dazu.

Mein alter Lehrmeister, ein echter Charakterkopf, schwor Stein und Bein darauf. „Junge“, hat er immer gesagt, „schau auf den Mond, nicht nur in den Kalender.“ Ganz ehrlich? Am Anfang habe ich darüber gelächelt. In der Berufsschule ging es um DIN-Normen, technische Trocknung und Holzfeuchte. Der Mond? Fehlanzeige. Aber die Werkstatt ist der härteste Lehrer. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, dass sich Holz, das wir nach seinen alten Regeln geschlagen hatten, einfach anders verhielt. Es war… ruhiger. Es arbeitete weniger und schien gegen Schädlinge wie den Holzwurm fast immun zu sein.

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Heute bin ich mit schnellen Urteilen vorsichtiger. Ich bin Handwerker, kein Esoteriker. Mein Fundament sind saubere Holzverbindungen und scharfe Werkzeuge. Aber ich habe auch gelernt, das Wissen unserer Vorfahren zu respektieren, das über Jahrhunderte durch pure Beobachtung entstanden ist. Deshalb will ich hier mal ganz ohne Hokuspokus aus der Praxis plaudern.

Klingt nach Hokuspokus, oder? Was wirklich dahintersteckt

Um das Thema zu verstehen, müssen wir zwei Dinge auseinanderhalten: die harten Fakten und die Beobachtungen aus der Praxis, die sich wissenschaftlich nur schwer in eine Formel pressen lassen.

Klar, jeder kennt Ebbe und Flut. Der Mond zieht mit seiner Schwerkraft ganze Ozeane an. Das ist eine unbestreitbare Kraft. Oft hört man dann das Argument: „Ein Baum hat doch auch Wasser, also muss der Mond ihn beeinflussen!“ Das klingt logisch, ist aber physikalisch etwas wackelig. Die Gezeitenkräfte wirken vor allem auf riesige, frei bewegliche Wassermassen. Die paar Liter in einem Baumstamm? Da ist die Anziehungskraft eines vorbeifahrenden LKWs stärker.

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Viel spannender ist für mich ein anderer Gedanke: der Saftkreislauf im Baum. Im Winter, während der Vegetationsruhe, ist dieser Kreislauf sowieso stark reduziert. Und genau hier setzt die alte Lehre an. Sie besagt, dass der abnehmende Mond die Säfte im Baum zusätzlich nach unten in die Wurzeln „zieht“. Der Baum steht also weniger „im Saft“. Einige renommierte technische Hochschulen fanden in Studien keine signifikanten Unterschiede, andere kleinere Untersuchungen deuten aber sehr wohl auf veränderte Eigenschaften hin. Als Praktiker sage ich: Ich muss nicht auf den letzten wissenschaftlichen Segen warten. Wenn eine Methode über Generationen hinweg besseres Material liefert, dann nutze ich sie. Der Beweis liegt für mich im fertigen Möbel, das Jahrzehnte überdauert.

Die Regeln der Kunst: Wann und wie man Mondholz gewinnt

Die wichtigste Regel betrifft den Zeitpunkt der Fällung. Das beste Holz bekommt man, wenn man ein paar Dinge beachtet:

  • Immer bei abnehmendem Mond: Also in den zwei Wochen zwischen Vollmond und Neumond.
  • Am besten kurz vor Neumond: An diesen Tagen soll der Saftdruck im Stamm am allergeringsten sein.
  • Nur in den Wintermonaten: Klassischerweise von November bis Februar, wenn der Baum in der Saftruhe ist.

Ach ja, und dann gibt es da noch die alten Überlieferungen zu den Tierkreiszeichen. Das geht für viele schon in den Bereich der Esoterik, aber der Vollständigkeit halber: Alte Forstregeln besagen, dass Holz für Bauten am besten im Zeichen des Steinbocks geschlagen wird, feines Schreinerholz im Zeichen der Waage und Holz, das nicht faulen soll (z. B. für Brunnen), im Zeichen der Fische. Ob man daran glaubt oder nicht – spannend ist es allemal.

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Warum der ganze Aufwand? Die Vorteile in der Werkstatt

Ein Baum, der voll im Saft steht, hat viel Zucker und Eiweiß im Stamm – ein Festmahl für Pilze und Insekten. Fällt man ihn aber zum richtigen Zeitpunkt, ist der Nährstoffgehalt viel geringer. Und das führt zu Vorteilen, die ich jeden Tag in meiner Arbeit sehe:

  • Es arbeitet weniger: Das Holz neigt viel weniger zu Rissen und Verformungen. Das ist Gold wert für passgenaue Verbindungen oder massive Dielenböden, die plan bleiben müssen.
  • Es ist widerstandsfähiger: Weniger Nährstoffe bedeuten weniger Interesse von Pilzen und Schädlingen. Viele alte Dachstühle aus Mondholz stehen seit Jahrhunderten ohne eine Spur von Chemie.
  • Es fühlt sich besser an: Oft ist das Holz dichter und härter. Beim Hobeln bekommt es einen feinen, fast seidigen Glanz.

Ich erinnere mich an einen Auftrag vor einigen Jahren: eine riesige Bibliothek aus massiver Eiche. Wir haben das Holz von einem Waldbauern bezogen, der diese Regeln noch lebt. Im Januar vor Neumond gefällt. Danach ließ man die Stämme noch mit Ästen ein paar Wochen liegen, damit die Blätter die letzte Feuchtigkeit aus dem Holz ziehen. Die Verarbeitung war ein Traum. Die Bretter blieben kerzengerade. Im Gegensatz dazu hatte ich mal ein Projekt mit konventionell geschlagenem Buchenholz für ein paar Regale. Trotz sorgfältiger Trocknung hat es sich nach einem halben Jahr im beheizten Wohnzimmer leicht verzogen. Eine kleine, aber ärgerliche Welle war drin. Das ist der Unterschied, den ich meine.

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Woher bekomme ich Mondholz und was kostet der Spaß?

Jetzt zur Gretchenfrage: Wo kriegt man das Zeug her und ist es unbezahlbar? Ganz ehrlich: Es ist nicht so einfach wie im Baumarkt um die Ecke, aber es ist machbar.

Am besten fährst du zu spezialisierten Sägewerken oder Waldbauern, besonders in den Alpenregionen, wo die Tradition noch sehr lebendig ist. Es gibt auch einige Online-Händler, die sich darauf spezialisiert haben. Und ja, es kostet mehr. Rechne mal mit einem Aufpreis von etwa 15 % bis 30 % im Vergleich zu Standard-Schnittholz. Das liegt am höheren Aufwand bei der Fällung und der oft längeren, schonenderen Lagerung.

Kleiner Tipp beim Kauf: Vertrauen ist hier das A und O, denn ein offizielles, flächendeckendes „Mondholz-Siegel“ gibt es nicht. Aber es gibt ein paar Dinge, auf die du achten kannst:

  1. Frag den Verkäufer direkt nach dem genauen Fällzeitpunkt (Monat und Mondphase). Ein seriöser Anbieter kennt diese Daten.
  2. Schau dir die Lagerung an. Liegt das Holz sauber gestapelt, luftig und überdacht? Das ist ein Zeichen für Sorgfalt.
  3. Sei bei extremen Billigangeboten misstrauisch. Gutes Mondholz hat seinen Preis.

Und ja, auch als Hobby-Handwerker kannst du fündig werden! Du musst nicht gleich einen ganzen Stamm kaufen. Viele Anbieter verkaufen Mondholz auch als einzelne Bretter oder Bohlen. Perfekt für das nächste Herzensprojekt.

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Gutes Holz will Weile haben: Die Trocknung

Die Fällung ist nur der Anfang. Mondholz wird traditionell ganz langsam an der Luft getrocknet, geschützt vor Regen, aber gut durchlüftet. Die Faustregel lautet: pro Zentimeter Holzdicke ein Jahr Trocknungszeit. Eine 5 cm dicke Eichenbohle braucht also gut fünf Jahre! Moderne technische Trockenkammern schaffen das in Wochen, aber dieser schnelle Feuchtigkeitsentzug erzeugt Stress im Holz. Oft kombinieren wir beides: ein paar Jahre an der Luft vortrocknen und dann eine sanfte technische Nachtrocknung auf die 8-10 % Holzfeuchte, die man für Möbel im Innenbereich braucht.

Das Mond-Wissen für deinen Garten

Auch wenn du keine Werkstatt hast, kannst du die alten Regeln super im Garten anwenden. Einen Mondkalender findest du easy online oder als App. Die Logik dahinter ist ganz einfach:

Für alles, was nach oben strebt (zunehmender Mond): In dieser Phase geht die Kraft in die oberen Pflanzenteile. Perfekt also, um Blattgemüse, Früchte und Blumen zu säen oder zu pflanzen. Schnittblumen, die du jetzt schneidest, halten in der Vase übrigens auch länger.

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Für die Kraft in den Wurzeln (abnehmender Mond): Jetzt wandert die Energie nach unten. Die ideale Zeit für alles, was unter der Erde wächst: Kartoffeln, Karotten, Radieschen. Auch Bäume und Sträucher pflanzen ist jetzt super, weil sie kräftig anwurzeln. Und, kleiner Geheimtipp: Unkrautjäten ist jetzt viel effektiver, weil es nicht so schnell wiederkommt!

Handwerk kommt vor Aberglaube

Achtung, jetzt kommt der wichtigste Satz des ganzen Artikels: Das beste Mondholz nützt dir gar nichts, wenn die handwerkliche Ausführung schlampig ist. Ein Dachstuhl, bei dem Wasser nicht sauber abfließen kann, fault dir weg – Mond hin oder her. Die Prioritäten sind glasklar: Erst kommt die gute Planung, dann die saubere Verarbeitung und DANN, als i-Tüpfelchen, die Wahl des Mondholzes. Es ist die Kür, nicht die Pflicht.

Noch ein klares Wort zur Sicherheit: Dieser Artikel ist keine Anleitung zum Baumfällen! Das ist eine extrem gefährliche Arbeit für absolute Profis mit Ausbildung und Schutzausrüstung. Bitte beauftrage dafür immer einen gelernten Forstwirt.

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Für mich ist die Arbeit mit Mondholz am Ende ein Ausdruck von Respekt. Respekt vor dem Baum, dem Material und dem Wissen unserer Vorfahren. Und dieser Respekt, der steckt dann in jedem Möbelstück, das meine Werkstatt verlässt. Und darauf kommt es an.

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Schon die Geigenbaumeister wie Stradivari sollen ihr Holz nach dem Mondkalender ausgewählt haben. Man sagt, das Geheimnis des unvergleichlichen Klangs liege nicht nur im Lack, sondern auch im perfekt getimten Schnitt des Ahorns und der Fichte.

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Die alten Regeln sind überraschend präzise. Für das beste Bau- und Möbelholz gilt:

  • Ideale Schlagzeit: Die wenigen Tage vor dem Neumond im Winter (Dezember/Januar), idealerweise bei abnehmendem Mond und in einem absteigenden Tierkreiszeichen (Stier, Jungfrau, Steinbock).
  • Begründung: Die Säfte des Baumes haben sich in die Wurzeln zurückgezogen, das Holz ist „trockener“ und arbeitet später weniger.
  • Zu meiden: Zunehmender Mond, besonders Vollmond. Das Holz ist dann „saftiger“ und anfälliger für Schädlinge und Rissbildung.
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Ist Mondholz nicht unbezahlbar?

Zugegeben, der gezielte Holzeinschlag zu bestimmten, oft wenigen Tagen im Jahr und die längere, natürliche Trocknung machen Mondholz in der Anschaffung teurer als industriell verarbeitete Standardware. Man muss mit einem Aufpreis von etwa 15 bis 30 Prozent rechnen. Doch viele Tischler und Bauherren sehen es als Investition: Die höhere Formstabilität und die natürliche Schädlingsresistenz können spätere Kosten für Reparaturen oder chemischen Holzschutz einsparen. Es ist eine Frage der Priorität – Langlebigkeit und Wohngesundheit gegen den reinen Materialpreis.

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Mondholz: Wird langsam und schonend an der Luft getrocknet. Die Zellstruktur bleibt entspannt und offenporig. Das Holz gilt als dimensionsstabiler, rissärmer und von Natur aus resistenter gegen Pilze und Insekten.

Kammergetrocknetes Holz: Wird technisch schnell bei hohen Temperaturen getrocknet. Das kann zu Spannungen im Holzgefüge führen, die sich später durch Verziehen oder Reißen bemerkbar machen können.

Für den Handwerker bedeutet das oft: Mondholz ist „ruhiger“ und berechenbarer in der Verarbeitung.

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Wer einmal in einem Raum mit viel Mondholz – etwa aus Zirbe – geschlafen hat, spricht oft von einer besonderen Art der Ruhe. Das Material scheint die Luftfeuchtigkeit auf natürliche Weise zu regulieren und strahlt eine Wärme aus, die über die reine Oberflächentemperatur hinausgeht. Es ist kein Hokuspokus, sondern die simple Physik eines offenporigen, „atmenden“ Naturmaterials, das in seinem ursprünglichsten Zustand belassen wurde.

Pionier aus Überzeugung: Der österreichische Holz-Visionär Erwin Thoma hat dem Mondholz zu neuer Bekanntheit verholfen. Sein patentiertes Bausystem „Holz100“ verwendet ausschließlich mondphasengerecht geschlagenes, leim- und metallfreies Massivholz. Das Ergebnis sind Häuser mit nachweislich besserem Raumklima und einer besonderen, wohltuenden Atmosphäre, die ganz auf die Kraft der Natur setzen.

Angela Schmidt

Nach dem Abschluss meines Studiums für Journalismus an der Uni- München, arbeite ich freiberuflich für diverse Formate und Produktionen. Freshideen ist für mich ein gegenseitiges Langzeitprojekt, mit dem ich meinen Alltag viel schöner gestalte. Die Themen der Nachhaltigkeit und der Umwelt bewegen mich am meisten, aber auch die kreativen DIY Ideen finden Platz in meinem Herzen.