Kleine Wohnung, riesen Potenzial: So wird deine Bude zum echten Raumwunder
Ich hab in meiner Laufbahn schon unzählige Wohnungen gesehen. Riesige Lofts, in denen sich die Möbel verloren haben, und winzige Einzimmer-Appartements, die sich größer anfühlten als so manche Drei-Zimmer-Wohnung. Und ganz ehrlich? Die gefühlte Größe hat oft erstaunlich wenig mit der reinen Quadratmeterzahl zu tun.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Das Fundament für alles: Erst messen, dann träumen
- 2 Die unsichtbaren Helfer: Wie Licht und Farbe den Raum formen
- 3 Was unter die Füße kommt: Der Boden als heimlicher Star
- 4 Möbel, die mitdenken: Multifunktionalität ist King
- 5 Kein Bohrer, kein Problem: Geniale Tricks für deine Mietwohnung
- 6 Wann du den Held spielst – und wann du den Profi rufst
- 7 Ein letzter Gedanke…
- 8 Bildergalerie
Es ist eine Frage der cleveren Planung, des Lichts und ein paar handwerklicher Kniffe. Viele denken, man muss für eine kleine Wohnung einfach nur winzige Möbel kaufen. Das ist ein Riesenfehler. Eine kleine Wohnung einzurichten, ist eher wie der Bau eines präzisen Uhrwerks: Jedes Teil muss perfekt sitzen und eine klare Aufgabe haben. Vergessen wir mal die schnellen Tricks aus den Hochglanzmagazinen und reden wir Klartext darüber, wie du aus wenig Platz ein richtig geiles Zuhause machst.
Das Fundament für alles: Erst messen, dann träumen
Bevor du auch nur einen Gedanken an ein Sofa verschwendest, kommt der wichtigste Schritt: der Grundriss. Das ist keine Option, das ist Pflicht. Ich hab Leute erlebt, die teure Möbel bestellt haben, die dann nicht mal durchs Treppenhaus passten. Solche Pannen sind nicht nur ärgerlich, sondern vor allem teuer.

Dein Grundriss: Die Schatzkarte für deine Wohnung
Schnapp dir ein Maßband, Stift und kariertes Papier. Noch besser, investier ein paar Euro in ein Lasermessgerät. Gute Einsteigergeräte von Bosch oder Stanley bekommst du schon für 30 bis 50 Euro im Baumarkt. Das Geld ist tausendmal besser angelegt als in einem Möbelstück, das am Ende nicht passt. Achte beim Ausmessen auf wirklich ALLES:
- Wandlängen: Jede einzelne, ohne Ausnahme.
- Deckenhöhe: Absolut entscheidend, wenn du in die Höhe bauen willst.
- Türen & Fenster: Nicht nur die Größe, sondern auch, in welche Richtung sie aufgehen. Eine nach innen schwingende Tür klaut dir locker einen Quadratmeter Nutzfläche.
- Störenfriede: Heizkörper, Rohre, Nischen oder seltsame Vorsprünge. Jedes Detail zählt!
- Anschlüsse: Wo sind Steckdosen, Lichtauslässe, Internet? Das bestimmt oft, wo später dein Schreibtisch oder Fernseher stehen kann.
Zeichne alles maßstabsgetreu auf. Ein Maßstab von 1:50 ist super (das heißt, 2 cm auf dem Papier sind 1 Meter in der Realität). Alternativ gibt es auch coole Online-Raumplaner wie SketchUp Free oder Roomle, mit denen du digital spielen kannst.

Kleiner Meister-Tipp für heute Abend: Nimm dir Malerkrepp und klebe die Umrisse deines Traumsofas direkt auf den Boden. Lass es mal einen Tag so. Du wirst sofort spüren, ob es Laufwege blockiert oder sich einfach falsch anfühlt. Kostet fast nichts, erspart aber riesigen Ärger.
Definiere deine Zonen
Auch in der kleinsten Bude wird geschlafen, gegessen, gearbeitet und gechillt. Leg diese Zonen auf deinem Plan fest. Wo ist es am ruhigsten für den Schlafbereich? Wo hast du das beste Licht für den Arbeitsplatz? Diese gedankliche Aufteilung gibt deinem Raum eine klare Struktur und hilft dir später, die richtigen Möbel zu finden.
Die unsichtbaren Helfer: Wie Licht und Farbe den Raum formen
Jeder weiß: Helle Farben machen Räume größer. Aber warum eigentlich? Das ist reine Physik. Helle Flächen werfen mehr Licht zurück, dunkle schlucken es. Ein Raum, in dem das Licht tanzen kann, fühlt sich einfach offener und luftiger an.
Mehr als nur Weiß: Der magische LRV-Wert
Im Handwerk arbeiten wir mit Kennzahlen. Eine super wichtige ist der Lichtreflexionsgrad (LRV). Der sagt dir in Prozent, wie viel Licht eine Farbe reflektiert. Reines Weiß hat einen LRV von über 85. Ein sattes Anthrazit liegt vielleicht bei unter 10. Für kleine Räume würde ich immer Wandfarben mit einem LRV von mindestens 70 empfehlen. Frag einfach mal im Fachhandel danach, die wissen Bescheid. Gute Erfahrungen habe ich mit den Premium-Marken wie Caparol oder Brillux gemacht, aber auch die besseren Eigenmarken der Baumärkte haben oft passende Produkte. Das muss übrigens nicht immer Weiß sein – es gibt auch wunderschöne helle Grau-, Greige- oder Pastelltöne, die den Job machen.

Ein Tipp aus der Werkstatt: Streich die Decke immer einen Tick heller als die Wände oder einfach reinweiß. Das hebt sie optisch an. Aber Achtung! Vermeide glänzende Farben an Wänden, die nicht 100% glatt sind. Jeder kleine Makel wird dadurch brutal betont. Eine matte oder seidenmatte Farbe ist da viel verzeihender.
Schaff dir Lichtinseln!
Eine einzige Funzel an der Decke macht jeden Raum platt und ungemütlich. Arbeite stattdessen mit mehreren Lichtquellen, um Tiefe zu erzeugen:
- Grundbeleuchtung: Dimmbare Spots oder eine schlichte Deckenleuchte mit neutralweißem Licht (um die 4000 Kelvin) für die allgemeine Helligkeit.
- Zonenlicht: Eine gemütliche Stehlampe mit warmweißem Licht (ca. 2700 Kelvin) in der Leseecke schafft eine einladende Insel.
- Arbeitslicht: Eine helle Schreibtischlampe fördert die Konzentration und schont die Augen.
Mit diesen Lichtinseln gliederst du den Raum abends ganz automatisch und schaffst eine wahnsinnig gemütliche Atmosphäre.
Was unter die Füße kommt: Der Boden als heimlicher Star
Der Rat, in der ganzen Wohnung den gleichen Boden zu verlegen, ist Gold wert. Jeder Materialwechsel ist eine optische Bremse für das Auge und zerstückelt den Raum. Ein durchgehender Boden verbindet alles und lässt die Wohnung sofort größer und ruhiger wirken. Die Verlegerichtung ist auch ein einfacher Trick: Längs verlegte Dielen strecken einen schmalen Raum, quer verlegte lassen ihn breiter wirken.

Helle Holzböden sind super, aber auch moderne Vinyl- oder Linoleumböden sind robust, pflegeleicht und sehen heute richtig gut aus. Achte hier auf die Nutzungsklasse – für den Wohnbereich sollte es mindestens die Klasse 23 sein.
Möbel, die mitdenken: Multifunktionalität ist King
In einer kleinen Wohnung hat kein Möbelstück das Recht, nur eine einzige Sache zu können. Hier ist Kreativität gefragt!
Die Preisfrage: Maßanfertigung vs. Möbelhaus
Ein raumhoher Einbauschrank vom Tischler ist natürlich die Königslösung. Er nutzt jeden Millimeter und schafft unfassbar viel Stauraum. Aber jetzt mal Butter bei die Fische: Was kostet der Spaß?
Grob kannst du bei einer guten Maßanfertigung mit 800 € bis 1.500 € pro laufendem Meter rechnen, je nach Material und Innenausstattung. Zum Vergleich: Eine hochwertige IKEA PAX-Lösung liegt vielleicht bei 300 € bis 500 € pro Meter. Der große Unterschied? Die Maßanfertigung passt perfekt, nutzt auch komische Nischen und ist für die Ewigkeit gebaut. Meine Schränke überleben drei Umzüge, das schwedische Modell oft nicht mal den ersten Abbau. Es ist eine Investition, die sich langfristig rechnet.

Eine günstigere Alternative sind Modulsysteme, die du selbst konfigurieren kannst. Sie sind flexibler als Billigmöbel, nutzen den Raum aber nie so perfekt wie eine Maßanfertigung.
Geniale Ideen aus der Praxis
- Das Podestbett: Bau ein Podest, auf dem die Matratze liegt. Der gesamte Raum darunter wird mit riesigen Schubladen zum unsichtbaren Kleiderschrank.
- Der Klapptisch an der Wand: Ein Klassiker, der immer funktioniert. Perfekt als kleiner Essplatz oder zusätzlicher Arbeitsplatz.
- Die Fensterbank als Sitzplatz: Eine gepolsterte Bank am Fenster ist nicht nur mega gemütlich, der Hohlraum darunter ist der ideale Stauraum für Schuhe oder Decken.
Kein Bohrer, kein Problem: Geniale Tricks für deine Mietwohnung
Die meisten Tipps klingen super, aber was, wenn du zur Miete wohnst und keine Wände einreißen darfst? Kein Stress, auch dafür gibt es Lösungen, die du beim Umzug einfach mitnimmst:
- Möbel auf Beinen: Wähle Sofas, Kommoden und Sideboards mit schlanken, hohen Füßen. Wenn man den Boden darunter sehen kann, wirkt der ganze Raum sofort luftiger und leichter.
- Spiegel-Magie: Ein riesiger Spiegel muss nicht an die Wand gebohrt werden. Lehne ihn einfach lässig an. Gegenüber einem Fenster platziert, verdoppelt er das Licht und die gefühlte Raumgröße.
- Textile Raumteiler: Ein großer Teppich definiert die Wohnzimmer-Insel klarer als jedes Möbelstück. Er schafft Struktur, ohne im Weg zu sein.
- Freistehende Regale: Ein hohes, aber offenes und filigranes Regal kann den Schlaf- vom Wohnbereich trennen, ohne Licht zu schlucken. Wichtig: Nicht komplett vollstellen!

Wann du den Held spielst – und wann du den Profi rufst
Selbermachen ist super, aber man muss seine Grenzen kennen.
Sichere DIY-Projekte:
- Streichen: Kannst du definitiv selbst machen. Einfach sauber abkleben, dann klappt das schon.
- Möbel aufbauen: Mit Geduld und dem richtigen Werkzeug absolut machbar.
- Regale aufhängen: Informiere dich vorher, was für eine Wand du hast. Eine Rigipswand braucht andere Dübel als eine massive Ziegelmauer!
Finger weg! Hier brauchst du einen Fachmann:
- Elektrik & Wasser: Absolutes No-Go! Das ist lebensgefährlich, kann deinen Versicherungsschutz kosten und riesige Schäden verursachen. Das ist IMMER ein Job für Profis.
- Maßgefertigte Einbauten: Hier geht es um Millimeter. Ein kleiner Messfehler, und das ganze teure Projekt ist hinüber. Überlass das dem Tischler.
- Wände entfernen: Du denkst darüber nach, eine Wand rauszureißen? HOL DIR EINEN STATIKER! Das ist nicht nur Vorschrift, sondern überlebenswichtig.
Übrigens: Eine Beratungsstunde bei einem Innenarchitekten oder Handwerksmeister kostet vielleicht 100 bis 200 Euro, kann dir am Ende aber Tausende durch vermiedene Fehlkäufe sparen.

Ein letzter Gedanke…
Eine kleine Wohnung einzurichten, ist eine der coolsten Aufgaben überhaupt. Es ist eine Übung in Effizienz und Kreativität. Es geht nicht darum, zu verzichten, sondern darum, bewusste und kluge Entscheidungen zu treffen. Eine gut durchdachte, kleine Wohnung hat oft mehr Charakter und Seele als ein riesiges, unpersönliches Haus. Es ist die Kunst, das Wesentliche zu erkennen und ihm den perfekten Platz zu geben.
Bildergalerie



Der Acryl-Trend, den du in der Galerie siehst, ist kein Zufall. Möbel aus transparentem Material wie Acrylglas oder Polycarbonat sind die Superhelden kleiner Wohnungen. Sie erfüllen ihre Funktion, ohne den Raum optisch zu blockieren. Ein Klassiker wie der Stuhl „Louis Ghost“ von Kartell oder ein einfacher Beistelltisch wirkt fast unsichtbar und lässt den Blick frei durch den Raum schweifen. Das Ergebnis: mehr Leichtigkeit und eine gefühlte Weite, selbst im engsten Winkel.


- Ein großer, heller Teppich kann einen Raum optisch zusammenführen und größer wirken lassen.
- Schwebende Regale oder wandmontierte Nachttische schaffen Bodenfreiheit und Leichtigkeit.
- Ein runder Esstisch spart Ecken und verbessert den „Flow“ im Raum.
Das Geheimnis? Es geht darum, den Boden als freie Fläche zu inszenieren. Jedes Möbelstück, das den Boden nicht berührt, trickst das Auge aus und vermittelt ein Gefühl von mehr Platz.



Muss in einer kleinen Wohnung wirklich alles weiß sein?
Nein, das ist ein hartnäckiger Mythos! Während Weiß den Raum hell macht, kann es auch steril wirken. Eine mutige, dunkle Farbe an einer einzelnen Wand (oder sogar im ganzen Raum, „Color Drenching“ genannt) kann die Grenzen verschwimmen lassen und eine unglaublich gemütliche, höhlenartige Atmosphäre schaffen. Besonders in Schlafnischen funktioniert das hervorragend und lässt den Raum paradoxerweise tiefer und edler erscheinen. Ein tiefes Marineblau oder ein sattes Waldgrün sind hier oft wirkungsvoller als ein klinisches Weiß.


„80 % unserer medizinischen Ausgaben in der westlichen Welt sind für stressbedingte Krankheiten bestimmt. Ein unordentliches Zuhause ist einer der Hauptfaktoren für chronischen Stress.“
Diese Aussage des Soziologen Dr. Randy O. Frost unterstreicht, warum Ordnung in kleinen Räumen so entscheidend ist. Es geht nicht nur um Optik. Jeder Gegenstand ohne festen Platz wird zu visuellem Lärm, der das Gehirn unterbewusst belastet. In einer kleinen Wohnung ist dieser Effekt potenziert. Intelligente, geschlossene Aufbewahrungslösungen sind also keine Option, sondern eine Investition in dein Wohlbefinden.



Der Kardinalfehler: Zu viele kleine Möbelstücke. Es klingt logisch – kleiner Raum, kleine Möbel. Doch das Ergebnis ist oft ein unruhiger „Puppenstuben-Effekt“, der den Raum noch winziger wirken lässt.
- Setze stattdessen auf weniger, aber dafür größere und wohlproportionierte Stücke.
- Ein großes Sofa ist oft besser als zwei kleine Sessel.
- Ein einziges großes Kunstwerk wirkt eindrucksvoller als eine vollgehängte Bilderwand.


Wichtiger Punkt: Die richtige Teppichgröße ist entscheidend. Ein zu kleiner Teppich, der wie eine einsame Insel vor dem Sofa liegt, lässt den Raum zerstückelt und enger erscheinen. Die Faustregel: Der Teppich sollte so groß sein, dass mindestens die Vorderbeine aller Sitzmöbel darauf Platz finden. Das verbindet die Möbelgruppe zu einer Einheit und definiert den Bereich klar, wodurch der gesamte Raum größer und harmonischer wirkt.



Das Schlafsofa: Oft klobig, mit kompliziertem Mechanismus und mäßigem Komfort.
Das Daybed: Eine stilvolle Alternative. Tagsüber ein minimalistisches Sofa, oft mit schlanken Linien, nachts ein vollwertiges Einzelbett. Modelle wie das „Frame Daybed“ von an JYSK oder das „ASARUM“ von IKEA bieten oft zusätzlichen Stauraum in Schubladen darunter – perfekt für Bettwäsche.
Für Gäste die selten übernachten, ist ein Daybed oft die elegantere und platzsparendere Lösung.


Denk bei der Beleuchtung in Ebenen, genau wie ein Lichtdesigner. Eine einzelne Deckenleuchte wirft harte Schatten und lässt den Raum flach wirken. Kombiniere stattdessen verschiedene Lichtquellen:
- Grundbeleuchtung: Eine dimmbare Deckenleuchte für allgemeine Helligkeit.
- Akzentlicht: Eine Stehlampe, die eine Ecke erhellt, oder Spots, die ein Bild anstrahlen.
- Funktionslicht: Eine Leselampe neben dem Sessel oder eine Unterbauleuchte in der Küche.



Wie schaffe ich Zonen in meinem Einzimmer-Apartment, ohne Wände zu ziehen?
Die Kunst liegt in der optischen Abgrenzung. Nutze einen Teppich, um den Wohnbereich vom Rest des Raumes zu separieren. Ein offenes Regal, wie das „Kallax“ von IKEA, kann als luftiger Raumteiler dienen, der Licht durchlässt, aber dennoch eine klare Trennung zwischen Schlaf- und Arbeitsbereich schafft. Auch eine strategisch platzierte große Pflanze oder eine schlanke Stehlampe kann eine unsichtbare Grenze ziehen und dem Raum Struktur geben.


Spiegel verdoppeln nicht nur das Licht, sie verdoppeln auch den Raum – wenn sie richtig platziert sind.



Schau nach oben! Die Deckenhöhe ist deine ungenutzte Ressource. Hochgebaute, schmale Regalsysteme wie das IVAR von IKEA oder das filigrane String-System nutzen die Vertikale und ziehen den Blick nach oben. Das lässt den Raum höher und luftiger erscheinen. Auch Vorhänge sollten so hoch wie möglich, direkt unter der Decke, angebracht werden – das streckt die Wände optisch und lässt die Fenster größer wirken.


- Filtert das Tageslicht weich und sorgt für Privatsphäre.
- Verdeckt bei Bedarf eine unschöne Aussicht.
- Fügt Textur und Wärme hinzu, ohne aufzutragen.
Das Geheimnis? Ein leichter, halbtransparenter Leinen- oder Voile-Vorhang. Wähle ihn in einer Farbe, die nur eine Nuance von der Wandfarbe abweicht. Das schafft einen sanften, harmonischen Übergang und vermeidet harte Kanten, die den Raum kleiner machen.



Der Trick mit den runden Formen: In kleinen, eckigen Räumen können Möbel mit abgerundeten Kanten wahre Wunder wirken. Ein runder Esstisch, ein Sessel mit geschwungener Lehne oder ein Couchtisch mit ovaler Platte brechen die strengen Linien auf und erleichtern die Laufwege. Sie wirken weicher, einladender und beanspruchen optisch weniger Raum als ihre kantigen Pendants.


Wichtiger Punkt: Unterschätze niemals den Flur! Auch wenn er winzig ist, ist er das Erste, was du und deine Gäste sehen. Statt ihn zu vernachlässigen, mach ihn zu einem funktionalen Schmuckstück. Ein superflacher Schuhschrank wie der „TRONES“ von IKEA, ein schönes Schlüsselbrett und ein schmaler Spiegel werten den Bereich auf und verhindern, dass sich das Chaos schon an der Tür staut.



„Ma“ (間) ist ein zentrales Konzept der japanischen Ästhetik und beschreibt die Schönheit und Bedeutung von Leerräumen.
In der Praxis für kleine Wohnungen bedeutet das: Widerstehe dem Drang, jede Lücke zu füllen. Eine bewusst leer gelassene Wand oder eine freie Ecke kann mehr zur Raumwirkung beitragen als jedes zusätzliche Möbelstück. Diese „Pause“ für das Auge schafft Ruhe, Luxus und ein Gefühl von Weite.


Du hast eine unschöne Nische oder einen seltsamen Vorsprung?
Perfekt! Anstatt dich darüber zu ärgern, nutze diese architektonischen Eigenheiten. Eine Nische ist der ideale Ort für passgenaue Regalböden, die vom Boden bis zur Decke reichen und so zu einer integrierten Bibliothek werden. Ein kleiner Mauervorsprung kann mit einer schmalen Konsole oder einem Wandboard zu einem Mini-Arbeitsplatz oder einer Kaffeebar umfunktioniert werden. So wird aus einem Störfaktor ein charakterstarkes Merkmal.



IKEA-Klassiker IVAR: Unbehandeltes, günstiges Kiefernholz. Extrem anpassbar, kann gestrichen, gebeizt und beliebig erweitert werden. Ideal für Keller oder Abstellkammer, aber mit etwas Kreativität auch im Wohnraum einsetzbar.
Design-Ikone String Pocket: Filigranes, modulares System mit den charakteristischen Seitenleitern. Deutlich teurer, aber ein zeitloses Design-Statement. Perfekt für eine kuratierte Sammlung von Büchern und Deko-Objekten.
Für reinen Stauraum gewinnt IVAR, für sichtbare Ästhetik hat String die Nase vorn.


Die „Eine rein, eine raus“-Regel ist dein bester Freund gegen schleichendes Chaos. Sie ist simpel: Jedes Mal, wenn du etwas Neues kaufst (ein T-Shirt, ein Buch, ein Küchengerät), muss ein altes, vergleichbares Teil die Wohnung verlassen. Das zwingt dich zu bewussten Kaufentscheidungen und hält den Bestand an Dingen konstant. So verhinderst du, dass deine clever geplanten Stauräume überquellen.



- Grünlilie (Chlorophytum comosum): Extrem pflegeleicht und luftreinigend, wächst auch in dunkleren Ecken.
- Bogenhanf (Sansevieria): Wächst straff nach oben und braucht kaum Platz in der Breite. Überlebt fast alles.
- Zamioculcas (Glücksfeder): Skulpturale Form, kommt mit wenig Licht aus und muss selten gegossen werden.


Vergiss massive, dunkle Holzmöbel. Setze auf Stücke mit schlanken, sichtbaren Beinen. Ein Sofa auf hohen, filigranen Füßen, ein Sideboard im Mid-Century-Stil oder ein Sessel mit feinem Metallgestell lassen den Blick unter sich hindurchgleiten. Dadurch wird mehr vom Boden sichtbar, was dem Raum sofort eine luftigere und großzügigere Anmutung verleiht.



Ein Hauch von Luxus: Textilien sind der schnellste Weg, um einem kleinen Raum Charakter und Gemütlichkeit zu verleihen, ohne ihn vollzustellen.
- Ein Samtkissen auf dem Sofa sorgt für Tiefe und Eleganz.
- Eine grob gestrickte Wolldecke lädt zum Einkuscheln ein.
- Leinenvorhänge schaffen eine weiche, natürliche Atmosphäre.
Durch den gezielten Einsatz unterschiedlicher Texturen schaffst du eine sinnliche, reiche Umgebung, die von der geringen Quadratmeterzahl ablenkt.


Wohin mit Bettdecken, Wintermänteln oder der Skiausrüstung?
Denk über den Tellerrand deines Kleiderschranks hinaus. Vakuumbeutel sind eine Wunderwaffe, um voluminöse Textilien auf ein Minimum zu komprimieren. Sie passen dann perfekt unter ein Bett mit Stauraum oder auf den obersten Boden des Schranks. Für sperrige Gegenstände kann es sich sogar lohnen, eine kleine externe Lagerbox (Self-Storage) anzumieten. Die monatlichen Kosten sind oft geringer als der Wert des Platzes, den du in deiner Wohnung gewinnst.



Der durchschnittliche Deutsche besitzt 10.000 Gegenstände.
Diese oft zitierte Zahl macht deutlich: Wir ertrinken in Dingen. In einer kleinen Wohnung ist bewusster Konsum kein Trend, sondern eine Notwendigkeit. Bevor du etwas kaufst, frage dich: „Brauche ich das wirklich? Habe ich einen festen Platz dafür? Macht es mein Leben besser?“ Oft ist die Antwort ein klares Nein.


Wandfarben von Farrow & Ball oder Little Greene sind zwar teurer, aber ihre Pigmentdichte ist unübertroffen. In kleinen Räumen, wo das Licht oft eine Herausforderung ist, entfalten diese Farben eine besondere Tiefe und verändern sich je nach Tageszeit auf faszinierende Weise. Eine kleine Investition in einen Eimer Farbe wie „Hague Blue“ kann einem Raum mehr Charakter verleihen als ein neues Möbelstück.

- Sitzbänke mit aufklappbarer Sitzfläche im Essbereich oder Flur.
- Ein Hocker, der auch als Beistelltisch dient und innen hohl ist.
- Bettkästen, die den gesamten Raum unter der Matratze nutzen.
Der Schlüssel ist, Möbel zu wählen, deren Hauptfunktion eine zweite, unsichtbare Funktion verbirgt. So gewinnst du Stauraum an Orten, an denen du ihn nie vermutet hättest.




